Törnbericht: Mit der Charteryacht von Heiligenhafen nach Kopenhagen

Ein Beitrag von

Michael Amme

Michael ist seit über 20 Jahren als Journalist und Fotograf auf dem Wasser tätig. Der studierte Geograf hat weltweit Reisereportagen in mehr als 100 Charter- und Blauwasserrevieren produziert. Zudem haben den Hamburger viele Segelreisen und seine frühere Tätigkeit als Charter- und Überführungsskipper rund um den Globus geführt. Zusammen mit Sönke Roever ist er die treibende Kraft von BLAUWASSER.DE und ein beliebter Referent auf Bootsmessen und diversen Seminaren (siehe Termine).

Auf den etwa 120 Seemeilen bis zur dänischen Metropole gibt es viele attraktive Ziele auf unterschiedlichen Routenoptionen

Der Himmel ist blau und wolkenlos, kein Windhauch kräuselt die See, in der späten Nachmittagssonne spiegeln sich die Rümpfe und Masten der Boote im Hafenbecken. Auf dem Parkplatz davor laden Segler die Inhalte ihrer Kofferräume auf rote Handkarren, auf den Stegen stapeln sich Taschen, Seesäcke mit Bettzeug und Proviantkisten. Stützpunktmitarbeiter flitzen von Boot zu Boot, Kinder keschern Krebse und Väter stecken ihre Köpfe tief in Backskisten. Übergabetag auf der Charterbasis Heiligenhafen, Sommerferien in Deutschland.

Graswarder heißt der idyllische Nehrungshaken hinter dem Hafen Heiligenhafen. ©Michael Amme

Nebenan im Fischereihafen ist Volksfeststimmung, zehn Tage Hafenfest wie jedes Jahr, mit Riesenrad, Livemusik, Fischbude, Zuckerwatte und Feuerwerk. Die Sonne wirft ihre letzten Strahlen über den Horizont, von ganz oben aus dem Riesenrad lasse ich den Blick über den Hafen schweifen, vor mir liegt ein Meer aus Masten in Miniaturformat, die aussehen wie glühende Wunderkerzen. Dahinter glänzt der Graswarder, dieser idyllische Nehrungshaken mit seinem kilometerlangen Strand und dem Dutzend reetgedeckter Ferienhäuser. Dann erst kommt ein schmaler Streifen tief dunkelblaue Ostsee, am Horizont liegt Fehmarn, irgendwo dahinter das Ziel unserer Sommerreise – Kopenhagen.

Ein Performance-Cruiser als Charteryacht ist eher die Ausnahme als die Regel. ©Michael Amme

Sportlich: mit der Familie auf einer Performance-Yacht

Unser Charterschiff ist eine regattatauglich ausgestattete Salona 38 race und eine Verlegenheitslösung. Der Plan, nach Kopenhagen zu segeln, entstand spontan. „Sorry, aber die typischen Familienschiffe sind immer schon früh im Jahr ausgebucht“, hatte die Charterfirma erklärt, „wir haben nur noch große 50-Fußer oder die Salona.“

Der erste Eindruck am Steg: „Cooles Schiff“, sagt meine Tochter. Das Heck ist offen, die beiden Steuerräder schweben frei an schräg aus dem Aufbau ragenden Steuersäulen, im Cockpit gibt es weder Tisch noch Gerätekonsole, dafür eine in den Boden eingelassene Travellerschiene. Die Yacht ist ausgerüstet mit Lattengroß, Gennaker, Spinnakerbaum und zusätzlichen Cockpitwinschen. Ich gerate ins Träumen: Ist das im Ansatz nicht fast schon ein Open 40, mit denen die Regattaprofis in Gleitfahrt Ozeanwellen mit hohen zweistelligen Geschwindigkeiten surfen?

Naja. Im Fachjargon nennt man solche Schiffe eher Performance Cruiser. Und die Etappen auf einer Reise von Heiligenhafen nach Kopenhagen heißen Gedser, Klintholm und Rødvig. Auf dem Hinweg sind das 120 Seemeilen, wer etwas sehen und nicht wie die Profis durch die Nacht preschen möchte, der sollte für eine Rundreise von Heiligenhafen nach Kopenhagen und zurück zehn Tage einplanen.

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Erster Stopp, erster dänischer Hafen: Gedser

Das erste Etappenziel ist eine Enttäuschung: Gedser hat nicht viel mehr zu bieten als einen solide geführten Hafen in grüner Umgebung. Der Ort selbst ist der südlichste ganz Skandinaviens und geprägt von einem riesigen Parkplatz und dem Fährhafen der Reederei Scandlines. Im Zweistundentakt legen die Fähren hier ab, Ziel: Rostock. Der Rest des Ortes mit seinen 700 Einwohnern wirkt etwas trostlos, selbst in der Hauptsaison.

Auf der Werfthalle von Gedser wird dänischer Lokalpatriotismus praktiziert. ©Michael Amme

Wunderschön: die Kreidefelsen von Klintholm

Ganz anders Klintholm, das zweite Etappenziel, gelegen im Südosten der Insel Møn. Eine Gegend mit leicht hügeliger Landschaft, vielen grünen Feldern und dem Markenzeichen der Insel, den Kreidefelsen. „Das Schöne an Klintholm sind seine feinsandigen Strände, die bis an beide Seiten des Hafens reichen“, hatte unser Liegeplatznachbar in Gedser erzählt.

Der Kreidefelsen von Møns Klint ist in Dänemark so bekannt wie der Königsstuhl auf Rügen. ©MirekK/stock.adobe.com

Unverbaut, naturbelassen und kilometerlang eignen sich die feinsandigen Strände zum Baden und Spazierengehen, für Familiencrews ist Klintholm ein Ort mit Suchtpotenzial. Auch, weil der in Yacht- und Fischereibecken aufgeteilte Hafen ein charmantes Flair besitzt, mit Ferienhäusern direkt am Hafen, Fischräucherei, Hafenrestaurant und kleinem Supermarkt.

Direkt hinterm Hafen beginnt der lange und feinsandige Strand von Klintholm. ©Michael Amme

50 Seemeilen liegen zwischen Klintholm und Kopenhagen

Doch wir wollen raus. Raus auf See. Irgendwie sind wir seit Beginn der Reise mit unserer Renn-Charteryacht am liebsten auf dem Wasser. Zum Glück dominieren Sommer, Sonne und Leichtwind. „Irre, wie das Schiff ohne viel Wind trotzdem so schnell ist“, freut sich meine Frau. Wir machen fünf, sechs Knoten Fahrt unter Bedingungen, bei denen auf anderen Booten schon längst der Flautenschieber zum Einsatz gekommen wäre. Jeder zusätzliche Windhauch wird sofort in Geschwindigkeit umgesetzt, aber auch in Schräglage. „Keine Ahnung, wie gut wir mit diesem leichtfüßigen Schiff bei ruppigen Bedingungen zurechtkommen“, gebe ich zu bedenken.

Jeder Windhauch wird auf der Salona in Geschwindigkeit übersetzt – und in Schräglage. ©Michael Amme

Doch die sind nicht in Sicht. Die sommerliche Ostwindlage dreht Richtung Süd, wieder sind für den nächsten Tag nur zwei bis drei Windstärken angesagt. Bis nach Kopenhagen sind es 50 Seemeilen, der einzige logische Zwischenstopp ist Rødvig. Wir grübeln über Seekarte und Törnführer, „können wir bei dem Wind nicht nonstop bis Kopenhagen segeln und Rødvig für den Rückweg aufsparen?“, fragt meine Frau.

Die Tage im Sommer sind lang, auch lange Etappen können problemlos bei Tageslicht gesegelt werden. ©Michael Amme

Der Himmel ist gelborange, das Deck nass vom Tauwasser, im Nordosten kriecht die Sonne über den Horizont. Es ist kurz nach fünf, die Kinder schlafen noch, der Wasserkessel dampft und an Backbord leuchtet Møns Klint, die höchste Steilklippe Dänemarks. Drei Seemeilen lang zieht eine bis zu 128 Meter hohe Kreideküste vorüber, die hoch oben bis zur Abbruchkante bewaldet ist. Dicht unter der Küste hat ein einsamer Ankerlieger das ruhige Wetter genutzt und die Nacht vor dieser imposanten Kulisse verbracht. „Sieht echt hübsch aus“, findet auch mein jüngster Sohn, der kurz seinen Kopf aus dem Niedergang streckt.

Ein einsamer Ankerlieger hat bei ruhigen Bedingungen die Nacht am Kreidefelsen verbracht. ©Michael Amme

Mit Nordkurs und einem Becher heißen Kaffee in der Hand geht es dem freien Horizont entgegen Richtung Kopenhagen, „ich liebe diese Morgenstimmung“, sage ich mehr zu mir selbst. Das milde Licht, die einsetzende Sonnenwärme und die Einsamkeit auf dem Wasser erzeugen einen inneren Frieden, für den es keinen Yogakurs und kein Schweigeseminar braucht. Doch dann kommt das Kommando zum Setzen des Gennakers, ein Segel, das für unsere Familiencrew nicht zum Standardrepertoire gehört.

Auf unserer Charteryacht ist das „bunte Tuch“ schwarz und häufig im Einsatz. ©Michael Amme

Vorliek, Hals, Talje, Bugbeschlag, Schotenführung – wer nur gelegentlich mit dem Segel hantiert, muss vor dem Manöver ein paar Rätsel lösen. Dann zieht das Fall das leichte, schwarze Tuch in die Höhe, das Stoffknäuel raschelt im Wind, „sind da jetzt auch keine Knoten drin, Papa?“, stellt der Jüngste an Bord die Frage, die alle beschäftigt. Das Fall ist oben, die Schot kommt dicht, mit einem lauten „Plopp“ öffnet sich das Segel. Der runde Ballon steht herrlich prall im leichten Wind, das Schiff zieht an, „toll, was wir mit diesem Boot alles für Optionen haben“, stelle ich erfreut fest.

Vorsicht Leinensalat: Beim Segeln mit Gennaker werden die Leinen nicht weniger. ©Michael Amme

Kopenhagen: Hauptstadt mit Welthafen und Yachtliegeplätzen direkt im Zentrum

Kopenhagen. Die dänische Hauptstadt liegt an einer bedeutenden Schifffahrtsroute, dem Øresund. Dieser verbindet die Ostsee mit dem Kattegat und markiert die Grenze zwischen Dänemark und Schweden. Über ihn spannt sich eine gigantische Brücke, die später in einen Tunnel übergeht, seit dem Jahr 2000 sind die Metropolregionen Kopenhagen und Malmö miteinander verbunden.

Eine gigantische Brücke verbindet Dänemark und Schweden. ©mitifoto/stock.adobe.com
Für Segler gibt es bei der Ansteuerung von Kopenhagen abseits des Fahrwassers für die dicken Pötte genug Platz. ©Michael Amme

Bei der Ansteuerung kommen viele Fähren und Frachter, Fischer und Segler in Sicht, es gibt Verkehrstrennungsgebiete, abzweigende Fahrwasser, zahlreiche Leuchtfeuer, Untiefentonnen, Windparks und Inseln, dazu große Hafenanlagen. Aber: „Man braucht sich vor diesem Welthafen nicht zu fürchten“, schreibt Jan Werner in seinem Törnführer als einleitenden Satz zu Kopenhagen.

Weit zu sehen – der Windpark vor Kopenhagen. ©Michael Amme

Auf dem Weg zum Zentrum passieren wir mit unserer Charteryacht erst das alte Wahrzeichen der Stadt – die Bronzeskulptur der Kleinen Meerjungfrau –, kurz darauf das neue Wahrzeichen: ein 335-Millionen-Euro-Geschenk des Reeders Mærsk Møller, ein Opernhaus am Wasser. Das liegt genau gegenüber vom Schloss Amalienborg, der Stadtresidenz von Königin Margarethe II, dazu in Sichtweite der Konzernzentrale des Stifters.

Auch Kopenhagen hat mit dem Opernhaus am Wasser ein Kulturwahrzeichen geschaffen. ©Michael Amme

Hinter dem Opernhaus muss man sich entscheiden. Links geht es zu den Liegeplätzen des Christianshavn Kanal, dort herrscht „eine Atmosphäre, wie man sie sonst in Europa nur noch in einer Amsterdamer Gracht findet“, schreibt Jan Werner.

Blick über den langen Hafenkanal im Christianshavn ©Janne Lübben

Doch wir biegen nach rechts ab, mitten in das touristische Epizentrum der Stadt, rein in den postkartenschönen Nyhavn. Was einen Segler in diesem kurzen, schmalen Kanal erwartet? Bunte Häuserfassaden, Menschenmassen, hölzerne Traditionsschiffe, Cafés, Restaurants, musizierende Straßenkünstler und Ausflugsboote im Minutentakt.

Der Nyhavn ist die Touristenattraktion von Kopenhagen – mit Liegeplätzen für Yachten. ©Michael Amme

Von hier aus liegen einem die Attraktionen der Stadt zu Füßen. Frau und Tochter möchten die Strøget ansteuern, die älteste und längste Einkaufsmeile Europas. Hier und in den Nebenstraßen gibt es nicht nur die internationalen Ketten, sondern auch skandinavisches Möbeldesign und lokale Modelabels. Wir Männer entdecken neben dem Liegeplatz einen Segway-Vermieter und brausen mit E-Power durch die Stadt. Vorbei an wunderschönen klassizistischen Häuserfassaden, zum Wachwechsel der königlichen Leibgarde vor dem Schloss Amalienborg, rüber nach Christianshavn, in den Stadtteil mit seinen bunten Stadthäusern direkt am Kanal, seinen engen Kopfsteinpflastergassen und alternativen Bewohnern.

Zu festgelegten Zeiten tauscht die Leibgarde vor dem Schloss Amalienborg ihr Personal. ©Michael Amme

Dänemarks Hauptstadt ist jung, lebendig und international

Dänemarks grüne Hauptstadt hat sich mit seinen knapp 640.000 Einwohner zu einer echten Metropole mit moderner Architektur, avantgardistischen Museen und einem ausgefallenen Nachtleben gemausert – jung, lebendig und sehr international. Im Nyhavn sitzen die Menschen abends samt Picknick und Weinflasche am Kanal. „So ein Liegeplatz mittendrin ist toll“, findet meine Frau, „hier könnte ich Tage bleiben.“

Im Nyhavn haben die Kneipen und Restaurants bis spät in die Nacht geöffnet. ©Michael Amme

Kurs Rødvig – viele Stellnetze, reizvolle Umgebung

An Tag sechs aber wird es Zeit für die Rückreise, das Tagesziel heißt Rødvig, der gepflegte Hafen in der Provinz ist ein Kulturschock. Mit roten Fischerhäuschen auf der Pier und geklinkerten Einfamilienhäusern im Ort, mit Duschmarke, Fahnenmast, Blumenkübel und Hafenkiosk. Ein sicherer Hafen mit schwieriger Anfahrt, in der ganzen Umgebung stehen bis weit vor der Küste Stellnetze im Weg. Lediglich zum Hafen führt eine Art trichterförmige Zufahrt.

Doch die Umgebung ist reizvoll: Am Strand entlang geht es zu den weißen Kalksteinklippen von Stevens Klint. Wandert man bis Højerup, sieht man eine uralte Kirche am Abgrund stehen. Der Altarraum ist bereits abgestürzt, der Rest der Kirche wurde gesichert, von einem Balkon aus gibt es einen tollen Ausblick über die steilen Klippen und die dunkelblaue Ostsee hinweg bis zum Horizont.

Von den steilen Klippen bei Højerup aus hat man einen tollen Blick über die Ostsee. ©Michael Amme

Der Bøgestrom – Tiefgang beachten!

Dann treffen 1,98 Meter Tiefgang auf zwei Meter Solltiefe, zwischen Møn und Seeland führt der Bøgestrom hindurch. „Ich habe auch fast zwei Meter Tiefgang und bin da schon häufig durchgefahren, das ist kein Problem“, hatte uns ein befreundeter Ostseekenner mit auf den Weg gegeben. Schwache, achterliche Winde wehen unser Charterschiff durch den Tonnenstrich, plötzlich, mitten im Fahrwasser und genau zwischen einem Tonnenpärchen, macht es einen Satz. Der Kiel rumpelt über den Sand, die Crew erschrickt, dann geht es weiter, als wäre nichts geschehen. Waren wir zu optimistisch? Ist die Rinne ungenügend ausgebaggert? Oder der Wasserstand einfach zu niedrig?

Vorsicht im Bøgestrom – die Zufahrt Richtung Smålands-Fahrwasser ist nicht für jeden Tiefgang geeignet. ©Michael Amme

„Die Umstände, die im Bøgestrom zu Wasserstandsveränderungen führen, sind so komplex, dass man mit einer Faustregel nicht weiterkommt“, steht im Handbuch. Wir melden die Grundberührung beim Charterzentrum, doch später beim Abtauchen wird man nichts finden. „Rutscht der Kiel nur über eine sandige Bodenwelle, passiert eigentlich nie etwas Ernstes“, wird der Basismitarbeiter anschließend erklären.

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Møn – ein bisschen wie Saltkrokan

Viel Zeit bleibt uns nicht mehr, nach dem Schrecken im Bøgestrom geht es nach Stege auf Møn. Ein Glücksfall, vor allem wegen des roten Badehauses am Ende des Hafens. Im warmen Licht der Abendsonne treffen sich hier die Bordkinder zum Baden und Toben, die Eltern schwimmen dem Horizont entgegen oder dösen in der Sonne, „ein bisschen wie Ferien auf Saltkrokan“, findet meine Frau.

Saltkrokan in Dänemark – Badespaß am Badehaus von Stege. ©Michael Amme

An Vordingborg vorbei geht es durch den Ulvsund und Masnedsund bis ins Smålands Fahrwasser. Der Name täuscht, statt eines Fahrwassers öffnet sich hier ein fast kreisrundes und im Durchmesser über 20 Seemeilen großes Revier: Mit vielen Küstenhäfen und einem halben Dutzend kleiner Inseln ähnelt es der bekannten Dänischen Südsee.

Klein und idyllisch: die Insel Femø

Wir machen auf der Insel Femø fest, der kleine Hafen ist am späten Nachmittag bereits rappelvoll. Ansonsten geht es auf dem Eiland mit seinen 120 Einwohnern in zwei Miniortschaften sehr ruhig zu. Es gibt eine große Kirche, einen kleinen Gasthof und in der Saison sind im Hafen ein Kaufmannsladen und ein Imbiss geöffnet. Die Insel ist flach, grün und erholsam, nur einmal im Jahr herrscht Ausnahmezustand: Jeden Sommer findet hier ein über die Inselgrenzen hinaus bekanntes Jazz-Festival statt.

Der kleine Yachthafen von Femø ist in der Sommersaison gerne mal überfüllt. ©Michael Amme

Bis zurück nach Heiligenhafen sind es noch einmal 55 Seemeilen. „So lange Etappen hätten wir früher nie geplant“, sagt meine Frau, „aber mit dem Schiff freue ich mich darauf.“ Wieder geht es früh am Morgen los, mit der Sonne im Rücken liegt der Große Belt voraus, die Autobahn der Frachter und Fähren. Wir preschen mit Südkurs parallel zur Schifffahrtsroute dahin, kreuzen den Kiel-Ostsee-Weg und ziehen dicht an Fehmarn vorbei dem Ziel entgegen. Erst vor der Hafeneinfahrt starten wir die Maschine, zum Kaffee am Nachmittag sind die Leinen fest.

Der Flautenschieber bleibt aus, auch bei wenig Wind macht die Salona guten Speed. ©Michael Amme

Das Fazit: tolle Strände, eine bunte Metropole und eine super Regattayacht

„Und, wie war’s?“, fragt der Stützpunktmitarbeiter nach unserer Rückkehr. Wir gucken uns an, schauen in braungebrannte Gesichter mit windzerzausten Haaren und grinsen. Klar, die idyllischen Landschaften, die gemütlichen Häfen, die Strände und die bunte Metropole Kopenhagen bieten eine perfekte Kulisse für eine tolle Sommerreise.

Das eigentliche Highlight der Reise war aber ein anderes: „Das Charterschiff war super!“, antwortet Jakob. Denn das hat aus einer gemütlichen Familiencrew eine richtige Segler-Crew mit Spaß am schnellen Segeln gemacht. „So lahme Charterboote wie sonst nehmen wir in Zukunft nicht mehr, oder Papa?“

Ein Sommer im Norden kann herrlich idyllisch sein. ©Michael Amme

Charter

Die dänische Metropole kann von jedem deutschen Ausgangshafen auf einem zehn- bis 14-tägigen Törn entspannt in Tagesetappen erreicht werden. Am kürzesten ist die Entfernung von den Charterstützpunkten auf Rügen, Fehmarn und denen in Heiligenhafen und Rostock. Die Entfernungen von den Charterstützpunkten in Flensburg und Kiel sind dagegen etwas weiter. Das Angebot an hochwertigeren oder schnellen Yachttypen wie der Salona ist in der Ostsee deutlich größer als im Mittelmeer.

Einer der vielen Charterstützpunkte an der deutschen Ostseeküste ist Heiligenhafen. ©Michael Amme

Wenn nichts anderes vereinbart ist, werden Charterschiffe in der Ostsee, anders als sonst üblich, ohne Bettzeug, Bettwäsche und Handtücher angeboten. Auch Schlauchboote sind nicht im Charterpreis enthalten, weil hier meistens in Häfen festgemacht wird. Selbstverständlich können alle diese Extras, wie auch ein Außenbordmotor, bei Bedarf fast überall mit dazu gebucht werden. Neben dem Sportbootführerschein See ist auf der Ostsee eine Funklizenz und ein Pyroschein (kann meist auch durch Schnelleinweisung vor Ort erworben werden) erforderlich.

Diese Charter-Agenturen helfen dir, eine Yacht zu finden

Für eine deutschsprachige Beratung und die zuverlässige Buchung von Charteryachten bewährter Anbieter können diese Firmen behilflich sein:

Charter-Stützpunkte, Mitsegelgelegenheiten und weitere Dienstleistungen (Anzeigen)

Diese Firmen betreiben vor Ort einen Charterstützpunkt und helfen dir die richtige Charteryacht zu finden. Andere haben ein attraktives Mitsegelangebot im Programm oder bieten interessante Dienstleistungen für Segler an.

Weitere Infos zum Törn nach Kopenhagen

Anreise

Alle Ostseehäfen und Charterstützpunkte lassen sich am besten mit der Bahn oder dem Auto erreichen. Per Auto: Kiel und Flensburg über die A7, Lübeck, Fehmarn und Heiligenhafen über die A1 und Rostock und Rügen über die A 19 bzw. die A 20. Meist gibt es gute Parkmöglichkeiten in den Häfen. Flugverbindungen direkt zu den Küstenstädten sind rar; die zu den meisten im Westen gelegenen Ausgangshäfen am nächsten gelegene Metropole ist Hamburg, zu den östlichen Ausgangshäfen ist es dagegen Berlin.

Wind und Wetter

Das Regenzeug darf auf einem Ostseetörn nie fehlen, das Wetter an der Ostsee bleibt auch im Sommer eine Wundertüte. Von mediterran-heiß bis herbstlich-kühl sollte man mit allem rechnen. Auch die Windrichtungen variieren laufend, westliche Winde bringen eher Wolken und feuchtes Wetter, Ostwinde dagegen mehr trockenes und sonniges Wetter. Anders als im Mittelmeer gibt es hier fast immer guten Segelwind zwischen drei und sechs Beaufort.

Navigation

Kaum Gezeiten und damit auch kaum Tidenstrom. In den schmalen Meerengen zum Smålands Fahrwasser, im Guldborg-, Grøn-, Masned- und Ulvsund können bei Starkwind Strömungen auftreten (im Grønsund sogar bis zu sechs Knoten!). Der Guldborgsund ist flach, mit viel mehr als 1,40 Meter sollte man nicht rechnen, der Grønsund hat fünf Meter, der Bøgestrom etwa zwei Meter Wassertiefe. Im ganzen Revier gibt es viele Tonnen, Fahrwasser und Feuer, dazu sehr gute Hafenanlagen und Befeuerungen.

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Häfen und Ankerplätze

Auf dem Weg um Falster und Møn herum bis nach Kopenhagen gibt es nur wenige Häfen, die Strecke durch das Smålands Fahrwasser hat dagegen zahlreiche Häfen, darunter auch viele kleine Inselhäfen. Im Sommer werden die Häfen sehr voll.

Literatur und Seekarten

  • Jan Werner, Dänemark 2, Verlag Delius Klasing
  • Für die deutsche Küste von Flensburg bis Travemünde: Jan Werner, Ostseeküste 1, Verlag Delius Klasing
  • Sportbootkarten Delius Klasing: Satz 4 für Dänemark, Satz 2 für die Deutsche Küste ab Heiligenhafen und Satz 1 für Törns ab Flensburg und Kiel
  • Sportbootkarten NV-Verlag: Für Törns ab Rostock, Heiligenhafen und Fehmarn reicht der Kartensatz NV 2, für Törns ab Kiel und Lübeck braucht es dazu den Kartensatz NV 1

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Raoul
Raoul
2 Jahren her

Schöner Bericht…ich habe meine ersten Törn 2013 auf der Salona 38 gemacht und wir wollten uns in Kopenhagen treffen. Das musste aber a.Gr. der Wetterbedingungen geändert werden. Dieses Jahr starte ich einen neuen Versuch und habe dafür die Salona 38 gechartert.