Wartung: Das Rigg überprüfen, begutachten und pflegen

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Marcus Schuldt ist Geschäftsführer der Reckmann Yacht Equipment GmbH. Reckmann stellt Rollreffanlagen, Mast-, Rigg- und Hydrauliksysteme her. Privat segelte er viele verschiedene Bootsgrößen, vom Optimisten über Pirat und Drachen bis hin zu diversen Dickschiffen. Die eigenen 33- bis 45-Fuß-Schiffe wurden auch immer zum Testen der Reckmann Produkte eingesetzt. Marcus Schuldt ist Mitglied im Norddeutschen Regatta Verein (NRV).

Bereits kleine Schäden am Rigg können fatale Folgen für die Yacht haben

Was für Autobesitzer zur Routine gehört, ist für Yachteigner oft keine Selbstverständlichkeit. Alle ein bis zwei Jahre wird das Fahrzeug in einer Fachwerkstatt auf seine Betriebssicherheit geprüft. Für alle, die das nicht aus eigenem Antrieb tun, schreibt der Gesetzgeber eine regelmäßige Untersuchung durch den TÜV vor. Das ist wichtig, denn technische Mängel können zu schweren Unfällen führen und nicht nur den Fahrer, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer massiv gefährden.

Anders sieht es bei Yachten aus, wo die Wartung der eigenen Yacht in der alleinigen Verantwortung des Eigners liegt. Neben der Wartung des Motors und der Pflege von Unterwasserschiff und Segeln wird dabei leider oft eine weitere wichtige und besonders für die Betriebssicherheit essenzielle Komponente der Yachtausrüstung vernachlässigt. Auch das Rigg einer Yacht besteht aus Bauteilen, die durch mechanische Belastung oder einfach nur im Laufe der Zeit verschleißen können. Beispielsweise ist das laufende und stehende Gut permanent den korrosiven Einflüssen von Salz und Sonne ausgesetzt. Hinzu kommen die wechselnden, mitunter starken Belastungen beim Segeln durch Wind und Seegang. Natürlich hängt dieser Umstand stark vom Segelrevier und den jährlich zurückgelegten Seemeilen ab, aber selbst das regelmäßige, leichte Wackeln einer Yacht im Hafen führt mit der Zeit zu Ermüdungserscheinungen im Rigg.

Auf das Rigg einer Yacht wirken erhebliche Kräfte. ©Reckmann

Die Gefahr eines Riggverlustes ist real, allein der Yachtversicherer Pantaenius hat in den letzten Jahren rund 500 Fälle dazu bearbeitet. Die Kosten für ein neues Rigg liegen je nach Schiffsgröße schnell bei mehreren zehntausend Euro. Im ungünstigsten Fall kann ein Mastbruch gar zu Verletzungen der Crew und/oder zum Totalschaden der Yacht führen!

Martin Baum, Geschäftsführer von Pantaenius Yachtversicherungen, bringt es auf den Punkt: „Ein versagendes Rigg führt in nahezu jedem Fall zu einer kritischen Situation für Mensch und Schiff. Maximale Sicherheit für Schiff und Besatzung lässt sich nur durch regelmäßige Kontrolle und konsequentes Auswechseln schadhafter Rigg-Bestandteile aufrechterhalten.“

Ein Mastbruch ist etwas, was kein Segler erleben möchte. ©Ralf Uka

Die Gründe für Schäden am Rigg sind vielfältig

Wie so oft, auch beim Rigg, steckt der Teufel im Detail. Bereits kleinste Fehler wie ein unentdeckter Haarriss in einem Terminal oder ein verlorener Splint können schwerwiegende Folgen bis hin zum Mastverlust haben. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Bauteile eines Riggs aus rostfreiem Stahl sind, einem Werkstoff, der nur schwer Rückschlüsse auf seinen tatsächlichen Zustand erlaubt. Selbst an gutaussehenden Drähten, Spannern und Terminals können Mikrorisse entstehen, die die Gefahr eines plötzlichen Bruchs deutlich erhöhen.

Hier ist der Haarriss am Terminal gut erkennbar, leider ist das nicht immer so. ©Sönke Roever

Besser erkennbar sind Korrosionsschäden an Aluminium, da es sich verfärbt oder ausblüht. Besonders zu beachten sind dabei Stellen, an denen verschiedene Metalle aufeinandertreffen. Diese werden zwar meist durch eine Trennschicht zwischen den Metallen geschützt, doch auch diese Schicht unterliegt dem Verschleiß. Mastbeschläge aus rostfreiem Stahl, wie beispielsweise die Aufnahmen der Wanten und Stage oder die Salingtaschen, müssen regelmäßig untersucht werden. Hier können die Korrosionsschäden zu Bruch bis hin zum Abriss des Beschlags führen!

Der Rigg-Check ist ein wichtiger Bestandteil der Wartung einer Yacht

Eine Kontrolle des Riggs sollte folglich im Wartungsplan jeder Yacht berücksichtigt werden. Gerade bei Blauwasser- und Fahrtenseglern, die viele Seemeilen pro Saison zurücklegen, gehört ein regelmäßiger Rigg-Check zur Bordroutine. Aber auch Segler mit weniger Seemeilen im Kielwasser sollten zumindest zu Saisonbeginn und -ende das Rigg gründlich auf Schäden untersuchen. Meist ist der Mast dann sowieso gelegt, was den Check der Riggkomponenten am und im Mast vereinfacht.

Ein Rigg-Check darf im Winterlager nicht fehlen. Hier ist eine Kardele des Wants gebrochen (roter Kreis). ©Marga Keyl

Folgende Punkte sollten bei der Pflege des Riggs einer Yacht beachtet werden:

  • Das stehende Gut vor der Einlagerung ins Winterlager mit Süßwasser reinigen.
  • Mast, Baum und Rollreffanlage sollten gut belüftet eingelagert werden.
  • Jährliche Kontrolle und Wartung des Riggs durch Begutachtung sämtlicher Beschläge, Schraub-, Niet- und Bolzenverbindungen sowie Drähte, Terminals und Toggle auf Rissbildung, Bruch- oder Scheuerstellen und Korrosion.
  • Das laufende Gut inspizieren, vor allem die Fallen auf Scheuerstellen, indem sie vollständig aus dem Mast gezogen werden.
  • Rechtzeitige Erneuerung des stehenden Guts, denn Schäden nehmen zwischen dem zehnten und zwölften Lebensjahr beziehungsweise nach 20.000 Seemeilen deutlich zu.
  • Prüfung des Versicherungsschutzes: Bei vielen Anbietern werden Schäden am stehenden Gut sowie daraus resultierende Folgeschäden nur bis zu einem bestimmten Alter des Riggs ersetzt.
  • Das Rigg richtig trimmen und unnötige Belastungen vermeiden.
An diesem Fall ist der Materialverschleiß gut erkennbar. ©Stefanie Kamke

Wichtig: Auch nur leicht beschädigte Drähte oder Beschläge sollten konsequent ausgetauscht werden. Schon Schrammen, Druckstellen und Knicke können die Festigkeit und Lebensdauer eines Riggs deutlich reduzieren!

Ein professioneller Rigg-Check schafft mehr Sicherheit in der Saison

Natürlich ist es möglich, sein Rigg selbst zu inspizieren, aber ist damit wirklich sichergestellt, dass alle Problemstellen erkannt und Sicherheitsmängel aufgedeckt wurden? Professionelle Rigger kennen alle wichtigen Komponenten des stehenden und laufenden Guts. Sie wissen, wo sich potenzielle Fehler oder Gefahrenstellen befinden und können mögliche Probleme frühzeitig erkennen.

Dieser Defekt ist auf den ersten Blick nur schwer erkennbar. ©Pantaenius

Bei einer umfassenden Mastinspektion werden alle Komponenten des Riggs genau unter die Lupe genommen. Mast- und Baumprofile, Salinge, Beschläge und das gesamte stehende Gut werden gründlich auf Korrosion, Rissbildung und mechanische Beschädigungen untersucht. Alle Fockrollen, Blöcke und Stopper, Travellersysteme und Gelenke werden überprüft, gereinigt und bei Bedarf geschmiert oder ausgetauscht. Zudem wird das laufende Gut auf Verschleiß untersucht. Professionelle Betriebe verfügen darüber hinaus über Prüfstände, um hydraulische Achterstagspanner und Kicker unter Last auf Dichtheit und Haltekraft zu prüfen.

Ein Rigger untersucht die Rollreffanlage einer Yacht. ©Sönke Roever

Ein weiterer Vorteil: Bei einer Überprüfung durch einen Fachbetrieb können schadhafte Teile nicht nur direkt ausgetauscht, sondern auch nur leicht korrodierte Teile aufgearbeitet werden. Ein umfassender, professioneller Rigg-Check in regelmäßigen Abständen ist eine sinnvolle Investition in den Werterhalt und die Sicherheit an Bord.

Fazit

Ein stabiles und zuverlässiges Rigg ist eine wichtige Komponente für die Sicherheit an Bord. Trotzdem wird das Rigg bei der Wartung der eigenen Yacht oft vernachlässigt. Was viele Segler unterschätzen: Häufig bleiben Risse und Alterserscheinungen im Rigg unbemerkt, bis es schließlich zum Mastbruch kommt. Das ist nicht nur teuer, sondern führt oft auch zu einer kritischen Situation für Mensch und Schiff.

Die regelmäßige Wartung und Pflege des stehenden und laufenden Guts sind daher besonders wichtig, um ein Höchstmaß an Sicherheit, Lebensdauer und Leistungsfähigkeit des Riggs über viele Jahre hinweg zu gewährleisten. Nur durch regelmäßige Kontrolle und konsequenten Austausch beschädigter Teile kann sichergestellt werden, dass das Rigg einer Yacht den oft harten Bedingungen unter Segeln standhält.

Tipp: Die Firma Reckmann verfügt über ein weltweites Servicenetz mit umfangreichem Reparatur- und Wartungsservice. Das Leistungsspektrum umfasst:

  • Inspektion und Wartung von Rollreffanlagen.
  • Beratung (auch vor Ort) und Verkauf von Rollbäumen.
  • Begutachtung von Mast- und Baumprofilen, Salingen und Beschlägen sowie des stehenden Gutes auf Korrosion, Rissbildung und mechanische Beschädigungen.
  • Kontrolle, Reinigung, Schmierung und ggf. Austausch von Fallrollen, Blöcken und Stoppern.
  • Untersuchung des laufenden Gutes auf Verschleiß und Scheuerstellen.
  • Wartung hydraulischer Achterstagspanner und Kicker.

Weitere Infos dazu gibt es hier: www.reckmann.com

Beratung zum Thema

Reckmann

Das Traditionsunternehmen Reckmann bietet seit 125 Jahren qualitativ hochwertige Rollreffanlagen, Mast-, Rigg- und Hydrauliksysteme an. Wahlweise in Serienfertigung oder als Individuallösung für Superyachten.
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