Revierinformation Tansania: Segeln/Chartern rund um Sansibar

Ein Beitrag von

Sönke Roever

Sönke hat 100.000 Seemeilen Erfahrung im Kielwasser und von 2007 bis 2010 zusammen mit seiner Frau Judith die Welt umsegelt. Er veranstaltet diverse Seminare auf Bootsmessen (siehe unter Termine) und ist Autor der Bücher "Blauwassersegeln kompakt", "1200 Tage Samstag" und "Auszeit unter Segeln". Sönke ist zudem der Gründer von BLAUWASSER.DE und regelmäßig mit seiner Frau Judith und seinen Kindern auf der Gib'Sea 106 - HIPPOPOTAMUS - unterwegs.

Ein Törn durch Sansibars Inselwelt bietet ursprüngliches Afrika und ein Segelerlebnis der besonderen Art

Vor der Küste von Tansania im Osten Afrikas liegt Sansibar. Wer sich aufmacht, dieses Segelrevier auf der Südhalbkugel zu erkunden, landet – aus europäischer Sicht – in einer anderen Welt. Es ist eine exotische Welt, die nach ursprünglichem Leben aussieht, die nach feurigen Gewürzen duftet, nach afrikanischem Suaheli klingt und die ganz und gar anders tickt, als wir es aus der Heimat gewohnt sind.

Manche Segler halten Sansibar für ein eigenes Land, was jedoch falsch ist. Vielmehr ist Sansibar ein halbautonomer Teilstaat in Tansania und der Oberbegriff für einen Archipel, der aus zwei großen Inseln besteht, die Unguja und Pemba heißen. Sie liegen in einer Art überdimensionaler Einbuchtung zwanzig Seemeilen vor der Kontinentalküste Afrikas. An der Westseite Sansibars zwischen afrikanischem Festland und Sansibar finden Segler ein wunderbar geschütztes Segelrevier, in dem es sich hervorragend segeln lässt.

Rund um Sansibar lässt es sich entspannt segeln. ©Sönke Roever

Pemba ist die nördlichere der beiden Inseln und misst etwa 35 Seemeilen in der Länge. Unguja liegt rund 25 Seemeilen weiter südlich und hat eine Nord-Südausdehnung von etwa 45 Seemeilen. Mit anderen Worten: Vom einen Ende Sansibars zum anderen bleiben etwas mehr als 100 Seemeilen im Kielwasser zurück – das verspricht einen abwechslungsreichen Törn mit überschaubaren Distanzen.

©BLAUWASSER.DE

Unabhängig davon, ob Sansibar mit dem eigenen Boot oder einer Charteryacht erkundet wird, findet der Besucher türkisfarbene Ankerplätze, immergrüne Inseln und fischreiche Schnorchelspots, die wahlweise vom tropisch-warmen Südwest- oder Nordost-Monsun-Wind beherrscht werden. Dabei ist die Nähe zum Indischen Ozean stets zu spüren. Mal mit langer Dünung, mal mit wechselhaftem Wetter, mal mit unglaublich klarem Wasser.

Das Wasser rund um Sansibar ist glasklar. ©Sönke Roever

Kurzum: Ein Segeltörn durch die Gewässer vor Sansibar ist abwechslungsreich-exotisch und ein unvergessliches, intensives Segelabenteuer. Ein wenig Gelassenheit darf dabei im Gepäck jedoch nicht fehlen, da alles etwas weniger geregelt, sortiert und organisiert ist, als wir es aus der Heimat kennen. Allerdings macht die Freundlichkeit der Einheimischen dies allemal wieder wett.

Wichtig: Für die Einreise nach Sansibar beziehungsweise Tansania wird ein Visum benötigt, das mit etwa zwei Wochen Vorlauf online beantragt werden kann. Bei der Einreise muss zudem ein Formular ausgefüllt werden.

Wer nach Sansibar einreist, benötigt ein Visum. ©Sönke Roever

Wind, Wetter und Klima beim Segeln rund um Sansibar

Sansibar liegt gerade einmal 300 Seemeilen südlich des Äquators und das Wetter ist entsprechend tropisch. Folglich ist es das ganze Jahr über sehr warm. Tagsüber pendeln die Temperaturen um die 30-Grad-Celsius-Marke. Nachts kann die Temperatur auch mal auf 20 Grad Celsius abfallen. Mit 25 bis 29 Grad Celsius ist das Wasser ebenfalls angenehm warm und lädt zum Baden ein.

Die Temperaturen in Sansibar sind tropisch. ©Sönke Roever

Betrachtet man das Jahr, gilt Folgendes: Von Januar bis März weht im Seegebiet von Sansibar der Nordost-Monsun. Das ist der eher untypische Segelwind für das Revier, weil viele Ankerplätze dann ungeschützt sind. Üblicherweise wird zwischen Unguja und Pemba von Juni bis Oktober gesegelt. Dann weht der Südwest-Monsun und es gibt viele gut geschützte Ankerplätze. Die beste Segelzeit ist dabei im Juli und August.

Am schönsten ist das Revier im Juli und August. ©Sönke Roever

Zwischen den beiden Segelzeiten liegen zwei Regenzeiten. Einmal im April/Mai und einmal im November/Dezember. Wie der Begriff „Regenzeit“ unmissverständlich verdeutlicht, regnet es dann viel; an durchschnittlich bis zu 17 Tagen im Monat. Beachtlich ist dabei die Niederschlagsmenge. Kurzum: Dann macht das Revier keinen Spaß.

Im Segelrevier Sansibar kann es rasche Wetterwechsel und Frontendurchzüge geben. ©Sönke Roever

In der Hauptsaison von Juni bis Oktober gilt zudem: An der Westseite der Inseln Unguja und Pemba baut sich der Monsun-Wind langsam über den Tag auf. Während es in den frühen Morgenstunden meist schwachwindig zugeht, erreicht der Wind am Nachmittag nicht selten sechs Windstärken auf der Beaufort-Skala. Üblicherweise flaut es abends wieder ab und weht über Nacht nur schwach. Unabhängig davon erreicht der Monsun-Wind nur selten Sturmstärke.

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Windsee, Dünung, Gezeiten und Strömungen im Seegebiet Sansibar

Sansibar liegt am afrikanischen Rand des viertausend Seemeilen weiten Indischen Ozeans. Da sich das Segelvier allerdings an der Westseite der Inseln Pemba und Unguja befindet, schirmen die beiden archipelprägenden Inseln die Gewalten des Ozeans wie ein Schutzschild ab und es geht sehr geschützt in den Gewässern rund um Sansibar zu. In der Folge gibt es angenehme Segelbedingungen, die eher mit der Ostsee als mit dem Indik vergleichbar sind.

Aus dem Flugzeug gut zu erkennen: die Ozeandünung südlich von Pemba. ©Sönke Roever

Spannend wird es, wenn beim Segeln zwischen Pemba und Unguja gewechselt wird, da zwischen den beiden Inseln ein etwa 25 Seemeilen breiter und etwa 400 bis 800 Meter tiefer Sund überquert werden muss, durch den die Ozeandünung recht ungebremst hindurchlaufen kann. Selbst bei ruhigen Wetterlagen läuft hier eine mindestens zwei Meter hohe – allerdings sehr langgezogene – Dünung hindurch. Grundsätzlich ist das gut zu meistern. Allerdings ist es hier besonders ratsam, sich nicht nur die Windvorhersage, sondern auch die Dünungs-Prognose anzusehen.

Sansibar ist ein Tidenrevier mit einem nicht zu vernachlässigen Tidenhub. Zur Springzeit beträgt der Gezeitenunterschied über drei Meter, in der Nippzeit sind es eher nur zwei Meter. Dies gilt es bei der Wahl von Riffpassagen und Ankerplätzen zu berücksichtigen und eine entsprechende Wasserreserve unter dem Kiel einzuplanen.

Im Takt der Gezeiten ändert das Revier ständig sein Aussehen. ©Sönke Roever

Da das Seerevier recht offen ist, treten kaum Gezeitenströme auf. Lokal begrenzt kommt es jedoch zu Strömungen. Insbesondere an Fahrwasser-Engstellen kann man zu spüren bekommen, ob das Wasser gerade aufläuft oder abläuft, wenn es sich durch eine solche Enge hindurchzwängen muss. Dies gilt insbesondere für die diversen Zufahrten an der Westseite von Pemba und für die Nordspitze von Unguja. Weht der Wind in die entgegengesetzte Richtung kann es nachmittags, wenn er am stärksten ist, zu kurzen steilen Wellen in einer Wind-gegen-Strömungs-Situation kommen.

Die Fischer von Sansibar beherrschen den Umgang mit den Gezeiten im Schlaf. ©Sönke Roever

Navigation und nautische Unterlagen beim Segeln rund um Sansibar

Es gibt quasi keine nautischen Informationen, Hafen- oder Törnführer, mit denen man sich auf einen Segeltörn in den Gewässern rund um Sansibar tiefergehend vorbereiten könnte. Immerhin: Die digitalen Seekarten von Navionics sind erstaunlich gut und somit eine wertvolle Hilfe bei der Törnplanung. Darüber hinaus hilft dieser Beitrag hoffentlich weiter. 🙂

Leuchttürme sind seltene Seezeichen im Revier Sansibar. ©Sönke Roever

In den Gewässern von Unguja und Pemba sind Seezeichen Mangelware. Es gibt eine Handvoll Leuchttürme und Fahrwassertonnen an markanten Stellen. Das ist aber eher die Ausnahme als die Regel und hauptsächlich sind die Seezeichen für die Berufsschifffahrt gedacht. Auch ist nicht immer gewährleistet, dass Tonnen wirklich vorhanden sind, geschweige denn die angedachte Farbe haben. Das alles ist aber halb so wild, da das Wasser sehr klar ist und man viele Riffe zumindest bei Sonnenlicht von achtern sehr gut ausmachen kann.

Die Riffe im Revier lassen sich bei Sonnenlicht von achtern problemlos ausmachen. ©Sönke Roever

Wir hatten bei unserem letzten Törn einen lokalen Guide mit an Bord, der das Revier wie seine Westentasche kennt und somit genau wusste, wo die Riffpassagen und Ankerplätze zu finden sind. Das war sehr hilfreich und ich kann es nur empfehlen. Insbesondere für Chartersegler ist dies eine interessante Option, weil man so in der Kürze der Zeit das Revier optimal kennenlernen kann. Zudem ist es inzwischen teilweise verpflichtend, einen Guide beim Segeln rund um Sansibar an Bord zu haben.

Ein lokaler Guide ist an Bord eine Bereicherung. ©Sönke Roever

Yachthäfen und Ankerplätze rund um Sansibar

Im Grunde genommen ist die Sache recht einfach: Die meisten Segler werden auf Sansibar vermutlich zuerst bei Sansibar-Stadt ihre Füße auf die Insel setzen. Zum einen befindet sich hier der internationale Flughafen und zum anderen gibt es etwas nördlich gelegen die einzige Marina des Segelreviers – die Azam Marina. Dort können auch Yachten gechartert werden. Ansonsten wird im Segelrevier Sansibar rund um Unguja und Pemba geankert. Hier ein paar Tipps dazu.

Ankerplatz Stone Town (Unguja)

Sansibar-Stadt ist ein altes Handelszentrum und eine sehr lebendige Stadt. Insbesondere der Stadtteil Stone Town ist bei Reisenden aus aller Welt beliebt. Zu den obligatorischen Sehenswürdigkeiten rund um Stone Town gehören ein altes Fort, eine anglikanische Kirche, eine zweitürmige Kathedrale sowie das Freddie-Mercury-Museum. Der Frontman der Band Queen ist ein Kind der Insel und das erzählt man auf Sansibar mit Stolz.

In der Ankerbucht vor Stone Town ist immer viel los. ©Sönke Roever

Am nördlichen Ende von Stone Town kann geankert werden. Mit dem Dingi sind es dann nur ein paar Meter ins Zentrum. Am Stadtstrand kann sehr gut mit dem Beiboot angelandet werden (Tidenhub bedenken). Ich würde das Beiboot hier aber immer anschließen wollen, da der Strand von unzähligen Menschen bevölkert wird und ein ständiges Kommen und Gehen von Schiffen aller Art herrscht.

Das Strandleben in Stone Town ist bunt! ©Sönke Roever

Am besten lässt sich in meinen Augen Stone Town erleben, indem man sich durch die engen Gassen treiben lässt und die alltägliche Mischung aus Abhängen und Arbeitseifer bewundert. Irgendwo zwischen hölzernen Lastenkarren, unzähligen Läden, bunten Marktständen und hohen Warentürmen entdeckt der Besucher dabei mit etwas Glück das Swahili House in der Kiponda Street mit einer sonnenverwöhnten Terrasse über den Dächern der Stadt. Ein wunderbarer Rückzugsort.

Von der Dachterrasse des Swahili House aus hat man einen tollen Blick auf Stone Town. ©Sönke Roever

Ankerplätze Nakupenda und Nyange (Unguja)

Besonders beliebt bei Touristen, die auf der Hauptinsel Unguja unterkommen, ist ein Ausflug zur Sandbank Panga – auch Nakupenda Beach genannt – etwa zwei Seemeilen südwestlich von Sansibar Stadt. Übersetzt bedeutet „Nakupenda“ übrigens „Ich liebe Dich“. 🙂

Ein Highlight im Revier Sansibar: die Sandbank Nakupenda. ©Sönke Roever

Tagsüber bauen findige Einheimische kleine Stände auf dem sandigen, von türkisfarbenem Wasser umgebenen Mini-Eiland auf und bieten von gegrillten Meeresfrüchten über farbenfrohe Zanzibar-Plagiat-Fußball-Trikots bis hin zur wohltuenden Massage allerhand feil. Es duftet nach Grillkohle, die Luft schmeckt salzig und die See rauscht auf dem weichen Strandsand. Insgesamt ein sehr illustres Treiben und ein sehenswerter Stopp auf dem Törnplan.

Buntes Treiben auf Nakupenda. ©Sönke Roever

Ein ähnlich buntes Treiben ist an manchen Tagen auch auf der Sandbank an der Nordseite des weitläufigen Riffs Nyange zu finden. Der Spot liegt etwa 1,8 Seemeilen südsüdwestlich von Nakupenda und ist weniger überlaufen.

Eine weniger frequentierte Alternative zu Nakupenda ist Nyange. ©Sönke Roever

Ankerplatz Prison Island (Unguja)

Historisch wird es auf Prison Island, einer etwa einen Kilometer langen Insel, die niemals Gefangene beheimatete, gleichwohl ihr Name dies suggeriert. Stattdessen wurden nach Prison Island von der etwa drei Seemeilen entfernten Hauptstadt Einheimische versetzt, denen in Zeiten von Pest und Cholera eine Quarantäne verordnet wurde, was dem Eiland den Spitznamen Quarantäne-Insel einbrachte.

Prison Island ist ein beliebtes Ziel für Tagesausflügler. ©Sönke Roever

Ein anderer Name für Prison Island ist Changuu Island. Diese Wortwahl wiederum geht auf eine beliebte Speisefischart zurück, die hier gefangen wird. Heute sind auf der Insel ein Refugium für Riesenschildkröten und ein Museum zur Inselvergangenheit zu finden.

Auf Prison Island ist ein Refugium für Riesenschildkröten zu finden. ©Sönke Roever

Der Besuch von Prison Island lohnt durchaus – auch wenn man hier nicht zu viel erwarten sollte. Am Strand warten ein paar Guides, die einen für ein kleines Handgeld umherführen. Je früher am Morgen man anlandet, desto mehr hat man das Eiland für sich, da im Laufe des Tages viele Gäste aus Sansibar-Stadt herüberkommen.

Gemeinsam mit einem Guide lässt sich Prison Island gut entdecken. ©Sönke Roever

Bawi Island (Unguja)

Die Privatinsel mit Hotelkomplex liegt etwa drei Seemeilen westlich von Stone Town. An ihrer Südseite dehnt sich über etwa eine Seemeile weit ein Riff aus, das eine Mischung aus Korallen, Sand und Seegras bildet. An der Riffkante kann bei ruhigem Wetter (vorzugsweise in den Morgenstunden) sehr gut geankert und geschnorchelt werden. Die Insel selbst ist unspektakulär.

Rund um Bawi – auch Bawe genannt – kann man sehr gut schnorcheln. ©Sönke Roever

Nungwi und Kendwa (Unguja)

Führt der Kurs in den Norden Ungujas liegen dort die beiden Strände der Touristenhochburgen Nungwi und Kendwa. Sie erstrecken sich über etwa 1,5 Seemeilen und gehen nahtlos ineinander über. Während die Wassertiefen vor dem nördlichen Strand von Nungwi schnell die 20-Meter-Marke erreichen, sind sie vor Kendwa moderat.

Beliebter Ankerplatz im Norden von Sansibar: Kendwa. ©Sönke Roever

An Land finden Segler neben vielen kulinarischen Angeboten auch brauchbare Versorgungsmöglichkeiten, insbesondere auch dann, wenn man sich vom Strand weg in die zweite Reihe bewegt. Wir haben dort kleinere Supermärkte und eine französische Bäckerei mit dem Namen Passion & Thyme gefunden.

Abseits des Strandes ist in Kendwa und Nugwi urbanes Leben zu finden. ©Sönke Roever

Beim Umherlaufen zwischen Nungwi und Kendwa trifft man auf viele geschäftstüchtige Einheimische, die alles Mögliche anbieten, wie beispielsweise Kunst, Souvenirs, Massagen oder Bootstouren. Es lohnt sich hier in meinen Augen, ein wenig Gelassenheit an den Tag zu legen und das bunte Treiben in sich aufzunehmen.

Kunst in jeder Form kann im gesamten Revier vielerorts erworben werden. ©Sönke Roever

Ankerplatz Mnemba (Unguja)

Im Nordosten Ungujas liegt unmittelbar vor den Weiten des Indischen Ozeans das vier Seemeilen große Riff von Mnemba. An der Westseite gibt es die kleine, nur 500 Meter lange gleichnamige Privatinsel Mnemba, auf der ein Luxushotel steht, das angeblich dem Microsoft-Gründer Bill Gates gehört.

Traumhafter Ankerplatz Mnemba. ©Sönke Roever

Segler, die am Riff von Mnemba ihren Anker in das glasklare Wasser des Indischen Ozeans fallen lassen, kommen allerdings weniger wegen der palmenbestandenen Trauminsel des Microsoft-Milliardärs hierher, sondern hauptsächlich, weil es sich rund um Mnemba hervorragend schnorcheln lässt, sogar mit Delfinen. Besonders gut geht das am frühen Morgen, wenn die vielen Ausflugsboote vom Festland noch nicht da sind.

Die Schnorchelgründe rund um Mnemba sind fischreich. ©Sönke Roever/Fritz Urban

Und selbst wenn man vor Mnemba nicht ins fischreiche Wasser springt, um die Unterwasserwelt zu erkunden, sind die Wasserfarben ein Kneif-mich-mal-Traum in Türkis. Allein dafür lohnt der Stopp allemal.

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Ankerplatz Mesali (Pemba)

Vor Pembas Westseite liegt die Insel Mesali, die unter Naturschutz steht. An ihrer Nordseite gibt es einen schönen Ankerplatz direkt vorm Strand mit einem Unterstand. Mesali ist ganzjährig mit einem Ranger besetzt, der darauf achtet, dass der Inselschutz gewährleistet ist. Auf Wunsch führt er segelnde Gäste über die Insel.

Auf Mesali führt der Inselranger Gäste über das kleine Eiland. ©Sönke Roever

Am Strand von Mesali treiben allerhand lustig anzusehende Krebse ihr Unwesen und man kann sich ihrer nur schwer entziehen, da der Strand den Krustentieren unverkennbar gehört. Davon zeugen auch etliche armdicke Löcher im Sand, in denen die scheuen Bewohner sitzen.

Ein Markenzeichen von Mesali: die Krebse am Strand. ©Sönke Roever

Im Inselinneren gibt es zwei Höhlen mit Wasser, die bei einigen Einheimischen als Opferstätten gelten. Sie erinnern an Cenoten und wer den Blick durch das klare Wasser auf den Grund richtet, entdeckt dort Opfergaben wie Tierknochen.

Ankerplatz Mesali. ©Sönke Roever

Achtung: Am Ankerplatz kann es starke Strömung geben. Dies ist wichtig zu wissen, da das türkisfarben-glasklare Wasser ausdrücklich zum Baden einlädt.

Verständigung beim Segeln in Sansibar

Im Segelarchipel rund um Sansibar wird vorwiegend Suaheli gesprochen, eine im östlichen Afrika weit verbreitete, vokalreiche Sprache. Touristen kommen ohne großes Zutun schnell mit den wichtigsten Begriffen und Sätzen in Kontakt, da sie allerorten angewandt werden. Die wichtigsten sind: Jambo (Hallo), Karibu (Herzlich willkommen), Hakuna Matata (Kein Problem), Pole Pole (Langsam, langsam) und Asante Sana (Danke). Zudem sprechen viele Zanzibaris Englisch – mal mehr, mal weniger gut.

Die Zanzibaris sind ein fröhliches Volk. ©Sönke Roever

Unterm Strich kann man es so formulieren: Eine Sprachbarriere gibt es kaum – auch dann nicht, wenn man nicht dieselbe Sprache spricht. Sobald man als weiße Person irgendwo unterwegs ist, wird man angesprochen und nach dem Woher und Wohin befragt. Das liegt vor allem daran, dass auf Pemba und Unguja gefühlt jeder selbständig arbeitet und im Umkehrschluss etwas verkaufen möchte, insbesondere an Touristen, die im Zweifel in Urlaubsstimmung etwas lockerer mit dem Geld umgehen.

Überall auf Sansibar trifft man Menschen, mit denen man schnell in Kontakt kommt. ©Sönke Roever

Finanzielle Aspekte im Segelrevier Sansibar

Die landesübliche Währung ist der Tansania-Schilling (TSH). Im Vergleich zum Euro haben die Preise in TSH ungewöhnlich viele Nullen. Von Touristen werden fast ausnahmslos auch US-Dollar akzeptiert – das ist die harte Währung. Wechselgeld in größeren Mengen hat kaum ein Einheimischer zur Hand. Daher hat es sich bewährt, mit einer großen Anzahl kleiner Scheine unterwegs zu sein – allen voran Ein- und Fünf-Dollar-Scheine.

Auf Märkten braucht man kleine Scheine zum Bezahlen. ©Sönke Roever

Außerdem ist es ist ratsam, genug Devisen dabei zu haben – zumal Geldautomaten rar gesät sind. Als Kreditkarten eignen sich Visacard oder Mastercard. Damit sind an den meisten Geldautomaten Bargeldabhebungen möglich, sofern der Automat funktioniert. Alternativ zum US-Dollar werden vielerorts auch Euro-Scheine akzeptiert. Sie werden jedoch meist zu einem schlechteren Kurs als US-Dollar getauscht beziehungsweise verrechnet.

Nationalparkgebühren können in der Regel in US-Dollar beglichen werden. ©Sönke Roever

Infrastruktur und Versorgung beim Segeln rund um Sansibar

Auf den ersten Blick wirkt Sansibar so, als ob man hier hinsichtlich einer umfangreichen Proviantierung nicht viel erwarten darf. Umgekehrt leben hier aber 1,8 Millionen Menschen, die sich täglich ernähren und entsprechend versorgen. Auf den zweiten Blick wird schnell klar, dass die kulinarische Infrastruktur gar nicht schlecht ist und über das gesamte Inselreich verteilt alle paar Meter stattfindet, wo sich entlang der Straßen unzählige Mini-Supermärkte mit einfachstem Sortiment sowie Obst- und Gemüsestände aneinanderreihen.

Das Inselleben in Sansibar läuft etwas chaotischer ab, als es viele Urlauber aus der Heimat gewohnt sind. ©Sönke Roever

Das Preisniveau in Sansibar ist für Europäer sehr niedrig. Allerdings ist es schwer, die Preise zu vergleichen und ein Gefühl dafür zu bekommen, was angemessen ist. Dabei hilft es zu wissen, dass der Durchschnittsbürger auf Sansibar von 300 US-Dollar im Monat lebt. An manchen Stellen werden europäische Produkte verkauft. Diese importierten Waren sind deutlich teuer als in Europa und eher nur für Urlauber erschwinglich.

Es gibt auf der gesamten Insel immer wieder Möglichkeiten, sehr gut essen zu gehen. ©Sönke Roever

Ein Highlight in diesem für Europäer ungewohnten Versorgungsnetz ist der äußerst lebendige Darajani-Markt mit sehr ausgeprägter Basar-Stimmung im Herzen von Stone Town. Zwischen farbenfrohen Gewürzen, fangfrischen Fischen, exotischen Früchten und wohlschmeckendem Gemüse erfährt der Besucher ein intensives Shoppingerlebnis mit verhandlungsgeschickten Verkäufern. Die Preise sind aus westlicher Sicht sehr fair und wer Spaß an diesem improvisierten Durcheinander hat, findet hier einen hervorragenden Ort zum Proviantieren.

Der Besuch des Darjani-Marktes bietet sich zum Proviantieren an. ©Sönke Roever

Segler, die einen Supermarkt mit einem brauchbaren westlichen Sortiment suchen, werden am Rand von Sansibar-Stadt fündig. Dort gibt es in der Nyerere Road den The-Town-Supermarket sowie einen Getränkemarkt für alkoholische Getränke. Letzteres ist erwähnenswert, da Sansibar muslimisch geprägt ist und Alkohol tabu ist. Zu dieser Glaubensauffassung gehört auch, dass während der Fastenzeit Ramadan nicht in der Öffentlichkeit gegessen werden darf.

Sehr gut sortierte Läden wie dieser hier sind eher die Ausnahme als die Regel auf Sansibar. ©Sönke Roever

Das Trinkwasser ist auf Sansibar von schlechter Qualität und verschiedene seriöse Quellen warnen davor, es zu trinken. Crews mit einem Wassermacher an Bord sind somit im Vorteil. Alle anderen können in den unzähligen Shops für kleines Geld Flaschenwasser beziehen. Auf eine intakte Versiegelung der Flaschen ist zu achten!

Diesel bekommt man mit Kanistern an Straßentankstellen und Gasflaschen sind weit verbreitet, haben mit dem deutschen System aber wenig gemeinsam, sodass mit Adaptern gearbeitet werden muss. Mehr dazu steht auch hier geschrieben.

Eine große Hilfe beim Kennenlernen der Insel Unguja ist Mikki. ©Sönke Roever

Um in diesem geschäftigen Treiben nicht völlig den Überblick zu verlieren und die richtigen Preise zu bezahlen, hat es sich für uns bewährt, beim Landgang einen seriösen Landsmann an der Seite zu haben. Besonders empfehlenswert sind die Dienste von Mikki. Er hat ein geräumiges Taxi, hilft beim Shoppen und bietet Exkursionen an. Seine Nummer lautet: +25 57 73 07 72 48. Er nutzt WhatsApp.

Mit einem Fahrer lassen sich tolle Touren in das Inselinnere unternehmen. Hier der Jozani-Forest. ©Sönke Roever

Sicherheit beim Segeln rund um Sansibar

Grundsätzlich kann man sich beim Segeln in Sansibar sehr sicher fühlen. Allerdings gibt es ein starkes Gefälle zwischen Arm und Reich und daher sollte eine gewisse Sorgfaltspflicht herrschen. Nachts und beim Landgang werden das Schiff verschlossen und das Beiboot hochgewinscht; so wie es in vielen anderen Ländern beim Segeln auch üblich ist. Ebenso lässt man seine Sachen nicht unbeaufsichtigt irgendwo liegen – beispielsweise am Strand.

Am Abend kehren die meisten Crews an Bord zurück. ©Sönke Roever

Nach Anbruch der Dunkelheit sollte man sich nur in touristischen Gegenden aufhalten, wo es üblicherweise viele Sicherheitskräfte gibt, die sicherstellen, dass das Image des sorgenfrei-sicheren Sansibar-Insel-Tourismus nicht angekratzt wird. Mehr zur aktuellen Lage findet man hier.

Bestechung kann ein Thema sein, da sie, laut Reiseführer, von Politikern im großen Stil vorgelebt wird. Als Tourist kommt man unter Umständen in kleiner Form damit in Kontakt. Die übliche Währung sind dann 5 bis 20 verdeckt rübergereichte US-Dollar. Üblicherweise wird erst ein privates Gespräch geführt, bei dem man die Größe der Familie klarstellen sollte. Viele Kinder bedeuten ein hohes Ansehen und das kann den Preis drücken.

Viele Zanzibari führen aus europäischer Sicht ein einfaches Leben. ©Sönke Roever

Gesundheitliche Aspekte beim Segeln rund um Sansibar

Für eine Sansibar-Reise werden neben ausreichend Sonnenschutz die folgenden Impfungen empfohlen: Hepatitis A und B sowie Tetanus und Polio. Wichtig: Wer aus einem Land mit Gelbfieber-Risko einreist, muss eine Gelbfieber-Impfung bei Ankunft nachweisen können und wer länger im Land bleiben möchte, sollte sich ausführlich mit dem Thema “Impfung” beschäftigen (siehe Auswärtiges Amt).

Ein anderes wichtiges gesundheitliches Thema in Tansania auf dem Festland ist Malaria, insbesondere nach der Regenzeit, weil es dann viele Pfützen gibt, die der Malaria verbreitenden Anophelesmücke als ideale Brutstätte dienen. Inwieweit man als Tourist auch auf Sansibar beim Segeln dem Malaria-Risiko ausgesetzt ist, lässt sich nur unzureichend beantworten und es ist ratsam, die üblichen Quellen vor der Einreise zu konsultieren. Die offiziellen Stellen klassifizieren Sansibar aktuell als Malaria-Hochrisikogebiet. Das Gros der Einheimischen sieht das etwas differenzierter und meint, dass Sansibar kein nennenswertes Malaria-Risiko hat.

Zur Dämmerung können die Malaria-Mücken fliegen. ©Sönke Roever

Zur Haupt-Flugzeit der Malaria-Mücken während der Morgen- und Abenddämmerung ist die Verwendung von Mückennetzen ratsam. Zudem sollte lange Kleidung getragen werden und die Haut mit einem Anti-Mückenmittel eingesprüht werden.

Eine mögliche Form der Malaria-Prophylaxe: die Einnahme von Malarone. ©Sönke Roever

Wer sich zusätzlich vor Malaria schützen möchte, kann für kürzere Aufenthalte das Medikament Malarone (verschreibungspflichtig) prophylaktisch einnehmen. Für charternde Segelreisende ist das eine sehr gute Lösung, die es mit dem Hausarzt abzustimmen gilt. Die Einnahme beginnt zwei Tage vor der Einreise und endet eine Woche nach der Ausreise.

Lebensmittel von Märkten gilt es zu waschen. ©Sönke Roever

Zudem hat es sich bewährt, alle unverpackten Lebensmittel zu waschen, zu schälen, abzukochen oder zu grillen. Zum Trinken und Zähneputzen sollt außerdem nur abgepacktes, verschlossenes Wasser aus Supermärkten verwendet werden. Das beugt auch Durchfall vor, der als häufigste Krankheit bei Urlaubern auftritt.

Mit der eigenen Yacht nach Sansibar segeln

Aufgrund seiner – aus deutscher Sicht – weit entfernten geografischen Lage kommen deutsche Segler mit eigenen Yachten nur selten nach Sansibar. Außerdem liegt der Archipel nicht auf den typischen Routen der Weltumsegler. Wer den Indik in Richtung „Rotes Meer“ durchquert, geht weiter nördlich durch, und Segler, die das Kap der Guten Hoffnung (Südafrika) runden wollen, reisen weiter südlich. Kurzum: Menschen, die Sansibar mit der eigenen Yacht ansteuern, müssen sich auf sehr ausgedehnten Blauwasserreisen befinden, daher wird das hier nicht weiter betrachtet.

Das Revier Sansibar steckt voller traumhafter Ecken, deren Entdeckung lohnt! ©Sönke Roever

Mit einem Charterschiff Sansibar erkunden

Alternativ zu einer langjährigen Blauwasserreise lässt sich die Inselwelt von Unguja und Pemba hervorragend mit einem Charterschiff erkunden – idealerweise mit einem lokalen Guide an Bord, der die Gepflogenheiten vor Ort und das Revier gut kennt.

Die Azam Marina ist ein guter Ausgangspunkt für Sansibar-Törns. ©Sönke Roever

Das polnische Yachtcharter-Unternehmen Yacht Sun betreibt in der Azam Marina im Westen der Insel Unguja eine Charterbasis mit einer kleinen Katamaran-Flotte. Das ist praktisch, da der Flughafen nicht mehr als 30 Taxi-Minuten entfernt ist und viele attraktive Törnziele von hier aus schnell erreicht werden können. Bis zum ersten Ankerplatz bei Prison Island sind es gerade einmal 2,5 Seemeilen.

Die Firma Yacht Sun bietet drei attraktive Katamarane für die Erkundung des Reviers. ©Sönke Roever

Die Flotte von Yacht Sun auf Sansibar besteht aus drei hochwertig ausgerüsteten Katamaranen der Marken Lagoon, Helia und Leopard. Die Größe der Yachten liegt zwischen 44 und 48 Fuß. Besonders hervorzuheben ist, dass alle Yachten auf Autarkie ausgerichtet sind, mit großem Wassermacher und Generator samt Inverter. Die Buchung erfolgt wahlweise direkt über Yacht Sun oder die renommierte Yacht Charteragentur GlobeSailor, die Yachten auf der ganzen Welt vermittelt. Die Mitarbeiter von GlobeSailor stehen mit viel nautischem Know-how bei allen Fragen rund um den Sansibar-Chartertörn beratend zur Seite. Der Preis ist in beiden Fällen der gleiche.

Mehrere europäische Airlines fliegen Sansibar direkt an. ©Sönke Roever

Flugverbindungen nach Sansibar

Von Europa aus fliegen mehrere große Airlines, wie Condor oder Eurowings, regelmäßig direkt Sansibar an. Einen guten Überblick bekommt man unter Swoodoo.com. Von Frankfurt aus beträgt die Flugzeit beispielsweise etwa neun Stunden. Die Zeitverschiebung beträgt ein bis zwei Stunden – je nach Sommer- oder Winterzeit, sodass ein Jetlag nicht zu befürchten ist. Für Chartersegler ist es ratsam, einen Transfer vom Flughafen zur Basis im Vorwege zu organisieren, da es viele unseriöse Taxifahrer am Flughafen gibt.

Es gibt einige entlegene Orte ohne Mobilfunkempfang rund um Sansibar. ©Sönke Roever

Mobilfunk und Internet auf Sansibar

Mobilfunk ist auf Sansibar weit verbreitet – gleichwohl die Netzabdeckung vielerorts noch zu wünschen übriglässt. Segler mit einem Vertrag bei der Telekom oder Vodafone sollten keine Probleme haben, entsprechende Roaming-Pakete freizuschalten. Für Anbieter O2 gibt es keine bezahlbaren Angebote. Eine lokale SIM-Karte kann vielerorts erworben werden. Mit einem kleinen Reise-Router ist man dann online. Ich praktiziere das regelmäßig so.

Sansibar ist ein abwechslungsreiches Revier. ©Sönke Roever

Fazit

Ein Törn durch die Inselwelt von Sansibar ist ein einmaliges Erlebnis. Es ist eine Segelreise, die einen faszinierenden Einblick in afrikanisches Leben ermöglicht, das so ganz anders tickt als unser europäisches und eine Mischung aus abwechslungsreicher Ursprünglichkeit und exotischer Traumkulisse bietet.

Bei so einer Traumkulisse zum Sonnenuntergang bleiben wenig Fragen offen. ©Sönke Roever

Kurzum: Wer einen etwas anderen Charter-Törn unternehmen und etwas ganz Besonderes erleben möchte, ist auf Sansibar genau richtig – vorausgesetzt, eine gewisse Portion Gelassenheit und Flexibilität reisen mit. Ist dann noch ein lokaler Guide an Bord, können die lokalen Gegebenheiten und Hotspots ideal kennengelernt werden.

Und wenn man schon einmal da ist, kann die Segelreise auch sehr gut um einen kleinen Aufenthalt an Land ergänzt werden – denn auch hier gibt es einiges zu entdecken. Nicht nur auf Unguja und Pemba, sondern auch im Mutterland Tansania, das für seine Safaris weltberühmt ist.

Hakuna Matata!

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