Refit: Teakdeckfugen mit der Mini-Kreissäge sanieren

Ein Beitrag von

Jochen Schwertfeger

Dipl.-Pädagoge in einer Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und deren Familien und begeisterter Blauwassersegler mit 50.000 Seemeilen Erfahrung.

Die Fugen im Teakdeck altern zuerst

Die Vorlieben für Decksbeläge auf Segelyachten sind sehr unterschiedlich. Die einen ziehen angeraute GFK-Flächen vor, weil diese rutschfest sind. Andere Segler wiederum vertreten die Auffassung, dass erst durch ein Teakdeck mit strakenden Fugen ein Schiff zum Hingucker wird und nur dann überhaupt eine schiffige Wohlfühl-Atmosphäre entsteht.

Während bei einem Neubootkauf sehr gut Einfluss auf die Wahl des Deckbelages genommen werden kann, müssen Gebrauchtbootkäufer eher nehmen, was angeboten wird. Dabei ist insbesondere bei Teakdecks nicht immer ein gepflegter Zustand gegeben. Teak ist ein sehr genügsamer Werkstoff, der eine hohe Belastung verzeiht. Allerdings werden Teakdecks oft falsch gepflegt und über die Zeit unansehnlich.

Ein dreißig Jahre altes Teakdeck, hier besteht Handlungsbedarf. ©Jochen Schwertfeger

Wer ein Gebrauchtboot mit einem restaurierungsbedürftigen Teakdeck erwirbt, muss sich zwangsweise mit der Ausbesserung desselbigen befassen. Da ein neues Teakdeck, beispielsweise bei einem 40-Fuß-Schiff, schnell mit mehr als 40.000 Euro zu Buche schlagen kann, wird so mancher Eigner gründlich abwägen, ob diese Investition getätigt oder das vorhandene Deck restauriert werden soll. Natürlich spielt auch das Thema „Nachhaltigkeit“ dabei eine Rolle.

Hier sind die Fugen schon deutlich abgetragen. ©Jochen Schwertfeger

Stellt sich heraus, dass das Holz selbst in einem guten Zustand ist und lediglich das Gummi in den Fugen erneuert werden muss, kann der folgende Trick helfen, insbesondere auch dann, wenn die Falzleisten derart abgelaufen sind, dass plane Planken ohne eine Fuge zurückgeblieben sind.

Die Falzleiste wie sie sein sollte. ©Jochen Schwertfeger

Die Mini-Kreissäge schafft Meter bei der Sanierung der Fugen eines Teakdecks

Die Sanierung der Fugen eines Teakdecks hat schon oft Verzweiflung ausgelöst. Der Fachbetrieb würde wohl zur Oberfräse greifen. Dieses Werkzeug schafft zwar schöne Fugen, ist für den Amateur aber schwer zu führen, da es einen kräftigen Drall zur Seite hat und bei falscher Führung schnell seitlich auswandert.

Die alte Fuge muss raus, in diesem Beispiel wird dazu eine Kreissäge genutzt. ©Jochen Schwertfeger

Auch die Oszillationssäge wird unter Seglern empfohlen und genutzt. Vorteilhaft ist, dass sie nicht dazu neigt, seitlich auszubrechen, allerdings kommt man mit der Oszillationssäge nur sehr langsam voran. Bei einem Vierzig-Fuß-Schiff müssen immerhin ein halber Kilometer Fugen abgearbeitet werden!

Alternativ haben wir bei uns an Bord sehr gute Erfahrungen mit der Mini-Kreissäge gemacht. Sie schafft viele Meter am Tag, das Fugenbild ist relativ gut und die Mini-Kreissäge lässt sich auch von Amateuren gut händeln.

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Die Fugen eines Teakdecks mit der Mini-Kreissäge sanieren

Grundsätzlich ist das Sägeblatt einer Mini-Kreissäge zu schmal. Es können aber zwei Sägeblätter übereinander montiert werden. So wird die gewünschte Fugenbreite von vier Millimetern erreicht.

Zwei übereinander geschraubte Sägeblätter ergeben die richtige Fugenbreite. ©Jochen Schwertfeger

Da bei der Beispielyacht – einer Ovni – das äußere Laibholz fünf Zentimeter vor der Fußreling endet, kann sofort begonnen werden. Die Führungsschiene (Parallelanschlag) kann direkt an das Laibholz angelegt werden, um die ersten vier Fugen auszusägen.

Fünfzig Meter Fuge in ungefähr zwei Stunden geschafft, das macht Mut. 🙂 ©Jochen Schwertfeger

Ab der fünften Fuge wird der Parallelanschlag in eine bereits ausgearbeitete Fuge getaucht. Unser Anschlag musste dafür etwas dünner geschliffen werden.

Eine bereits ausgesägte Fuge dient als Führung für die weiteren Fugen. ©Jochen Schwertfeger

Es ist besser, die Fuge für den Parallelanschlag mit Schleifpapier zu säubern, dann läuft die Sache glatt. Zum Ausschleifen kann altes Schleifband vom Bandschleifer genutzt werden.

©Jochen Schwertfeger

Je freier das Deck von Beschlägen ist, desto flotter geht es nun voran. Zeitweise kommt an den Enden noch eine gerade Anschlagleiste zum Einsatz, auch eine Strakleiste mit einem durchschnittlichen Radius auszusägen ist keine schlechte Idee.

Sägen an der Straklatte: Die Straklatte mit Sperrholzbrett zum Fixieren passt nicht nur für eine Fuge, die Radien sind sehr ähnlich. ©Jochen Schwertfeger

In der Nähe von Beschlägen wird man wohl doch zur Oszillationssäge greifen müssen oder zu einem Gravurset mit einem vier Millimeter Fugenfräskopf. Jetzt ist jedoch die größte Arbeit getan und es muss nur noch an wenigen Metern nachgearbeitet werden.

©Jochen Schwertfeger

Nach dem Aussägen und Säubern der Fugen können selbige abgeklebt und neu verfugt werden. Überschüssiges Gummi sollte gründlich mit einem Spachtel abgezogen werden. Sehr gut geeignet ist ein Kunststoffspachtel.

©Jochen Schwertfeger

Für das Finish wird das Deck flächig mit dem Exzenterschleifer abgeschliffen. Gegebenenfalls müssen einzelne Fugen mit der Hand nachgeschliffen werden.

©Jochen Schwertfeger
©Jochen Schwertfeger
Fertig 🙂 ©Jochen Schwertfeger

Fazit

Ein Teakdeck zu sanieren, ist zwar viel Arbeit, aber es lohnt sich. Neue Fugen verleihen einem alten Deck nicht nur eine neuwertige Optik, sie tragen auch viel zur Haltbarkeit des Decks bei. Gut sanierte Decks können viele Jahre Freude bereiten. Für uns hat sich das Arbeiten mit der Mini-Kreissäge als sehr effizient erwiesen. Natürlich sind auch wir mal ein wenig vom Kurs abgekommen, diese Stellen fallen aber verfugt und im Gesamtbild kaum auf.

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Gerd Gerdes
Gerd Gerdes
6 Monaten her

Moin, ich hatte das Deck meiner Contest mit einer kleinen Oberfräse mit 1000 Watt und einem 4 mm Fräser saniert. Wenn man eine dünne Sperrholzplatte mit zwei 4 mm Stiften oder Schrauben versieht, so dass ein Dreieck mit dem Fräser im Abstand zur nächsten Fuge entsteht, geht normalerweise nichts schief und die Fräse kann nicht auswandern. Auf diese Weise können die Bögen im Deck auch besser abgefahren werden als mit einem geraden Kreissägeblatt.

Gerd Gerdes

PS: die Sperrholzplatte muss natürlich an der Sohle der Oberfräse festgeschraubt werden.

Michael Müllenbach
Michael Müllenbach
5 Monaten her

Moin Jochen, kurze Verständnisfrage. Schleifst Du das Teak nach dem Verfugen? Wenn ja, schmiert das nicht?

Gruß
Michael

Rainer
Rainer
5 Monaten her

Hallo Michael,
Keine Sorge, wenn die Fugenmasse genug Zeit hatte „auszuhärten“ schmiert das Schleifen nicht.