Revierinfo Unterelbe: Segeln zwischen Hamburg und Cuxhaven

Ein Beitrag von

Sönke Roever

Sönke hat 100.000 Seemeilen Erfahrung im Kielwasser und von 2007 bis 2010 zusammen mit seiner Frau Judith die Welt umsegelt. Er veranstaltet diverse Seminare auf Bootsmessen (siehe unter Termine) und ist Autor der Bücher "Blauwassersegeln kompakt", "1200 Tage Samstag" und "Auszeit unter Segeln". Sönke ist zudem der Gründer von BLAUWASSER.DE und regelmäßig mit seiner Frau Judith und seinen Kindern auf der Gib'Sea 106 - HIPPOPOTAMUS - unterwegs.

Die Unterelbe zwischen Hamburg und Cuxhaven ist ein faszinierendes Revier

Offiziell erstreckt sich die Unterelbe, die auch als Niederelbe bezeichnet wird, über 140 Kilometer zwischen einer Staustufe bei Geesthacht und dem Wahrzeichen Kugelbake bei Cuxhaven, das ihr Ende an der Nordsee markiert. Dazwischen liegt ein 80 Seemeilen langes Segelrevier, das für Kielyachten mit Mast von den Hamburger Elbbrücken über Cuxhaven hinaus bis in die Nordsee zur Ansteuerungstonne Elbe befahrbar ist.

©BLAUWASSER.DE

Die Unterelbe ist gleichermaßen abwechslungsreich und faszinierend. Da ist die Millionenstadt Hamburg mit Elbphilharmonie, Reeperbahn und Alster. Da sind lebhafte Ortschaften wie Stade, Freiburg oder Glückstadt. Da ist die Elbmündung mit Sandbänken, Robben und Frachtern. Da ist der Abzweig zum Nord-Ostsee-Kanal mit Schleusen, Lotsen und noch mehr Frachtern. Da sind Inseln, wie Rhinplatte, Pagesand oder Lühesand. Da münden Flüsse, wie die Schwinge, die Stör oder die Oste. Da sind die Nebenfahrwasser mit Schilf, Schlick und Ankermöglichkeiten. Da ist aber auch stellenweise Industrie mit Schornsteinen, Funktionalität und Gestank. Und das alles auf besagter Strecke von gerade einmal 80 Seemeilen – mehr Abwechslung geht nicht.

Highlight am Ende der Unterelbe: Hamburg! ©JonasWeinitschke/stock.adobe.com

Genau genommen geht doch noch mehr, da nicht verheimlicht werden darf, dass die Unterelbe navigatorisch anspruchsvoll ist, da sie von den Gezeiten der Nordsee geprägt wird. Nicht ohne Grund flankieren die Elbe über die gesamte Strecke zu beiden Seiten sehr hohe Deiche, die davon zeugen, welche Kräfte hier wirken können, wenn ein Nordwest-Sturm viel zu viel Wasser in die Deutsche Bucht und unweigerlich auch in die Elbe drückt und eine Sturmflut auslöst.

Kilometerlange Deiche flankieren die Elbe zu beiden Seiten. ©Sönke Roever

Aber auch die vom Mondstand verursachten Gezeiten mit ihren Strömungen sind von hoher Bedeutung bei der Navigation auf der Unterelbe. Sie sind gleichermaßen Fluch und Segen, je nachdem, ob sie die Yacht bei der Fahrt über Grund mit bis zu vier Knoten beschleunigen oder ausbremsen.

Kurzum: Die Unterelbe ist ein interessantes Revier und es lohnt sich durchaus, hier einmal einen Törn zu unternehmen. Langweilig wird es dabei ganz sicher nicht. Mehr noch: Es gibt so viel zu sehen und zu entdecken, dass eine Woche nicht ausreicht, um die Elbe richtig kennenzulernen.

Unzählige traumhafte Ziele sind entlang der Elbe und ihrer Nebenflüsse zu finden. ©Sönke Roever

Damit der Elbe-Törn gelingt und zu einem nachhaltigen Erlebnis wird, habe ich die folgenden Zeilen geschrieben. Ich bin seit mehr als 40 Jahren auf der Elbe unterwegs und würde mich freuen, wenn die Tipps weiterhelfen.

Die Betonnung auf der Unterelbe

Die Betonnung der Elbe beginnt weit draußen in der Nordsee etwa 20 Seemeilen vor Cuxhaven bei der Ansteuerungstonne „Elbe“ mit der Kennung: Gleichtaktfeuer 10 Sekunden (Racon T). Die Tonne liegt dort seit 1999. Zuvor hatten 184 Jahre lang sogenannte Feuerschiffe den Eingang der Elbe markiert. Das waren überwiegend bemannte Boote mit einem Leuchtturm drauf. Da es jedoch immer wieder zu Kenterungen mit Todesfällen bei Orkanen kam, wurde dieses System schlussendlich abgeschafft. Eines der bekanntesten Feuerschiffe ist die BÜRGERMEISTER O’SWALD II, die heutzutage 20 Seemeilen weiter elbauf als Museumsschiff in Cuxhaven liegt. Es werden Tagesausfahrten angeboten und das ein oder andere Paar lässt sich an Bord trauen.

Markierte einst den Beginn der Elbe: das Feuerschiff BÜRGERMEISTER O’SWALD II. ©Sönke Roever

Von der Mündung bis in den Hamburger Hafen hinein werden sage und schreibe 136 Fahrwassertonnen passiert – mehr oder minder gleichermaßen 68 grüne (sie werden einlaufend an Steuerbord gelassen) und 68 rote (sie werden einlaufend an Backbord gelassen). Wobei die Anzahl nicht ganz richtig ist – es sind genau genommen mehr Tonnen, da es einige Nummern mehrfach gibt, beispielsweise gibt es vor Cuxhaven die roten Tonnen 32, 32a und 32b. Die Tonnen begrenzen das Fahrwasser vielerorts als Paar – nicht selten auch bei der Leuchtkennung.

Die bekannteste Tonne der Elbe dürfte die rote Tonne 122 sein. Das liegt weniger daran, dass sie vor dem Hamburger Yachthafen mit 2.000 Liegeplätzen steht. Vielmehr ist es der Tatsache geschuldet, dass es ein gleichnamiges Restaurant im Hamburger Yachthafen gab und daher viele Segler ihre Nummer kennen.

Über 130 Tonnen markieren das Fahrwasser der Unterelbe. ©Sönke Roever

Achtung: Es sind fast alle Tonnen beleuchtet, aber ein paar wenige eben nicht. Sie sind bei Nachtfahrten aufgrund ihrer beeindruckenden Größe ein ernstzunehmendes Hindernis, wenn man sich auf dem Tonnenstrich bewegt. Klar, elektronische Seekarten helfen dabei, sie zu finden. Ich würde aber immer auch zwingend an so einer Fahrwasserstelle einen qualifizierten Ausguck besetzen. Wer Radar hat, hat es natürlich leicht, da die Tonnen aufgrund ihrer Größe sehr gute Echos haben.

Wichtig: Das Fahrwasser der Elbe ist veränderlich und die Betonnung – vor allem im Bereich der Mündung von Cuxhaven elbabwärts – wird von Zeit zu Zeit angepasst. Es sollten von Ortsunkundigen stets die aktuellen Karten verwendet werden. Sehr übersichtlich und gut geeignet ist die Seekarte DE11 vom NV Verlag, die zusätzlich zu den Karten auch den Gezeitenkalender enthält.

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Die Fahrweise auf der Unterelbe

Als Yacht hält man sich rechtsfahrend auf dem Tonnenstrich. In die Elbe einlaufend wird folglich entlang der grünen Tonnen auf der niedersächsischen Seite gesegelt. Beim Auslaufen aus der Elbe wird entsprechend die schleswig-holsteinische Fahrwasserseite, an der rote Tonnen stehen, benutzt.

Achtung! Nicht zu dicht an die Tonnen heranfahren. Die Tonnen sind an langen Ketten verankert und neigen zum Hin- und Hertreiben. Dies kann zu sehr spontanen Annäherungen bis hin zur Kollision führen, wenn man ihnen zu nahekommt.

Vorsicht: Die Tonnen „tanzen“ in der Strömung. ©Sönke Roever

Viele ortskundige Skipper haben sich angewöhnt, außerhalb des Fahrwassers zu fahren, weil man dann frei vom Frachterverkehr ist. Diese Vorgehensweise stellt keine große Herausforderung dar, weil hier für gewöhnlich bei jeder Tide genug Wasser zu finden ist.

Das Fahrwasser darf grundsätzlich benutzt werden, man überlässt es normalerweise aber den Frachtern. Wenn keine Frachter in Sicht sind und es die Verkehrslage erlaubt, kürzen viele Sportboote auch durch das Fahrwasser die kurvenreiche Strecke ein wenig ein.

Auf der Elbe gibt es viel Frachterverkehr. ©Sönke Roever

Wichtig: Das Fahrwasser der Elbe ist eine deutsche Seeschifffahrtsstraße. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass innerhalb des Tonnenstrichs, also auf dem Fahrwasser, die Ausweichregeln der Seeschifffahrtsstraßenordnung gelten. Außerhalb des Tonnenstrich gelten jedoch die Kollisionsverhütungsregeln (KVR). Als Schiffsführer muss ich also stets im Blick behalten, nach welchem Regelwerk ich gerade unterwegs bin.

Außerhalb des Fahrwassers ist es durchaus üblich, dass Yachten entgegenkommen, deren Skipper sich nicht an das Rechtsfahrgebot halten. Oder anders formuliert: Im Fahrwasser folgt man diesem auf der rechten Seite und überlässt den Frachtern den Weg und außerhalb des Fahrwassers ist so ziemlich alles denkbar. 😉

Die Unterelbe ist sehr weitläufig und bietet viel Raum zum Segeln. ©Sönke Roever

Frachter und Berufsschifffahrt auf der Unterelbe

Auf der Elbe gibt es viele Frachter, die drei große Anlaufstellen haben, zwischen denen sie sich bewegen – der Elbmündung, dem Hamburger Hafen und dem Nord-Ostsee-Kanal. Die Frachterkapitäne folgen stumpf dem Fahrwasser auf der rechten Seite. Nicht wenige Fahrzeuge sind tiefgangbehindert, sie nutzen die Fahrwassermitte.

Eine gute Orientierung bei der Interpretation der Kurslinie der Frachter bieten die verschiedenen Richtfeuer. Sie stehen meist am Fahrwasserknick und bestehen, so wie wir es aus der Sportbootführerschein-Theorie her kennen, aus einem niedrigen und einem hohen Leuchtturm, die zusammen eine Linie bilden und dieselbe Feuerkennung tragen.

Entlang der Unterelbe weisen viele Leuchttürme den Weg. ©Sönke Roever

Es gibt nicht viele Orte auf der Welt, an denen man den großen Pötten so nahekommt, wie auf der Elbe. Für mich übt das einen gewissen Reiz aus. Ich kenne aber viele Skipper, denen das zu dicht ist. Angst braucht man davor in meinen Augen nicht haben – Respekt und umsichtiges Verhalten helfen allerdings. Beispielsweise geht man beim Kreuzen immer hinter dem Heck eines Frachters durch und nicht vor seinem Bug. Safety First!

Auf der Elbe gibt es eine unvermeidbare Nähe zu den Berufsschiffen. ©Sönke Roever

Rund um Niedrigwasser sind eher weniger Frachter unterwegs. Rund um Hochwasser hingegen schon. Dann kommen die Frachter auf der Flutwelle nach Hamburg hoch. Leider gibt es immer noch Frachter, die einen gehörigen Schwell verursachen. Daher hat es sich bewährt, die Dinge vor dem Auslaufen seefest zu machen. Das mit dem Schwell gilt insbesondere auch für die zahlreichen Bagger, die auf der Elbe unterwegs sind, um die Wassertiefe der Elbe tief zu halten.

Auf der Unterelbe sind viele Bagger im Einsatz, um das Fahrwasser tief zu halten. ©Sönke Roever

Die richtige Tidentaktik auf der Unterelbe

Die Gezeitenströmungen können bei Cuxhaven bis zu vier (!) Knoten erreichen. Ansonsten sind es eher drei Knoten. Nahe der Ansteuerungstonne der Elbe weit draußen in der Nordsee ist die Strömung mit weniger als einem Knoten Geschwindigkeit sogar zu vernachlässigen.

Bei Fahrten auf der Unterelbe wird man versuchen, die Strömung zum Freund zu haben und den Törn mit der Tide zu planen. Beispielsweise macht es bei einer Yacht, die fünf Knoten fährt, einen Unterschied, ob über Grund acht oder zwei Knoten Fahrt erfolgen, wenn die Tide drei Knoten hat. Das ist Faktor vier!

Fahrten auf der Unterelbe sollten so geplant werden, dass die Strömung mitläuft. ©Sönke Roever

Über den richtigen Umgang mit Gezeiten lässt sich sehr umfangreich schreiben, ich beschränke mich hier auf das Wesentliche, beispielsweise die Tatsache, dass Törns, die elbaufwärts gehen, besser funktionieren als Törns, die elbabwärts gehen. Aufgrund der zeitlichen Verschiebungen der Flutwelle, die den Fluss hochläuft, kann man etwa acht Stunden mit mitlaufender Strömung flussaufwärts kalkulieren, hat jedoch nur rund vier Stunden eine mitlaufende Strömung bei Flussabwärts-Fahrten zu erwarten.

Im Takt der Gezeiten ändert die Elbe ständig ihr Gesicht. ©Sönke Roever

Es hilft auch zu verstehen, dass die Zeiten im Tidenkalender primär etwas über die Zeitpunkte des Steigens oder Senkens des Wassers aussagen. Sekundär geben sie in der Folge auch Aufschluss über die Strömungen – stellenweise jedoch mit Abweichungen, insbesondere zwischen Cuxhaven und Brunsbüttel. Beispielsweise beginnt bei Cuxhaven das Wasser nach der Niedrigwasser-Uhrzeit wieder zu steigen, weil in der Tiefe ordentlich Wasser in die Elbe hineingedrückt wird. An der Oberfläche läuft das Wasser aber noch mindesten eine Stunde elbabwärts. Wer also von Cuxhaven nach Brunsbüttel zur Nord-Ostsee-Kanal-Schleuse möchte, sollte frühestens eine Stunde nach Niedrigwasser Cuxhaven aufbrechen, besser sind oftmals anderthalb Stunden.

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Möchte man entlang der Unterelbe einen Hafen aufsuchen, der trockenfällt oder bei Niedrigwasser zu wenig Wasser hat, ist es einfacher, diesen bei auflaufendem Wasser anstatt bei ablaufendem Wasser anzusteuern. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass das besser funktioniert, wenn man von Cuxhaven kommt, als wenn man von Hamburg kommt. Von Hamburg aus ist es immer ein Wettlauf gegen das ablaufende Wasser. Von Cuxhaven aus spielt einem hingegen die Zeit unweigerlich in die Karten, was entspannter ist. Das Gleiche gilt auch für die Barre am Eingang zum sehenswerten Nebenfluss Oste.

Manche Häfen sind derart gezeitenabhängig, dass sie nur rund Hochwasser angelaufen werden können. ©Sönke Roever

Einen Schritt weitergedacht, bedeutet das auch, dass man bei einem Elbe-Rundtörn von Hamburg aus am besten schnell nach Cuxhaven reist und dann langsam die Elbe wieder hoch tingelt. Auf diese Art und Weise können auch gut tidenabhängige Häfen wie Otterndorf, Borsfleth (Stör), Freiburg oder Stade angelaufen werden.

Beliebter, aber sehr gezeitenabhängiger Yachthafen: Otterndorf. ©Sönke Roever

Gelangt man doch einmal in den Gezeitenstrom aus der Gegenrichtung, sollte man wissen, dass die Tidenströmung in der Fahrwassermitte am stärksten gegenan setzt. Zum Rand hin nimmt die Strömung ab. Grundsätzlich ist in den Außenkurven oft mehr Gegenstrom als in den Innenkurven zu erwarten. Ganz dicht am Fahrwasserrand kann es stellenweise auch Nehrstrom-Wirbel geben. Sie sind vor allem auch zwischen den Stacks zu finden, die die Ufer befestigen. Da die Stacks aus Stein sind, sollte man nur dazwischenfahren, wenn man weiß, was man tut.

Im Fahrwasser ist die Strömung stärker als am Rand. ©Sönke Roever

Die Seegangsverhältnisse auf der Unterelbe

Auf der Elbe zwischen Cuxhaven und Hamburg ist es bis fünf Beaufort nahezu unmöglich, seekrank zu werden, weil sich aufgrund der ständigen Nähe zum Land und der Kurven kaum Seegang bilden kann. Es gibt auch nicht die Wasserfläche, über deren Länge sich eine Dünung aufbauen könnte. Der Seegang ist somit immer windgetrieben (oder Frachterschwell).

Mit Frachterschwell ist bei Fahrten auf der Unterelbe stets zu rechnen. ©Sönke Roever

Das macht es leicht, ihn zu berechnen, und deswegen braucht man sich bis fünf Beaufort auch keine weiteren Gedanken darüber zu machen. Ab fünf Beaufort müssen ein paar Dinge beachtet werden. Wind der quer zum Ufer weht, erzeugt auch dann kaum Seegang – bei Glückstadt wäre das Südwest-Wind oder Nordost-Wind. Anders verhält es sich hier bei Nordwest oder Südost. Dann entsteht entlang der langen Flusslauf-Wasserfläche durchaus Seegang. Läuft die Tide in dieselbe Richtung, ist der Seegang lang und flach. Läuft die Tide gegen den Wind, wird der Seegang hoch und steil und ab konstanten sechs Beaufort auch unangenehm – gleichwohl das natürlich auch von der Yachtgröße abhängt.

Für gewöhnlich ist der Seegang auf der Elbe sehr moderat. ©Sönke Roever

Als unangenehm empfinden einige Segler auch den Abschnitt zwischen Altenbruch und St. Margarethen, da die Elbe hier sehr breit ist und über eine Strecke von knapp 20 Seemeilen in Ost-West-Richtung verläuft. Wind-gegen-Tide-Situationen können hier bei mehr als fünf Beaufort sehr unangenehm sein.

Wenn es richtig kachelt, kann der Seegang auf der Elbe unangenehm werden. ©Sönke Roever

Unterhalb von Cuxhaven sind Wind-gegen-Tide-Situationen noch früher zu meiden. Hier haben wir es mit offenem Seeraum zu tun. Bei Ostlagen mag die Passage aufgrund der Nähe zum schleswig-holsteinischen Festland noch gehen und das Einlaufen mit der Strömung im Nacken noch funktionieren, aber bei knackigen West- oder Nordwestwinden aus der Elbe gegen die anrollende See mit der Strömung von achtern auslaufen zu wollen, ist alles andere als empfehlenswert. Die See hatte dann von Großbritannien aus über 300 Seemeilen Raum sich aufzubauen und die Strömung schiebt hier mit bis zu vier Knoten aus der Elbe raus auf die Nordsee! In der Folge entsteht ein sehr steiler hoher Seegang und die eigene Yacht passt oft nicht einmal in das Tal zwischen zwei Wellen. Ein gefährliches Unterfangen.

Im Mündungsbereich – von Cuxhaven aus elbabwärts – kann sehr unangenehmer Seegang entstehen. ©Sönke Roever

Interessant sind auch entlang der gesamten Elbe Stellen mit abrupten Tiefensprüngen – beispielsweise an den Kanten der Sandbänke Brammer Bank (Tonnen 73/75) oder Böschrücken (Tonne 61). Hier können kleine lokale Eddies oder Wellen auch bei moderaten Bedingungen entstehen. Nix Dramatisches, aber an der Wasseroberfläche gut sichtbar.

Nochmal zur Sicherheit: Wenn Wind und Tide in dieselbe Richtung laufen, ist das alles nicht so wild. Ich hatte bei acht Beaufort mit Böen bis zehn Beaufort schon tolle Segelerlebnisse auf der Elbe. Schwierig wird es bei Wind gegen Tide. Dann muss Vorsicht walten!

Hier weht der Wind mit sechs Beaufort in dieselbe Richtung, wie die Strömung fließt. Es entsteht nahezu kein Seegang. ©Sönke Roever

Die Revierberatung auf der Unterelbe

Entlang der Unterelbe stehen in regelmäßigen Abständen sogenannte Radartürme, mittels derer der Verkehr auf der Elbe gescannt und erfasst wird. Zu jedem Radarturm gehört ein Verkehrsabschnitt – beispielsweise steht bei Glückstadt ein Turm auf der Insel Rhinplate, der den offiziellen Namen „Rhinplate Radar“ trägt. Über UKW-Seefunk-Kanal 05 ist die zuständige Leitstelle erreichbar, die insbesondere bei schlechter Sicht und Nebel aktiv über UKW-Seefunk den Verkehr lenkt.

Entlang der Unterelbe stehen mehrere markante Radartürme. ©Sönke Roever

Vom Grundgedanken her ist das System der Berufsschifffahrt vorbehalten. Sportboote können sich hier jedoch auch anmelden, wenn sie Hilfe benötigen. In jedem Fall ist die Radarberatung bei schlechter Sicht eine interessante Informationsquelle.

Von der Mündung kommend bis Hamburg, gibt es folgende Abschnitte der Radarberatung:

  • Ansteuerung Elbe bis Tonne 3/5, „Elbe Approach East Radar“, Kanal 19
  • Tonne 3/5 bis Tonne 13/15, Scharhörn Radar, Kanal 18
  • Tonne 13/15 bis Tonne 27/29, Neuwerk Radar, Kanal 05
  • Tonne 27/29 bis Tonne 39/41, Cuxhaven Radar, Kanal 21
  • Tonne 39/43 bis Tonne 53, Belum Radar, Kanal 03
  • Tonne 53 bis Tonne 60, Brunsbüttel Radar I, Kanal 62
  • Tonne 60 bis Tonne 63/65, St. Margarethen Radar, Kanal 18
  • Tonne 63/65 bis Tonne 75/77, Freiburg Radar, Kanal 61
  • Tonne 75/77 bis Tonne 87/89, Rhinplatte Radar, Kanal 05
  • Tonne 87/89 bis Tonne 101/103, Pagensand Radar, Kanal 66
  • Tonne 101/103 bis Tonne 113/115, Hetlingen Radar, Kanal 21
  • Tonne 113/115 bis Tonne 125, Wedel Radar, Kanal 60
  • Tonne 125 bis Tonne 129, Hafengrenze Hamburg/Hamburg Radar, Kanal 19
Die Großschifffahrt auf der Elbe wird engmaschig überwacht und koordiniert. ©Fokussiert/stock.adobe.com

Im Hamburger Hafen gibt es diverse Radargebiete, auf die hier nicht näher eingegangen wird. In der Seekarte sind die entsprechenden Grenzen der einzelnen Gebiete vermerkt. Das gilt auch für die vorstehenden Gebiete. Sehr schön sieht man das beispielsweise im NV-Atlas Elbe von Hamburg bis Helgoland mit der Nummer DE 11. Der Form halber sei auch noch erwähnt, dass es für die zum Nord-Ostsee-Kanal fahrenden Schiffe zwischen den Tonnen 58 und 62 Brunsbüttel Radar II auf Kanal 67 gibt.

Das VTSC Brunsbüttel befindet sich bei den Schleusen zum Nord-Ostsee-Kanal. ©Sönke Roever

Noch wichtiger ist in meinen Augen für uns Segler, dass es entlang der Unterelbe Verkehrszentralen (Vessel Traffic Service Center – VTSC) gibt, in denen die Informationen zusammenlaufen und der Verkehr auf der Unterelbe und im Hamburger Hafen rund um die Uhr überwacht wird. Zu den Aufgaben der VTSC gehört auch das stündliche Aussenden sogenannter Lagemeldungen über UKW-Seefunk zur aktuellen Verkehrslage auf der Unterelbe. Je nachdem, wo man sich befindet, ist eine der folgenden Stationen relevant.

  • Cuxhaven Elbe Traffic ist über Kanal 16 oder 71 beziehungsweise Telefon (+49 47 21 56 73 80) erreichbar und sendet immer auf Minute 35 auf Deutsch und Englisch die Lagemeldung über Kanal 71 aus. Das betreute Gebiet reicht von der Ansteuerungstonne Elbe bis zur Tonne 53.
  • Brunsbüttel Elbe Traffic ist über Kanal 16 oder 68 beziehungsweise Telefon (+49 48 52 88 53 93) erreichbar und sendet immer auf Minute 05 auf Deutsch und Englisch die Lagemeldung über Kanal 68 aus. Das betreute Gebiet reicht von der Tonne 53 bis zur Hamburger Hafengrenze bei Tonne 125.
  • Hamburg Port Traffic ist über Kanal 14 oder 74 erreichbar und sendet keine Lagemeldung aus, stattdessen ist eine durchgehende Hörbereitschaft auf Kanal 74 empfohlen, was in der Praxis jedoch kaum ein Segler ernst nimmt. Das betreute Gebiet deckt den Hamburger Hafen ab Tonne 125 elbaufwärts ab.
Die Wasserschutzpolizei patrouilliert regelmäßig auf der Unterelbe. ©Sönke Roever

Beschränkungen beim Segeln auf der Unterelbe

Grundsätzlich kann man als Sportboot auf der Elbe sehr frei fahren. Vielerorts ist außerhalb des Fahrwassers viel Platz. Es gibt allerdings ein paar Stellen, wo augenscheinlich eine große befahrbare Wasserfläche vor uns liegt, die bei genauerem Blick auf die Karte jedoch tunlichst nicht befahren werden sollte.

Es sprengt hier den Rahmen, alle Orte aufzuzählen, aber besonders beachtenswert sind von der Mündung aus aufgezählt:

  • Die Mahlsände des Großen Vogelsandes nördlich der Tonnen 8 bis 16. Verschiedene Wracksymbole in der Seekarte deuten an, welche Tragödien sich hier bereits abgespielt haben. Die bekanntesten Wracks sind die ONDO und die FIDES.
  • Der Unterwasser-Steindamm (Leitdamm) am Mittelgrund, Steilsand und Duhner Watt südwestlich der Tonnen 19 bis 31 (bei der Kugelbake).
  • Das Seegebiet Klotzenloch/Zehnerloch nördlich von Cuxhaven. Hier verändert sich die Lage der Sandbänke so schnell, dass ein sicheres Befahren nicht mehr möglich ist. Alle Fahrwassertonnen wurden daher längst eingezogen.
  • Die Medemrinne. Früher ein beliebtes Fahrwasser auf dem Weg von und nach Cuxhaven. Der Durchfluss wurde brachial mit einem gigantischen Unterwasser-Steindamm gehemmt, weil man Angst bekam, dass hier ein neuer Hauptarm entsteht und der vor Cuxhaven dann versandet. Der Damm ist in der Seekarte gut auszumachen. Er liegt nördlich von Otterndorf auf der schleswig-holsteinischen Seite des Elbe-Fahrwassers.
  • Die Schüttfläche nordseeseitig vor Brunsbüttel nördlich der Tonnen 52 bis 58. Hier wird Baggergut aus der Elbvertiefung hinter einem Steindamm abgeladen und ein Einfahren in das Sperrgebiet ist verboten.
Sperrgebiete gibt es auf der Elbe nur sehr vereinzelt. ©Sönke Roever

Die Sandbänke der Unterelbe

Entlang der Elbe gibt es ein paar Sandbänke, die beim Auflaufen durchaus eine Gefahr für Schiff und Crew darstellen. Sie ändern ihre Lage selten. Bei erfahrenen Elbseglern gehört es zum guten Ton, die Sandbänke nicht zu überqueren, auch dann nicht, wenn genug Wasser drauf steht. Dies gilt insbesondere für den Medemsand zwischen Cuxhaven und Belum, den Böschrücken nahe der Tonnen 61 und 63 und die Brammer Bank gegenüber der Störmündung.

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Die Nebenfahrwasser der Unterelbe

Ein besonderer landschaftlicher Reiz geht für viele Segler von den Nebenfahrwassern der Unterelbe aus, die abseits des Hauptstroms auf der Rückseite der Elbinseln zu finden sind. Diese Alternativrouten sind weitestgehend naturbelassen, es gibt bei Niedrigwasser große Schlick- oder Sandbänke und es sind unzählige Vögel zu beobachten. Außerdem kann man hier schön außerhalb des Fahrwassers ankern. Schiffbare Nebenfahrwasser der Elbe sind:

  • Die Glückstädter Nebenelbe (GN) hinter der Insel Rhinplate, Tonne 78 bis 86
  • Die Pagensander Nebenelbe (PN) hinter der gleichnamigen Insel, Tonne 92 bis 102
  • Die Haseldorfer Binnenelbe (HSB) und Dwarsloch hinter dem Bishorster Sand, das von der Pagensander Nebenelbe abzweigt, Tonne PN18 bis 108
  • Die Lühesander Süderelbe (LS) hinter dem Lühesand, Tonne 109 bis 115
  • Die Hahnöfer Binnenelbe (HN) hinter dem Hanskalbsand und dem Neßsand, Tonne 119 bis EZ5

Während die Nebenfahrwasser rund um Hochwasser im Prinzip alle von einer Segelyacht mit zwei Metern Tiefgang befahren werden können, sind sie fast überall rund um Niedrigwasser zu flach. Dazu gehört auch, dass sich bei allen Fahrwassern (außer Lühesand) nahe dem Südostende Barren gebildet haben, die rund um Niedrigwasser nicht mehr passiert werden können. Hier ist die Passage idealerweise so zu timen, dass sie rechtzeitig vor Niedrigwasser abgeschlossen ist oder aber erst deutlich nach Niedrigwasser beginnt. Logischerweise ist es einfacher, sie bei auflaufendem Wasser zu befahren – also auf einem Törn von Cuxhaven in Richtung Hamburg.

Tagesausklang beim Ankern hinter dem Lühesand. ©Sönke Roever

Sollte man dennoch auflaufen, ist das kein Problem. Der Boden besteht aus sehr weichem Schlick und man kommt einigermaßen sanft zum Stehen, was im Grunde genommen so für die gesamte Elbe gilt.

Das Nebenfahrwasser hinter der Insel Rhinplate bei Glückstadt ist attraktiv und gut betonnt. Hier gelangt man nach Glückstadt. Außerdem kann hier sehr schön nahe der Rhinplate geankert werden. Vorsicht mit der besagten Barre zwischen den Tonnen GN8 und GN10 am südöstlichen Ende rund um Niedrigwasser. Wer mit dem ablaufenden Wasser aus Richtung Hamburg kommend nach Glückstadt möchte, ist gegebenenfalls gut beraten, dem Hauptfahrwasser bis zur roten Lateralbake „Rhinplate“ an der Nordseite der Rhinplate zu folgen und dann hinter der Rhinplate nach Glückstadt zurückzufahren. Obacht mit dem Steindamm zwischen Bake und Insel und der Querströmung vor der Hafeneinfahrt.

Diese Crew ankert hinter der Rhinplate nahe Glückstadt. ©Sönke Roever

Hinter dem Pagensand liegt an seiner Nordseite ein reizvolles Nebenfahrwasser, das ebenfalls gut betonnt ist. Ein schöner Ankerplatz ist am südlichen Ende des Pagensandes zwischen den Tonnen PN20 und PN22 zu finden. Dort kann sehr gut mit dem Beiboot angelandet werden, um die Elbinsel zu erkunden. Auch hier gibt es eine Barre zwischen den Tonnen PN13 und PN15.

Diese Yachtcrews haben ihre Anker am südlichen Ende des Pagensandes geworfen. ©Sönke Roever

Das in meinen Augen attraktivstes Nebenfahrwasser bilden die Haseldorfer Binnenelbe und das Dwarsloch. Durch die Schilflandschaft sollte nur unmittelbar vor Hochwasser hindurchgefahren werden. Der Verlauf der Nebenarme ist stark veränderlich und das Echolot muss ständig im Auge behalten werden. Im Zweifel ist das nur etwas für Ortskundige. Im Dwarsloch kann man sehr idyllisch ankern, allerdings bleibt bei Niedrigwasser nicht viel Wasser und der Grund ist hart. Die Yacht legt sich dann auf die Seite.

Besonders reizvoll ist die Haseldorfer Binnenelbe. ©Sönke Roever

Auf der Niedersächsischen Seite der Elbe liegt die Insel Lühesand. Entlang einiger grüner Fahrwassertonnen gelangt man unkompliziert hinter ihr hindurch (Stromleitung beachten, 22 Meter Durchfahrtshöhe). Hinter dem Lühesand, der im Sommer ein paar Camper beherbergt, kann auch gut auf Höhe der Tonne LS15 geankert werden, das ist nahe der Hafenanlage Gründeich.

Vor den Toren von Hamburg kann zwischen Wedel und Blankenese auf der Südseite der zusammengehörenden Inseln Hanskalbsand und Neßsand durch die Hahnöfer Binnenelbe gesegelt werden. Ein beliebter Ankerplatz befindet sich zwischen den Tonnen HN2 und HN4. Aufgrund der Nähe zu Hamburg ist es mir hier oft zu rummelig, aber das ist Geschmackssache. Im weiteren Verlauf wird es immer flacher und man kann erfahrungsgemäß allenthalben bei Hochwasser über eine Barre in die Este-Zufahrt hüpfen, von wo aus es im tieferen Wasser zurück auf die Elbe bei Blankenese geht.

Von der Elbe zweigen einige sehenswerte Gewässer ab, die mit einer Yacht erkundet werden können. ©Sönke Roever

Die Nebenflüsse der Unterelbe

Ebenso erwähnenswert wie die Nebenfahrwasser sind auch die Nebenflüsse der Elbe. Sie alle zu beschreiben, sprengt hier den Rahmen. Nicht verschwiegen werden soll aber, dass man auf einigen von ihnen tolle Törns unternehmen kann, die tief in das Hinterland der Elbe hineinführen. Schiffbar für Yachten sind:

  • Oste
  • Stör
  • Krückau
  • Pinnau
  • und Schwinge

In jeden dieser Flüsse gelangt man durch ein Sperrwerk, das immer offensteht. Abgewichen wird von dieser Regel nur bei Sturmflut, um das Hinterland vor Überschwemmungen zu schützen oder um einen der Nebenflüsse vor Verschlickung zu schützen. Dazu wird das Wasser im Nebenfluss bei Hochwasser gestaut und dann etwas verzögert mit mehr Geschwindigkeit abgelassen. Das kommt allerdings selten vor. Besonders beliebt sind Fahrten auf der Oste, der Stör und der Schwinge.

Diverse Sperrwerke schützen die Nebenflüsse der Unterelbe. ©Sönke Roever

Die Oste

Auf der über 150 Kilometer langen Oste gelangt man weit in das niedersächsische Hinterland. Sie ist der längste Nebenfluss der Elbe und auf 25 Kilometern zwischen der Mündung und dem Ort Osten für Kielyachten befahrbar.

Die Barre an der Oste-Mündung ist mit Vorsicht zu passieren. ©Sönke Roever

Achtung: Auf der Barre an der Mündung steht bei Niedrigwasser nur sehr wenig Wasser. 🙂 Hier gilt es, stets die aktuellen Karten zu studieren und die Passage in Abhängigkeit vom Tiefgang der Yacht zu planen. Die Barre besteht aus hartem Sand und ein Aufsetzen mit dem stark schiebenden Gezeitenstrom im Nacken ist nicht förderlich.

Neuhaus an der Oste ist ein beliebtes Törnziel. ©Sönke Roever

Es gibt mehrere attraktive Anlegestellen, unter anderem bei Neuhaus, Geversdorf, Oberndorf und Osten. Außerdem werden entlang der Oste drei Klappbrücken passiert, die auf Nachfrage öffnen:

  • Oste Sperrwerk, Telefon: +49 47 53 84 49 10 oder +49 47 21 56 73 83, UKW-Seefunk-Kanal: 69, Ruf: Oste Bridge
  • Oste Brücke Geversdorf, Telefon: +49 47 52 71 21 oder +49 47 21 56 73 83
  • Oste Brücke Oberndorf, Telefon: +49 47 72 86 10 11 oder +49 47 21 56 73 83
Die Oste führt von der Elbe aus weit in das niedersächsische Hinterland. ©Sönke Roever

Die Stör

Die 51 Kilometer lange Stör führt auf schleswig-holsteinischer Seite bis nach Itzehoe. Sie kann bei jeder Tide angesteuert werden. Im Mündungsbereich gibt es ein Sperrwerk mit Klappbrücke. Die Brücke ist für den teils starken Straßenverkehr auf der B431 geschlossen, öffnet für Yachten jedoch rund um die Uhr auf Anfrage (Telefon: +49 41 24 91 60 30, UKW-Seefunk-Kanal: 09, Ruf: Stör Lock).

Auf der kurvenreichen Fahrt entlang der Stör, die für Yachten auf einer Strecke von etwa 30 Kilometern sinnvoll möglich ist, werden mehrere Häfen passiert, unter anderem Borsfleth, Wevelsfleth, Beidenfleth, Kasenort und Heiligenstedten.

Borsfleth an der Stör. ©Sönke Roever

Insbesondere der idyllisch im Schilf gelegene Yachthafen von Borsfleth zieht am Wochenende magisch die Yachten aus dem Großraum Elbe an, gleichwohl man ihn nicht bei jedem Wasserstand befahren kann, aber der Schlick ist weich und die Yachten, die hier festmachen, sacken in ihn ein.

Die weiteren Häfen stromaufwärts kann man auch gut mal aufsuchen. Allerdings liegt man hier immer in der Strömung und das sollte beim Anlegen berücksichtigt werden, damit das Manöver gelingt. Kurz vor Itzehoe gibt es bei Heiligenstedten eine Straßenbrücke, die auf Zuruf öffnet (Telefon: +49 48 21 84 325).

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Die Schwinge

Die Schwinge ist für Elbsegler interessant, weil auf ihr mitten in die sehenswerte Altstadt von Stade gelangt und im Stadthafen angelegt werden kann. Der Hafen ist sehr beliebt und an Wochenenden in der Hochsaison kann es voll werden, dann werden Päckchen gebildet und eine lebhafte Atmosphäre entsteht, wenn alle Crews gleichzeitig rund um Hochwasser ein- oder auslaufen.

Die Schwinge führt bis nach Stade. ©Sönke Roever

Von zwei Stunden vor Hochwasser Stade bis eine Stunde nach Hochwasser Stade sollte die Passage über die Schwinge auch dem ortsunkundigen Skipper wenig Sorgen bereiten, sofern man sich tendenziell in den Außenkurven aufhält. Wer dennoch einmal aufläuft, findet weichen Schlick vor.

Auf der Schwinge wird in den Außenkurven gefahren. ©Sönke Roever

Entlang der Schwinge gibt es einige Steganlagen, die ebenfalls ein Verweilen ermöglichen – allen voran die Hafenanlage in Stadersand. Auch wenn man hier recht nett liegt, wird vermutlich Stade das Ziel sein, die Hansestadt hat einfach zu viel zu bieten: historische Gebäude, sehr viel Gastronomie und an lauen Sommerabenden großartige Möglichkeiten, den Tag draußen ausklingen zu lassen.

Attraktives Ziel an der Schwinge: die Altstadt von Stade. ©Sönke Roever

Häfen und Ankerplätze entlang der Unterelbe

Was abschließend noch fehlt, sind Hinweise zu Ankerplätzen und Häfen entlang der Unterelbe – gleichwohl es zu beiden schon den einen oder anderen Hinweis zwischen den Zeilen gab. 🙂

BLAUWASSER.DE bietet ein umfangreiches Handbuch für Liegeplätze im Segelrevier Elbe. Jeder der nachfolgenden Häfen und Ankerplätze wurde von einem unserer Autoren ausführlich besucht und beschrieben. Wir bemühen uns sehr, dass die Informationen immer auf dem neuesten Stand sind. Dennoch kann es zu Änderungen kommen, die wir nicht mitbekommen. Dann schreibe uns gerne und hilf so mit, die Informationen aktuell zu halten. Danke.

Entlang der Elbe gibt es viele traumhafte Ankerplätze. ©Sönke Roever

Nachfolgend findest du eine interaktive Übersicht mit Liegeplätzen entlang der Elbe. Klicke einfach auf einen der Marker, um mehr zu erfahren. Alternativ findest du im Anschluss eine Liste der Häfen in alphabetischer Reihenfolge. Viel Spaß damit!

Alter Hafen/Marina Brunsbüttel (Deutschland/Elbe)

Der tidenabhängige alte Hafen von Brunsbüttel liegt nahe der Zufahrt zum Nord-Ostsee-Kanal an der Elbe. Er bietet gute Infrastruktur und Gastfreundlichkeit in grüner Umgebung.

City Sporthafen Hamburg (Deutschland/Elbe)

Der City Sporthafen Hamburg liegt mitten in der quirligen Hamburger Hafencity in unmittelbarer Nähe der Elbphilharmonie. Ausgestattet ist der Hafen mit Schwimmpontons und sanitären Anlagen. Die Stadtnähe macht den Hafen zu einem beliebten Anlaufpunkt.

Hafen/Marina Altenbruch (Deutschland)

Der Sportboothafen von Altenbruch ist einen Stopp wert. Die Ansteuerung ist unkompliziert und es gibt Strom und Wasser an den Stegen. Das ehemalige Unterfeuer „Dicke Berta“ liegt in unmittelbarer Umgebung, sonst ist es hier ruhig und beschaulich.

Hafen/Marina Cuxhaven (Elbe)

Die Marina Cuxhaven ist aufgrund ihrer geographischen Lage nahe der Nordsee einer der bedeutendsten Yachthäfen an der Elbe. Ein ausführliches Hafenporträt mit wertvollen Infos und Tipps zu Liegeplätzen, Ansteuerung, Infrastruktur und Sehenswertem rund um den Hafen.

Hafen/Marina Freiburg (Deutschland/Elbe)

Durch den Freiburger Hafenpriel erreicht man den kleinen Hafen am Südufer der Elbe. Er bietet Gastyachten Platz an Schwimmstegen oder in Boxen. Strom, Wasser und sanitäre Einrichtungen sind vorhanden.

Hafen/Marina Glückstadt (Elbe)

Die Marina in Glückstadt ist einer der wenigen Häfen an der Elbe, die tidenunabhängig angesteuert werden können. Ein Törnstopp lohnt sich aber auch, weil die Stadt selber sehenswert ist. Ein ausführliches Hafenportrait!

Hafen/Marina Neufeld (Deutschland/Elbe)

Der Hafen Neufeld ist wohl eines der letzten Refugien der Elbe, in dem es zumindest am Liegeplatz ruhig, abgeschieden und idyllisch zugeht. Es gibt Strom und Wasser an den Stegen, im Clubhaus befinden sich die sanitären Anlagen.

Hafen/Marina Neuhaus (Deutschland/Oste/Elbe)

Die Steganlage der Seglervereinigung Neuhaus/Oste, die am Fahrwasserrand liegt, kann bei jeder Tide angesteuert werden. Sanitäre Anlagen, Strom und Wasser sind vorhanden und mit kostenfreien Fahrrädern kann die Umgebung erkundet werden.

Hafen/Marina Otterndorf (Deutschland/Elbe)

Der Hafen von Otterndorf liegt am Niedersachsenufer der Elbe, etwa sieben Seemeilen flussaufwärts von Cuxhaven. Die Zufahrt erfolgt durch den Mündungslauf des Flusses Medem. Gemütlich und idyllisch.

Hafen/Marina Pinnau (Deutschland/Elbe)

Der Hafen Pinnau wird von der Seglervereinigung Pinnau (SVP) betrieben und bietet auch Gastliegeplätze mit Strom und Wasser am Steg. Sanitäre Anlagen befinden sich im Vereinshaus.

Hafen/Marina Rüschkanal (Finkenwerder/Hamburg)

Der Rüschkanal in Finkenwerder beherbergt zahlreiche Segelvereine und Steganlagen. Er ist gut an die Hamburger Innenstadt angebunden. Auch rund um den Kanal ist die Infrastruktur hervorragend.

Hafen/Marina Stade (Deutschland/Elbe/Schwinge)

Die Kleinstadt Stade ist einen Besuch wert. Im Stadthafen finden Crews die Möglichkeit festzumachen, um die wunderschöne Altstadt zu genießen. Duschen und Toiletten sind im Hafengeld enthalten.

Hafen/Marina Stadersand (Deutschland/Elbe/Schwinge)

Die liebevoll gepflegte Hafenanlage in Stadersand wird vom Segler-Verein Stade betrieben. Ein idyllischer Ort hinter dem Schwinge-Sperrwerk

Fazit

Die Unterelbe zwischen Hamburg und Cuxhaven beziehungsweise der Elbmündung bietet ein faszinierendes Segelrevier, das genügend Ziele für einen einwöchigen Törn bereithält. Bezieht man die Nebenflüsse Stör und Oste mit ein, ergeben sich noch umfangreichere Möglichkeiten – nicht zu vergessen Helgoland als Hochseeziel unweit der Elbmündung. Hier und da lohnt es sich zudem, das Hauptfahrwasser zu verlassen und in einem der Nebenarme die Natur zu genießen oder den Anker zu werfen.

Viele Hamburger wissen das Segelrevier „Unterelbe“ zu schätzen! ©Sönke Roever

Einzig das braune Wasser und die Gezeiten, die den Tagesablauf diktieren, sowie die gelegentlich schwer zu übersehenden Industrieanlagen entlang der Ufer könnten negativ aufstoßen. Ja, das ist nicht zu verleugnen, wird aber durch die Vielseitigkeit des Reviers wieder ausgeglichen. Die Elbe deshalb nicht zu bereisen, wäre ein Trugschluss.

Ich hoffe, die vorstehenden Informationen machen Lust auf die Elbe. Ich bin hier seit über 40 Jahren auf dem Wasser unterwegs und auch, wenn es weltweit attraktivere Ziel gibt, ist die Elbe nicht zu unterschätzen. Deshalb setzen wir hier auch immer wieder die Segel. Vielleicht sieht man sich ja mal … 🙂

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Manfred Sürig
Manfred Sürig
4 Monaten her

seit 2003 habe ich es riskiert, meinen Mini-Ankerplatz dauerhaft in der Lühesander Nebenelbe mit einer ETAP 22 zu setzen und dabei auch viel Lehrgeld bezahlt. Da gibt es ab der Fährverbindung zur Insel nach Westen eine totlaufende ehemalige Fahrrinne südlicher als die heutige, bei der man mit 1,30 m Tiefgang auch bei Niedrigwasser noch liegen konnte. Jede neue Tide schiebt zusammen mit dem Sog von Pötten auf der Elbe eine Sandmasse immer weiter elbaufwärts. Fiel bei SE-Wind mein Boot mal trocken, dann konnte sich mit schlagartig einsetzender Tide die Ankerkette um den Kiel wickeln und wochenlang dort hängenbleiben. In dem… Mehr lesen »