Segeln/Chartern Polen: Binnenrevier Masurische Seenplatte

Ein Beitrag von

Michael Amme

Michael ist seit über 20 Jahren als Journalist und Fotograf auf dem Wasser tätig. Der studierte Geograf hat weltweit Reisereportagen in mehr als 100 Charter- und Blauwasserrevieren produziert. Zudem haben den Hamburger viele Segelreisen und seine frühere Tätigkeit als Charter- und Überführungsskipper rund um den Globus geführt. Zusammen mit Sönke Roever ist er die treibende Kraft von BLAUWASSER.DE und ein beliebter Referent auf Bootsmessen und diversen Seminaren (siehe Termine).

Die Masurische Seenplatte ist das bekannteste und am meisten besuchte Segelrevier Polens. Mit 2.700 Seen, warmen Sommern und vielen Charterangeboten bietet es ideale Voraussetzungen für einen Urlaubstörn. Der Törnbericht mit allen Infos

Segeln auf der Masurischen Seenplatte? Als Ziel einer Charter- und Urlaubsreise? Zugegeben, auch bei mir hat das Schulterzucken verursacht. Und Fragen aufgeworfen: Kann man auf diesen Binnenseen richtig segeln? Gibt es dort überhaupt Charteryachten, auf denen man gewohnt komfortabel leben kann? Und was genau erwartet einen vor Ort? Dazu: Wie kommt man hin? Und ist Polen wirklich ein lohnenswertes Ziel für eine Segelreise?

Herrliche Liegeplätze an Holzstegen in schöner Natur sind nur ein Merkmal des Reviers. ©Michael Amme

So viel schon mal vorweg: Die Segelreise über die Masurische Seenplatte hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen, denn im Vergleich zu einem Mittelmeer- oder Ostseetörn ist hier alles anders: die Boote, die Menschen, die Natur, das Wasser, die Küsten. Und auch die Geschichte, aber dazu später mehr.

Viele Orte mit kleinen Anlegern wie Rydzewo im See Boczne bieten reichlich Abwechslung. ©Michael Amme

Angefangen hat alles auf der Messe boot Düsseldorf. Hier traf ich Anthony, der für das Charterunternehmen Novy Sztynort die internationalen Charterkunden betreut. „Wir betreiben einen Hafen mit Hotelbetrieb, Gastronomie, Museum und einer Charterflotte von 50 Yachten“, erzählte der in Masuren lebende Ire auf Englisch.

Die komplette Anlage in Sztynort wird inklusive Charterbetrieb von der Firma Nowy Sztyort betrieben. ©Michael Amme

Seine Prospektbilder zeigen eine idyllisch zwischen Schilffeldern gelegene Marina am Ufer eines kreisrunden Minisees und eine Flotte von Yachten vom Typ Maxus 26 bis 34. Kamil, der polnische Chef und CEO der Firma, schwärmte von der schönen Landschaft und den modernen Schiffen, „komm vorbei, ich bin sicher, es wird dir gefallen“, sagte der zweifache Familienvater, der zusammen mit seiner Frau viele Jahre in Florida als Skipper auf einem Katamaran gearbeitet hat.

Der junge Pole Kamil hat nach seiner internationalen Skipperkarriere ein beachtliches Unternehmen aufgebaut. ©Michael Amme

Für die Anreise zur Masurischen Seenplatte gibt es viele Möglichkeiten

Nach der Messe habe ich angefangen, erste Antworten auf meine Fragen zu Masuren zu finden. Die Masurische Seenplatte liegt im Landesinneren, fast 500 Kilometer östlich der deutsch-polnischen Grenze. Mit dem Auto sind es von Berlin 750, von München oder Köln etwa 1.300 Kilometer. Und die Yachten vom polnischen Hersteller Maxus sind alles moderne und neue Schiffe, mit Kabinen, Nasszelle, Küche, Landstrom, Heißwasser, Lattengroß und Rollgenua. „Die Schiffe sehen doch nach modernen Charteryachten aus“, sagte ich im Frühjahr zu meiner Frau Karen. „Komm, wir probieren dieses Jahr mal etwas Neues.“

In Sztynort steht eine imposante und moderne Charterflotte bereit. ©Michael Amme

Wer wie wir die lange Autofahrt meiden möchte, kann günstig nach Danzig oder Warschau fliegen (zum Beispiel mit wizzair.com) und für die restlichen gut 250 Kilometer bis zum Zielort Sztynort einen Mietwagen nehmen, der für eine ganze Woche weniger kostet (160 Euro) als so mancher Transfer zu einer Charteryacht im Mittelmeer.

Das Revier überzeugt schon bei der Ankunft mit maritimem Hafen- und Urlaubsflair

Jetzt bei der Ankunft am Lech-Walesa-Flughafen von Danzig Ende Juni ist es 22 Grad warm und die Sonne scheint von einem wolkenlosen Himmel. Voll digitalisiert und ohne Papierkram erhalten wir den Mietwagen, stauen unsere Segeltaschen in den Kofferraum und geben die Zieladresse ein. Nach einer halben Stunde verlassen wir die Schnellstraße, an den Seitenfenstern ziehen hügelige Weiden vorüber, große Getreidefelder und verwunschene Laubwälder. Die Landstraße ist gesäumt von dichten Baumalleen, und in jedem der kleinen Orte tauchen eine Handvoll Storchenester auf. „Das ist ja verrückt und irre schön hier“, ist Karen sprachlos.

Die vielen Storchennester sind nur ein Beispiel für die wunderschöne Pflanzen- und Tierwelt des Reviers. ©Michael Amme

Nach drei Stunden Fahrt – hinter einem dichten Waldstück – entdecken wir in der Ferne einen Mastenwald. Beim Näherkommen sehen wir mehrere Hundert Yachten an modernen Schwimmstegen, schöne Grünanlagen mit Feuerstelle, Volleyballfeld, Veranstaltungsbühne und schattigen Restauranttischen, dazu einen Fahrradverleih, einen großen Parkplatz, Sanitärgebäude und Hotelkomplex. Die Stege sind voll mit Seglern in kurzen Hosen, mit Familien und vielen jungen Leuten. „Wow“, sage ich mehr zu mir selbst, „das ist ja mal eine richtige Hafenatmosphäre.“

Auch von der Terrasse des Hafenrestaurants Baba Pruska lässt sich die Atmosphäre von Sztynort gut erleben. ©Michael Amme

2.700 Seen, 15.000 Boote, Kanäle, Wasserstraßen und vieles mehr

Die Masurische Seenplatte ist mit ihren mehr als 2.700 Seen und einer Ausdehnung von etwa 200 mal 75 Kilometern eine der größten Seenlandschaften Europas. Der zentrale Teil mit den großen Seen ist durch Kanäle und Wasserstraßen miteinander verbunden, mit geschätzten 15.000 Booten gilt es als das bedeutendste Segelrevier Polens.

Ein Segelrevier mit einer Besonderheit: Wer von einem See zum anderen möchte, muss seinen Mast legen. „Das ist ganz einfach“, erklärt uns Kamil am nächsten Morgen und zeigt uns Schritt für Schritt, wie genau das geht. Ebenfalls neu für uns: Die Tatsache, dass alle Boote einen Schwenkkiel und ein hochklappbares Ruderblatt haben, die Fäkalien nur in den Tank und nicht nach außenbords dürfen und auch die 34-Fuß-Boote mit Außenbordmotoren ausgestattet sind. Größere Segelyachten gibt es auf den Seen keine, „irgendwann werden die Riggs zu schwer, um sie mit einer einfachen Mastlegevorrichtung ausstatten zu können“, sagt Kamil.

Auch neu: Beim Ansteuern der Ankerplätze direkt am Ufer kommt oft der Heckanker zum Einsatz. ©Michael Amme

Dann geht es los. Wir verlassen Sztynort durch einen schmalen und an den Ufern mit hohen Bäumen bewachsenen Kanal, im See Dargin erwarten uns bis zu 20 Knoten Wind aus Süd. Der Schwenkkiel ist unten, das Ruderblatt ebenso und ins Groß binden wir ein Reff ein. Zusammen mit der Rollgenua legt sich das Schiff auf die Seite und wir preschen los, auf Kreuzkurs Richtung Süden.

Viele Kanäle und Wasserstraßen wie hier bei Sztynort machen den Weg frei in ein einmaliges Segelrevier. ©Michael Amme

Seekarten gibt es keine, dafür aber eine sehr gute Navigations-App

Weiße Segel flitzen über den See, die Ufer sind mit einem dichten, grünen Schilfgürtel bewachsen und in der Sonne glitzert das dunkelblaue Wasser des Sees. „Das ist doch herrlich hier“, sagt Karen, aber ich bin angespannt. Die vielen Boote, die starken Böen, Untiefen, Fahrwasser, flaches Wasser und die Navigation statt mit der Seekarte nur mit einer App auf dem Handy brauchen gerade meine volle Aufmerksamkeit.

Auch auf dem See muss bei Starkwind gerefft werden. ©Michael Amme

Schnell aber ist alles ganz einfach: Die Karten in der Navigations-App Taider erweisen sich als extrem genau und übersichtlich und auf die Lage der vielen Untiefen sowie die Wassertiefe ist Verlass. Dazu sind von den großen Häfen bis zur einsamsten Steganlage alle Anlegemöglichkeiten beschrieben, sogar mit Detailinformationen zu Liegepreisen und Ausstattung. Das Beste aber ist: Dutzende Ankersymbole an den Ufern jedes Sees zeigen unzählige Ankermöglichkeiten. „Mit dieser App habt ihr alles, was ihr braucht“, hatte uns Kamil vor der Abfahrt prophezeit.

Für die Navigations-App wäre ein Tablet besser, klappt aber auch mit dem Handy. ©Michael Amme

Unser heutiges Ziel – Port Stranda – liegt nur zwölf Kilometer entfernt. Munter kreuzen wir von einer Seeseite bis nah ans Ufer der anderen, die Erkundung der Ankerplätze und engen Passagen rund um die vielen Inseln im Südteil des Sees verschieben wir wegen des Starkwindes auf den Rückweg.

Enge Passagen wechseln sich ständig mit weiten und offenen Seeflächen ab. ©Michael Amme

In dem kleinen Hafen Port Stranda steht dann unser erstes Manöver an: Wir fahren rückwärts gegen den Wind einen freien Liegeplatz an und freuen uns über eine junge Seglerin vom Nachbarboot, die unsere Heckleinen annimmt. Den Bug sichern wir mit der angereichten Muringleine. „Super“, sage ich mehr zu mir selbst, „das funktioniert ja genauso wie sonst auch.“

Anlegen wie im Mittelmeer: Port Stranda mit Schwimmstegen und Muringleinen. ©Michael Amme

Tatsächlich gibt es in fast allen Häfen Muringleinen, vereinzelt wird auch an einem Fingersteg oder einer Muringboje festgemacht. Strom, Wasser und Internet gehören überall genauso mit zur Ausstattung wie Sanitäranlagen, dazu bieten alle größeren Häfen Abpumpanlagen für den Fäkalientank an.

Absauganlagen für Fäkalien garantieren einen reibungslosen Törnverlauf und saubere Seen. ©Michael Amme

Port Stranda – polnisches Bullerbü auf der Masurischen Seenplatte

Direkt neben dem Hafen liegen unter schattigen Laubbäumen ein von Schilffeldern eingerahmter Sandstrand, eine Liegewiese und eine offene Feuer- und Grillstelle für den Abend.

Der kleine Strand von Port Stranda erinnert fast schon an Skandinavien. ©Michael Amme

Wir sitzen auf der großen Terrasse des Hafenrestaurants und genießen den Blick über die Steganlagen und das polnische Bullerbü. An den Nachbartischen bestellen Segler die ersten Abendgerichte, junge Kellner servieren Zanderfilets, Schweineschnitzel, Burger und Spaghetti mit Garnelen.

In Port Stranda gibt es gutes Essen, eine schöne Aussicht und mediterranes Flair. ©Michael Amme

Polen ist seit 2004 EU-Mitglied, das Zahlungsmittel vor Ort aber bleibt der Zloty. Das Zanderfilet kostet umgerechnet 14 Euro, ein großes Bier knapp vier Euro und der Liegeplatz 30 Euro. Die Nebenkosten vor Ort sind – zumindest in dieser touristischen Umgebung – fast vergleichbar mit den Preisen in Deutschland. Der Einkauf im Supermarkt vor Törnbeginn war dagegen etwa 25 Prozent günstiger.

Das Umrechnen von Zloty in Euro gehört beim Einkaufen stets mit dazu. ©Michael Amme

Wer den See wechselt, muss auch den Mast legen

Am nächsten Tag wird es ernst: Für den Weg in den See Niegocien müssen wir den Mast legen. Vor dem gut zwei Kilometer langen Kanal mit seinen drei flachen Brücken stoppen wir das Boot auf, lassen uns treiben und machen uns an die Arbeit: Fall abschlagen, Mastrutscher aus der Schiene nehmen, Baum aus dem Baumbeschlag lösen und das ganze Paket zusammen mit dem Lazybag vorsichtig an Deck ablegen.

Die verschiedenen Arbeitsschritte zum Mastlegen sind überschaubar und schnell gelernt. ©Michael Amme

Dann entfernen wir den Bolzen vom Vorstagsbeschlag. Langsam, mithilfe der Mastlegevorrichtung und gesichert durch viele Umdrehungen auf der Winsch, klappt der Mast nach hinten, bis er achtern in die Halterung fällt, fast waagerecht über Deck liegt und weit über den Heckspiegel hinausragt. „Ist doch eigentlich ganz einfach“, meint Karen und nimmt Kurs auf den Kanal, der mitten durch den Ort Gizycko führt.

Mit gelegtem Mast geht es unter den Brücken des Ortes Gizycko hindurch. ©Michael Amme

Etwas kniffeliger ist es, den Mast auf der anderen Seite des Kanals wieder aufzustellen – weil man dafür viel Kraft an der Winsch benötigt, sich die Wanten und Fallen ständig verhaken und es anstrengender ist, Baum und Mastrutscher anzuschlagen, als sie zu lösen. Trotzdem: Auch das Manöver klappt problemlos, was scheinbar nicht immer der Fall ist, wie wir nach unserer Rückkehr im Ausgangshafen noch sehen werden: Eine Crew hat den Mast nach oben gekurbelt, obwohl sich die Wanten verhakt hatten – und den Mast dabei komplett verbogen!

Wer bei Widerstand einfach nur weiterkurbelt, muss mit dem Schlimmsten rechnen. ©Michael Amme

Segler erwartet auf der Masurischen Seenplatte Idylle pur

„Fahrt zur kleinen Insel Milosci, da könnt ihr am Ostzipfel das Boot sanft auf eine kleine Sandbank legen“, hatte Kamil uns als Tipp mit auf den Weg gegeben. Jetzt bei der Ansteuerung kurbeln wir Schwert und Ruderblatt hoch, finden die Stelle gleich neben dem Schilfgürtel und gucken uns etwas ratlos an: „Sollen wir das Schiff jetzt wirklich auf Grund setzen?“, fragt Karen. Warum nicht, denke ich, ist ja nur Sand, dazu gibt es keine Welle und keinen Tidenhub, „wird schon klappen“, grinse ich.

Idylle pur bietet die Strandung auf der Miniinsel Milosci. ©Michael Amme

Sanft gleitet der Bug auf den Sand, der Außenbordmotor verstummt, zu Fuß gehe ich durch knietiefes Wasser und bringe den Anker aus. „Einfach der Hammer“, staune ich über die Einsamkeit, die wilde Natur, das Manöver und die pure Idylle. Wir baden, sonnen uns, dösen und lesen und freuen uns über unsere 50 Zentimeter Tiefgang und die ganz neuen Möglichkeiten, die so ein Schiff und so ein Revier bieten.

Im Sommer ist die Masurische Seenplatte auch ein T-Shirt-Revier. ©Michael Amme

Am frühen Abend sammeln wir den Anker wieder ein, rutschen mit etwas Rückwärtsschub von der Sandbank, setzen die Segel und gleiten bei acht bis zehn Knoten Wind mit fünf Knoten über den See. Im fjordähnlichen südlichsten Zipfel des Sees, dem See Boczne, ziehen ganz dicht an beiden Seiten die Ufer vorüber. An Backbord zeigt sich ein Naturanleger mit kleinen Holzstegen unter großen Bäumen, etwas dahinter eine schwimmende Sauna mit Anleger. An Steuerbord tauchen drei kleine Steganlagen entlang der Ortschaft Rydzewo auf – mit Clubhaus, Gastronomie und gepflegten Grünanlagen.

Schon der kleine Seitenarm Boczne bietet ein Dutzend verschiedene Möglichkeiten zum Festmachen. ©Michael Amme

Unser Ziel aber ist das Rybaczowka Resort. Die kleine Steganlage mit Hotel, Restaurant und Fischräucherei gehört Kamil, der hier auch wohnt. Das Fischlokal ist über die Umgebung hinaus bei den Einheimischen bekannt. „Bei uns gibt es nur frischen Seefisch von lokalen Fischern“, erzählt Kamil, als wir am Abend zusammen einen seiner vielen Obstschnäpse probieren.

Urlaubsfeeling pur gibt es auch am kleinen Anleger vom Rybaczowka Resort. ©Michael Amme

Hautnah ist auf der Masurischen Seenplatte auch die deutsche Geschichte

Nach zwei weiteren Schnäpsen kommen wir auch auf die deutsch-polnische Geschichte zu sprechen. Die Masurische Seenplatte war bis zum Ende des 2.Weltkriegs Teil von Ostpreußen und gehörte als Exklave mit zu Deutschland. Nur wenige Kilometer von hier befindet sich auch das ehemalige Führerhauptquartier Wolfsschanze, von dem aus Hitler den Russlandfeldzug organisierte und Graf von Stauffenberg auch das missglückte Attentat auf Hitler verübte. Als nach dem Krieg Ostpreußen zwischen Polen und Russland aufgeteilt wurde, wurde auch die Bevölkerung ausgetauscht. Die Deutschen wurden vertrieben und evakuiert und Polen wie Kamils Großeltern in die entvölkerten Gebiete umgesiedelt.

Die Bunkeranlagen der Wolfsschanze zieht auch viele internationale Besucher an. ©Michael Amme

Die Häfen und Orte des Reviers sind lebendig und gut ausgestattet

Zurück in die Gegenwart, zurück auf die Masurischen Seen. Egal ob wir die mehr städtischen oder die naturnahen Plätze besuchen – immer sind wir angetan von neuen Eindrücken. Gizycko zum Beispiel überzeugt mit seiner modernen und großen Marina, der Flaniermeile, dem Stadtstrand und den vielen Charterangeboten. Genauso wie Wilkasy gegenüber mit seiner lebendigen Yachthafenatmosphäre.

Die Kombination aus Hafen und Strand ist wie hier in Port Wilkasy häufig anzutreffen. ©Michael Amme

Wer mehr als eine Woche Zeit hat, kann auch bis nach Mikolajki segeln, der Ort ist so etwas wie das Segelmekka der Masurischen Seenplatte. Das Städtchen erstreckt sich auf beiden Seiten eines schmalen Verbindungsarms zweier langgezogener Seen. Mikolajki ist eine der wenigen Städte des ehemaligen Ostpreußens, die im Krieg nicht zerstört wurden. Heute ist der Ort mit seiner Promenade und den vielen Geschäften und Restaurants eines der größten touristischen Zentren der Masurischen Seenplatte.

Die Durchfahrt beim Ort Mikolajki ist eine der meistbefahrenen Engstellen des Reviers. ©Michael Amme

Mit das Schönste an der Seenplatte von Masuren sind die naturnahen Ankerplätze

Für uns aber werden die eindrücklichsten Erinnerungen an die Masurische Seenplatte andere sein. Ganz bestimmt gehört das Segeln durch die schmalen Durchfahrten der vielen kleinen Inseln im See Kisajno mit dazu. Auch unser Bad in dem weichen Süßwasser, vor allem aber die kleinen Anlegestellen in freier Natur.

Kleine naturnahe Anlegestellen wie hier Zimny kat sind die Höhepunkte des Reviers. ©Michael Amme

Zimny kat ist so eine, hier landen wir am vorletzten Tag. Rund um die inselartige kleine Landzunge ragen unter Laubbäumen kleine Holzstege ins Wasser, es gibt eine Feuerstelle, Holztische, einen Toilettenwagen und unendlich viel ruhige Natur für Spaziergänge.

Die Feuerstelle ist gerne auch Treffpunkt für den Austausch mit polnischen Seglern. ©Michael Amme

„Das Beste aber sind die Ankerplätze im Schilf“, sagt Karen und äußert damit gleichzeitig ihren Wunsch für den letzten Tag. Tatsächlich ist fast jedes Ankersymbol in der Navigationsapp Taider ein Idyll. Zurück im See Dargin steuern wir einen dieser Plätze ohne Namen an und machen mit Heckanker und Bugleine am Ufer fest. Zum Abschied genießen wir noch einmal die Einsamkeit, Ruhe und Stille und beobachten am Himmel einen Steinadler und viele Kormorane. Bei jedem Rascheln im Wald erwarten wir einen Hirsch oder Elch, bei jedem Plätschern einen Biber. „Es ist wirklich schön hier“, sage ich.

Die Nähe zur Natur, die Lage und Idylle der vielen Ankerplätze ist mit nichts vergleichbar. ©Michael Amme

Die anfängliche Skepsis, für einen Segeltörn ein Binnenrevier weit im Osten Europas anzusteuern, ist echter Begeisterung gewichen. Die Wildnis, die polnische Gastfreundschaft, die Yachten mit Schwenkkiel und Mastlegevorrichtung und die vielen Boote und Törnziele haben mehr bleibende Erinnerungen geschaffen, als es jeder Mittelmeer- oder Ostseetörn hätte schaffen können.

Im internationalen Chartergeschäft ist die Masurische Seenplatte bisher ein weißer Fleck. ©Michael Amme

Chartern auf der Masurischen Seenplatte: Nowy Sztynort (Anzeige)

Der Großteil der Segelyachten auf den Masurischen Seen sind Charterboote, die Anzahl der Schiffe und Anbieter ist nahezu unüberschaubar. Fast alle verfügbaren Yachtmodelle kommen von polnischen Werften wie Maxus, Delphia oder Antila. Alle sind maximal 35 Fuß lang und mit Mastlegevorrichtung, Schwenkkiel und hochklappbarem Ruderblatt für die Bedingungen auf den Seen optimal ausgestattet.

Der sehr lange Salontisch macht Platz für den Schwertkasten und ermöglicht damit den geringen Tiefgang. ©Michael Amme

Die neue und moderne Flotte von Nowy Sztynort besteht aus 37 Segelyachten vom Typ Maxus 24 bis 34 Fuß Länge (und weiteren Motorbooten). Die Firma betreibt zusammen mit dem Chartergeschäft auch die gesamte Hafenanlage mit 450 Liegeplätzen, Hausbooten, zwei Restaurants, Hotel und Museum. Das ganze Prozedere rund um die Beratung, Buchung und Yachtübergabe entspricht internationalen Standards.

Am Charterstützpunkt von Nowy Sztynort wird professionell gearbeitet. ©Michael Amme

Eine Maxus 34 mit drei Kabinen für bis zu sechs Personen kostet in Euro umgerechnet etwa 1.610 Euro in der Nebensaison und bis zu 1.960 Euro in der Hauptsaison (Juli und August). Für die Endreinigung fallen 75 Euro an, für Bettzeug 16 Euro pro Person. Darüber hinaus kann man auch Kajaks oder SUP-Bords mieten und vor oder nach dem Törn in den Floating Homes oder dem Hotel (59 Betten) direkt am Hafen übernachten und mit Mietfahrrädern die Umgebung erkunden.

Kontakt
Nowy Sztynort Sp. z o. o.
Anthony Tobin
www.sztynort.pl
a.tobin@sztynort.pl
Telefon: +48 66 34 27 782

Diese Charter-Agenturen helfen dir, eine Yacht zu finden

Für eine deutschsprachige Beratung und die zuverlässige Buchung von Charteryachten auf der Masurischen Seenplatte können diese Firmen behilflich sein:

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