Ein Beitrag von
Die Blauwasser-Redaktion recherchiert, produziert und veröffentlicht praxisnahe Themen rund um das Reisen auf dem Wasser. Das Team besteht aus erfahrenen Seglern und Experten.
Titelfoto: ©️radiopelicano.de
Der Sportseeschifferschein (SSS) im Überblick
Der Sportseeschifferschein (SSS) gilt für das Führen von Sportbooten bis zu einer Küstenentfernung von 30 Seemeilen. Darüber hinaus deckt er die gesamte Nord- und Ostsee, den Englischen Kanal, den Bristolkanal, die Irische und Schottische See, das Mittelmeer und das Schwarze Meer ab.
Für private Skipper ist dieser Segelschein nicht vorgeschrieben. Er ist eine freiwillige Ergänzung, die die Theorie und Praxisausbildung der vorgelagerten Scheine, wie beispielsweise den Sportküstenschifferschein (SKS), erweitert und vertieft.
Wer jedoch gewerbemäßig genutzte Sportboote, die unter deutscher Flagge fahren, in den küstennahen Seegewässern führen möchte, muss ihn besitzen. Dann ist er vorgeschrieben.
Übrigens: Nach langem Hin und Her haben sich 2010 die Gesetze für deutsche Sportboote mit gewerblicher oder gewerbsmäßiger Nutzung geändert. Der SSS ist nicht mehr zwingend vorgeschrieben, für Küstengewässer bis zu einer Entfernung von zwölf Seemeilen reicht der Sportküstenschifferschein (SKS), bis zu einer Entfernung von 300 Metern der Sportbootführerschein (SBF See) in Kombination mit einer Einzelfallgenehmigung durch eine Wasser- und Schifffahrtsdirektion (WSD).
Die praktische und theoretische Ausbildung und Prüfung zum Sportseeschifferschein ist im Vergleich zu den hierarchisch darunterliegenden Scheinen wesentlich komplexer und anspruchsvoller. Nach dem Erlernen müssen diese vor einem amtlichen Prüfungsausschuss nachgewiesen werden, um den Sportseeschifferschein (SSS) zu erlangen.
Voraussetzungen zum Erwerb des Sportseeschifferscheins
Das Mindestalter für den Erwerb des Sportseeschifferscheins beträgt 16 Jahre und der Antragsteller muss im Besitz des SBF See sein. Außerdem muss eine der folgenden Voraussetzungen erfüllt sein:
- 1.000 Seemeilen müssen auf Yachten im Seebereich nach Erlangen des SBF See als Wachführer oder dessen Stellvertreter gesegelt worden sein, davon vor der theoretischen Prüfung mindestens fünfhundert Seemeilen.
- Mindestens 700 Seemeilen wurden auf Yachten im Seebereich nach Erwerb des SKS gesegelt. Diese Seemeilen müssen erst bei der praktischen Prüfung nachgewiesen werden.
- Der Nachweis über 700 gesegelte Seemeilen auf Yachten im Seebereich nach dem Erwerb des BR-Scheins, der bis zum 1. Oktober 1999 ausgestellt wurde.
Als Beleg gilt die Bestätigung zum Nachweis der Seemeilen nach der Verordnung über den Erwerb von Sportsee- und Sporthochseeschifferscheinen (SportSeeSchiffV).
Die Ausbildung im Rahmen des Sportseeschifferscheins
Die Ausbildung für den Sportseeschifferschein wird von vielen Segelschulen in Deutschland angeboten. Die Ausbildung schließt mit einem theoretischen und praktischen Teil ab. Der theoretische Teil kann sowohl vor Ort als auch online absolviert werden.
Wer Geld sparen möchte und gut eigenständig lernen kann, kann die Theorie auch in Eigenregie pauken und sich direkt zur theoretischen Prüfung anmelden. Das ist auch im Praxisteil möglich, jedoch nicht unbedingt empfehlenswert, da die praktische Prüfung zum Sportseeschifferschein recht komplex ist. Daher ist es für viele Anwärter eine große Hilfe, wenn sie schon mit dem Prüfungsboot vertraut sind.
Von vielen Segelschulen werden zudem Sportseeschifferschein-Ausbildungstörns in unterschiedlichsten Revieren angeboten. So kann für die Praxisprüfung geübt werden, während nebenbei Seemeilen gesammelt und ein Segelurlaub erlebt werden. All jene, denen noch sehr viele Seemeilen für die Zulassung fehlen, sollten nach sogenannten Seemeilentörns Ausschau halten.
Die Lehrmaterialien für den Sportseeschifferschein
Für die Vorbereitung auf die Prüfung zum Sportseeschifferschein sind verschiedene Lehrbücher im Handel erhältlich. Im Gegensatz zum Sportbootführerschein und dem Sportküstenschifferschein gibt es keinen Fragenkatalog, aus dem die Fragen ausgewählt werden, es gibt allerdings eine Sammlung von Übungsaufgaben zur Vorbereitung auf die umfangreiche Prüfung.
Darüber hinaus sind noch ein Navigationsbesteck (Kursdreieck, Anlegedreieck und Meilenzirkel) sowie ein nicht programmierbarer Taschenrechner notwendig. Zudem benötigen Prüfungsanwärter die Übungskarten BA 2656 Ü Stand 2005 und 1/INT1 sowie das Begleitheft mit Formelsammlung für die Navigationsaufgaben. Im Fach Schifffahrtsrecht wird zudem der Vordruck Radarplotscheibe benötigt. Der Vordruck Radarplotscheibe, Karten und Begleitheft müssen auch bei der theoretischen Prüfung vorhanden sein.
Die Anmeldung zur Prüfung für den Sportseeschifferschein
Die Anmeldung zur praktischen Prüfung findet beim zuständigen regionalen Prüfungsausschuss statt. Hierfür müssen einige Dokumente eingereicht werden: der Antrag auf Zulassung (Vordruck) für Theorie und Praxis, eine Kopie des Sportküstenschifferscheines, ein Seemeilennachweis, ein aktuelles Passbild und ein Nachweis über die Entrichtung der Prüfungsgebühr.
Die theoretische Prüfung des Sportseeschifferscheins
Die theoretische Prüfung für den Sportseeschifferschein ist modular aufgebaut und gliedert sich in die vier Themenblöcke Navigation, Seemannschaft, Seeschifffahrtsrecht und Wetterkunde. Diese vier Prüfungen können sowohl einzeln als auch kombiniert absolviert werden. Alle Prüfungsmodule müssen innerhalb eines Zeitraums von 24 Monaten absolviert werden.
Im Gegensatz zu den einfacheren Segelscheinen sind die Antwortmöglichkeiten freitextlich angelegt, es gibt also keine Multiple-Choice-Fragebögen. Weitere Erschwernis: Es wird nicht mehr aus einem öffentlichen Fragenkatalog ausgewählt, der vorher geübt (und auswendig gelernt) werden kann.
Der Themenbereich Navigation umfasst verschiedene Kartenaufgaben sowie Aufgaben aus den Bereichen Gezeiten und Elektronische Navigation. Im Bereich Seemannschaft werden die Themen Sicherheit, Schwerwetter und Bootsbau abgefragt.
Beim Seeschifffahrtsrecht geht es um die Kollisionsverhütungsregeln, die Seeschifffahrtsstraßenordnung, Seeunfälle, Umweltschutz und Radarplotten. Im Modul Wetterkunde gibt es Fragen zu den Themen Wind, Wolken, Empfang von Seewetterberichten, Nebel, Okklusion und Seegang.
In den Modulen Navigation und Seeschifffahrtsrecht können je vierzig Punkte erreicht werden und bei Seemannschaft und Wetterkunde je dreißig. Jedes Modul kann einzeln bestanden oder wiederholt werden. Bestanden hat, wer mindestens 65 Prozent der jeweiligen Punktzahl erreicht. Erreicht man hingegen nur 55 bis 64 Prozent, wird mündlich nachgeprüft.
Die praktische Prüfung des Sportseeschifferscheins
In dieser Prüfung müssen die theoretischen Kenntnisse praktisch angewendet und umgesetzt werden. Das bedeutet im Einzelnen für den Bereich Seemannschaft: die Beherrschung von Rettungsmanövern, ein Notfall-Management, die sichere Handhabung des Sportbootes und die Beherrschung der Technik an Bord. Für den Bereich Navigation geht es um den korrekten Umgang mit Papierseekarten und nautischer Literatur. Darüber hinaus muss auch das Electronic Chart System (ECS) beherrscht werden. Kenntnisse über die Bedienung des Radars sind der letzte Block zur Navigation. Im dritten Segment der Prüfung geht es um Wetterkunde.
Geprüft wird von zwei Prüfern auf einer Yacht mit einer Wasserlinie von mindestens neun Metern. Die Prüfung wird auf einer Fahrt mit mehreren Bewerbern auf offener See durchgeführt, wobei jeder Bewerber 120 Minuten geprüft wird. Alle Fragen, Manöver und Knoten müssen zufriedenstellend absolviert werden, um die Prüfung zu bestehen.
Übrigens: Beim Sportseeschifferschein geht es vor allem auch um die Qualitäten als Schiffsführer. Im Gegensatz zu den einfacheren Scheinen muss man also, beispielsweise bei einem Rettungsmanöver, nicht unbedingt selbst am Ruder stehen. Dabei sollte der Proband sich voll auf die Einteilung und Führung der Crew zur Durchführung der Manöver konzentrieren und klare Anweisungen geben.
Hinweis: Es ist zwar nicht sehr verbreitet, aber der Sportseeschifferschein kann auch in der Variante „Nur unter Motor“ gemacht werden, dann müssen die oben genannten Manöver auch nur unter Maschine abgelegt werden und die seglerischen Inhalte entfallen.
Fazit
Der Sportseeschifferschein rundet die praktische Segelausbildung sinnvoll ab. Aber auch auf der theoretischen Ebenen erhält man einen guten Überblick über alle wichtigen Themenbereiche, mit denen sich ein verantwortlicher Schiffsführer zumindest einmal beschäftigt haben sollte. Darüber hinaus gibt es auch noch einen höheren möglichen Segelschein, den Sporthochseeschifferschein, aber dort wird nur theoretisches Wissen geprüft.
Und nicht zuletzt ist der Sportseeschifferschein für Skipper, die eine Yacht gewerblich führen wollen, vorgeschrieben. Leider sind einige Themenbereiche, wie auch bei den anderen deutschen Scheinen, nicht unbedingt mehr zeitgemäß. Gerade im Bereich Navigation hat es in den letzten Jahren viel Veränderung gegeben. Oft kritisiert wird auch, dass beispielsweise im Gegensatz zum Englischen Royal Yachtmaster der praktische Teil im Vergleich zur Theorie viel zu kurz kommt. Wer ein Schiff mit Crew sicher über die offene See führen will, braucht vor allem Praxis.
Moin, ich habe den BK Schein der wurde mir nicht umgeschrieben, Frage: ist er noch genauso gültig wie der SSS ? Vielen Dank für eine Antwort