Wind-Portrait: Der Schirokko (Mittelmeer)

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Die Blauwasser-Redaktion recherchiert, produziert und veröffentlicht praxisnahe Themen rund um das Reisen auf dem Wasser. Das Team besteht aus erfahrenen Seglern und Experten.

Der Schirokko ist der Atem der Sahara

Der Schirokko („heißer Wüstenwind aus Süd“) ist ein heißer, zunächst trockener, aus südlicher Richtung wehender, oft mit Staub oder Sand beladener Wind, der von der Sahara kommt und im Mittelmeerraum auftritt. Die Menschen geben ihm viele Namen: Leveche (Spanien), Jugo (Kroatien), Calima (auf den kanarischen Inseln), Chili oder Chehili (in Nordafrika). Der Schirokko präsentiert sich gegenüber Seglern insgesamt manierlich, aber „schmutzig“.

Von der Sahara weht der Schirokko zum Mittelmeer. ©Sönke Roever

Durch den Schirokko ist die Luft diesig und schwül

Die guten „Manieren“ des Schirokkos beruhen auf seiner Gleichmäßigkeit. Meistens zeigt er sich im Frühjahr, Frühsommer und Herbst. Von der Sahara her kommt der Schirokko aus südlicher bis südöstlicher Richtung zum Mittelmeer. Durchschnittlich liegt die Windstärke konstant bei circa 25 Knoten (sechs Beaufort) und darunter, selten wird Sturmstärke erreicht. Gewöhnlich dauert der Schirokko fünf bis sieben Tage an.

Allerdings ist der Wüstenwind kein sauberer Reisender. Der aus der Sahara mitgeführte Sand führt oft zu einer gelblich-rötlich-bräunlichen Verfärbung der Luft. Die Sicht kann durch die diesige, staubige Luft erheblich eingeschränkt sein. An der nordafrikanischen Küste ist der Schirokko noch trocken und heiß. Über dem Mittelmeer nimmt er dann sehr viel Feuchtigkeit auf und wird dadurch zunehmend schwül. Gelangt der Schirokko dann an Gebirge und wird zum Aufstieg gezwungen, kommt es zu starken Niederschlägen. In den Mittelmeerländern kann dann die Mischung aus Feuchtigkeit und Wüstensand zum sogenannten „Blutregen“ führen, sichtbar an einer gelblich-roten Färbung zum Beispiel auf Autos und Fensterscheiben.

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Die Temperatur bestimmt die Stärke des Schirokkos

Der Schirokko zählt zu den synoptischen Winden im Mittelmeerraum, was bedeutet, dass er wie beispielsweise der Meltemi auch aus der Großwetterlage hervorgeht. Oder anders formuliert: Voraussetzung für seine Entstehung sind bestimmte Wetterlagen.

Der Schirokko entwickelt sich aus der Druckdifferenz zwischen einem kühlen Tiefdruckgebiet über Südeuropa oder Nordafrika und der heißen Luft über der Sahara. Je größer der Temperaturunterschied ist, desto stärker sind die Ausgleichsströmung und somit der Schirokko. Aus diesem Grund tritt er in den Übergangsjahreszeiten häufiger auf.

Ein Tiefdruckgebiet über Nordafrika (rotes „L“ am unteren Bildrand) kann ursächlich für den Schirokko sein. ©WetterWelt

Der Schirokko kündigt sich übers Barometer an

Von Vorteil ist, dass sich der Wind langsam aufbaut. Erst nach etwa zwei Tagen wird die volle Wirkungskraft erreicht. Zu erkennen ist der Schirokko an einem permanent und langsam fallenden Barometer und steigender Luftfeuchtigkeit. Vor allem im Sommer ist die Schwüle unangenehm und wirkt erschlaffend. An den Küsten führt der Schirokko zu Regen und schlechtem Wetter, häufig verbunden mit Gewitter.

Achtung: Die durch den Schirokko entstehenden Wellen sind hoch. Das gilt insbesondere auf hoher See, wo der Wind stärker weht.

Bei Schirokko kann unangenehmer Seegang entstehen. ©Cara-Foto/stock.adobe.com

Auswirkungen für Segler durch den Schirokko

Insgesamt ist der Schirokko durch die konstante Stärke und Richtung gut kalkulierbar und die Gefahr für Segler dadurch geringer als zum Beispiel durch die heftigen Böen der Bora. Der stufenweise Aufbau des Windes erlaubt es uns Seglern, eine geschützte Stelle zu finden, bevor der Schirokko seine volle Kraft entfaltet.

Doch Vorsicht: Zwischen Inseln und Bergen kann der Wind kanalisiert werden und sich ein Düseneffekt bilden. Dies ist vor allem bei den kroatischen Inseln zu beobachten, wo dies zu Sturmstärke führen kann. Die durch den Schirokko vor sich hergeschobene, typische lange Welle verursacht dann besonders in Häfen und Buchten, die nach Südwesten, Süden oder Südosten offen sind, Schwierigkeiten. Riskante Legerwall-Situationen können auftreten und das Passieren einer Hafeneinfahrt kann zu einer Herausforderung werden.

Darstellung des Schirokkos in der Wettersoftware Seaman Pro. ©WetterWelt

Der Schirokko im Steckbrief

Allgemein

  • Wo? Nordafrika und gesamte Mittelmeerregion, Lokalisation ist abhängig von der Örtlichkeit des Tiefs über der Sahara
  • Was? Synoptischer Wind
  • Woher? Aus südlicher bis südöstlicher Richtung
  • Wie stark? Etwa 25 Knoten, in seltenen Fällen auch Sturmstärke
  • Wann? Hauptsächlich im Frühjahr, Frühsommer und Herbst
  • Wie lange? Gewöhnlich 5 bis 7 Tage
Der Schirokko erreicht in der Regel sechs Beaufort. Selten ist die Luft dabei so klar, wie hier. ©Sönke Roever

Entstehung

  • Entsteht durch die Druckdifferenz zwischen Tiefdruckgebiet über Südeuropa oder Nordafrika und der heißen Luft über der Sahara.
  • Je größer der Temperaturunterschied, desto stärker die Ausgleichsströmung und somit der Schirokko

Merkmale

  • Heiß, unangenehm schwül, staubig
  • Gelblich-rötlich-bräunliche Färbung durch Sandstaub
  • Legt langsam zu, hat nach 2 Tagen die maximale Wirkungskraft
  • Langsam und permanent fallendes Barometer
  • Steigende Luftfeuchtigkeit, es wird sehr diesig

Seglerhinweise

  • Extrem schlechte Sicht
  • Lange Dünung kann das Passieren einer Hafeneinfahrt gefährlich machen
  • Legerwall-Situationen beachten und meiden
Hier erreicht der Schirokko die italienische Küste und bringt viel Staub mit. ©Antonio/stock.adobe.com

Fazit

Für Segler ist das Gefahrenpotential des Schirokkos durch die Konstanz der Richtung als auch der Stärke kalkulierbar. Selten bringt der Schirokko mehr als sechs Beaufort, die Welle ist lang. Doch eben diese lange Welle kann Yachten in ungewollte Legerwall-Situationen bringen und die Einfahrt in den Hafen zu einem Risiko gestalten.

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