Revierinformation und Törnführer Kanarische Inseln für Segler

Ein Beitrag von

Sönke Roever

Sönke hat 100.000 Seemeilen Erfahrung im Kielwasser und von 2007 bis 2010 zusammen mit seiner Frau Judith die Welt umsegelt. Er veranstaltet diverse Seminare auf Bootsmessen (siehe unter Termine) und ist Autor der Bücher "Blauwassersegeln kompakt", "1200 Tage Samstag" und "Auszeit unter Segeln". Sönke ist zudem der Gründer von BLAUWASSER.DE und regelmäßig mit seiner Frau Judith und seinen Kindern auf der Gib'Sea 106 - HIPPOPOTAMUS - unterwegs.

Ein Segelrevier inmitten des Atlantischen Ozeans

Der Archipel der Kanarischen Inseln liegt vor der Nordwestküste von Afrika im tiefblauen Atlantischen Ozean und besteht aus acht Inseln. Von Ost nach West heißen sie: La Graciosa, Lanzarote, Fuerteventura, Gran Canaria, Teneriffa, La Gomera, La Palma und El Hierro. Die Kanaren gehören zu Spanien und über alle Inseln verteilt leben hier über zwei Millionen Menschen.

Aufgrund ihres ganzjährig angenehmen Klimas sind die Kanaren als Reiseziel bei Landtouristen sowie Langfahrtseglern und Charterseglern gleichermaßen beliebt. Nicht ohne Grund werden sie auch als Inseln des ewigen Frühlings bezeichnet. Wobei das in meinen Augen untertrieben ist. Als Nieselregen-geplagter Hamburger würde ich sagen, dass es sich eher nach Sommer anfühlt … :-). Wie dem auch sei, Statistiken zum Tourismus bestätigen die Beliebtheit, wenn man dort liest, dass jährlich etwa 15 Millionen Touristen die Inselwelt besuchen. Klar, im Revier geht es entsprechend lebhaft zu.

Die Kanarischen Inseln sind vulkanischen Ursprungs. ©Sönke Roever

Die Kanarischen Inseln sind vulkanischen Ursprungs und jede Insel ist anders, was daran liegt, dass sie zu völlig unterschiedlichen Zeitpunkten entstanden sind. Während Fuerteventura im Osten mit seiner Nähe zur Sahara eher einer Wüste gleicht, ist La Gomera im Westen saftig grün und mit artenreicher, fast schon regenwaldartiger Vegetation überzogen. Und auch bei der Höhe unterscheiden sich die Inseln beachtlich. Teneriffa stellt mit einer Höhe von knapp 4.000 Metern die höchste Erhebung über dem Atlantischen Ozean dar. Umgekehrt ragt La Graciosa gerade einmal 250 Meter in den Himmel.

Die Kanaren haben eine faszinierende Geologie. ©Sönke Roever

So optisch unterschiedlich die acht Inseln in ihrer Größe, Geologie, Oberflächenbeschaffenheit und Form auch sein mögen, eines haben sie alle gemeinsam: Sie werden vom Atlantischen Ozean umgeben und wer hier segeln geht, bekommt dies unweigerlich zu spüren. Das Wasser ist klarer und blauer. Die Wellen sind höher und länger. Der Wind weht beständiger und ungebremster. Wer möchte da nicht einmal mit der eigenen Yacht oder einem Charterschiff segeln gehen?

Die Kanaren sind ein wunderbares Segelrevier. ©Sönke Roever

Damit der Törn auf den Kanarischen Inseln zu einem nachhaltig schönen Erlebnis wird, habe ich die folgenden (sehr ausführlichen) Revier-Informationen zusammengestellt. Ich selbst habe diverse Reisen rund um die Kanarischen Inseln im Kielwasser und finde das Revier faszinierend. Eines hat mich die Zeit zwischen den Inseln des ewigen Sommers aber auch gelehrt: Man darf hier nicht blauäugig segeln gehen, insbesondere bezüglich des Windes ist eine gründliche Törnplanung von elementarer Bedeutung. Doch dazu gleich mehr …

Im Überblick: Die acht Inseln der Kanaren

Bevor wir tiefer in das Revier einsteigen, möchte ich einen schnellen Überblick über die acht Inseln geben.

La Graciosa

La Graciosa ist die kleinste Insel der Kanaren, Nationalpark und für die meisten von Europa kommenden Segler die erste Anlaufstelle. La Graciosa ist kahl, karg, weitestgehend unbewohnt und sehr trocken. Es gibt wenig Tourismus und trotzdem oder gerade deswegen lohnt es sich, hier einen Stopp einzulegen. Tipp: Die Ankerbucht Playa Francesa ist ein Highlight.

Ein beliebter Ankerplatz bei La Graciosa ist die Playa Francesa. ©Ralf Gerking

Lanzarote

Lanzarote ist die älteste Insel der Kanaren, die vor 36 Millionen Jahren bei einem Vulkanausbruch entstanden ist, was auch heute noch unschwer zu übersehen ist. Diesbezüglich sollte ein Besuch des Timanfaya-Nationalparks nicht versäumt werden. Der Tourismus auf Lanzarote ist angenehm und hebt sich positiv von den überlaufenen Nachbarinseln ab. Dazu gehört auch, dass es wenig Bausünden gibt. Für Segler ist Lanzarote mit seinen vielen sehr guten Marinas und einer Handvoll Ankerplätzen ein Traum.

Zeitzeuge der Urgewalten: der Timanfaya-Nationalpark auf Lanzarote. ©Sönke Roever

Fuerteventura

Fuerteventura liegt unmittelbar südlich von Lanzarote – nur durch einen schmalen Sund getrennt – und ist doch ganz anders. Die Insel ist deutlich touristischer, bietet wesentlich mehr Strand, was Kiter und Surfer anzieht. Die maritime Infrastruktur ist nicht sonderlich gut, was auch dazu führt, dass viele Segler Fuerteventura bei ihrem Kanarentörn auslassen. Tipp: Ein sehr schöner Ankerplatz befindet sich bei der Playa de la Concha im Norden an der Isla Lobos.

Die beste maritime Infrastruktur auf Fuerteventura bietet Corralejo im Norden. ©SimoneTognon/stock.adobe.com

Gran Canaria

Gran Canaria ist eine sehr lebhafte und laute Insel mit mehreren Yachthäfen und vielen Hotelburgen, insbesondere an der Südwestküste nahe der Sanddünen von Maspalomas. Die Inselhauptstadt Las Palmas ist mit 380.000 Einwohnern die größte Stadt der Kanarischen Inseln. Von hier aus startet jährlich im November eine populäre Atlantik Rallye zur Karibik (ARC). Tipp: Gran Canaria ist beachtliche 2.000 Meter hoch; es lohnt sich, das Inselinnere mit dem Mietwagen zu erkunden.

Im Südwesten von Gran Canaria gibt es beliebte Sandstrände und Hotelburgen. ©Sönke Roever

Teneriffa

Teneriffa ist die größte Insel des Archipels und wird seit 1960 vom Tourismus geprägt. Entsprechend laut und unruhig geht es auch hier zu. Die meisten der zahlreichen Marinas sind zwischen Juli und November ausgebucht. Tipp: Mit einer Seilbahn gelangt man auf den Vulkangipfel des Teide, der 3.718 Meter über dem Atlantischen Ozean thront. Nebenbei: Das ist der höchste Berg Spaniens.

Der Teide auf Teneriffa ist der höchste Berg Spaniens. ©Sönke Roever

La Gomera

Auf La Gomera gibt es keinen internationalen Flughafen, was dazu führt, dass es auf der Insel immer noch angenehm ruhig zugeht. La Gomera hat eine üppige grüne Vegetation und ist zum Wandern besonders beliebt. Die Insel ist überzogen mit serpentinenreichen Straßen, entlang derer viele kleine Dörfer zu finden sind. Sehr gute Marina im Osten. Tipp: Mit dem Mietwagen das immergrüne Inselinnere erkunden und einen Stopp bei der Kirche „Ermita de San Isidro“ einlegen – toller Blick von dort über den Atlantischen Ozean.

Das Inselinnere von La Gomera lädt zum Wandern ein. ©Sönke Roever

La Palma

La Palma ist die nordwestlichste Insel des Archipels und ähnlich grün wie La Gomera. Auch hier gibt es wenig Tourismus. La Palma ist mit unzähligen Bananenplantagen überzogen, bietet ein gigantisches Netz an Wanderwegen. Außerdem ist die Insel aufgrund der geringen Lichtverschmutzung bei Sternenguckern sehr gefragt. Für Segler gibt es zwei sehr gute Marinas. La Palma ist beliebt als Absprungort für den Törn über den Atlantik. Tipp: Wanderung vom Inselgipfel Roque de los Muchachos (2.426 Meter) durch die Caldera de Taburiente.

La Palmas Westseite ist mit Bananenplantagen überzogen. ©Sönke Roever

El Hierro

El Hierro ist die zweitkleinste Insel des Archipels und liegt im äußersten Südwesten der Kanaren. Auf die Insel verirren sich nur wenige Touristen und auch Segler lassen sie öfter mal links liegen, gleichwohl es zwei gute Marinas gibt. El Hierro bietet eine Mischung aus Lavafeldern und grüner Vegetation. Tipp: Mar de Las Calmas ist einer der besten Tauchspots der Kanaren in der Nähe des Yachthafens von La Restinga, mit beeindruckenden Unterwasserklippen.

ANZEIGE

Die Distanzen beim Segeln auf den Kanaren

Nicht zu verachten ist die Größe des Archipels, immerhin misst die Entfernung zwischen El Hierro im Westen und La Graciosa im Osten 250 Seemeilen – das entspricht fast einer Biskaya-Überquerung. Der Abstand zwischen den Inseln selbst variiert. Am engsten liegen La Graciosa und Lanzarote beieinander (weniger als eine Seemeile). Am weitesten voneinander entfernt sind Fuerteventura und Gran Canaria (47 Seemeilen). Dennoch können alle Inselwechsel im Seegebiet der Kanaren gut als Tagestörn gesegelt werden.

Für Chartersegler bedeutet dies, dass sie mit einer Charteryacht unmöglich das gesamte Revier erkunden können. Auch muss darauf geachtet werden, wie man wieder zurück zur Basis kommt, da der vorherrschende Wind relativ konstant aus Nordost kommt und der Blick auf die Seekarte offenbart, dass die Inseln eine von West nach Ost verlaufende Kette bilden. Das macht es einfach in die eine und schwer in die andere Richtung zu segeln.

Im Lee von Gran Canaria ist das Segeln sehr entspannt. ©Sönke Roever

Langfahrtsegler haben es einfacher. Für sie führt die typische Route bei einem Segeltörn durch den Archipel der Kanaren sinnvollerweise mit dem Wind aus dem achterlichen Sektor von Ost nach West. Kurzum, die meisten Crews steuern als erstes La Graciosa (Caleta del Sebo) an und segeln dann über Lanzarote und Fuerteventura nach Gran Canaria. Von dort führt der Törn weiter über Teneriffa nach La Gomera. Von La Gomera geht es dann für die meisten Crews wahlweise nach La Palma oder El Hierro.

Beliebt für den Landfall ist Caleta del Sebo auf La Graciosa. ©Sönke Roever

An- und Abreise zu den Kanarischen Inseln

Die An- und Abreise mit dem Segelboot

Segler, die die Kanarischen Inseln auf eigenem Kiel ansteuern, kommen in der Regel mit dem Passatwind aus nordöstlicher Richtung im Nacken vom europäischen Festland. Gute Absprungorte sind Lissabon (600 Seemeilen) oder Gibraltar (580 Seemeilen). Für Segler, die Madeira besuchen wollen, bietet sich ein Stopp auf der grünen Atlantikinsel an. Von dort sind es noch einmal rund 270 Seemeilen bis auf die Kanaren. Alle Entfernungsangaben beziehen sich auf den Landfall auf La Graciosa im Nordosten der Kanaren, da die Insel wie gesagt windtechnisch einen strategisch günstig gelegenen Ausgangspunkt für das Segeln durch den Archipel darstellt.

Alternativ kann auch entlang der marokkanischen Küste südwestwärts bis Essaouira gesegelt werden. Entlang der marokkanischen Küste gibt es mehrere Häfen, in denen man gut einen Stopp einlegen kann. Von Essaouira bis zu den Kanaren sind es dann 240 Seemeilen über den offenen Seeraum. Der Form halber sei auch noch ergänzt, dass die Anreise von den Azoren (Ponta Delgada) zu den Kanaren (La Graciosa) 780 Seemeilen lang ist.

Wer von Europa zu den Kanaren segelt, ist ein paar Tage auf See. ©Sönke Roever

Die Weiterreise wird die meisten Segler über den Atlantischen Ozean führen. Dafür sind die Kanarischen Inseln ein hervorragender Absprungort. 2.800 Seemeilen misst die Strecke bis in die Karibik. Wer es kürzer mag, kann Kurs auf die Kapverden nehmen, die etwa 750 Seemeilen entfernt liegen.

Während die Ozeanpassagen in die Karibik in der Regel zwischen November und April erfolgen, können all jene, die an die europäische Küste zurücksegeln möchten, am besten in den Monaten Februar, März und April die Rückreise antreten (siehe dazu Abschnitt Wind).

Die An- und Abreise mit dem Flugzeug

Von der Mitte Deutschlands ins Herz der Kanaren werden etwa 3.300 Flugkilometer zurückgelegt, was bedeutet, dass man ungefähr vier Stunden im Flieger sitzt, bevor man einen Hafen oder eine Charterbasis erreicht. Die fünf großen Inseln La Palma, Teneriffa, Gran Canaria, Fuerteventura und Lanzarote werden mehrmals wöchentlich von verschiedenen Flughäfen in Deutschland aus direkt angeflogen. Die Inseln El Hierro und La Gomera haben keine internationalen Flughäfen, können aber mit Anschlussflügen mehrmals täglich sehr gut erreicht werden. La Graciosa ist nur über eine Inselfähre angebunden.

Es gibt vielzählige Möglichkeiten, die Kanaren mit dem Flugzeug zu erreichen. ©Sönke Roever

Fähren und Mietwagen auf den Kanaren

Zwischen allen Inseln verkehren Fähren, sodass man sich auch ohne Segelboot innerhalb der Kanaren bewegen kann – beispielsweise bei einem Crewwechsel. Die Mietwagen-Infrastruktur ist auf allen Inseln sehr gut, es gibt ein breites Netz an Stationen. Die Preise sind fair. Wir haben bei unseren Besuchen immer mal wieder Mietwagen gebucht und das Inselinnere erkundet. Diese Abstecher aus dem Bordalltag waren immer eine sehr willkommene Abwechselung.

Alle Inseln sind sehr gut mit Fähren miteinander verbunden. ©Sönke Roever

Das Klima auf den Kanaren

Die Temperaturen auf den Kanaren

Die Temperaturen auf den Kanaren sind ganzjährig angenehm. Während die durchschnittliche Tageshöchsttemperatur im Januar bei 20 Grad Celsius liegt, klettert sie in den Sommermonaten auf bis zu 30 Grad Celsius. Nachts ist es etwas kühler, die durchschnittliche Tagestiefsttemperatur liegt im Januar bei 14 Grad Celsius und im August bei 21 Grad Celsius.

Die Temperaturen beim Segeln auf den Kanaren sind angenehm. ©Sönke Roever

Die Wassertemperaturen auf den Kanaren

Die Wassertemperatur liegt zwischen der Tageshöchst- und der Tagestiefsttemperatur. Die kälteste Wassertemperatur wird mit 18 Grad Celsius in der Regel im März gemessen und die Höchsttemperatur mit 23 Grad Celsius im September. Klar, das sind keine karibischen Verhältnisse, aber das ist durchaus angenehm und man darf auch nicht vergessen, dass die Temperaturen im Süden der Inseln oder auch in Buchten, die im Lee liegen, durchaus wärmer sein können.

Die Badetemperaturen auf den Kanaren sind sehr angenehm. ©JairoDiaz/EyeEm/stock.adobe.com

Niederschlag und Sonnenschein auf den Kanaren

Fünf Stunden Sonne gibt es am Tag eigentlich immer, egal zu welcher Jahreszeit. Die sonnenreichsten Monate sind die Monate Mai (neun Stunden), Juni (zehn Stunden), Juli und August (je elf Stunden). Regen hingegen ist eher Mangelware. Der Januar, Februar und Dezember warten zwar mit durchschnittlich sechs bis sieben Regentagen auf, von Mai bis September hingegen fällt faktisch kein Regentropfen.

Die Segelbedingungen auf den Kanaren

Die Windverhältnisse auf den Kanaren

Hauptmotor des Windes ist das Azorenhoch, das nahezu ganzjährig einen stabilen, warmen Nordostwind im Segelrevier der Kanarischen Inseln wehen lässt. Das macht die Wettervorhersage recht einfach. Unterbrochen wird der Nordostwind hauptsächlich im Februar, März und April. Das ist die Zeit, in der immer mal wieder ein Tief das Azorenhoch verdrängt und im Umkehrschluss Winde aus dem südwestlichen Sektor mit sich bringt. Für all jene Segler, die zurück nach Europa respektive Portugal, Spanien oder Gibraltar wollen, findet sich in dieser Jahreszeit oftmals ein gutes Wetterfenster.

Traumhafte Segelbedingungen an der Ostseite von Lanzarote. ©Sönke Roever

Oberflächlich betrachtet stimmt das so, allerdings muss im Segelrevier der Kanarischen Inseln ein besonderes Augenmerk auf die Topografie der Inseln gerichtet werden, da sie in bestimmten Teilen des Reviers einen beachtlichen Einfluss auf das Windgeschehen hat. Teneriffa ist dabei mit knapp 4.000 Metern die höchste der kanarischen Inseln. Aber auch die niedrigste der größeren Inseln, Lanzarote, ist mit 607 Metern nicht unbedingt flach.

Eine topografische Karte der Kanaren zeigt ihre beeindruckende Höhe (rote Färbung). ©Topographic-map

Diese einzigartige Topografie führt dazu, dass der Wind zwischen den Inseln kanalisiert und beschleunigt wird. In der Folge gibt es zahlreiche Stellen, die in nautischen Unterlagen als sogenannte Beschleunigungszonen (Acceleration Zones) deklariert sind. Für uns Segler bedeutet dies, dass wir hier sehr genau mit der Törnplanung verfahren müssen. Wir dürfen nicht vergessen, wir segeln hier im Seegebiet eines offenen Ozeans, was in Kombination mit viel Wind durchaus auch einen beachtlichen Seegang hervorbringen kann.

Orange Pfeile zeigen die typischen Beschleunigungszonen des Windes. ©BLAUWASSER.DE/Windy.com

Die größten Beschleunigungszonen befinden sich zwischen La Graciosa und Lanzarote, zwischen Fuerteventura und Gran Canaria, zwischen Teneriffa und Gran Canaria, zwischen La Gomera und Teneriffa und zwischen La Palma und La Gomera. Hier erreicht der Wind mindestens zehn Knoten mehr als der Mittelwind. Darüber hinaus gibt es immer wieder lokale Effekte, wie beispielsweise eine kräftige Windbeschleunigung an der Ostseite von Gran Canaria auf Höhe des Flughafens oder an der Südwestseite von Lanzarote.

Segeln mit Reff ist in den Beschleunigungszonen normal. ©Sönke Roever

Die Beschleunigungszonen werden von den gängigen Wettervorhersage-Apps nur unzulänglich vorhergesagt. Daher sei nochmal betont, dass es wichtig ist, zu wissen, wo die Beschleunigungszonen liegen und diese in die Windbetrachtung gedanklich mit einzubeziehen. Diesbezüglich kann es auch hilfreich sein, die Windvorhersagen verschiedener Datenmodelle zu vergleichen.

Umgekehrt gibt es aber auch Flautenzonen. Eine Faustregel sagt, dass eine Flaute immer in etwa das Dreißigfache der Höhe weit reicht. Das bedeutet konkret, dass bei einem kräftig wehenden Nordost-Passatwind südwestlich von Gran Canaria mit einer Höhe von knapp zwei Kilometern mit einer etwa 60 Kilometer langen Flautenzone zu rechnen ist. Das sind etwa 30 Seemeilen.

Im Lee der Inseln gibt es ausgedehnte Flautenzonen. ©Sönke Roever

Diese Effekte sind Fluch und Segen zugleich. Auf der einen Seite können wir so bewusst in eine Zone mit viel Wind hineinsegeln und uns die Hörner abstoßen. Gleichzeitig haben wir oft aber auch nicht so richtig eine Wahl, wenn wir die Insel wechseln wollen und der Wind seit Tagen beschleunigt wird. Immerhin: Allzu groß sind die Entfernungen durch die Starkwindzonen nicht und mit einer guten Törnplanung lässt sich das gut meistern. Ab und zu gibt es aber auch Tage, an denen es so doll weht, dass das Segeln vertagt werden muss.

Tipp: Bei der logischen Fahrt von Ost nach West startet man meistens im Lee einer Insel und kommt im Luv an. Unterwegs legt der Wind dann kontinuierlich zu. Mitunter geschieht das auch von jetzt auf gleich. Schaumkronen auf dem Wasser, die noch etwas entfernt sind, sind immer ein Indiz dafür, dass umgehend gerefft werden sollte.

In der Düse zwischen Teneriffa und La Gomera kann das Segeln sehr sportlich sein. Hier sogar mit zweitem Reff im Großsegel. ©Sönke Roever

Ein Sonderfall ist ein Wind, der Calima heißt. Das ist ein heißer, trockener, sandhaltiger Ostwind, der von der Sahara herüberweht und schlechte Sichtverhältnisse zur Folge hat. Das Nervige daran sind weniger die Heftigkeit des Windes und die schlechte Sicht als vielmehr der feine Sandstaub, der sich wie ein Teppich über alles legt und in alle Ritzen eindringt, was durchaus auch dazu führen kann, dass man danach beispielsweise die Rollanlage warten muss.

Calima-Wind – ein Sonderfall, dann werden Sand und Staub aus der Sahara-Wüste herübergeweht. ©NASA/GSFC

Die beste Reisezeit zum Segeln auf den Kanaren

Im Juni, Juli und August ist die Hochphase des Passatwindes. Dann segeln auf den Kanaren nur Hartgesottene und Unwissende :-). In dieser Zeit sind der Seegang, die Dünung und der Wind besonders kräftig. Besonders beliebt ist – insbesondere auch bei Charterseglern – die Zeit zwischen September und Januar. Dann weht der Passatwind etwas weniger kräftig und im Revier ist viel los. Von Februar bis April ist das Wetter wechselhaft. Ein beliebter Monat ist auch der Mai, bevor der Passatwind wieder den Motor anschmeißt.

Traumhafte Segelbedingungen gibt es im Herbst. ©Sönke Roever

Die Seegangsverhältnisse beim Segeln auf den Kanaren

Es gibt wohl kaum einen Tag im Archipel der Kanarischen Inseln, an dem es keinen Seegang gibt. Er setzt sich aus zwei Komponenten zusammen, der lokalen Windsee und der überregionalen Dünung. Dass es eine Dünung gibt, liegt auf der Hand, das bringt die unmittelbare Nähe zum Atlantischen Ozean zwangsweise mit sich. Sein Atem ist allgegenwärtig. Mal mehr und mal weniger. Das Gute an Ozeandünung ist, dass sie über eine lange Strecke gewachsen und dadurch stabil in Länge und Periode ist.

Hier laufen vor La Gomera Windsee und Dünung in dieselbe Richtung und eine lange Welle ist die Folge. ©Sönke Roever

Spannender ist die lokale Windsee, die, wie ihr Name schon sagt, durch den Wind entsteht. Üblicherweise fällt sie in der Höhe recht gering aus. Allerdings muss ihr Zusammenspiel mit der Dünung beachtet werden. Laufen Windsee und Dünung in dieselbe Richtung, sind lange, angenehme Wellen zu erwarten. Setzen sie in entgegengesetzte Richtungen, sind steile, kurze, brechende Wellen die Folge. Am unangenehmsten ist in meinen Augen, wenn beide Wellensysteme quer zueinander verlaufen. Dann entsteht eine fiese Kreuzsee. Wenn das dann noch in einer Beschleunigungszone stattfindet …

Kurzum: Es gehört zur guten Seemannschaft, bei einem Törn im Archipel der Kanarischen Inseln nicht bloß auf den Mittelwind zu schauen, sondern auch zwingend die Windbeschleunigungszonen zu beachten und die Vorhersage für Windsee und Dünung in die Gesamtbetrachtung mit einzubeziehen.

Ein Revier, zwei Winde! Im Hintergrund geht es ordentlich zur Sache, während im Vordergrund nahezu Flaute herrscht. Zur Verdeutlichung trennt die eingezeichnete grüne Linie die beiden Zonen. ©Sönke Roever

Die Strömungen beim Segeln auf den Kanaren

Die Kanarischen Inseln sind ein Tidenrevier und es gibt einen Tidenhub von drei Metern. Das ist theoretisch bemerkenswert, praktisch hingegen spielt es keine Rolle. Zum einen entstehen aus den Gezeiten keine für Segler relevanten, starken Strömungen. Zum anderen sind sämtliche für Kielyachten relevante Häfen bei allen Tidenständen tief genug. Ich habe es bei diversen Törns entlang der Inseln noch nie erlebt, dass die Strömung mehr als einen Knoten erreicht hat. In den meisten Fällen war sie zu vernachlässigen.

Es gibt in fast allen Marinas Schwimmstege und der Tidenhub kann vernachlässigt werden. ©Sönke Roever

Die Navigation beim Segeln auf den Kanaren

Seezeichen

Wenn man das Wettergeschehen einmal außen vor lässt, ist die Navigation auf den Kanaren ziemlich einfach. Das Wasser ist bis dicht unter die Küsten tief und rein und es gibt kaum schwimmende Seezeichen. Genaugenommen sucht man Tonnen vergeblich. Dort, wo Tonnen vorhanden sind, kennzeichnen sie tendenziell Sperrgebiete, Tauchzonen oder Untiefen in der Nähe von Hafeneinfahrten. Leuchttürme sind überwiegend an den Kaps der Inseln zu finden.

An markanten Stellen stehen auf den Inseln der Kanaren große Leuchttürme. ©Sönke Roever

Hinweis: Durch den jüngsten Vulkanausbruch im Jahr 2021 hat sich die Westküste von La Palma verändert. Segler sollten hier nur mit aktuellen Seekarten unterwegs sein. Unmittelbar südlich der Marina Tazacorte wurde zudem ein Sperrgebiet eingerichtet.

Verkehrstrennungsgebiete

Der Frachterverkehr ist im Seeraum der Kanarischen Inseln überschaubar. Zu beachten sind die beiden Verkehrstrennungsgebiete zwischen Gran Canaria und Teneriffa sowie zwischen Fuerteventura und Gran Canaria. Hauptsächlich wird man hier den Fährverkehr wahrnehmen.

Frachterverkehr gehört im Hafen von Las Palmas zur Tagesordnung. ©Sönke Roever

Yachthäfen und Ankerplätze auf den Kanaren

Marinas auf den Kanaren

Im gesamten Archipel der Kanarischen Inseln gibt es über 20 für Kielyachten relevante Marinas. Sie werden wahlweise staatlich oder privatwirtschaftlich betrieben und lassen sich dabei in drei Kategorien einteilen. Die erste Kategorie bilden die Häfen, die von der spanischen Regierung betrieben werden. Das trifft beispielsweise auf den Hafen von Las Palmas oder der Hafen von Teneriffa zu.

Es gibt sehr gute Marinas im Archipel. ©Sönke Roever

Außerdem gibt es Häfen, die von der kanarischen Regierung verwaltet werden, die sich Puertos Canarios nennen. Diese Häfen haben in der Regel preiswertere Liegeplatzraten für Yachten als die anderen Marinas, was sie sehr beliebt macht. Gleichzeitig handelt es sich dabei auch oft um kleinere Fischerhäfen, was das Liegeplatzangebot begrenzt. Daher ist es ratsam, hier mindestens zwei Wochen im Voraus über die App von Puertos Canarios einen Liegeplatz zu reservieren.

Ich kenne Segler, die in der Nebensaison einen Hafen von Puertos Canarios ohne Reservierung angesteuert haben und problemlos einen Liegeplatz bekommen haben. Das ist mitunter sehr von der Tagesform des diensthabenden Hafenmeisters abhängig. Eine Garantie dafür gibt es also nicht.

Kontakt zu Puertos Canarios
Telefon: +34 828 181 140 864
E-Mail: solicitudes@puertoscanarios.es
Webseite: puertoscanarios.es

Die dritte Kategorie bilden die Privatmarinas, die einen sehr guten Service hinsichtlich der Infrastruktur bieten, ebenfalls beliebt sind und meist ein höheres Preisniveau haben. Hier lohnt es sich, nach Rabatten zu fragen, wenn man Mitglied in einer der großen Seglervereinigungen ist, wie beispielsweise der Kreuzerabteilung des Deutschen Seglerverbandes. Viele private Häfen haben entsprechende Kooperationsvereinbarungen.

Die privat geführte Marina von Arrecife ist ein guter Ort zum Verweilen. ©Sönke Roever

Für alle Häfen gilt: Nach der Ankunft werden als erstes die Formalitäten im Marina-Office erledigt. Außerdem ist es nicht immer möglich, vorab einen Liegeplatz zu reservieren. Mehr noch: In den Monaten Juli bis November ist es stellenweise eine Herausforderung, überhaupt einen Liegeplatz zu bekommen. In dieser Zeit sind viele Einheimische auf dem Wasser und eine Großzahl an Yachten, die vom europäischen Festland kommt, fallen auf den Kanarischen Inseln ein, um den Atlantik zu überqueren.

Die beste Marina-Infrastruktur findet man auf der Insel Lanzarote, wo gleich drei vorbildliche Marinas zu finden sind, die auch in der Hauptsaison immer einen freien Liegeplatz bieten. Das sind die Marina Lanzarote in Arrecife, die Marina Puerto Calero und die Marina Rubicon. Das gleiche gilt für die Marina La Gomera auf der gleichnamigen Insel und die Marina Tazacorte auf der Insel La Palma.

Eine beliebte Marina ist die Marina Rubicon im Süden von Lanzarote. ©Sönke Roever

Die größte Liegeplatzknappheit gibt es im September, Oktober und November auf der Insel Gran Canaria, weil hier die Atlantic Rallye for Cruisers (ARC) startet. Ab Ende September ist der Hafen von Las Palmas für alle Yachten, die nicht an der Rallye teilnehmen, gesperrt und die restlichen Yachten verteilen sich auf die wenigen verbliebenen Marinas im Südwesten der beliebten Urlaubsinsel, sodass es auch dort schwer ist, einen Liegeplatz zu ergattern. Das führt regelmäßig zu viel Unmut unter den Seglern, lässt sich aber nicht ändern. Manche ankern dann ausweichend im Hafen von Las Palmas.

Start zur ARC. Danach kehrt wieder Normalität ein. ©Sönke Roever

Festgemacht wird in fast allen Häfen an Schwimmstegen, die mit Fingerpontons oder Grundleinen ausgestattet sind. Ich würde beim Hantieren mit den Grundleinen im Segelrevier der Kanaren immer Handschuhe tragen, da sie mit Muscheln bewachsen sind und das zu gefährlichen Schnitten auf der Haut führen kann. Im Yachthafen von Valle Gran Rey an der Westküste von La Gomera wird an einer Betonmole festgemacht. Der Tidenhub muss hier beachtet und lange Leinen gesteckt werden.

Nur wenige Marinas haben Fingerstege, wie hier auf La Gomera. ©Sönke Roever

Apropos Leinen. Da das Revier mitten im Atlantischen Ozean liegt, ist in den Marinas immer Bewegung. Das Wasser schwappt im Takt der Ozeandünung auch in den meisten Häfen hin und her. Oberflächlich ist das nicht zu sehen. Es macht sich dadurch bemerkbar, dass die Boote am Liegeplatz immer ein wenig hin und herfahren wollen. Das führt früher oder später dazu, dass Festmacher durchscheuern. Es ist wichtig, sich insbesondere bei längerer Abwesenheit hierüber Gedanken zu machen und in Form von Ruckkämpfern, Ketten, Tauwerksschutz und anderen Hilfsmitteln Abhilfe zu schaffen.

In manchen Marinas muss Tauwerk geschützt werden, wenn die Yacht länger allein gelassen wird. ©Sönke Roever

Vielerorts auffällig sind die Betonmolen, die die Häfen schützen, insbesondere an der Westseite der Inseln. Wenn der Wind aus dem westlichen Sektor weht, erreichen diese Marinas sehr hohe Wellen, die sich über Tausende Seemeilen auf dem Atlantik aufbauen konnten. Besonders bemerkenswert ist diesbezüglich die Hafenmole in Tazacorte, die mehr als 70 Millionen Euro gekostet haben soll.

Beeindruckendes Bauwerk: die Hafenmole von Tazacorte. ©Sönke Roever

Das Preisniveau in den Häfen ist fair, hängt aber auch stark davon ab, wer den Hafen betreibt. Am preiswertesten liegt man mit der Yacht in einem der staatlichen Häfen. Die privaten Marinas sind zwar teurer, aber im Vergleich zu den Marinas im Mittelmeer immer noch sehr preiswert. Berechnet werden die Preise entweder nach der Bootslänge oder nach Quadratmetern. Bei längeren Aufenthalten gibt es insbesondere bei den privaten Marinas beachtliche Rabatte.

Unabhängig davon, in welchem Hafen man unterkommt, werden immer zwei Steuern berechnet, die für die Benutzung der Leuchtfeuer und Seezeichen gedacht sind und die sich offiziell T0 und T5 nennen. Die Berechnung erfolgt nach Quadratmetern und pro Tag. Der Betrag ist überschaubar, taucht aber auf jeder Rechnung auf.

Für die Benutzung der Seezeichen wird mit dem Liegegeld eine Steuer kassiert. ©Sönke Roever

Ankerplätze auf den Kanaren

Die Anzahl vernünftiger und damit auch empfehlenswerter Ankerplätze ist begrenzt. Das liegt vornehmlich daran, dass es im Revier die angesprochene Dünung gibt und das Ankern nur dann sinnvoll ist, wenn sich der Ankerplatz im Lee befindet. Diese Rahmenbedingungen findet man vornehmlich im Süden von La Graciosa (Playa Francesa) sowie im Süden von Lanzarote und im Norden von Fuerteventura vor.

Ankerfeld im Südwesten von Gran Canaria. ©Sönke Roever

Weitere Ankerplätze sind im Südwesten von Gran Canaria und an der Westküste von Teneriffa zu finden. Vereinzelt kann auch vor der Küste von La Gomera und im Westen von La Palma geankert werden.

Tipp: Für das Ankern rund um Lanzarote gibt es einen Ankerplatzführer der Organisation “Fondeos Lanzarote”. Du kannst ihn hier herunterladen.

Online-Liegeplatzführer für die Kanaren

Wir von BLAUWASSER.DE haben uns die Mühe gemacht, den Archipel der Kanarischen Inseln ausführlich für euch zu erkunden und neben diesen Revierinformationen über 20 Marinas und Ankerplätze ausführlich beschrieben. Klicke auf einen der Marker in der nachfolgenden Karte und du gelangst direkt zur ausführlichen Beschreibung des Liegeplatzes.

Die maritime Infrastruktur auf den Kanaren

Die Infrastruktur für Segler ist grundsätzlich sehr gut auf den Kanaren. Alle privaten Häfen verfügen über Strom und Wasser sowie meistens auch drahtloses Internet. Bei Puertos Canarios ist die Infrastruktur wechselhaft. Gute Schiffsausrüster gibt es in der Marina Arrecife und der Marina Rubicon auf Lanzarote, in Las Palmas de Gran Canaria (Rolnautic) und in Arguineguín im Südwesten von Gran Canaria.

Einen sehr guten Schiffsausrüster (Lava Chandlers) gibt es im Hafen von Arrecife. ©Sönke Roever

Einen Kran für Schwergewichte und Katamarane, der bis zu 800 (!) Tonnen hebt, gibt es in der Marina Arrecife auf Lanzarote. Weitere sehr gute Möglichkeiten, ein Schiff an Land zu stellen, gibt es in den Yachthäfen von Las Palmas (Varadero Rolnautic), in Pasito Blanco auf Gran Canaria und in Tazacorte im Westen von La Palma. Es gibt auch noch eine Gelegenheit bei Santa Cruz de Tenerife (Varadero Anaga), aber da kann ich nichts weiter zu sagen, da ich dort nicht war.

Wichtig zu verstehen ist beim An-Land-Stellen, dass der Platz für Yachten, die an Land stehen, begrenzt ist. Daher sind die Gebühren, die für den Stellplatz an Land erhoben werden, höher als das Liegegeld im Wasser. Es ist in allen Fällen ratsam, vorher ein Angebot einzuholen und den Aufenthalt an Land zu organisieren.

Diese Yachten stehen in Pasito Blanco an Land. ©Sönke Roever

Da die Häfen von Puertos Canarios für gewöhnlich Fischereihäfen sind, findet man hier oftmals auch Möglichkeiten, ein Boot mittels Travellift an Land zu heben. Hierzu ist es nötig, zunächst eine Erlaubnis des Hafenmeisters von Puertos Canarios einzuholen. Danach wendet man sich an die sogenannte Cofradia Pescadores (Fischereivereinigung), die normalerweise den Travellift betreibt, um das Herausheben der Yacht zu organisieren. Diese Stellplätze sind in der Regel etwas preiswerter als in den anderen Marinas, verlangen aber etwas mehr organisatorisches Geschick, da man sich mit zwei Institutionen arrangieren muss.

Travellift im Puertos Canarios Hafen in Arguíneguín. ©Sönke Roever

Die Versorgung auf den Kanarischen Inseln

Lebensmittel

Die Versorgung auf den Kanarischen Inseln ist sehr gut und steht der unsrigen in nichts nach – viele Produkte haben sogar deutsche Etiketten. Vom kleinen Tante-Emma-Laden im Dorfzentrum bis hin zum Hypermarkt der gängigen, großen Ketten ist alles vertreten. Die Öffnungszeiten sind vielerorts im Einklang mit dem Tourismus an sieben Tagen in der Woche gegeben.

Keine Seltenheit! Deutsche Produkte im Supermarktregal auf den Kanaren. ©Sönke Roever

Restaurants

Es gibt eine solche Vielzahl an Restaurants und gastronomischen Angeboten, dass es unmöglich ist, hier den Überblick zu behalten. Vielerorts reihen sie sich auch um die Yachthäfen. Besonders auffällig ist dies in den Yachthäfen von Puerto Calero auf Lanzarote und im Yachthafen von Puerto de Mogán.

In der Marina Puerto de Mogán gibt es viele Restaurants. ©Sönke Roever

Ein Geheimtipp unter Seglern sind oftmals die Restaurants, die von der Fischereiverwaltung betrieben werden, der Cofradia Pescadores – auch diesbezüglich ist Puerto de Mogán eine Reise wert. Empfehlenswert ist auch die Altstadt von Las Palmas sowie die Restaurants rund um den Binnenhafen von Arrecife auf Lanzarote.

Rund um den Binnenhafen in Arrecife (Lanzarote) gibt es viele Restaurants. ©Sönke Roever

Diesel

Es gibt ein breites Netz an Bootstankstellen im gesamten Revier der Kanarischen Inseln, sodass man keine Probleme hat, den Tank aufzufüllen. Es handelt sich dabei für gewöhnlich um Biodiesel und es ist sinnvoll, insbesondere für jene Segler, die in die Tropen weitersegeln, nur die Mengen zu bunkern, die man auch wirklich verbrauchen will, damit der Diesel nicht endlos lange im Tank lagert und in Kombination mit Wasser einen Nährboden für Dieselpest bietet.

Tankstellen für Yachten gibt es in vielen Marinas. ©Sönke Roever

Gas

Ausländische Gasflaschen können auf den Kanaren nicht getauscht werden. Allerdings kann man bei den Gaswerken auf Gran Canaria und Teneriffa Flaschen füllen lassen, sofern diese einen gültigen TÜV besitzen. Mehr zu dem Thema gibt es auch hier.

Trinkwasser

Die Trinkwasserqualität auf den Kanaren ist grundsätzlich gut. Das Wasser wird mit Hilfe von Entsalzungsanlagen gewonnen. Es ist entsprechend nährstoffarm und schmeckt teilweise stark chloriert. Die meisten Einheimischen trinken Wasser aus Flaschen, weil es preiswert in jedem Supermarkt in großen Gebinden zu haben ist. Auf der Insel La Palma gibt es zudem sehr gutes Grundwasser, das sich hervorragend trinken lässt.

Die Wasseranschlüsse auf den Kanaren sind anders und es werden Adapter benötigt. ©Sönke Roever

Die Wasserschlauchanschlüsse zum Bunkern unterscheiden sich von denen, die wir kennen. Sie verfügen über ein Innengewinde statt eines Außengewindes. Irgendwer am Steg hat aber immer einen Adapter und beim Schiffsausrüster kann man sich dann irgendwann mal einen eigenen Adapter besorgen. 🙂

Die Sicherheit beim Segeln auf den Kanaren

Das Segeln entlang der Kanarischen Inseln ist sehr sicher, sofern man die Wettervorhersage im Auge behält. Angesichts der Tatsache, dass für EU-Bürger auf den Kanaren keine Roaminggebühren anfallen und die Handynetzabdeckung sehr gut ist, sollte es keine große Herausforderung darstellen, die neuesten Wetterinformationen regelmäßig abzurufen. Die Vorhersagen sind generell sehr gut und die Inseln liegen außerhalb der Zugbahnen von Hurrikanen. Da die Entfernungen zwischen den Inseln nicht allzu groß sind, sollte es immer möglich sein, rechtzeitig einen sicheren Hafen anzulaufen.

Seenotfälle koordiniert das Salvamento Marítimo. ©Sönke Roever

Seenotfälle werden im Seegebiet der Kanarischen Inseln vom Salvamento Marítimo koordiniert. Auf jeder Insel ist mindestens ein Rettungsboot stationiert. Die beiden großen Maritime Rescue Coordination Center (MRCC) befinden sich in Las Palmas (Telefon: +34 928 467 757) und Teneriffa (+34 922 597 551). Beide sind logischerweise auch 24/7 über UKW-Seefunk-Kanal 16 zu erreichen.

Hinweis: Aufgrund der Nähe zu Afrika (60 Seemeilen) kann es rund um Fuerteventura zu Kontakt mit migrationswilligen Personen kommen. Kommt es zu einer Sichtung, gilt es Abstand zu halten, eines der beiden MRCCs zu verständigen und zu warten, bis Hilfe eintrifft.

Sämtliche Krankenhäuser auf den Inseln haben einen sehr guten Standard und in allen größeren Ortschaften ist mindestens eine, eher mehrere Apotheken zu finden.

Chaterbasen auf den Kanaren

Im Archipel der Kanarischen Inseln gibt es Charterbasen auf Lanzarote, Gran Canaria und Teneriffa. Ich persönlich würde eine Yacht auf Lanzarote chartern, da es hier die vielfältigsten Möglichkeiten gibt, einen Törn zu gestalten. Zum einen liegt La Graciosa als ein Highlight des Reviers zum Greifen nahe und zum anderen gibt es rund um Lanzarote und La Graciosa innerhalb kürzerer Distanzen genug Häfen und Ankerplätze. Mehr dazu steht in dieser Reportage.

Die Flotte von Lava Charter ist in der Marina Arrecife beheimatet. ©Sönke Roever

Auf Gran Canaria oder Teneriffa gibt es – wie gesagt – auch ein Charterangebot. Allerdings sind dort die Häfen in der Hauptsaison oft ausgebucht. Außerdem sind die Inseln anspruchsvoller zu besegeln, da sie von den beschriebenen Accelaration Zones umgeben sind.

Bei der Auswahl der Yacht hat es sich bewährt auf den Pflegezustand und die Ausrüstung zu achten, da es sich um ein anspruchsvolles Revier handelt. Dazu gehört auch in Erfahrung zu bringen welcher Betreiber einen guten Service bietet und auch dann verlässlich erreichbar ist, wenn Hilfe benötigt wird.

Wer möchte kann auch einen erfahrenen, revierkundigen Skipper dazu buchen – mitunter auch nur für einzelne Tage, um sich mit der Yacht und dem Revier vertraut zu machen.

Charter-Stützpunkte, Mitsegelgelegenheiten und weitere Dienstleistungen (Anzeigen)

Diese Firmen betreiben vor Ort einen Charterstützpunkt und helfen dir die richtige Charteryacht zu finden. Andere haben ein attraktives Mitsegelangebot im Programm oder bieten interessante Dienstleistungen für Segler an.

Tauchen und Schnorcheln auf den Kanaren

Das Ozeanwasser rund um die Kanarischen Inseln ist klar und bietet mitunter hervorragende Sichtweiten. Außerdem gibt es einen bemerkenswerten Fischreichtum. Trotzdem sind die Kanaren eher ein Tauchrevier als ein Schnorchelrevier. Besonders beliebte Tauchplätze sind im Osten von Fuerteventura, im Südwesten von Gran Canaria und im Süden von El Hierro zu finden.

Fischreiches Tauchen ist an den Klippen von Fuerteventura möglich. ©SimoneTognon/stock.adobe.com

Angeln beim Segeln rund um die Kanaren

Da es sich bei den Kanaren um ein Offshore-Revier handelt, sind hier die großen Hochseefische zu finden, wie etwa Thunfisch, Goldmakrele (Mahi Mahi), Marlin oder Wahoo. Davon zeugen auch die unzähligen Hochseeangelboote entlang der Marinas, die sich mitunter bei eigenwilligen Manövern auf See beobachten lassen, wenn sie mal wieder ihrem Fischfinder hinterherfahren. Für das Hochseeangeln ist eine besondere Technik erforderlich, die hier ausführlich erklärt wird.

Mit etwas Glück beißt beim Ozeansegeln zwischen den Inseln ein Hochseefisch. ©Sönke Roever

Und nicht zuletzt gibt es eine Vielzahl an Delfinarten und natürlich auch Wale in den Gewässern rund um die Kanarischen Inseln. In etlichen Yachthäfen werden organisierte Ausfahrten zum Delfine-Gucken angeboten. Als Segler kann man sich solche kommerziellen Touren sparen, da man früher oder später beim Segeln ohnehin Kontakt mit den Ozeanbewohnern haben wird. Insbesondere die Delfine kommen gerne zu den Yachten und spielen im Bugbereich mit dem Schiff, wenn es unter Segeln durch den tiefblauen Ozean pflügt.

Wandern auf den Kanaren

Wer gerne wandert, kommt auf den Kanaren auf keinen Fall zu kurz. Es gibt unzählige gut beschilderte Wanderwege, die man wahlweise mit dem öffentlichen Nahverkehr oder einem Mietwagen erreicht.

Mit dem Mietwagen lassen sich beeindruckende Inseltouren unternehmen. ©Sönke Roever

Mietwagen gibt es in jeder größeren Ortschaft oder Marina. Oft sind Stationen auch bei den Fähranlegern zu finden, an denen Fähren zu anderen Inseln ankommen oder abfahren.

Auch auf El Hierro lässt es sich gut wandern. ©Regula Gurtner

Für die Auswahl der richtigen Wanderungen hat es sich bewährt, einen Wander-Reiseführer zu erwerben. Besonders beliebt zum Wandern sind die weniger touristischen Inseln La Palma und La Gomera im Westen des Archipels, die aufgrund ihrer üppigen Vegetation auch als grüne Lungen der Kanaren bezeichnet werden.

Mit dem Mietwagen auf La Palma unterwegs. ©Sönke Roever

Literatur und Seekarten

Die folgenden Bücher helfen beim Segeln auf den Kanaren hinsichtlich der Törnplanung sehr gut weiter.

Cornells Atlas der Ozeane – Eine Alternative zu den klassischen Monatskarten

Der erfahrene Weltumsegler Jimmy Cornell hat eine komplett überarbeitete Neuauflage seines „Atlas der Ozeane“ herausgebracht. Eine sinnvolle Alternative zu den klassischen Monatskarten (Pilot Charts), die oft veraltet sind.

Cruising Guide to the Canary Islands

Der lebendige Revierführer zu den Kanarischen Inseln von Oliver Solanas Heinrichs und Mike Westin bietet einen umfassenden Überblick über die wunderschönen Inseln dieses spanischen Archipels.

Atlantic Islands

„Atlantic Islands“ von Anne Hammik und Hilary Keatinge enthält alle wichtigen nautischen Informationen über Madeira, die Azoren, die Kanaren und die Kapverden. In der aktuellen Ausgabe sind auch die Bermudas für eine Atlantiküberquerung im Osten berücksichtigt.

Fazit

Die Kanaren sind ein faszinierendes Segelrevier mit einer sehr guten Infrastruktur. Weitläufig und unglaublich abwechslungsreich sind die acht Inseln, zur See und an Land – was auch dadurch unterstrichen wird, dass dieser Beitrag so ausführlich geworden ist. 🙂 Was mich besonders begeistert, ist die Möglichkeit, Ozeansegeln hautnah zu erleben. Mit Wind, Wellen, Dünung, Salz in der Luft und Blauwasser-blauem Wasser :-). Gleichzeitig kann aber auch im Lee der Inseln sehr geschützt gefahren, geankert oder ein Hafentag eingelegt werden.

Es lohnt sich, die Kanaren auch landseitig zu erkunden. Hier der Westen von Gran Canaria. ©Sönke Roever

Anspruchsvoll sind die Passagen durch die Beschleunigungszonen, die mit ein wenig Vorbereitung aber sehr gut gemeistert werden können. Um sie zu wissen, ist bereits die buchstäbliche halbe Miete. Dabei kann es auch Tage geben, an denen es unmöglich ist, weiterzusegeln. Das tut dem Spaß allerdings keinen Abbruch, da auf jeder Insel wunderbare Alternativen an Land warten und ihre Erkundung immer lohnt.

Mehr zum Thema

Segeln Kanaren: Törnbericht Yachttörn rund Lanzarote

Die Kanarischen Inseln gelten als ein anspruchsvolles Revier mit weiten Distanzen, viel Wind und wenigen Ankerplätzen. Wer dagegen einfach nur rund Lanzarote segelt, kann eine Urlaubswoche unter Segeln fast wie im Mittelmeer erleben.

Online-Seminar: Kanarische Inseln (live)

Dieses Online-Seminar gibt einen fundierten Überblick über das Segelrevier der Kanarischen Inseln. Sönke Roever gibt einen Revierüberblick und zeigt Charteroptionen auf.
Subscribe
Informiere mich bei
guest
6 Comments
Älteste
Aktuellste Likes
Inline Feedbacks
View all comments
Ursula Mönch
Ursula Mönch
2 Jahren her

Ein toller ausführlicher Artikel! Vielen Dank dafür!

Wolfgang Marbach
Wolfgang Marbach
2 Jahren her

Nach 3 Jahren Segeln in den Kanaren kann ich wärmstens die staatliche Website http://www.Puerto.es empfehlen. Unter Oceanography findet man einen Wetterbericht, der Strömungen und Windbedingungen mit Acceleration Zones sehr genau anzeigt. Allerdings geht die Vorhersage nur über 3 Tage. Die normalen Wetterapps liegen je nach Rechensystem schon mal um 20 kn daneben!

liebe Grüße
Wolfgang
SY Blue Pearl

Ralph
Ralph
2 Jahren her

der Link lautet korrekt: https://www.puertos.es/en-us

Renato
Renato
1 Jahr her

Nicht zu übersehen, sind die Trans-Ocean.org Stützpunkte auf allen Kanarischen Inseln und weltweit. Hier sind Wasserport-afine Menschen zusammengeführt, die ihre lokalen Kenntnisse segeltechnisch und menschlich der Seglergemeinschaft
ehrenamtlich zur Verfügung stellen. Sei es bei der Ersatzteilbeschaffung oder beitechnischen Ergänzungen, Medizinisch und organisatorisch stets bereit sind zu helfen oder ihre Postadresse zur Verfügung stellen.

Martine
Martine
11 Monaten her

Vielen Dank für diesen Artikel, hilft uns sehr um unsere Törnplanung zu konkretisieren. Eine Frage: bei der Darstellung der Windbeschleunigungen, haben die hinterlegten Farben die selben Bedeutungen wie bei Windy?