Zypern: Revierinformation für Segler

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Seit seiner Kindheit segelt Harald am Bodensee. Die weite Welt hat sich der gebürtige Lindauer als Skipper und Mitglied der Gemeinschaft für Seefahrt (GfS) erschlossen. Ein Verein, der mit seinen beiden Blauwasseryachten BODAN V (Xc 54) und BRIGANTIA (Hallberg-Rassy 48) das Hochseesegeln fördert. Harald hat bereits das Mittelmeer von Ost bis West erkundet, die Ostsee von Schweden bis St. Petersburg, den Ärmelkanal, die Irische See, Island, Grönland und die Inseln der Kapverden. Sein persönliches Highlight sind die Großen Seen in den USA.

Der Überblick – Das Segelrevier Zypern

Zypern ist neben den Kanaren in Europa eine Destination, in der auch im Winter Segeln bei angenehmen Temperaturen möglich ist: Von November bis März liegen die Tagestemperaturen zwischen 15 bis 25 Grad nur unwesentlich unter denen der Kanaren. Das Gleiche gilt für die Wassertemperaturen, die von 18 (Februar) bis 22 Grad (November) nur einen Grad kühler als auf den Kanaren sind. Für den normalen Mitteleuropäer also fast schon sommerliche Temperaturen. Und noch etwas Gutes: Die Winterstürme der Ägäis reichen nicht bis nach Zypern und die Winde sind hier mit durchschnittlich zehn Knoten Windgeschwindigkeit eher moderat.

Zypern ist auch bei Landtouristen ein beliebtes Ziel in der Nebensaison. ©Elena/stock.adobe.com

Wer nicht vor Ort chartert und mit dem eigenen Boot anreist, erreicht Zypern meist aus Griechenland oder der Türkei. Von der griechischen Insel Rhodos sind es etwa 220 Seemeilen, vom östlichsten griechischen Einklarierungshafen Kastellorizo 150 Seemeilen. Von Limassol in Südzypern bis nach Haifa in Israel sind es 220 Seemeilen. Am kürzesten ist der Sprung rüber nach Zypern von der Türkei aus: Antalya ist etwa 140 und Alanya nur 90 Seemeilen entfernt. Trotzdem bedeutet das für die meisten in jedem Fall auch eine Nachtfahrt.

Die BODAN V der Gfs nach der Ankunft in Zypern im Hafen von Paphos. ©Gemeinschaft für Seefahrt (GfS)

Noch kürzer ist die Entfernung bei einem Landfall in Nordzypern: Vom türkischen Tasucu nach Girne auf Nordzypern sind es nur 50 Seemeilen. Doch damit sind wir gleich bei der Besonderheit von Zypern, der geteilten Insel: Wer mit dem Schiff einmal in der Türkischen Republik Nordzypern eingelaufen ist, dem wird das Einlaufen in einen Hafen in der Republik Zypern (Südzypern, Mitglied der EU) verwehrt! Noch schlimmer: Der Aufenthalt in einem Hafen in Nordzypern wird in Südzypern mit hohen Geldstrafen geahndet. Umgekehrt aber darf Nordzypern von Südzypern aus angelaufen werden.

Wer seinen Landfall hier in Girne in Nordzypern macht, kann nicht weiter nach Südzypern reisen. ©Michael Amme

Zypern ist nach Sizilien und Sardinien die drittgrößte Insel im Mittelmeer. Nordzypern ist wesentlich kleiner und hat abgesehen von der Hafenstadt Girne kaum eine Hafeninfrastruktur und fast keine Ankerplätze. Deshalb behandelt diese Revierinformation auch hauptsächlich das Revier Südzypern (Republik Zypern), das sich von Latchi im Nordwesten bis nach Kalamies Beach im Südosten über insgesamt etwa 150 Seemeilen erstreckt.

Einige Küstenabschnitte von Südzypern haben auch Steilküsten. ©Gemeinschaft für Seefahrt (GfS)

Häfen und Marinas in der Republik Zypern (Südzypern)

Die Infrastruktur an Häfen und Marinas hat sich in den letzten Jahren stark verbessert, insgesamt gibt es sieben Häfen und es wird weiter gebaut. Eine Überwinterung auf Zypern sowie Wartungs- und Reparaturarbeiten sind auf Südzypern damit eine echte Alternative. Beispiele für sehr gute Marinas sind hier die Orte Limassol, Larnaka und Ayia Napa, aber der Reihe nach (von West nach Ost):

Der Yachthafen von Limassol bietet alle notwendigen Serviceeinrichtungen. ©Michalis Palis/stock.adobe.com

Hafen Latchi

Traditionelles zypriotisches Dorf mit kleiner Marina (Port of Entry). Gut für Ausflüge in die Naturparks. Strom und Wasser auf den Stegen, aber keine Tankstelle (nur auf der Straße). Nette Cafés und Restaurants.

Die gut ausgestattete Marina von Latchi ist definitiv einen Besuch wert. ©f8grapher/stock.adobe.com

Paphos

Eigentlich ein wunderbarer Hafen, doch die Gästeplätze werden fast ausschließlich von Langzeitliegern belegt. Von daher auf jeden Fall beim Hafenmeister ein oder zwei Tage vorher reservieren, aber bitte bedenken: Oft ist dieser schon nach 15 Uhr nicht mehr erreichbar. Wasser gibt es nur am Steg der Ausflugsboote (bis maximal 2,20 Meter Tiefgang möglich). Ebenfalls Port of Entry. Kosten: in der Nebensaison etwa 50 Euro.

Der schöne Hafen von Paphos hat nur sehr beschränkte Liegeplatzkapazitäten für Besucher. ©Gemeinschaft für Seefahrt (GfS)

Limassol Marina

Moderne Marina mit einer kompletten Infrastruktur und sehr freundlichem und hilfsbereitem Personal. Es gibt auch einen Port-of-Entry-Service vor Ort. Anmeldung vor dem Einlaufen über UKW-Kanal 12 ist gewünscht, das Hafenpersonal begleitet einen zum Liegeplatz und hilft beim Anlegen (Muring). Kosten: ca. 90 Euro/Nacht für ein 45-Fuß-Schiff, Wasser und Strom kosten extra. Wochen- und Monatspreise sind günstiger.

Der alte und der neue Hafen sind in Limassol zu einer Einheit verschmolzen. ©Fotokon/stock.adobe.com

Limassol St. Raphael Marina

Die Marina gehört zum Sheraton Hotel und liegt sechs Seemeilen östlich der Marina von Limassol. Hier wird mit Murings an Betonpiers festgemacht. Umfangreicher Service vor Ort, auch Port of Entry. Kosten für eine 15-Meter-Yacht: ca. 40 Euro/Nacht in der Nachsaison (Okt–März), sonst ca. 70 Euro/Nacht. Wasser und Strom kosten extra.

Gleich neben der Marina von St. Raphael gibt es einen schönen Badestrand. ©Maristos/stock.adobe.com

Zygi

Ein kleiner Fischerhafen mit einer angebauten Marina. Der Hafenmeister scheint nicht ganzjährig vor Ort zu sein. Dann, wie im Handbuch „Cyprus Pilot“ beschrieben, einfach einen freien Platz nehmen. Wasser und Strom sind bei Abwesenheit des Hafenmeisters nicht verfügbar. Im Ort gibt es wunderbare Fischrestaurants.

Zygi ist ein schöner Zwischenstopp mit ausreichender Infrastruktur. ©Gemeinschaft für Seefahrt (GfS)

Larnaca Marina

In der Vergangenheit war das die einzige Marina für Fahrtensegler. Heute ist sie top modernisiert und bietet fast jeden Service. Dazu eine sehr kurze Distanz zum Flughafen (15 Minuten). Kosten für eine 15-Meter-Yacht: 30 Euro/Nacht (mindestens 3 Nächte).

Die modernisierte Larnaca Marina bietet top Service. ©ais60/stock.adobe.com

Agia Napa Marina

Die neueste und modernste Marina in Zypern ist ebenfalls Port of Entry. Zusammen mit Limassol Marina gibt es hier die vermutlich umfangreichsten Serviceeinrichtungen für Yachten auf Zypern. Hier werden in der Hochsaison für 45 Fuß etwa 110 Euro pro Tag fällig (Strom, Wasser und Abpumpen der Fäkalientanks inklusive).

Die modernste Marina Zyperns bietet auch die teuersten Liegeplätze des Landes. ©Michalis Palis/stock.adobe.com
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Buchten in der Republik Zypern (Südzypern)

Die insgesamt 23 Ankerplätze entlang der Küste von Südzypern ermöglichen (zusammen mit den sieben Häfen) ein gemütliches Bummeln mit kurzen Entfernungen. Allerdings muss bei längeren Westwindphasen in allen Buchten entlang der Westküste mit Schwell gerechnet werden.

Da der Wind in der Nacht oft von West auf Nordost dreht, sollte der Anker unbedingt gut eingefahren sein. Bei zu viel Schwell lohnt es sich, einen Heckanker auszubringen, um den Bug gegen den Schwell zu halten. Und Vorsicht: Oft ist der Ankergrund mit vielen kleinen Felsen unrein.

Die vielen Ankerplätze rund um Agia Napa bieten herrliche Badestopps. ©Michalis Palis/stock.adobe.com

Buchten im Westen von Limassol (Auswahl)

  • Avdimou Bay (direkt hinter Akrotiri): Ruhige, hübsche Bucht mit kaum Bebauung. Gut haltender Sandgrund.
  • Pissouri Bay: Ankern vor dem Ort und dem Strand. Ebenfalls gut haltender Sandgrund.
  • Paphos: Ist im Hafen kein Platz verfügbar (wie so oft), kann vor dem Hafen geankert werden. Besser allerdings ist dann die sechs Seemeilen weiter nördlich liegende Bucht Coral Bay.
  • Coral Bay: Hübscher Ankerplatz mit Blick auf Strand und einige Luxus-Immobilien.
  • Agios Georgios: Ankern vor dem kleinen Fischerhafen, der zum Anlegen zu flach ist.
  • Lara Bay: Zwei romantische, einsame Buchten, die im Juli und August wegen der Schildkröten-Eiablage gesperrt sind.
  • Geranissos: Einsame Bucht, aber nicht viel Platz. Gut haltender Sandgrund.
  • Fontana Amorosa: Wenig Sandgrund, viel Fels, aber guter Schutz auch bei Westwind.
  • Blue Lagoon: Die schöne Badebucht bietet ebenfalls guten Schutz bei Westwinden und der Ankerplatz ist auch ein beliebtes Ausflugsziel der Touristenboote (im Sommer).
Fast wie in der Karibik: Die Blue Lagoon ist ein beliebter Ankerplatz. ©Kati Lenart/stock.adobe.com

Ankerbuchten im Osten von Limassol (Auswahl)

Die schönen Buchten sind alle nördlich von Kap Greco und damit bestens geschützt vor dem Westwind. Hier reihen sich auf sechs Seemeilen die Buchten von El Greco, Konnos, Vizakia, Fig Tree, Sunrise, Sirena, Fireman’s Beach und Buffer aneinander. Die meisten davon liegen an beliebten Badestränden – im Winter aber sind sie recht ruhig. Am charmantesten und ruhigsten sind die Buchten Sirena und Buffer.

Die bekannte Fig Tree Bay ist auch ein sehr beliebter Badestrand auf Zypern. ©olgavolodina/stock.adobe.com

Segeln in Zypern – Der Erlebnisfaktor

Zypern bietet nicht nur mondäne Marinas und einsame Buchten. Sollte der Wind mal zu stark zum Segeln sein, gibt es viele Sehenswürdigkeiten an Land – archäologische Stätten, malerische Wanderungen, historische Stadtkerne, dazu lebhafte Promenaden und Partymeilen.

Die geteilte Hauptstadt Nikosia ist auf jeden Fall einen Besuch wert und ruft Erinnerungen an die Teilung von Berlin wach. Der Übergang von dem einen zum anderen Teil der Stadt aber ist deutlich einfacher, es braucht einfach nur den Personalausweis.

Die Hauptstadt Nikosia mit ihren historischen Gebäuden liegt abseits der Küste. ©Klemen Misic/stock.adobe.com

Antike Stätten gibt es reichlich, Paphos oder die Ausgrabungsstätte bei Episkopi zum Beispiel. Den Felsen der Aphrodite an der Südwestküste kann man sowohl von See als auch von Land aus bestaunen.

Die Halbinsel Akamas im Nordwesten ist größtenteils ein Naturschutzgebiet und insbesondere bei Wanderern sehr beliebt. Eine Fahrt in das Troodos-Gebirge mit bis knapp 2.000 Metern bietet einsames Klosterleben (z.B. Kykko) und spannende Wanderungen.

Die Küste östlich von Limassol ist stark bebaut, hier lohnt sich ein Stopp in Zygi. Und dann natürlich die tollen Buchten rund um Kap Greco im Südosten der Insel.

Gut zu wissen – weitere Revierinfos zu Zypern

Wetter in Zypern

Zypern hat mehr als 300 Sonnentage pro Jahr und auch im Winter sieben bis zehn Sonnenstunden pro Tag! Insbesondere in den Wintermonaten weht der Wind meist aus West (zu etwa 50 Prozent), zu 40 Prozent aus Ost und Nord und nur selten aus Süd (etwa 10 Prozent). Rund um die Halbinsel Akrotiri muss mit Düseneffekten gerechnet werden. Unbedingt die Windvorhersage beachten, denn oft dreht der Wind von West auf Nordost. Die Internetvorhersagen wie zum Beispiel Windy funktionieren sehr gut.

Die vielen Sonnentage der Insel machen Zypern fast zu einem Ganzjahresziel. ©olezzo/stock.adobe.com

Anreise nach Zypern

Wer nicht mit der Yacht anreist, findet gute Flugverbindungen von allen deutschen, österreichischen und Schweizer Flughäfen – hauptsächlich nach Larnaca. Nach Paphos fliegen ebenfalls einige Fluglinien, doch Direktflüge gibt es nur selten (zurzeit zum Beispiel von Köln und Wien).

Zu den Marinas in Limassol oder Agia Napa gibt es günstige Busse, Intercity genannt (pro Person etwa neun Euro). Ein Taxi von Larnaca oder Paphos bis zur Marina in Limassol kostet etwa 80 Euro (für bis zu fünf Personen).

Zum Larnaca Airport geht es ganz dicht über das Meer hinweg. ©Aliaksandr/stock.adobe.com

Zyperns Behörden sowie Ein- und Ausklarieren

Hafenmeister, Zoll und Polizei sind meist nah beieinander (oft sogar im gleichen Gebäude) und in den Marinas auch am Wochenende besetzt (zumindest zu den Bürozeiten zwischen 9 und 16 Uhr).

Für das Ein- und Ausklarieren fallen keine Gebühren an. Eine Besonderheit in Zypern ist, dass in jedem Hafen ein- und ausklariert werden muss! Nur in den Buchten ist das Ankern bürokratiefrei.

Port of Entry sind Latchi, Paphos (Achtung: oft keine freien Gastliegeplätze), Limassol Marina, Limassol St. Raphael Marina, Larnaca Marina und Agia Napa Marina.

Trotz EU-Zugehörigkeit muss in Zypern ein- und ausklariert werden. ©Alexander Lebedev/stock.adobe.com

Literatur & Seekarten

Wichtigstes Hilfsmittel in Zypern ist der „Cyprus Pilot“ von Rick Munden von 2016. Hier sind alle Ankerplätze und Häfen beschrieben (außer die nach 2016 gebauten bzw. ausgebauten Häfen von Zygi und Agia Napa). Und das Beste ist: Der Revierführers kann hier kostenlos runtergeladen werden.

Alternativ gibt es den Revierführer Turkish Waters & Cyprus Pilot von Rod & Lucinda Heikell, Verlag Imray.

Sonstiges

In Zypern ist die Währung der Euro und für den Mobilfunk gilt das EU-Roaming. Es wird Griechisch gesprochen, wegen der britischen Kolonialvergangenheit versteht hier jeder aber auch Englisch.

Gute Einkaufsmöglichkeiten, auch in Bezug auf Schiffsausrüster, dazu auch gute Werftinfrastruktur.

Die Küche ist griechisch mit vielen Fischspezialitäten. Zypern ist ein sicheres Reiseland und die Marinas haben alle Zugangssicherungen.

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