Revierinformation Türkei: Segeln zwischen Bodrum und Marmaris

Ein Beitrag von

Michael Amme

Michael ist seit über 20 Jahren als Journalist und Fotograf auf dem Wasser tätig. Der studierte Geograf hat weltweit Reisereportagen in mehr als 100 Charter- und Blauwasserrevieren produziert. Zudem haben den Hamburger viele Segelreisen und seine frühere Tätigkeit als Charter- und Überführungsskipper rund um den Globus geführt. Zusammen mit Sönke Roever ist er die treibende Kraft von BLAUWASSER.DE und ein beliebter Referent auf Bootsmessen und diversen Seminaren (siehe Termine).

Das Revier südlich der langgestreckten Halbinsel von Datça ist mit das bekannteste, am besten geschützte und meist befahrene Segelrevier der Türkei. Alle Infos im Überblick

Die Beliebtheit der Türkei bei deutschsprachigen Seglern ist schwankend, eines aber ist geblieben: Die Küste der Südtürkei bietet mit ihren vielen Orten, Ankerplätzen und Restaurantbuchten ideale Bedingungen für entspannte Törns.

Die Türkei bleibt trotz politischer und wirtschaftlicher Hochs und Tiefs eine top Segeldestination. ©Michael Amme

Insbesondere die beiden tief einschneidenden und zerklüfteten Golfe von Hisarönü und Yesilova, die das meistbesuchte Ziel der großen Charterstützpunkte rund um Bodrum, Marmaris und Orhniye sind. Hier bietet die langgestreckte Halbinsel von Datça ein vom Sommerwind Meltemi ideal geschütztes Segelrevier. Stadthäfen, Marinas, Steganlagen und Restaurantbuchten gibt es hier genauso wie einsame Ankerplätze in unberührter Natur. Die Distanzen zwischen den Zielen sind kurz, das Revier hat damit ideale Voraussetzungen für den ein- oder zweiwöchigen Urlaubstörn, Fahrtensegler mit Zeit können sich hier problemlos auch viele Wochen aufhalten.

Kleine Steganlagen mit Restaurant wie hier in der Bucht Sögüt sind nur ein Merkmal des Reviers. ©Michael Amme

Und noch etwas anderes ist in der Türkei geblieben, wie es immer war: die Gastfreundschaft der Menschen, der gute Service, die Zuverlässigkeit und – ganz wichtig – das gute Wetter mit den langen Sommern. Die Lage weit im Süden Europas erlaubt auch Törns bei mildem Wetter bis weit in die Nebensaison, manche segeln hier sogar noch im November. Aber der Reihe nach.

Immer freundlich, immer zuverlässig: Yelkenli Yachting in Orhaniye ist einer von vielen zuverlässigen Charterbetrieben des Landes. ©Michael Amme

Die Lage, Distanzen und Gegebenheiten der Golfe Hisarönü und Yesilova

Das Charterzentrum Marmaris liegt gut 30 Seemeilen vom Revier entfernt, von Bodrum aus sind es knapp 25 Seemeilen. Wer möchte, kann auch direkt im Golf von Hisarönü ab der Marti Marina in Orhaniye chartern, hier betreibt zum Beispiel Yelkenli Yachting eine sehr gepflegte Basis. Das Revier hat von der Marti Marina ganz im Osten bis zur Westspitze bei Knidos eine Ausdehnung von 40 Seemeilen, von der Datça-Halbinsel im Norden bin zur Südküste des Golfs von Yesislova sind es etwa zwölf Seemeilen.

Die gesamte Küstenlinie der beiden Golfe beträgt etwa 90 Seemeilen. Im Zentrum des Reviers liegt die griechische Insel Symi nur wenige Seemeilen von der Küste entfernt, wegen der aufwändigen Bürokratie und der Kosten ist der Grenzwechsel nur eingeschränkt zu empfehlen, definitiv nicht auf einem einwöchigen Urlaubstörn.

Mehr Bürokratie als der Besuch beim Hafenbüro wie hier in Bozburun gibt es bei einem Türkei-Törn nicht zu erledigen. ©Michael Amme

Auf der Datça-Halbinsel ragt ein Gebirge hoch bis fast 1.200 Meter Höhe, neben kahlem Fels gibt es auch bewaldete Täler und fruchtbares Land. Insbesondere rund um das Hafenstädtchen Datça erstreckt sich eine grüne Ebene mit bewirtschafteten Feldern und vielen Orangen- und Mandelbäumen.

ANZEIGE

Der Törn und die Etappen rund um die Golfe Hisarönü und Yesilova

Wer alle Küsten und Ausbuchtungen und damit alles Sehenswerte der beiden Golfe Hisarönü und Yesilova auf einer Rundreise erkunden möchte, hat auf einem Rundtörn gut 110 Seemeilen auf der Logge. Kommt dann noch der Hin- und Rückweg nach Marmaris (etwa 65 Seemeilen) oder Bodrum (50 Seemeilen) hinzu, bleibt bei einem einwöchigen Törn oft nicht genug Zeit für alle Highlights der beiden Golfe. Dafür ist ein Start direkt im Golf von Hisarönü mit zum Beispiel Yelkenli Yachting ab Marti Marina eine top Option. Zumal auch die Entfernung der An- und Abreise vom Flughafen Dalaman nach Marmaris oder Orhaniye fast identisch ist.

Die einzige richtige Marina im Revier ist die Marti Marina bei Orhaniye. ©Michael Amme

Wer von Marmaris aus startet, hat auf den gut 30 Seemeilen entlang der Loryma Halbinsel weitere gute Möglichkeiten für Stopps entlang einer Küste, die ebenfalls gut vor dem Meltemi geschützt ist. Die Anreise von Bodrum führt dagegen über eine 20 Seemeilen lange Nonstop-Etappe ohne Haltemöglichkeit einmal quer über den Golf von Gökova. Natürlich ist das keine nennenswerte Distanz, aber Vorsicht: Im Sommer, zur Zeit des Starkwindes Meltemi, ist die Etappe auf dem Rückweg gegen den Wind Richtung Norden nicht selten herausfordernd.

Je nach Saison, Tageszeit und Standort sind die Segelbedingungen bisweilen sehr unterschiedlich. ©Michael Amme

Mit zehn Tagen oder zwei Wochen Zeit ist das Revier inklusive An- und Abreise von Marmaris oder Bodrum entspannt zu erkunden, bei Bedarf können dann auch noch weitere Ziele im nördlich gelegenen Golf von Gökova erkundet werden.

Die vielen gut geschützten Ankerbuchten bieten auch Fahrtenseglern ideale Rückzugsorte. ©Michael Amme

Der Erlebnisfaktor – unter Segeln unterwegs zwischen Marmaris und Bodrum

Das Revier zeigt sich ganz anders als die großen Touristenhochburgen entlang der türkischen Südküste mit ihren ausufernden All-inclusive-Hotelanlagen. Sind Bodrum und Marmaris nebenan noch richtige Touristenzentren mit Partyatmosphäre und internationalem Publikum, geht es in den Golfen Hisarönü und Yesilova verhältnismäßig ruhig zu.

Selbst Datça als städtisches Zentrum des Reviers bleibt überschaubar. ©Michael Amme

Datça ist so etwas wie die kleine Metropole des Reviers, hier tummeln sich rund um den Hafen und entlang der Restaurants am Stadtstrand Touristen in Urlaubslaune. Etwas ruhiger geht es bereits im kleineren Bozburun zu. Insgesamt wird die Region mit ihren kleinen Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen auch viel von einheimischen Touristen besucht, Pauschaltourismus und große Bettenburgen muss hier niemand fürchten.

Wie hier in Bozburun gibt es statt Bettenburgen viel einheimisches Leben. ©Michael Amme

Abseits der Ortschaften an den Steganlagen kleiner Siedlungen oder Restaurantbuchten sowie in den Ankerbuchten bietet das Revier jede Möglichkeit zum Rückzug. Die Entfernungen zwischen den vielen Dutzend Möglichkeiten sind kurz und jeder kann sich hier jeden Tag neu für einen Platz mit oder ohne touristische Anbindung entscheiden.

Die Bucht Bencik ist nur ein Beispiel für ungestörte Ankererlebnisse. ©Michael Amme

Abgesehen von den ganz einsamen Ankerplätzen gibt es immer auch ein umfangreiches Angebot an Cafés und Restaurants und in den Orten auch gute Einkaufsmöglichkeiten. Die Gastfreundschaft, der Service und die Qualität sind wie schon in der Vergangenheit im Vergleich zu anderen Mittelmeerrevieren sehr gut, eines aber hat sich verändert: die Preise. Wer die Türkei aus der Vergangenheit als günstiges Reiseziel in Erinnerung hat, erlebt eine Überraschung. Im Supermarkt, vor allem aber in den Restaurants sind die Preise in unbekannte Höhen geschossen, zumindest in den Touristenorten ist die Türkei mittlerweile teurer als Deutschland. Aber auch die Preise in Marinas oder für Dienstleistungen haben sich verteuert.

Restaurantbesuche sind teuer geworden, das Essen aber bleibt gut und abwechslungsreich. ©Michael Amme

Vielleicht noch ein Wort zum Segeln: In den Sommermonaten zur Zeit des Meltemi zwischen etwa Mitte Juni und Mitte September muss auch mit viel Wind, Fallböen und sportlichem Segeln gerechnet werden. Durch die langgezogene Halbinsel von Datça ist das Revier aber gut vor hohem Seegang geschützt. Dadurch ist es hier deutlich entspannter als in der offenen Inselwelt des Dodekanes nebenan oder entlang der weiter südlich gelegenen offenen Küstenabschnitte der Türkei, die rund um die beiden anderen großen Charterzentren Fethiye und Göcek liegen.

Immer wieder macht die zerklüftete Küste Platz für geschützte Buchten. ©Michael Amme

Die Häfen und Marinas an den Golfen Hisarönü und Yesilova

Entlang der etwa 90 Seemeilen langen Küstenlinie befinden sich fünf Orte mit Hafenanlagen: Datça, Bozburun, Orhaniye, Selimiye Koyu und Palamut Limani. Die einzige richtige Marina im Revier ist die Marti Marina bei Orhaniye. Was genau erwartet einen in diesen Orten und wie empfehlenswert sind diese Plätze für ein mediterranes Urlaubserlebnis? Auch wenn es durchaus Unterschiede gibt, so viel schon mal vorweg: Alle haben ihren Reiz und sind einen Besuch wert, uralte und schmucke Dörfer mit engen Gassen darf man hier aber nicht erwarten.

Orientalisches Flair inklusive: Nicht nur in Bozburun ruft mehrmals täglich der Muezzin über die Dächer. ©Michael Amme

Bevor wir einen Blick auf die einzelnen Orte werfen, kurz ein Wort zum Thema Festmachen: In der Marti Marina wird mit Muringleine angelegt, in den Stadthäfen meist römisch-katholisch mit eigenem Anker im Hafenbecken. Die meisten Steganlagen, auch in den Restaurantbuchten, haben dagegen mittlerweile Muringleinen. Eine Vorankündigung oder Reservierung ist außer in der Marti Marina nicht vorgesehen. Wer in der Hochsaison an der Stadtpier von Datça oder am Steg einer beliebten Restaurantbucht festmachen möchte, sollte besser nicht zu spät kommen.

Der lange Schwimmsteg des kleinen Ortes Selemiye Koyo bietet mit Muringleine, Wasser und Strom eine Ausstattung wie in einer Marina. ©Michael Amme

Datça – das Touristenzentrum des Reviers

Beginnen wir mit der Stadt mit 25.000 Einwohnern im Zentrum der gleichnamigen Halbinsel. Dieses Ziel gehört definitiv mit auf jeden Törnplan, der Ort bietet schöne Liegeplätze an der Promenade im Zentrum, gute Einkaufsmöglichkeiten und ein buntes Touristenleben mit vielen Restaurants, Bars und Cafés. Pläne für eine Marina gibt es schon lange, noch immer aber machen die Gulets, Ausflugsschiffe und Yachten an der hölzernen Stadtpier fest, die weiträumigen Hafenbuchten davor bieten zudem gute Ankerplätze. Datça ist auch Port of Entry für das Ein- oder Ausklarieren von oder nach Griechenland.

Wer im Hafen von Datça keinen Platz findet, für den gibt es genug freien Ankerraum. ©Michael Amme

Palamut Limani – ruhig und beschaulich

Am westlichen Ende der Datça-Halbinsel ist dieser kleine, eher einheimisch geprägte Hafenort. Trotz der flachen Zufahrt (etwa 2,3 Meter) und des kleinen Hafens machen hier neben den einheimischen Booten auch große Katamarane und 50-Fuß-Yachten fest. Der Platz aber ist begrenzt, viele der etwa 30 Liegeplätze für Yachten scheinen auch von Dauerliegern besetzt zu sein. Lokaler Tourismus, ein paar Läden und Restaurants, der kieselige Ortsstrand und eine Moschee bieten entspannten Urlaubsflair, in der Nebensaison geht es hier recht verschlafen zu.

Rund um den kleinen Hafenort Palamut Limani geht es stets ruhig und entspannt zu. ©Michael Amme

Bozburun – das städtische Zentrum des Golfs von Yesilova

Kleiner als Datça, aber nicht weniger attraktiv und lebendig. In dem viereckigen Hafenbecken direkt am Ortskern wird römisch-katholisch festgemacht, es gibt Strom und Wasser am Liegeplatz und ein 36-Fuß-Schiff kostet umgerechnet 30 Euro Liegegebühren (2024). Es gibt mehrere Supermärkte, einen Yachtzubehörladen, Segelmacher, einen Markt und viele Geschäfte, Restaurants und Bars. Ein schöner Ferienort, der auch Landtouristen aus der Umgebung anzieht.

Die kleine Hafenstadt Bozburun ist ein beliebtes Ziel im Golf von Yesilova. ©Michael Amme

Selimiye Koyu – Naturbucht mit gehobenem Urlaubsflair

Wie Plüschdinosaurier liegen die mit grüner Macchia überwachsenen runden Felsformationen in diesem abgelegenen Seitenzipfel des Golfs von Hisarönü. Ohne ein Zeichen von Zivilisation gräbt sich die Bucht zwei Seemeilen tief in die Landschaft, bevor an Steuerbord die kleine Siedlung Selimiye Koyo in Sicht kommt.

Unbebaute Berghänge säumen die Ansteuerung von Selimiye Koyu. ©Michael Amme

Im Scheitel reiht sich ein Restaurant neben das andere, manche davon mit kleinem Anleger für Yachten. Ein langer Schwimmsteg mit Platz für 40 Yachten, Wasser und Strom versprüht etwas Yachthafenatmosphäre, der Rest dieser ganz auf Gäste eingestellten ruhigen Siedlung hat einen charmant stylischen Flair in absolut ungestörter, naturnaher Umgebung.

Stylische Bars und Restaurants gibt es gleich mehrere in Selimiye Kotu. ©Michael Amme

Marti Marina – Yachthafen mit Charterstützpunkt in Naturlage

Etwa 20 Gehminuten von Orhaniye entfernt liegt am Ufer einer grün bewachsenen Küstenlandschaft die Marti Marina in schöner Naturlage. Die voll ausgestattete Marina ist mit Ferienapartments, Pool, Restaurant, Supermarkt, Hamman, gepflegter Gartenanlage und großzügigen Sanitäranlagen eine Oase der Ruhe. Der Yachthafen ist auch Basis der Charterfirma Yelkenli Yachting, entspannter und gediegener kann ein Törn kaum beginnen oder enden.

Der Pool ist für alle Gäste der Marti Marina frei zugänglich. ©Michael Amme

Oranhiye – ein Ort, viele Steganlagen

Hinter der Marti Marina – im hintersten Zipfel des Golfs von Hisarönü ¬– liegt die kleine Ortschaft Orhaniye. Die Häuser des Ortes liegen weit verstreut in einem grünen Tal umgeben von spitzen Bergkämmen, der eigentliche Ortskern ist zwei Kilometer entfernt. Am Ufer rund um die angrenzende Bucht ragen mehr als ein halbes Dutzend hölzerne Steganlagen ins Wasser, jede hat einen eigenen Eigentümer, der meist auch ein angeschlossenes Restaurant betreibt. Eine begehbare und fast fünfhundert Meter lange Sandbank teilt die Bucht in zwei Hälften, im nördlichen Teil hinter einer Insel liegen dazu schöne Ankerplätze.

Rund um die Bucht von Orhaniye gibt es diese und noch viele weitere Steganlagen. ©Michael Amme

Die Ankerbuchten an den Golfen Hisarönü und Yesilova

Die Summe an Ankerplätzen im Revier ist ungezählt, zum Glück sind im Revierhandbuch Turkish Waters & Cyprus Pilot die meisten davon gut beschrieben. Die Ankergründe und Ankertiefen sind weitestgehend unproblematisch und Einschränkungen durch Verbotszonen oder Badeabsperrungen fast nirgends vorhanden. Genau genommen können wir drei verschiedene Arten von Ankerbuchten unterscheiden, die im Folgenden exemplarisch an Beispielen beschrieben sind.

Ankerbuchten ganz einsam in der Natur

Durch die stark zerklüftete Topografie dieses Reviers ergeben sich so viele Einbuchtungen, dass es eine Vielzahl von einsamen Ankerplätzen ohne Bebauung gibt, sehr viele davon auch gut geschützt vor dem Meltemi.

Mehrere davon sind nicht einmal im Handbuch beschrieben, eine davon haben wir jetzt auf den Namen Bucht Blauwasser getauft  und uns gewundert, dass so ein schöner Platz ganz nah an Bozburun damit quasi als Geheimtipp gilt (36°39,31 N, 28°4,03‘ E). Wer hier nicht frei ankern oder Platz für weitere Schiffe lassen möchte, kann auch Landleinen ausbringen, ein in der Türkei durchaus gängiges Ankermanöver.

Im Handbuch nicht beschrieben und deshalb jetzt auf den Namen Bucht Blauwasser getauft. ©Michael Amme

Ebenfalls ganz einsam und im Handbuch nicht beschrieben liegt die Bucht Oglanboguldu an der Nordküste der Halbinsel Loryma ganz im Südwesten des Reviers. Ein Stützpunktmitarbeiter von Yelkenli Yachting hat von karibisch türkisen Wasserfarben geschwärmt und von dem Schutz einer vorgelagerten Miniinsel. Tatsächlich ist die Bucht ein wunderschön einsamer Platz ganz weit weg vom Trubel der Welt (36° 36,64‘ N 27° 58,54‘ E).

Einsam und karibisch schön: der Ankerplatz hinter der gleichnamigen Insel Oglanboguldu. ©Michael Amme

Bekannt und gut beschrieben sind dagegen die idyllischen Ankerplätze in der 1,5 Seemeilen langen und fjordähnlichen Ankerbucht Bencik, die sich ganz im Westen in die Datça-Halbinsel gräbt. Wegen der großen Wassertiefen und dem schmalen Fjord geht das Ankern hier nur mit Landleine, aber Vorsicht: Die Versuchung, die Heckleinen an einen der vielen Bäume der Bucht zu binden, ist groß, aber verboten. Das wird stichpunktartig von einem Behördenboot auch kontrolliert, meist bleibt es dabei aber bei einer freundlichen Ermahnung.

Ankern mit Landleine wie in der Bucht Bencik ist an vielen Plätzen der Türkei ein gängiges Manöver. ©Michael Amme

Ankerbuchten mit touristischer Infrastruktur

Natürlich haben viele der Buchten auch eine touristische Infrastruktur. In der kleinen Bucht Hayit Bükü (auch Kalboshi oder Ova Bükü genannt) sind zahlreiche Restaurants am Ufer, am Sandstrand Sonnenschirme und Liegen und auf der Innenseite einer kleinen Mole dümpeln ein paar einheimische Fischerboote. Mit dem guten Schutz vor dem Meltemi auch ein herrlicher Platz für eine Nacht vor Anker.

Alles, was ein mediterraner Ankerplatz benötigt, findet sich in der Bucht Hayit Bükü. ©Michael Amme

Ganz anders die wohl berühmteste Bucht des Reviers: Knidos. Hier, am westlichsten Zipfel der Halbinsel von Datça, ankert das Schiff umgeben von Tempelruinen, antiken Stadtmauern, Säulen, Siedlungsresten und einem Amphitheater mitten in einem Freiluftmuseum. Dazu gibt es einen Steg zum Festmachen und ein Restaurant, die Anlage wird auch landseitig von Touristenbussen angesteuert.

Für den Besuch der antiken Ausgrabungsstätte Knidos müssen fünf Euro Eintritt bezahlt werden (2024). ©Michael Amme

Als letztes Beispiel für viele weitere Buchten des Reviers sei hier noch die Bucht Kuruca Bükü erwähnt. Eine mit dem Festland verbundene kleine Insel bildet – nur getrennt durch einen schmalen Pinienwaldgürtel – eine Art Doppelbucht. Auf der einen Seite mit Campingplatz, auf der anderen mit einer großen und gepflegten Ferienhaussiedlung. Zusammen mit Restaurant und Strandbar ist das in den Sommermonaten eine lebendige, aber entspannte Ferienbucht.

Der Pinienwald der Doppelbucht Kuruca Bükü sorgt für Schatten, die Strände für Badespaß. ©Michael Amme

Restaurantbuchten mit und ohne Steganlagen

Die Türkei ist so etwas wie die Mutter der Restaurantbuchten. Schon in den 1970er Jahren hatten Fischerfamilien den immer mehr werdenden Fahrtenseglern die ersten Mahlzeiten serviert. Mit dem aufkommenden Chartergeschäft und der rasanten Zunahme des Yachttourismus haben die Türken ihre Restaurantbuchten immer weiter ausgebaut.

Dabei haben viele Fischerfamilien in ihren abgelegenen Buchten Restaurantterrassen und Steganlagen gebaut, viele davon sind mit Muringleinen, Duschen, Strom und Wasser fast schon kleine Marinas. Das Epizentrum der Restaurantbuchten liegt zweifelsohne im Golf von Göcek, das Prinzip hat sich aber über die ganze Küste ausgebreitet und ist auch hier im Revier zu finden.

Ein bedeutendes Markenzeichen des Segelreviers Türkei sind die Restaurantbuchten. ©Michael Amme

Die Bucht Dirsek ist so ein Beispiel, das Prinzip dahinter ist folgendes: Der Restaurantbetreiber bietet eine kostenlose Anlegestelle und im Gegenzug gilt als verabredet, dass die Crew am Abend zum Essen kommt. Eines aber muss man wissen: Die Kosten für das Essen sind höher als anderswo. Das ist deshalb auch in Ordnung, weil die ganze Versorgung der Bucht meist mühselig mit dem Schiff organisiert werden muss.

Die Zutaten der Restaurantbucht Dirsek sind Abgeschiedenheit, Ruhe, Steganlage und Restaurantterrasse. ©Michael Amme

Die nautische Herausforderung

Kurze Distanzen, viele Anlandemöglichkeiten, eine gute Infrastruktur, keine Strömungen, wenige Untiefen und überall hilfsbereite Menschen – das alles macht das Befahren des Reviers und die Navigation vergleichsweise leicht. Das nächste Kap ist dabei immer in Sichtweite, im Prinzip kann der Plotter auch ausgeschaltet bleiben. Nachts sind nur die wenigen Häfen befeuert, Buchten sollte man besser vor Sonnenuntergang ansteuern.

Auch in den Restaurantbuchten wie hier in Sögüt Limani darf man nicht mit einer Befeuerung rechnen. ©Michael Amme

In der Vor- und Nachsaison ohne den Wind Meltemi ist das Revier durch die vielen Ziele auf kurzen Distanzen auch ideal für Anfänger und Familien. Bei Starkwind oder Meltemi muss durch die bergige Landschaft in den Buchten und nahe der Küste auch mit starken Fallböen gerechnet werden. Vorsicht auch vor den vielen Fischerbojen, die einen guten Ausguck erfordern.

Immer wieder ist auf einigen Kurslinien die Insel Symi im Weg, beim Passieren sollte ausreichend Abstand gehalten werden. Von einer Ansteuerung ist dringend abzuraten, sofern nicht zuvor in der Türkei ausklariert wurde.

Wind und Wetter – die Saison ist lang und warm

Das Klima im Sommer ist trocken und heiß. In den Sommermonaten zwischen Mitte Juni und Mitte September pustet der Meltemi. Ein Starkwind aus Nord, der entlang diesem Teil der türkischen Südküste auch als Westwind auftritt. Im Juli und August erreicht er mit bis zu sieben Windstärken seine größte Stärke. Meistens setzt er erst ab mittags ein und erreicht am Nachmittag seine größte Stärke. Ist er besonders stark, weht er auch mal ohne Pause mehrere Tage lang durch. Insbesondere in dieser Zeit muss auch mit Fallböen gerechnet werden, am häufigsten auf dem Streckenabschnitt zwischen Knidos und Datça.

Wind und sportliches Segeln kann auch in der Nebensaison ohne Meltemi auftreten. ©Michael Amme

In den übrigen Monaten weht der Wind fast gleichmäßig aus allen Quadranten, im Herbst ist es in der Regel relativ windarm. Die Temperaturen betragen im Mai 25 Grad, im August 33 Grad, die Wassertemperatur erreicht dann 25 Grad.

Gut zu wissen – weitere Revierinfos

Anreise

Dalaman ist der am häufigsten genutzte Flughafen für dieses Revier. Ein Transfer bis nach Marmaris oder Orhaniye dauert etwa 1,5 Stunden und kostet im Minibus für bis zu 6 Personen etwa 100 bis 130 Euro (Oneway). Bodrum hat einen eigenen Flughafen, bietet aber weit weniger Verbindungen und deutlich weniger Angebote an Charteryachten. Der Transfer nach Marmaris oder Orhaniye ist nur unwesentlich weiter als von Dalaman. Sind die Charterflüge in der Nebensaison bereits eingestellt, muss entweder über Istanbul nach Dalaman geflogen werden oder es muss auf Direktflüge nach Izmir (gut drei Stunden Transfer) oder Antalya (gut vier Stunden Transfer) ausgewichen werden.

Zur Charterbasis geht es mit einem Taxi oder einem bestellten Transfer. ©Michael Amme

Geld

Die Währung ist die Türkische Lira. Euro können überall vor Ort getauscht werden, auch in vielen Geschäften und Restaurants. An Geldautomaten in Bozburun, Datça und Selimiye kann gegen Gebühren mit der EC- oder Kreditkarte Bargeld abgehoben werden. Kreditkarten sind weiträumig auch in Restaurants und Geschäften akzeptiert. Die Kosten sind in den vergangenen Jahren enorm gestiegen, zurzeit kann die Türkei nicht mehr als günstiges Reiseland bezeichnet werden.

Mit den Geldautomaten ist auch die Bargeldversorgung kein Problem. ©Michael Amme

Transitlog

Für das Segeln in türkischen Gewässern braucht es ein sogenanntes Transitlog. Das wird vorab von den Charterfirmen beantragt und kostet pro Törn um die 100 Euro. Wer für einen Ausflug nach Griechenland ausklariert, muss bei der Rückkehr auch ein neues Transitlog beantragen und bezahlen.

Telefon und Internet

In allen deutschen Handy-Tarifen ist die Türkei ein teures Roaming-Land, Telefonate und Internetnutzung vom eigenen Handy sind somit nicht ratsam. Viele Charterfirmen wie Yelkenli Yachting bieten bordeigenes WIFI zu günstigen Preisen an. Alternativ und mit der passenden App lässt sich das Problem auch mit einer E-Sim-Karte auf dem eigenen Handy lösen. Zum Beispiel mit airlo.

Literatur & Seekarten

  • Das Kartenblatt G35 Dodecanes and the Coast of Turkey deckt das ganze Revier im Maßstab 1:190.000 ab; Verlag Imray
  • Etwas besser ist der Maßstab (1:150.000) der Karte UKH 01055 Rhodes Channel and Gokova Körfezi; Verlag Admirality Charts
  • Revierhandbuch auf Deutsch: Hafenführer Türkei West- und Südküste; See Verlag
  • Revierhandbuch auf Englisch: Turkish Waters & Cyprus Pilot, Verlag Imray

Charter

Viele deutsche und internationale Charterfirmen haben sich aus der Türkei zurückgezogen –das Angebot wird zurzeit überwiegend von türkischen Charterfirmen bestimmt, darunter viele renommierte Firmen, die schon lange am Markt sind und den guten Ruf der Türkei als zuverlässige Charterdestination geprägt haben.

Die Qualität der Charterangebote und der Service haben in der Türkei einen guten Ruf. ©Michael Amme

Eine dieser Firmen ist Yelkenli Yachting, die direkt im Zentrum dieses Reviers ihre Basis in der Marti Marina in Orhaniye betreibt. Ein sehr gepflegter Ausgangshafen mit Pool, Restaurant und Supermarkt in einer ruhigen Umgebung. Im Programm sind insgesamt 13 Kielyachten zwischen 35 und 46 Fuß, die meisten davon von Jeanneau und Beneteau. Dazu kommen vier Katamarane zwischen 38 und 46 Fuß Lange.

Der Chartersteg von Yelkenli Yachting in der Marti Marina. ©Michael Amme

Die deutschsprachige Website enthält sehr gute Informationen, auch zu den aktuellen Preisen, Flughafentransfers und möglichen Extras. Die Schiffspreise enthalten bereits den Außenbordmotor, die Endreinigung, Bettwäsche und Handtücher. Angebot und Abwicklung entsprechen internationalen Standards.

Kontakt
Sedef Peker
Booking Superviser
Telefon: +90 31 24 17 03 96
Mail: yelkenli@yelkenli.com
www.yelkenli.com

Diese Charter-Agenturen helfen dir, eine Yacht zu finden

Für eine deutschsprachige Beratung und die zuverlässige Buchung von Charteryachten bewährter Anbieter in der Türkei können auch diese Firmen behilflich sein:

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
Subscribe
Informiere mich bei
guest
0 Comments
Älteste
Aktuellste Likes
Inline Feedbacks
View all comments