So gelingt die Übernahme der Charteryacht (mit Checkliste)

Ein Beitrag von

Michael Amme

Michael ist seit über 20 Jahren als Journalist und Fotograf auf dem Wasser tätig. Der studierte Geograf hat weltweit Reisereportagen in mehr als 100 Charter- und Blauwasserrevieren produziert. Zudem haben den Hamburger viele Segelreisen und seine frühere Tätigkeit als Charter- und Überführungsskipper rund um den Globus geführt. Zusammen mit Sönke Roever ist er die treibende Kraft von BLAUWASSER.DE und ein beliebter Referent auf Bootsmessen und diversen Seminaren (siehe Termine).

Vor der Kür kommt die Pflicht: Die Übernahme der Charteryacht

Um es gleich vorweg zu sagen: Der Tag der Anreise und Yachtübernahme kann nervig und anstrengend sein. Bevor es raus aufs Wasser geht, muss sich der Skipper mit reichlich Technik und Papierkram rumschlagen. Das ist leider unvermeidbar, denn die Übergabe der Charteryacht wird auf allen Stützpunkten der Welt mit einem unterschriebenen Übergabeprotokoll besiegelt. Und weil das am Ende ein rechtverbindliches Dokument ist, sollte das dementsprechend gewissenhaft ausgefüllt sein.

Mit der Unterschrift auf dem Übergabeprotokoll werden der Zustand und die Ausrüstung der Yacht bestätigt. ©Michael Amme

Ziel der Übernahme ist es zu erfahren, wo alles ist und wie die einzelnen Systeme funktionieren. Und ganz ehrlich: Alles, was noch am Stützpunkt geklärt werden kann, was dort repariert und ergänzt wird, erspart unterwegs reichlich Unannehmlichkeiten.

Charteryachten sind komplex – und immer wieder auch ähnlich

Wer schon einige Übernahmen hinter sich hat, stellt fest, dass die meisten Funktionen und Ausstattungen von Charterschiffen ziemlich ähnlich sind – vergleichbar mit Mietwagen unterschiedlicher Hersteller. Das könnte einen dazu verleiten, einfach den Schlüssel umzudrehen und loszufahren – der Rest wird sich schon unterwegs klären.

Für einen entspannten Törn lohnt es sich, genug Zeit für eine ausführliche Yachtübernahme einzukalkulieren. ©Michael Amme

Erfahrene Segler kommen mit den meisten Problemen vermutlich problemlos klar. Trotzdem, auch nach etwa 100 Schiffsübernahmen kann ich sagen: Die gute Stunde für den Check-in ist für einen reibungslosen Ablauf der Reise immer gut investiert. Bisher habe ich noch auf jedem Schiff etwas gefunden, was nicht funktioniert hat oder nicht vorhanden war. Oder von dem ich nicht wusste, wo es zu finden sein könnte oder wie es funktioniert.

So schön übersichtlich und geordnet sieht es meist nur beim ersten Betreten der Yacht aus. ©Michael Amme

Für Technikfreaks ist die Übergabe ohnehin ein Spaß, und der Neuling sollte es als gute Chance betrachten, um im eigenen Tempo und bei Bedarf unter Anleitung des Basispersonals einmal die gesamte Schiffstechnik kennenzulernen! Und für diejenigen, für die die Übergabe nicht viel mehr ist als eine lästige Pflicht, sei hier noch einmal wiederholt: Sie trägt am Ende zu mehr Sicherheit und Entspannung bei.

Überall im Schiff finden sich versteckte Technik und Ausrüstung. ©Michael Amme

Natürlich bringt jeder seinen ganz eigenen Erfahrungs- und Kenntnisstand mit. Da ich weder den alten Hasen langweilen noch den Neuling überfordern möchte, gehört zu diesem Artikel auch ein ausführliches Übergabeprotokoll, das ich zusammen mit der Charteragentur charterwelt entwickelt habe. Es listet alle Einzelheiten auf, die während der Übergabe der Charteryacht einmal überprüft werden sollten – mit Kurzbemerkungen, die daran erinnern, worauf man achten muss.

Mit der vollständigen Checkliste von BLAUWASSER.DE immer alles Wichtige im Blick haben. ©Sönke Roever

Hier in diesem Artikel gehe ich ausführlicher auf die Punkte ein, die besonders wichtig sind oder einfach besondere Aufmerksamkeit benötigen – selbstverständlich ohne Gewähr auf Vollständigkeit. Dafür freue ich mich über Ergänzungen unten in Kommentarform, so können alle davon profitieren.

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Bevor es los geht – die Vorbereitungen

Vorbereitung I – das Gepäck

Ich versuche zu vermeiden, dass alle ihre Taschen vor der Yachtübernahme im Schiff oder im Cockpit ablegen, gleiches gilt natürlich für den Einkauf. Beim Abarbeiten des Übergabeprotokolls werden Sitzbankpolster, Bodenbretter, Backskistendeckel und Kojenpolster hochgenommen oder aufgeklappt. Wenn dabei ständig Gepäckstücke und Einkaufstüten umgestaut werden müssen, wird es wirklich nervig.

Man muss es so deutlich sagen: Gepäck, Einkauf und zu viel Crew an Bord nerven bei der Yachtübernahme. ©Michael Amme

Vorbereitung II – Hilfe durch die Crew

Am schnellsten und unkompliziertesten läuft die Übernahme ohne die gesamte Crew an Bord (zum Glück muss ein Teil der Crew ohnehin noch einkaufen). Ein Crewmitglied sollte aber auf jeden Fall mit dabei sein – vier Augen und Ohren sehen und verstehen mehr als zwei. Wenn es schneller gehen soll, setze ich zusätzlich gerne noch eine Art Springer mit ein. Der kann in meinem Auftrag Dinge checken und abhaken, die ich nicht zwingend selbst gesehen haben muss. Welche Aufgaben der Springer übernehmen kann, habe ich in dem Übergabeprotokoll gekennzeichnet.

Am besten arbeitet man die Übergabeliste zu zweit ab, vielleicht noch ergänzt durch einen Springer. ©Michael Amme

Vorbereitung III – das Übergabeprotokoll

Beim Chartern bekommt man jedes Mal ein anderes Übergabeprotokoll, keines gleicht dem anderen. Und weil die in ihrer Ausführlichkeit und Detailgenauigkeit teilweise extrem unterschiedlich sind, besteht die Gefahr, dass Wichtiges nicht gefragt, gefunden oder ergänzt wird. Deshalb lohnt es sich, unser komplettes Übergabeprotokoll mit dabei zu haben.

Jede Checkliste ist anders, häufig auch ohne deutsche Übersetzung. ©Michael Amme

Vorbereitung IV – der Ablauf

Früher war es die Regel, dass Basismitarbeiter und Charterkunden gemeinsam die Übergabe machen. Heute ist es Standard, dass die Kunden ein Übergabeprotokoll in die Hand gedrückt bekommen, in dem alle Funktionen und Ausrüstungsgegenstände der Charteryacht aufgelistet sind. Der Basismitarbeiter kommt meist erst zur endgültigen Abnahme, wenn die Gäste die Checkliste abgearbeitet haben.

Um es klar zu sagen: Dieses Prinzip ist viel besser und ich rate jedem – insbesondere Neulingen – auf das Prozedere zu bestehen. Nur dann besteht die Möglichkeit, das Übergabeprotokoll ganz in Ruhe und im eigenen Tempo durchzuarbeiten. Nichts nervt mehr, ist weniger hilfreich und birgt größere Fehlerquellen als ein gestresster Basismitarbeiter, der im Stakkato durch alle Systeme rast.

Unbedingt darauf bestehen, zunächst im eigenen Tempo das Übergabeprotokoll abzuarbeiten. ©Michael Amme

Vorbereitung V – Aufgaben zum Abgeben

Wie bereits erwähnt, gibt es ein paar Punkte beim Check der Charteryacht, die auch gut von Crewmitgliedern erledigt werden können – weil sie entweder nicht so entscheidend sind, nicht zwingend vom Skipper geprüft werden müssen oder kein explizites Fachwissen erfordern. Auch gibt es einem Crewmitglied die Chance, sich einzubringen. In erster Linie aber geht die Übergabe so schneller und erspart einem endlose Wege durchs und übers Schiff.

Eine einfache Aufgabe zum Abgeben: Sitzpolster zählen. ©Michael Amme

Das Zählen der Fender, Cockpitkissen, Schwimmwesten oder Lifebelts halte ich für ebenso unproblematisch (und wichtig!) wie das Prüfen der Lichter unter und über Deck. Für den gewissenhaften Check von Beschädigungen an Rumpf und Deck, der Küchenarbeitsplatte, der Polster oder Inneneinrichtung mögen das einige vielleicht schon anders sehen.

Auch den Check der Küche überlasse ich gern einem Crewmitglied – sofern ich weiß, dass der oder die auch Ahnung vom Kochen hat. Denn es geht hier nicht darum, Gabel, Teller, Eierbecher und Gläser zu zählen und abzuhaken. Das machen die Basismitarbeiter am Ende des Törns auch nicht. Hier ist vielmehr zu prüfen, ob alles vorhanden ist, um vernünftigen Kaffee und ein Nudelessen für acht Personen zu machen und was man sonst noch zum Braten und Schnippeln von weiteren Leckereien benötigt. Denn ein zu kleiner Topf, ein fehlendes Schneidebrett oder unbrauchbare Messer nerven und können vor Ort an der Basis noch leicht ausgetauscht oder aufgestockt werden.

Die Küchenausstattung sollte ein Crewmitglied mit Kocherfahrung checken. ©Michael Amme

Los geht‘s – die Übernahme der Charteryacht

Jetzt wird es also ernst: Alle Vorbereitungen sind getroffen, und wir machen uns an die Übernahme der Charteryacht. Das Übergabeprotokoll von der Charterfirma muss auf jeden Fall abgearbeitet, ausgefüllt und unterschreiben werden. Darüber hinaus dürfen natürlich weitere offene Fragen gestellt werden, die sich aus meinem kompletten Übergabeprotokoll ergeben.

Ganz wichtig: immer abhaken, was gesehen, verstanden und auf Funktion geprüft wurde. Alles andere kann später im Gespräch mit einem Basismitarbeiter geklärt werden. Ich persönlich halte mich mit Problemfällen nie lange auf, sondern lasse mir das Fragliche vom Basispersonal zeigen und erklären. Das geht schneller, und ich muss nicht ewig suchen oder probieren.

Die Reihenfolge der folgenden Punkte folgt dem Übergabeprotokoll, beschränkt sich in diesem Artikel aber auf die Punkte, die mir wichtig sind oder mehr Erklärung benötigen.

Bleiben Fragen offen, hilft das Basispersonal weiter. ©Michael Amme

Das Übergabeprotokoll ist so konzipiert, dass mit einem Gang alle Punkte über Deck abgehakt werden können und nicht ständig der Niedergang hoch- und runtergekraxelt werden muss.

An Deck

Äußere Schäden

Wie beim Mietauto bleibt es uns leider nicht erspart, das Schiff auf äußere Schäden zu prüfen: Macken am Rumpf oder auf Deck, verbogene Relingsstützen, abgeschürfte Ummantelungen der Relingsdrähte und gebrochene, zerkratzte oder undichte Lukenfenster müssen notiert werden, genauso wie ein verbogener Bug- oder Heckkorb. Und auch die Badeplattform ist anfällig. Das kann, wie beim Mietwagen, bei der Rückgabe der Charteryacht ansonsten nerven und teuer werden.

Alle Schäden und Macken unbedingt im Übergabeprotokoll notieren. ©Michael Amme

Ankerwinde

Bitte unbedingt die elektrische Funktion prüfen, dafür muss in der Regel die Maschine gestartet werden. Es reicht, den Anker einfach einen Meter runter und wieder rauf zu bewegen.

Tipp: Nebenbei mal einen Blick auf den Bugbeschlag richten, der gerne bei Manövern einen Schlag abbekommt.

Absolut erforderlich: der Check der elektrischen Ankerwinsch. ©Michael Amme

Für den Ausfall der elektrischen Ankerwinde und für manche Manöver ist es unentbehrlich, auch die mechanische Funktion der Ankerwinde geprüft zu haben! Das heißt: Einmal den Anker vorne rüberhängen lassen und dann die Bremse der Winde öffnen (mit der Winschkurbel oder einem Schwengel). Der Anker sollte dann problemlos runterrauschen.

Spätestens bei einem römisch-katholischen Manöver unentbehrlich: die mechanische Funktion der Ankerwisch. ©Michael Amme

Anker

Viel gibt es da nicht zu prüfen, aber: Man sollte die Verbindung vom Anker zur Kette prüfen und auch, ob das Ende der Kette im Ankerkasten festgebunden ist. Natürlich ist es auch wichtig, die Kettenlänge zu erfragen und die Kette auf Längenmarkierungen zu checken. Ebenfalls darauf achten, dass der aufgeholte Anker gesichert werden kann. Gibt es keine funktionierende Sicherung am Bugbeschlag (der Stift ist häufig verbogen, bitte ausprobieren!), solltest man sich dafür einen Zeising (kurze Leine) geben lassen.

Spätestens beim ersten Ankermanöver braucht das Crewmitglied vom Skipper klare Instruktionen. ©Michael Amme

Segel und Fallen

Wenn die Windverhältnisse es zulassen, auf jeden Fall einmal im Hafen die Segel setzen oder ausrollen und Schothorn, Liekbändsel, Nähte und Tuch prüfen. Dann ist auch gleich die Handhabung und die einwandfreie Funktionsweise des Reffsystems klar. Lassen die Bedingungen einen Check im Hafen nicht zu, bitte gleich nach dem Auslaufen prüfen.

Wirklich nervig wird es, wenn Defekte an der Segelanlage erst nach dem Auslaufen entdeckt werden. ©Michael Amme

Durch die Rollsegelanlagen auf Charteryachten hat die Crew in der Regel mit den Fallen nichts mehr zu tun. Trotzdem ist es wichtig zu wissen, welche Leinen die Fallen sind. Denn hier heißt es für alle an Bord: Finger weg! Darüber hinaus muss man das auch wissen, um bei einem Defekt der Rollreffanlage die Segel dennoch bergen zu können.

Die Klemmen der Fallen von Rollsegeln müssen während des Törns unbedingt geschlossen bleiben. ©Michael Amme

Beiboot

Auch wenn das Beiboot bei der Übergabe prall ist, heißt das leider nicht, dass es auch so bleibt. Prüfen lässt sich dagegen, ob die Ruder auch zu den Dollen passen und ob die vernünftig befestigt werden können (unabdingbar, wenn man so ein Gummiboot anständig rudern möchte). Und: Um das Schlauchboot vernünftig an Deck vertäuen zu können, braucht es neben der Schleppleine noch eine weitere lange Leine oder ein paar Zeisinge. Ruhig nachfragen!

Gibt es – wie in der Karibik üblich – ein Sicherungskabel mit Schloss zum Schutz vor Diebstahl, sollte man auch das einmal prüfen. Und auch ein Reparaturset sollte an Bord sein.

Ärgerlich ist es, wenn die Ruder nicht auf die Dollen passen. ©Michael Amme

Außenbordmotor

Der muss anspringen! Auch wenn er hinten am Heckkorb hängt, darf er kurz gestartet werden. Springt er sofort an, ist alles ok. Sonst auf die Mängelliste setzen und gegebenenfalls austauschen lassen.

Für einen kurzen Test darf der Außenborder auch ohne Kühlwasser gestartet werden. ©Michael Amme

Motor mit Kontrollpanel

Motor starten, Tankanzeige und Kühlwasser prüfen, Vor- und Rückwärtsgang einschalten und im Leerlauf einmal Gas geben. That’s it!

Mittlerweile sehr verbreitet: das Starten der Maschine ohne Schlüssel. ©Michael Amme

Radeffekt

Der Radeffekt wird auch Schraubeffekt genannt. Beim Rückwärtsfahren zieht die Yacht durch den Radeffekt stark zu einer Seite, insbesondere, bevor sie Fahrt aufgenommen hat. Ja, das Wissen darum kann bei kniffligen Manövern helfen. Einfach fragen, wohin das Schiff zieht, oder, noch besser: Nach dem ersten Ablegen einfach mal kurz ausprobieren.

Nach dem Ablegen einfach mal den Radeffekt bei der Rückwärtsfahrt ausprobieren. ©Michael Amme

Autopilot

Ganz ehrlich: Auch beim Chartersegeln möchte ich nicht auf den Autopiloten verzichten. Deshalb: anschalten und ausprobieren! Zweimal plus 10, zweimal minus 10 drücken (Vorsicht: Hände aus dem Steuerrad nehmen!). Bewegt sich das Steuerrad ordentlich hin und her, ist erstmal alles okay. Was leider nicht bedeutet, dass unterwegs nicht trotzdem weitere Fehlerquellen auftreten können.

Mit dem Funktionstest des Autopiloten hat man auch gleich die Bedienung verstanden. ©Michael Amme

Echolot

Wirklich wichtig ist mir, welche Tiefe angezeigt wird: Ist es die Tiefe unterm Kiel? Ist es die Tiefe vom Geber aus? Oder zeigt das Display die wirkliche Wassertiefe an? Das können locker zwei Meter Unterschied sein – und das möchte und muss ich wissen!

Wer sich nicht ewig durch das Menü klicken möchte, kann im Prinzip auch den Basismitarbeiter fragen. Nur: Auch er kann eigentlich nicht wissen, wer da als letztes an den Einstellungen rumgespielt hat. Deshalb: Mal eben im Hafen mit einem Handlot das Problem analog und verlässlich lösen (am Liegeplatz im Hafen ist es meist nicht mehr als ein paar Meter tief). Das geht auch mit einem improvisierten Lot aus irgendeiner Leine, einem schweren Gegenstand und der eigenen Körpergröße als Messlatte.

Die Wassertiefen im Ausgangshafen lassen sich relativ leicht mit einem provisorischen Handlot nachprüfen. ©Michael Amme

Einfüllstutzen Diesel und Wasser

Eigentlich selbsterklärend – aber man glaubt gar nicht, wo manche Bootsbauer einen Einfüllstutzen verstecken. Und: Bitte prüfen, wie und mit welchem Schlüssel die Stutzen zu öffnen sind.

Einmal die Lage und den Öffnungsmechanismus der Einfüllstutzen checken. ©Michael Amme

Manuelle Bilgepumpe

Die ist fast immer irgendwo im Cockpitbereich: Funktion prüfen! Bei vielen Modellen braucht es dafür einen Pumpenschwengel, der oft getrennt von der Pumpe irgendwo in einer Backskiste oder am Backskistendeckel hängt.

Dieser Typ manuelle Bilgepumpe funktioniert ohne separaten Schwengel. ©Michael Amme

Blitzboje Rettungskragen

Immer wieder sind die Batterien der Blitzboje alle. Deshalb checken und gegebenenfalls neue Batterien fordern.

Niedergang

Leider immer wieder anfällig: Schiebeluk und Steckschott oder Türen auf fehlerfreie Funktion prüfen und auch, ob das Abschließen funktioniert. Dabei kann man sich gleich einen sinnvollen Lagerplatz für das Steckschott überlegen.

Der Niedergang sollte für Landgänge unbedingt abschließbar sein. ©Michael Amme

Badeleiter

Je nach Modell einmal ausklappen oder anhängen. Erstens gibt es exotische Modelle, die man nicht sofort durchschaut und zweitens können die verbogen, verrostet oder verhakt und damit unbrauchbar sein.

Ein Modell wie dieses kann bei plötzlichem Wellenschlag am Ankerplatz schon mal aus der Halterung fallen. ©Michael Amme

Decksdusche

Wo befindet sie sich, wie funktioniert sie (heiß/kalt probieren, Achtung: Verbrennungsgefahr!). Bei Problemen ist meist der Duschschlauch in der Backskiste blockiert oder abgeknickt?

Eine Armatur, zwei Funktionen: an/aus und heiß/kalt. ©Michael Amme

Festmacherleinen

Nicht nur die Anzahl, auch der Zustand und die Länge sind mir wichtig. Zu wenige und zu kurze Leinen reichen eben nicht aus, um ein Schiff auch bei Starkwind vernünftig zu vertäuen. Das darf man im Zweifelsfall anmahnen und um Aufstockung bitten.

Zeisinge und Leinen

Fast nie gibt es Zeisinge (kurze, dünne Leinen) oder andere Leinen für den Alltagsgebrauch. Dabei existieren auf einem Schiff unendlich viele Anwendungen dafür, egal ob das Schlauchboot oder der Anker vernünftig gesichert oder einfach nur die Gummiente der Kinder hinterhergezogen werden soll. Aber: Auf Anfrage habe ich bisher immer welche bekommen.

Bis man wirklich weiß, in welcher Backskiste welcher Ausrüstungsgegenstand ist, ist der Törn meist vorbei. ©Michael Amme

Rettungsinsel

Klar ist es wichtig zu wissen, wo die Rettungsinsel liegt. Dabei kann ich mir dann auch kurz vergegenwärtigen, wie man das schwere Ding im Notfall zum Einsatz bringt. Und: Ein Blick auf das Prüfzeichen kann auch nicht schaden.

Auf Charteryachten meist tief in den Backskisten verstaut: die Rettungsinsel. ©Michael Amme

Gasflasche

Ein erstaunlich problemresistentes System. Einmal die Absperrfunktion an der Flasche prüfen, die Funktionsweise des Gasflaschenwechsels verstehen und prüfen, ob die Ersatzflasche voll ist. Dabei gegebenenfalls schon mal die Lage des Absperrhahns unter Deck ausfindig machen. Lobenswert sind Flottenbetreiber, die einen Gasdetektor installiert haben.

Immer muss auch eine Ersatzgasflasche mit an Bord sein. ©Michael Amme

Unterwasserschiff

Ein leidiges Thema, wenn die Sorge besteht, dass einem das Charterunternehmen etwas anhängen will und es keine Tauchprotokolle nach jeder Abnahme gibt, was häufig der Fall ist. Aber soll ich deshalb, wie ich es hin und wieder sehe, das Schiff im Hafen selbst abtauchen? Da hört für mich der Spaß auf, ich bin schließlich im Urlaub und nicht bei der Beweisfindung einer Straftat!

Und mal ehrlich: Hat es ein halbwegs seriöses Charterunternehmen wirklich nötig, seinen Kunden eine Grundberührung unterzujubeln? Die Wahrheit für das Basispersonal ist oft eine andere: Charterkunden vertuschen und verschweigen, was das Zeug hält. Beides ist ein absoluter Stimmungskiller und sollte in unser aller Interesse vermieden werden.

Nicht immer werden die Schiffe an der Basis nach Schäden abgetaucht. ©Michael Amme

Unter Deck

Sicherung Ankerwinsch

Hier geht es nicht um die Sicherung am Schaltpanel beim Navitisch, es geht um die Hauptsicherung der Ankerwinsch. Denn die fliegt bei Überlastung gerne mal raus! Und meist ist genau dann absolut keine Zeit, das ganze Schiff danach abzusuchen. Zumal das blöde Ding überall versteckt sein kann – von der Vorschiffs- bis zur Achterkabine. Deshalb mein Tipp: Gar nicht erst suchen, sondern gleich das Basispersonal fragen.

Wassertanks

Die wichtigste Frage: Wo befinden sich die Ventile zum Umschalten von einem auf den anderen Wassertank? Und wie genau sind die gerade geschaltet? Im Idealfall und zur Sicherheit immer nur einen Tank in Betreib nehmen. Und natürlich sollten die Wassertanks vor der Abfahrt voll sein.

Wer den Schaltkreislauf nicht durchschaut, sollte das Basispersonal fragen. ©Michael Amme

Batteriehauptsicherung

Im Prinzip hat man mit dem Batteriehauptschalter den ganzen Törn über nichts zu tun. Aber: Manche sind so angebracht, dass sie auch aus Versehen umgelegt werden können. Falls also die Maschine beim Starten keinen Ton von sich gibt oder alle Lichter unter Deck dunkel bleiben, erstmal die Batteriehauptschalter prüfen.

Hier trennt nur eine Viertelumdrehung alle Verbraucher vom Stromnetz ab. ©Michael Amme

Bilgepumpe

Heute sind die meisten Bilgepumpen mit einem Schwimmer am Ansaugstutzen ausgestattet, der bei steigendem Wasserstand in der Bilge automatisch die Pumpe aktiviert. Bei so einer Bilgepumpe kann die Sicherung am Schaltpaneel immer an bleiben. Für eine Funktionsprüfung das Bodenbrett hochnehmen und den Schwimmer anheben. Dabei gleich auch den Zustand der Bilge inspizieren und nachschauen, ob das Ansaugsieb frei ist.

Links der Ansaugstutzen für die mechanische, rechts der für die elektrische Bilgepumpe (hier ohne Schwimmer). ©Michael Amme

Maschine

Unbedingt einmal reinschauen und dabei den durchsichtigen Deckel des Wasserfilters inspizieren, den Ölstand und den Keilriemen prüfen und sehen, ob die Motorbilge öl- und wasserfrei ist.

Wer auf seinem Törn viel motort, sollte auch zwischendurch den Ölstand kontrollieren. ©Michael Amme

Toiletten und Fäkalientanks

Auf jeden Fall die Funktion der Toilette prüfen und sicherstellen, dass die Funktionsweise verstanden wurde, auch das Umstellen der Ventile bei der Benutzung oder beim Ablassen der Fäkalientanks. Am besten bringt man dann auch die lokale Handhabung und Gesetzgebung in Erfahrung. Jetzt noch schnell prüfen, ob die Systeme in allen Nasszellen identisch sind – fertig!

Alltag an Bord: Fäkalientank öffnen und schließen. ©Michael Amme

Toilettenbürste

Man glaubt gar nicht, wie nervig ein so kleines Detail sein kann, wenn es fehlt! Die Beschreibung der Folgen wollen wir hier nicht lesen. 🙂

Borddurchlässe

Alle Waschbecken, Toiletten (Einlass/Auslass) und Fäkalientanks haben einen Borddurchlass unter der Wasserlinie, ebenso das Kühlwasser der Maschine (den allerdings schön in Ruhe und immer offen lassen!). Einmal die Lage der Ventile und deren Absperrfunktion prüfen. Ob die nun unbedingt bei jedem Auslaufen geschlossen werden müssen, sei hier mal dahingestellt. Spätestens aber, wenn bei Schräglage das Waschbecken vollläuft oder beim heftigen Stampfen die Toilettenschüssel, wird es Zeit dafür.

Viele Segler rühren die Borddurchlässe mit ihrer Absperrfunktion den ganzen Törn über nicht an. ©Michael Amme

Batterien

Das Problem ist, dass die Überraschung über den Zustand der Batterien immer erst nach dem Ablegen kommt. Am Stützpunkt hängt das Schiff am Landstrom und das Voltmeter ist immer am Anschlag.

Schiffspapiere und Dokumente

Ich gebe es zu: Der Ordner interessiert mich nicht nachhaltig. Ja, er muss an Bord sein, weil vor allem die Schiffspapiere häufig in Hafenbüros oder bei anderen Behörden angefragt werden. Aber soll ich jetzt wirklich alle Papiere, Genehmigungen, Abnahmen und Versicherungspolicen studieren und auf Richtigkeit prüfen? Bei einem seriösen Charterunternehmen gehe ich davon aus, dass alles okay ist. Wer andere Erfahrungen gemacht hat, kann gerne einen Kommentar hinterlassen. Für manche Chartertörns müssen Crewlisten erstellt werden (zwingend notwendig meist nur bei Törns mit Grenzwechseln). Die Liste kann am besten zu den Schiffspapieren gelegt werden.

Dieser Schiffsordner beinhaltet neben den Papieren auch ein selbsterstelltes Bordbuch. ©Michael Amme

Seekarten und Revierhandbücher

Zunächst: Unbedingt die Vollständigkeit der Kartensätze und der Handbücher prüfen! Das Material wird an Bord täglich ausführlich genutzt, deshalb ist das Thema auch sensibel. Ist das Material veraltet oder qualitativ unzureichend, ärgert man sich jeden Tag aufs Neue. Ich kenne viele, die deshalb für viel Geld ihr eigenes Material mitbringen. Doch natürlich kommt es dann nicht selten vor, dass genau das bereits an Bord ist. Deshalb hier mein Wunsch an die Charterunternehmen: In den Ausstattungsmerkmalen klar und verbindlich hinterlegen, mit welchen nautischen Unterlagen die Flotte ausgestattet ist.

Hier ergänzen sich das Bordmaterial (links) mit den selbst mitgebrachten nautischen Unterlagen (rechts). ©Michael Amme

Fernglas

Fast immer finden sich Billigmodelle an Bord – was soweit ja noch okay ist. Sind diese Modelle dann aber beschlagen oder aus anderen Gründen funktionseingeschränkt, wird’s nervig. Dann darf man auch nach einem Austausch fragen.

Ankerball und Schwarzer Kegel

Okay, so gut wie niemand nutzt die schwarzen Dinger, dennoch: Wer mal nahe einer Hafeneinfahrt ankert oder motorsegelt, wo viel Verkehr ist, sollte wissen, ob zum Hissen alles Bord ist.

Sicherheit und Sonstiges – was noch wichtig ist

Wantenschneider

Ein Wanten- oder Bolzenschneider, der bei Mastbruch in der Lage ist, schnell und zuverlässig ein halbes Dutzend Wanten durchzutrennen, ist ein teures und hochwertiges Werkzeug. Das sollte auf einer Charteryacht nicht immer erwartet werden. Was das für den Ernstfall bedeutet, ist eine andere Frage. Vermutlich ist eine Metallsäge dann sogar die bessere Wahl.

Immer wieder gibt es auch Schiffe, auf denen kein Wantenschneider zu finden ist. ©Michael Amme

Werkzeugkasten

Dieser Ausrüstungsgegenstand ist der mit dem größten Überraschungspotenzial! Leider muss ich sagen, dass mir immer wieder auch ziemlich schäbige Werkzeugkästen untergekommen sind. Deshalb: Unbedingt prüfen und auf ein Mindestmaß an Vollständigkeit pochen!

Der Inhalt dieses Werkzeugkastens hat definitiv noch Luft nach oben. ©Michael Amme

Fertig: Übergabeliste runterladen und los geht es!

In dem bereitgestellten Übergabeprotokoll gibt es die mit vielen weiteren Punkten ergänzte und komplette Checkliste für die Übernahme einer Charteryacht. Sehr hilfreich: Jeder einzelne Punkt in der Übergabeliste hat stichwortartige Bemerkungen als Erinnerungshilfe. Es muss also niemand diesen Beitrag auswendig lernen oder ausdrucken.

Wer die Checkliste gründlich abarbeitet, kann sicher sein, an alles gedacht zu haben. ©Michael Amme

Klar, weder die Auflistung noch die Bemerkungen zu den einzelnen Punkten erheben den Anspruch auf absolute Vollständigkeit (deshalb: gern kommentieren und ergänzen). Trotzdem: Ich bin mir sicher, dass mit dem Übergabeprotokoll ein starkes Werkzeug zur Verfügung steht, um vor dem Start die häufigsten Fehlerquellen und Unklarheiten zu beseitigen. Und wenn das Ganze nicht zum ersten Mal gemacht wird und auch die Mitsegler mit eingespannt werden, ist die Übergabe in einer Stunde abgehakt. In diesem Sinne: Viel Erfolg und viel Spaß auf dem nächsten Chartertörn!

So soll es sein: mit guter Vorbereitung entspannt und sicher unterwegs sein. ©Michael Amme

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Georg
Georg
1 Jahr her

Danke, sehr gute Übersicht. Nicht verschweigen sollte man auch, dass man nur sieht, was man weiß. Es hilft daher, sich ein wenig mit der Technik einer Yacht auszukennen (Online-Seminare, Videos helfen schon). Das ist nämlich keine Anforderung für die notwendigen Segelscheine. Unvergessen, wie wir auf unserer ersten „größeren“ Charteryacht, einer Bavaria 32, das nicht beschriftete Batterieladegerät ausgeschaltet haben. Weil es so warm wurde, dachten wir, es sei die Heizung Haben es dann schnell an der Batterieanzeige gemerkt.

Robert
Robert
1 Jahr her

Danke für den tollen Artikel!
Was mir bei Charterübergaben immer wieder durch den Kopf geht:
Was passiert eigentlich, wenn mal nicht alles in Ordnung ist? Meistens stellt sich eigentlich die Frage: Wie viel bin ich bereit dafür in Kauf zu nehmen, dass der Urlaub nicht direkt hier schon endet? Über die Jahre habe ich natürlich meine Vercharterer des Vertrauens gefunden, aber vorrangig in den ersten Jahren sind mir als wenig erfahrenem Skipper schon einige Boote untergekommen, wo ich mittlerweile öfter darüber nachdenken würde, ob ich damit in See stechen möchte.

Ralf
Ralf
1 Monat her

Hallo,
sehr gute und Detaillierte Auflistung, die sich (je nach Ausstattung) natürlich beliebig erweitern lässt. Was mir ein Bisschen fehlt: Ich vermute, dass die meisten Ihre Yachten im Mittelmeer oder sonstwo ausserhalb des deutschsprachigen Raums übernehmen. Hier wäre es m.E. sinnvoll, auch die englischen Begriffe der wichtigsten Gegenstände in der Liste zu haben, vereinfacht die Kommunikation mit dem Verleiherteam.