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Jonathan besegelte zusammen mit seiner Frau Claudia von 2013 bis 2019 die Welt. Sie ließen 25.000 Seemeilen im Kielwasser und befuhren ganze drei Jahre lang ihr Traumrevier: den Pazifik. Neben der klassischen Barfußroute besuchten sie vor allem auch abgelegenere Ziele wie die Osterinsel, die Tuamotus, Kiribati, Tuvalu und die Marshallinseln. 2023 veröffentlichten sie das Buch über ihre Reise „Sieben Farben Blau“. Jonathan arbeitet als Journalist rund um das Thema Segeln und Reisen und ist Referent und Organisator verschiedener Seminare und Vorträge. Seit 2020 ist Jonathan Mitglied der BLAUWASSER.DE-Redaktion.
Sauberes Trinkwasser an Bord ist ein Grundbedürfnis
Trinkwasser ist lebenswichtig, doch wie ist es möglich, ohne Berge von Plastikflaschen oder mehr oder weniger gesundheitsschädlichen Chemikalien im Tank, an Bord einer Yacht eine Versorgung mit sauberem und auch gut schmeckendem Trinkwasser sicherzustellen? Die Wasserqualität an den Wasserhähnen der Marinas schwankt mitunter gewaltig und auch in den Wassertanks an Bord können über die Zeit unangenehme Keime, Gerüche oder Geschmäcker entstehen. Darüber hinaus wird in vielen Ländern Chlor zur Desinfektion dem Leitungswasser beigemischt. Auch das ist keine Freude, es schmeckt nicht nur chemisch, es trocknet auch die Haut beim Duschen aus.
Bei der Entwicklung von Wasserfiltern wurden in den letzten Jahren einige Fortschritte erzielt. Mittlerweile ist es möglich, mit kleinen und einfach zu installierenden Filteranlagen Wasser so weit aufzubereiten, dass es nicht nur bedenkenlos getrunken werden kann, sondern mitunter die Qualität des Wassers in handelsüblichen Plastikflaschen sogar übersteigt. Das spart im Endeffekt nicht nur Geld und Platz an Bord, sondern schont durch die Vermeidung von Plastikflaschen auch nachhaltig die Umwelt.
Filtertypen zur Wasseraufbereitung auf Yachten
Filter funktionieren, vereinfacht gesagt, wie ein feines Sieb, in dem alle ungewünschte Stoffe zurückgehalten werden. Die Maschen des Siebes sind so eng, dass eher von Poren gesprochen werden muss. Die Porenweite eines Filters wird in Mikron angegeben. Ein Filter mit einer Porenweite von einem Mikron darf keine Stoffe durchlassen, die größer als ein Mikrometer sind. Tausend Mikrometer entsprechen einem Millimeter.
Neben der Porenweite haben auch die Bauweise und das Material der Filter Einfluss darauf, welche Stoffe bei der Wasseraufbereitung herausgefiltert werden können. Einige eignen sich beispielsweise für Sedimente und Partikel, andere für Chemikalien und manche sind so konstruiert, dass sie sogar Keime und Bakterien aus dem Wasser herausfiltern können.
Wasseraufbereitung mit einem Sedimentfilter
Sedimentfilter sind Partikelfilter, die mit einer Porenweite von einem bis fünf Mikron vor allem Schwebstoffe wie Sand, Rost oder Schlamm zurückhalten. Sie liegen in einem Filtersystem zur Wasseraufbereitung meist in der ersten Stufe. So wird verhindert, dass Sedimente die folgenden feineren Filter verschmutzen.
Wasseraufbereitung mit einem Aktivkohlefilter
Aktivkohlefilter sind bekannt dafür, dass sie den Chlorgeschmack aus Wasser herausfiltern. Ein 0,5 Mikron weiter Aktivkohle-Blockfilter kann darüber hinaus weitere chemische Verbindungen, Schwermetalle, Hormone, Medikamentenrückstände und Mikroplastik zurückhalten.
Wasseraufbereitung mit einem Membranfilter
0,01 Mikron weite Hohlfaser-Membranfilter dienen als Keimsperre. Die Poren des Filters sind eng genug, um Bakterien, Legionellen und Zysten zurückzuhalten. Bei dieser Art der Filtration wird das Wasser von innen nach außen durch hohle Fasern gedrückt, in denen dann die Keime hängenbleiben.
Wasseraufbereitung mittels UVC-Filtration
UVC-Filter sind im engeren Sinne kein Filter, sondern eine Methode, bei der mit ultraviolettem Licht die Zellstruktur von Keimen und Bakterien zerstört wird. Die Wasserdesinfektion mit einer UVC-LED-Lampe ist wartungsfrei und kommt ohne Chemie aus. Sie ist damit nicht nur umweltfreundlich, sondern erzeugt auch keine schädlichen Desinfektionsnebenprodukte. Dennoch werden damit nahezu alle gefährlichen Keime abgetötet.
Wasseraufbereitung durch Granulat-Filtration
Polyphosphat-Granulat bindet Kalk und enthärtet damit das Wasser. Das ist nicht nur gut für den Geschmack und angenehmer beim Duschen, es schützt auch die Leitungen und Küchengeräte vor dem Verkalken.
Anordnung von Filtern zur Wasseraufbereitung auf einer Yacht
Das Brauchwasser, beispielsweise zum Duschen oder Deckreinigen, braucht nicht zwingend die gleiche Qualität wie das Trinkwasser. Zudem können sich trotz regelmäßig ordentlich gereinigtem Wassertank und sauberem Einfüllwasser über die Zeit Keime im Wassertank bilden. Um den verschiedenen Anforderungen in puncto Wasserqualität an Bord der Yacht gerecht zu werden, ist es daher sinnvoll, verschiedene Stufen zur Wasseraufbereitung in das Leitungssystem der Yacht zu integrieren.
Die erste Stufe der Wasseraufbereitung liegt vor dem Tank in der Leitung, mit der der Wassertank der Yacht vom Wasserhahn am Steg aus befüllt wird. Bei den sogenannten Befüllfiltern kommt als erstes immer ein Sedimentfilter zum Einsatz, Schwebstoffe würden ansonsten im Wassertank einen Nährboden für das Wachsen von Keimen und weiteren Mikroorganismen bilden. Der Sedimentfilter kann, je nach Bedarf, durch weitere Filterstufen ergänzt werden. Beispielsweise einen Aktivkohlefilter gegen Chlor und andere chemische Verunreinigungen, ein Membranfilter bei Gefahr von verkeimtem Wasser oder einen Filter mit Polyphosphat-Granulat bei hohem Kalkgehalt im Wasser.
Einen an Bord einer Yacht verbauten Wassertank komplett zu reinigen ist schwierig. Eine Inspektionsluke im Tank vereinfacht zwar die Reinigung, aber selbst dann bleiben oft Reststellen im Tank, die nicht vollumfänglich erreicht und damit auch nicht keimfrei gereinigt werden können. Bei der Lagerung des Wassers entstehen dann neue Keime, die die Wasserqualität negativ beeinflussen.
Je nachdem wie bei der Befüllung der Tanks einer Yacht das Wasser gefiltert wurde, kann das Wasser im Tank auch noch Chlor oder andere chemische Zusätze enthalten, die nicht nur gesundheitsschädlich sind, sondern auch den Geschmack negativ beeinflussen. Für eine sichere Wasseraufbereitung müssen also zwischen dem Tank und der Entnahmestelle noch einmal Sedimente, chemische Zusätze, Bakterien und, falls vorhanden, Kalk herausgefiltert werden.
Übrigens: An dieser Stelle ist es auch möglich, einen Filter mit Mineralgranulat einzusetzen, der mineralienarmes Wasser, wie beispielsweise aus einem Wassermacher, mit gesunden Mineralien anreichert.
Um sicherzustellen, dass wirklich keine Keime im Wasser zurückbleiben, kann an der Entnahmestelle für das Trinkwasser auch noch ein UVC-Filter eingebaut werden. Doch Achtung, die vorherigen Filter dürfen dabei nicht gespart werden. Die Wasserdesinfektion mit UVC funktioniert nur, nachdem aus dem Wasser schon die Sedimente und Chemikalien herausgefiltert wurden.
Die passenden Filter zur Wasseraufbereitung finden
Filterkonstruktion und -größe bestimmen die mögliche Durchflussmenge während der Wasseraufbereitung. Bei der Befüllung des Tanks entscheidet die Durchflussmenge, wie schnell der Wassertank einer Yacht mit den davor in der Leitung integrierten Filterelementen befüllt werden kann. Die Durchflussmenge kann sich bei der Kombination verschiedener Filtertypen reduzieren. Je geringer die Durchflussmenge ist, desto länger dauert die Befüllung des Tanks, Yachtbesitzer mit einem großen Wassertank sollten also bei der Wahl der Filter die Durchflussmenge im Auge behalten.
Außerdem ist der Platzbedarf insbesondere bei kleineren Yachten von Bedeutung. Befüllfilter werden stärker beansprucht und werden daher meist in Form eines Filtergehäuses mit wechselbaren Filterkartuschen geliefert. Der Tausch von Filterkartuschen ist deutlich günstiger und umweltschonender als der von kompletten Filterelementen. Die Standardgrößen für Filtergehäuse sind fünf oder zehn Zoll – also 12,5 beziehungsweise 25 Zentimeter.
Tipp: Die Filtergehäuse sollten nicht nur robust, sondern auch antibakteriell beschichtet sein. Besonders in wärmeren Regionen und bei längeren Pausen zwischen dem Befüllen halten die Kartuschen so deutlich länger.
Bei der Tanknachfiltration, also der Wasseraufbereitung zwischen Wassertank und Entnahmestelle, entscheidet die Wasserpumpe der Yacht über die benötigte Durchflussmenge des Filters. Fördert eine Druckwasserpumpe der Yacht beispielsweise fünf Liter pro Minute, kann dazu der passende Filter herausgesucht werden.
Neben der Durchlaufmenge ist auch die Kapazität eines Filters wichtig. Sie bezeichnet das Wechselintervall, also nach wie vielen Litern Wasser, die durch den Filter geflossen sind, die Kartusche erneuert werden muss. Damit ist die Kapazität maßgeblich entscheidend für die Folgekosten der Wasseraufbereitung.
Die Installation von Filtern zur Wasseraufbereitung auf Yachten ist kinderleicht
Die Installation eine Filteranlage mit Kartuschen und den dazugehörigen Gehäusen ist denkbar einfach, vorausgesetzt, es findet sich ein Platz dafür. Die bestehende Wasserleitung wird getrennt und das Filtergehäuse mit Schlauchschellen an den Filterstutzen dazwischen eingebaut. Das Gehäuse kann dann beispielsweise an eine Holzwand oder ein Schott geschraubt werden.
Wer die Befüllfilter nicht dauerhaft verbauen möchte, kann diese auch mit einem handelsüblichen Gartenschlauchanschluss versehen und dann einfach beim Befüllen zwischen den Wasserschlauch vom Steg und den Schlauch zum Befüllen klicken.
Bei der Installation mehrerer Filterkartuschen hintereinander ist darauf zu achten, dass bei der Wasseraufbereitung immer vom Groben ins Feine gefiltert wird. Am Anfang steht also immer der Sedimentfilter, dann kommt die Option, einen Aktivkohlefilter einzusetzen, und als letztes die Ultrafiltrations-Membrane. Oder in Regionen mit hartem Wasser als Erstes der Sedimentfilter, gefolgt von einem Entkalkungsfilter und dann ein Aktivkohlefilter oder eine Ultrafiltrations-Membrane.
Wassersparen durch die Aufbereitung von Grauwasser
Eine besondere Option der Wasseraufbereitung ist die Filtration von Grauwasser. Dabei wird das Abwasser der Dusche und Küche so weit aufbereitet, dass es wieder die Qualität von Frischwasser hat. Das reduziert den Verbrauch von Tankwasser enorm!
Das Grauwasser wird dabei zunächst aus den Grauwassertank durch einen Sedimentfilter gepumpt, um Hautschuppen, Haare, Essensreste und ähnliches herauszufiltern. Danach folgt eine Anlage mit Umkehrosmose-Technologie bei der, wie bei einem Wassermacher, eine feinporige Membran zum Einsatz kommt.
Sie arbeitet jedoch im Gegensatz zu Wassermachern mit einem geringen Druck von 3,5 bis 5,5 Bar. In der Anlage ist auch die Pumpe enthalten, die das Wasser zunächst durch den Sedimentfilter zieht und dann weiter zur Umkehrosmose-Membran führt. Dort werden 50 Prozent Frischwasser und 50 Prozent Abwasser produziert. Das Abwasser wird zurück in den Grauwassertank geleitet. Das Frischwasser fließt weiter durch einen Aktivkohlefilter, einen Membranfilter und eine UVC-LED und wird dann in den Frischwassertank geleitet. So können ungefähr 1.000 Liter Frischwasser aus Grauwasser produziert werden, bevor das System gespült werden muss.
Fazit
Wasserfilter bereiten Wasser aus Marinas sowie das Wasser aus dem Yachttank so weit auf, dass es bedenkenlos getrunken werden kann. Chlorfreies und weiches Wasser ist zudem wesentlich angenehmer beim Duschen und schmeckt auch deutlich besser.
Mehr noch: Wasser ohne Kalk und Sedimente schützt auch Schläuche, Tanks und Pumpen vor Schäden, Ablagerungen und Verstopfungen. Wer also Platz sparen, Plastikflaschen vermeiden und seine Gesundheit und das Wassersystem der Yacht nachhaltig schützen möchte, ist mit einem gut durchdachten Filtersystem zur Wasseraufbereitung gut beraten.
Hallo Jonathan,
Danke für deinen Beitrag. Wir lieben es, eigenen Strom und eigenes Wasser zu machen.
Ich suche seit langem eine Quelle für die Anreicherung mit Mineralien. Kannst du was empfehlen?
Grüsse Nikolas
weshalb willst du den das Wasser mit Mineralien anreichern? Ausser das der Geschmack etwas fade ist, gibt es keine Nachteile. Aber daran gewöhnt man sich schnell …
Toller Beitrag !
Sehr guter Beitrag! Vielen Dank
Vielleicht noch ein Hinweis warum Aktivkohlefilter zusätzlich wichtig ist wenn ein Osmose Trinkwasserbereitungssystem genutzt wird. Chlor zerstört die Membrane!
Habe das Carawater seit zwei Jahren im Einsatz, ist eine echt gute Lösung, sauberes und geschmacklich gutes Trinkwasser an Bord zu haben. Nie mehr PET Flaschen!