Revierinfo: Stehende Mastroute (Süd) Amsterdam bis Vlissingen

Ein Beitrag von

Jonathan Buttmann

Jonathan besegelte zusammen mit seiner Frau Claudia von 2013 bis 2019 die Welt. Sie ließen 25.000 Seemeilen im Kielwasser und befuhren ganze drei Jahre lang ihr Traumrevier: den Pazifik. Neben der klassischen Barfußroute besuchten sie vor allem auch abgelegenere Ziele wie die Osterinsel, die Tuamotus, Kiribati, Tuvalu und die Marshallinseln. 2023 veröffentlichten sie das Buch über ihre Reise „Sieben Farben Blau“. Jonathan arbeitet als Journalist rund um das Thema Segeln und Reisen und ist Referent und Organisator verschiedener Seminare und Vorträge. Seit 2020 ist Jonathan Mitglied der BLAUWASSER.DE-Redaktion.

Mit stehendem Mast durch Amsterdam und die Kanäle der südlichen Niederlande

Die Niederlande sind berühmt für die zahlreichen Kanäle, die das Land wie ein Netz durchziehen. Viele von ihnen sind mit beweglichen Brücken ausgestattet, somit steht auch dem Befahren mit einer Segelyacht prinzipiell nichts im Wege. Die sogenannte Staande Mastroute (Stehende Mastroute) ist genau darauf ausgelegt, auf ihr können Segelboote mit stehendem Mast einmal quer durch das Hinterland der Niederlande fahren. Von der Ems im Norden bis an die Schelde im Süden sind die meisten Brücken auf der Strecke beweglich.

Hinweis: Die wenigen festen Brücken entlang der gesamten Stehenden Mastroute (Nord- und Südteil) haben eine Durchfahrtshöhe von mindestens 28 Meter. Hinter Willemstadt im Südteil in der Provinz Zeeland gibt es zwei niedrigere feste Brücken, eine mit 17 Metern und eine mit 18 Metern Durchfahrtshöhe. Yachten mit höheren Riggs können die südliche Stehende Mastroute vor den Brücken verlassen und zur Nordsee gelangen.

In den meisten Abschnitten darf auf der Stehenden Mastroute sogar gesegelt werden! ©radiopelicano.de

Für Segler ist die stehende Mastroute eine spannende Option, auch wenn es die meisten vermutlich nicht auf eingeengte Binnengewässer zieht, aber wo sonst auf der Welt gibt es die Möglichkeit, die attraktiven Ziele des Hinterlandes auf eigenem Kiel zu erkunden?

Der wichtigste Vorteil der südlichen Stehenden Mastroute besteht allerdings darin, dass auf dem Seeweg um Holland herum gut 200 Seemeilen auf der offenen See umfahren werden. Sollte das Wetter auf der oft launischen Nordsee zu rau sein, kann die Strecke alternativ auf der Stehenden Mastroute durch das durch Deiche und Schleusen geschützte Hinterland zurückgelegt werden.

Bei einer Kanaltiefe von über drei Metern und ohne lästiges Legen des Mastes ist dies für die meisten Yachteigner eine praktische Alternative. Zwar wird mancherorts eine maximale Tiefe von 1,90 Metern empfohlen, wir haben jedoch nie eine Tiefe von unter drei Metern gemessen. Letztendlich muss aber jeder Skipper selbst entscheiden, ob er bei einer tiefergehenden Yacht das Risiko eingehen möchte.

Gemütlich durch das Hinterland von Holland. ©radiopelicano.de

Nicht zuletzt ist die Stehende Mastroute auch für sich ein Erlebnis. Die vielen verschiedenen Brückenkonstruktionen sind Ingenieurskunst pur. Von der Drehbrücke über die Hebebrücke bis hin zu mehrspurigen aufklappbaren Autobahnen, die Brücken sind spannend anzusehen. Daneben das Naturerlebnis des Deltas von Zeeland und die vielen Kleinstädte, in denen direkt vor einem Restaurant angelegt werden kann und der Tag bei einem leckeren Essen und einem kühlen Getränk ausklingen kann.

Verkehrsschilder auf der Stehenden Mastroute. ©radiopelicano.de

Die Stehende Mastroute im Überblick

Die Stehende Mastroute führt von Delfzijl an der Ems bis zum Ijsselmeer und Markermeer (Nordteil) und weiter von Amsterdam bis nach Vlissingen an der Osterschelde (Südteil). Der Abschnitt von Delfzijl zum Ijsselmeer wird nördliche Staande Mastroute genannt, der durch Amsterdam nach Vlissingen südliche Staande Mastroute. In diesem Beitrag geht es nur um die südliche Stehende Mastroute, die nördliche ist in diesem Beitrag ausführlich beschrieben.

Von Osten kommend, beginnt die südliche Stehende Mastroute gleich mit einem Highlight, der Fahrt durch Amsterdam. Dies ist zugleich der navigatorisch anspruchsvollste Teil, denn die Brücken in Amsterdam werden nur nachts geöffnet, um den Straßen- und Bahnverkehr nicht unnötig zu behindern.

Tipp: Alternativ kann statt durch Amsterdam auch auf dem Nordzeekanal bis zum Zikanaal C gefahren werden. Von dort kann Amsterdam über Haarlem umfahren werden. Nördlich des Braasemermeer trifft diese Alternativroute wieder auf die Standardroute. Der Nordzeekanal verbindet die Nordsee mit dem Markermeer. Schiffe, die von der Nordsee kommen, können ihn in Ijmuiden ansteuern und von dort weiter bis zur Stehenden Mastroute.

Auch Schleusen gehören auf der Stehenden Mastroute mit zum Programm. ©radiopelicano.de

Die klassische südliche Route führt von Amsterdam am internationalen Großflughafen Schiphol vorbei. Im weiteren Verlauf geht die Reise über die Binnenseen Westeinderplassen und Braasemermeer bis zur Stadt Alphen an den Rijn. Von dort geht es weiter auf dem Gouve Kanal, auf dem auch die Stadt Gouda passiert wird. Über die Hollandsche Ijssel und der Nieuwen Maas werden die Außenbezirke von Rotterdam erreicht. Im breiten Fahrwasser des Ablasserdam und der Ouden Mas geht es in das Hollandsch Diep, einem Arm des Rheins, der in die Nordsee mündet. In Willelmstad kann das Hollandsche Diep wieder verlassen werden, die Mündungsarme des Rheins, der Maas und der Schelde in Zeeland sind mit Kanälen verbunden. An deren Ende liegt die Stadt Vlissingen an der Grenze zu Belgien. Auf der 112 Seemeilen langen Strecke von Amsterdam nach Vlissingen werden 42 bewegliche Brücken und neun Schleusen passiert.

Entspanntes Segeln ohne Seegang auf der Staande Mastroute. ©radiopelicano.de

Wichtig: Im Gegensatz zur nördlichen Stehenden Mastroute ist die südliche Route nicht so gut ausgeschildert und es muss gut aufgepasst werden, um sich im Gewirr der vielen Kanäle nicht zu verfahren. Am besten eine Karte mitnehmen, in den Niederlanden gibt es eine spezielle Karte für die gesamte Stehende Mastroute.

Auf der Stehenden Mastroute werden viele Brücken passiert. ©radiopelicano.de

Theoretisch ist es möglich, die Strecke in zwei Tagen zurückzulegen, nicht zu unterschätzen sind allerdings die Wartezeiten vor den Brücken und Schleusen. Generell werden diese auch nicht rund um die Uhr betrieben, es ist eher die Regel als die Ausnahme, dass irgendwo eine Nacht vor einer Brücke gewartet werden muss. Ich empfehle, einen oder zwei Tage mehr einzuplanen und lieber frühzeitig in einem schönen Ort anzuhalten, als später Gefahr zu laufen, an einem lieblosen Wartefeld vor einer geschlossenen Brücke hängenzubleiben.

Ein Nadelöhr auf der Strecke sind die angesprochenen Brücken vor Amsterdam und rund um den Flughafen Schiphol, da diese nur sehr selten geöffnet werden. Dort unbedingt die aktuellen Öffnungszeiten im Auge behalten, um unnötige Wartezeiten zu vermeiden.

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Im Norden beginnt die Passage mit einer Nachtfahrt durch Amsterdam

Amsterdam ist bekannt für seine Kanäle (Grachten) und die vielen beweglichen Brücken. Auf der Fahrt durch Amsterdam müssen etliche davon passiert werden, darunter auch Autobahn- und Eisenbahnbrücken. Vom Wasser aus ist es ein imposantes Erlebnis, wenn sich eine mehrspurige Autobahn öffnet, für die Stadt ein nicht zu unterschätzendes Verkehrsproblem.

Bei den Singelgrachtspoorbruggen müssen gleich drei vielbefahrene Bahngleise geöffnet werden. ©radiopelicano.de

Um den Verkehr der Metropole nicht unnötig zu belasten und Sportbooten dennoch die Durchfahrt zu ermöglichen, ist die Passage als eine nächtliche Konvoifahrt organisiert. Der Sammelpunkt für die Fahrt von Norden liegt vor den Singelgrachtspoorbruggen, die Durchfahrt aus dieser Richtung beginnt ungefähr um zwei Uhr nachts, nachdem die Boote aus der anderen Richtung durchgefahren sind.

Ein echtes Highlight: die Nachtfahrt durch die pulsierende Stadt Amsterdam. ©radiopelicano.de

Zwischen der Einfahrt beim Ouude Houthafen und der Singelgrachtspoorbruggen liegt noch die Westerkeersluisbrug, die jedoch regelmäßig öffnet. Davor liegt ein moderner Wartesteg mit direktem Anschluss an die Stadt, an dem auch übernachtet werden kann. Es ist ratsam, sich auf UKW-Kanal 22 für den Konvoi anzumelden, da die Brückenwärter oft nicht wissen, ob die Yachten am Wartesteg die Brücke passieren oder länger bleiben wollen für eine Besichtigung der pulsierenden Metropole.

Der bekannte Bogen des Hotel Pontsteiger markiert die Einfahrt mit Wartesteg in die südliche Stehende Mastroute. ©radiopelicano.de

Das Timing der Brücken, die passiert werden müssen, ist auf den Konvoi abgestimmt, dadurch dauert die Passage durch Amsterdam nur ungefähr zwei Stunden. Die Ausfahrt aus Amsterdam und damit auch der südliche Sammelpunkt für den Konvoi sind die Schinkelbruggen am Nieuve Meer. Es ist übrigens ein Erlebniss, wenn diese Brücken öffnen, über sie führen eine Autobahn und mehrere Bahngleise! Der Konvoi aus dieser Richtung startet ungefähr um Mitternacht.

Nächtliches Schleusen vor der Schinkelbruggen in Amsterdam. ©radiopelicano.de

Damit ist Amsterdam durchquert, das Nadelöhr jedoch noch nicht bezwungen. Die etwa zwei Seemeilen weiter südlich auf der Strecke liegenden drei Brücken um den Flughafen Schiphol sind ebenfalls zeitkritisch. Zwei davon öffnen nur am frühen Morgen zwischen fünf und halb sieben, am Abend zwischen acht und neun und selten für Sportboote auch nochmal um Mittag herum.

Nahe dem Flughafen Schiphol müssen eine Autobahn und eine Bahnstrecke passiert werden. ©radiopelicano.de

Die Fahrt durch das Zentrum Hollands

Der folgende Abschnitt von ungefähr sechzig Seemeilen führt von Amsterdam bis an die Grenze der Provinz Zeeland. Dieser Bereich wird ausgiebig von der Sport- und Berufsschifffahrt genutzt, demzufolge werden auch die Brücken und Schleusen in regelmäßigen Abständen geöffnet und garantieren eine relativ zügige Durchfahrt.

Aufgepasst, manchmal kann es auch etwas eng werden. ©radiopelicano.de

Im ersten Teilabschnitt, bis ungefähr nach Rotterdam, ist die Fahrt noch etwas ländlicher. Es werden die Binnengewässer Westeinderplassen und Braasemermeer mit zahlreichen Anlegemöglichkeiten und Yachthäfen durchquert.

Idyllische Kanäle verbinden die Binnenseen südlich von Amsterdam. ©radiopelicano.de

Gleichzeitig liegen die schönen Orte Boskoop, Waddinxveen und das nicht nur wegen dem Käse berühmte und historisch interessante Gouda auf dem Weg. Nach Gouda muss ein Seitenkanal genommen werden, der zu einem Yachthafen oder zu Liegemöglichkeiten direkt in der Stadt führt. Für den Besuch des Stadthafens müssen jedoch weitere Brücken passiert werden, die sonst nicht auf der Strecke liegen würden.

Gemütliches Liegen vor der Woubrugsebrug. ©radiopelicano.de

Hinter Gouda nimmt der Verkehr der Berufsschifffahrt stetig zu und auch das Bild am Ufer wird immer industrieller. Die Großstadt Rotterdam wird nur am Rande passiert und nicht durchfahren. Dieser Abschnitt lädt eher zum Meilenmachen als zum Verweilen ein. Aufgrund der breiten Kanäle und regelmäßigen Brückenöffnungen ist dies auch problemlos möglich.

Spannend auf diesem Abschnitt sind vor allem die vielen unterschiedlichen Brückenkonstruktionen. ©radiopelicano.de

Hinter der Schleuse von Algera (Algerasluis) bei Rotterdam geht es in die Fahrwasser von Nieuwe Maas, Ablasserdam Oude Maas weiter nach Dodrecht. Dort wird in den Dortsche Kil geschleust, der bis in den Hollandse Diep führt.

Ein Abzweig führt in die Altstadt von Dodrecht. ©radiopelicano.de

Der Hollandse Diep ist einer der Mündungsstränge des Rheins, die in die Nordsee münden. Sowohl er als auch der Dortsche Kil sind den Gezeiten ausgesetzt. Es lohnt sich die Tide anzuschauen, da die Strömung hier bis zu zwei Knoten setzen kann.

Hollandse Diep und Dortsche Kil sind stark befahrene Gewässer. ©radiopelicano.de

Durch das Delta von Schelde, Maas und Rhein

Etwa fünf Seemeilen weiter westlich auf dem Hollandse Diep liegt die alte Kleinstadt Willemstadt. In der Hauptsaison von April bis Oktober sind auf dem stark befahrenen Gewässer zusätzliche Fahrwassertonnen für die Sportschifffahrt ausgelegt, die mit etwas kleineren Tonnen ein Fahrwasser neben dem Hauptfahrwasser markieren.

Im Nebenfahrwasser fährt es sich als Sportbootskipper entspannter. ©radiopelicano.de

Willemstadt galt lange Zeit als Endpunkt der südlichen Stehenden Mastroute, doch viele Yachten nutzen die Möglichkeit, sich noch rund 53 Seemeilen weiter im Schutz des Binnenlandes abseits der Nordsee nach Süden bewegen zu können. Nicht zuletzt hat gerade diese Etappe auch einen ganz besonderen Reiz. Sie führt durch eines der größten Flussdeltas Europas mit vielen Inseln, Halbinseln und breiten Flussarmen zum Segeln. Die Zeeland genannte Region ist für sich schon ein spannendes und abwechslungsreiches Segelrevier, in dem problemlos ein eigenständiger Urlaub verbracht werden kann.

Unterwegs unter Segeln in Zeeland. ©radiopelicano.de

Weite Teile dieses Abschnitts sind durch Schleusen gezeitenunabhängig, in einigen herrscht jedoch weiterhin die Tide. Neben Willemstadt geht es durch eine Schleuse in das Volkerak. Achtung: Es gibt eine Extraschleuse für Sportboote, westlich der Hauptschleuse. Die Brücke über die Schleuse wird nicht geöffnet und hat eine Durchfahrtshöhe von rund 17 Metern. Die genaue Höhe, die durch die Tide variieren kann, wird durch eine Anzeigetafel an der Brücke angegeben.

Aktuell hat die Brücke eine Durchfahrtshöhe von 18,56 Metern. ©radiopelicano.de

Ungefähr zehn Seemeilen weiter südwestlich geht es durch die Schleuse von Krammer in das Keeten-Mastgat. Auch hier gibt es eine Extraschleuse für Sportboote mit einer unbeweglichen Brücke mit Anzeigetafel. Die Durchfahrtshöhe beträgt rund 18 Meter.

Tipp: Bei der Schleuse von Krammer gibt es einen Bereich des Wartestegs, an dem auch kostenlos übernachtet werden darf.

Bei der Schleuse von Krammer darf zum Teil auch übernachtet werden. ©radiopelicano.de

Hinter der Schleuse von Krammer geht es rund 16 Seemeilen durch die Tidengewässer des Keeten-Mastgat und der Osterschelde. Im breiten Mündungsbereich der Osterschelde muss ein weiter Bogen um ein Flach gemacht werden. Hier kann es bei viel Wind, vor allem wenn dieser gegen die Strömung setzt, ungemütlich werden. Bei der Zandkreeksluis wird das Tidengewässer wieder verlassen.

Die Zandkreeksluis liegt vor dem Bug. ©radiopelicano.de

Über das eingedeichte Verse Meer geht es zur Schleuse von Veere, über die der Kanaal door Walcheren erreicht wird. Von hier sind es nur noch fünf Brücken bis nach Vlissingen. Von dort geht es über eine Schleuse in die Schelde, die in die Nordsee mündet.

Der Kanaal door Walcheren führt auch durch das schöne Middelbrug. ©radiopelicano.de

Allgemeine Hinweise zur Stehenden Mastroute

Brücken

Die vielen Brücken der Stehenden Mastroute werden durch ein Ampelsystem geregelt. Es gelten folgende Signale:

  • Rot über Rot: Die Brücke ist außer Betrieb und die Durchfahrt verboten.
  • Ein rotes Licht: Die Brücke ist in Betrieb, die Durchfahrt jedoch noch verboten.
  • Rot über Grün: Die Öffnung wird vorbereitet. Die Durchfahrt ist noch verboten, aber es sollte sich bereitgehalten werden.
  • Grün: Die Durchfahrt ist erlaubt.
  • Weiße Lichter in der Mitte der Brücke: Die Durchfahrt bei geschlossener Brücke ist erlaubt.
Die Ampel zeigt Rot über Grün. Die Einfahrt wird zwar noch vorbereitet, aber das interessiert nur Wenige :-). ©radiopelicano.de

Da geöffnete Brücken für gewöhnlich den Straßen- oder Schienenverkehr blockieren, sollte die Durchfahrt zügig geschehen. Auf jeden Fall sollte sich bei Rot über Grün bereitgehalten und der Brücke angenähert werden (auf eventuellen Gegenverkehr achten). Bei Grün geht es dann sofort los. Wer zu lange zögert, findet sich vor einem roten Licht wieder und muss auf die nächste Öffnung warten. Mehr zu den Brücken und Lichtsignalen findet man auch in einem kostenlosen Flyer der EU-Organisation Safe Boating.

Wer zögert, hat Pech: Die Ampel springt schnell wieder auf Rot. ©radiopelicano.de

Viele der Brücken haben eine Kamera oder ein elektronisches Überwachungssystem, um wartende Boote zu erkennen. Wenn nicht, gibt es vor den Brücken einen Schalter zum Drücken, um den Wärter über eine Sprechanlage zu kontaktieren. Meist ist dieser an einem Wartesteg zu finden.

Ein typischer Wartesteg, bei längeren Wartezeiten ist es entspannter, kurz anzulegen anstatt auf der Stelle zu tuckern. ©radiopelicano.de

Alternativ und wesentlich effektiver funktioniert die Anfrage über UKW-Seefunk oder per Telefon. UKW-Seefunk heißt auf Englisch VHF, die entsprechenden blauen Schilder sind vor der Schleuse zu finden. Um den Funkverkehr und die Brückenwärter nicht überzustrapazieren, ist es ratsam, erst einmal den Funk mitzuhören, wenn mehrere Yachten warten. Ich würde nur selber funken, wenn noch kein anderer Skipper die Öffnung angefragt hat.

Diese Brücke ist auf UKW-Seefunkkanal 18 erreichbar. ©radiopelicano.de

Auch im Internet sind gute Informationen zu den Brückenöffnungszeiten zu finden, beispielsweise unter www.marinamap.com. Besonders praktisch ist, dass dort auch die UKW-Kanäle und die Telefonnummern der Brücken und Schleusen angegeben sind. Gerade um Amsterdam herum kann eine Brückenöffnung auch kurzfristig ausfallen, hier lohnt sich ein frühzeitiger Anruf bei den Brückenwärtern. Marina Map gibt es auch als App für das Android-Smartphone. Darin wird sogar die aktuelle Position der eigenen Yacht auf einer Karte angezeigt.

Im Kanaal door Walcheren gibt es weniger Öffnungen, dafür sind die fünf Brücken so getaktet, dass man ohne weiteren Kontakt der Brückenwärter in einem Rutsch hindurchgelangt. ©radiopelicano.de

Kosten

Früher war die Passage auf der südlichen Stehenden Mastroute kostenlos. Seit 2022 wird eine kostenpflichtige Vignette für das Befahren der Kanäle von Amsterdam benötigt.

Rechtsfahrgebot

Gerade die südliche Route wird intensiv von der Berufsschifffahrt genutzt. Um die Gefahr einer Kollision zu vermeiden, sollte das Rechtsfahrgebot zwingend eingehalten werden.

In Kurven muss mit Vorsicht navigiert werden. ©radiopelicano.de

Anlegestellen

Die südliche Stehende Mastroute hat nicht so viele Anlegemöglichkeiten wie die nördliche, dennoch gibt es einige Marinas. Selten haben diese jedoch Liegeplätze für Yachten mit einem Tiefgang von über 1,70 Metern. In Zeeland und rund um Amsterdam gibt es ein größeres Angebot. Öffentliche, kostenlose Liegeplätze sind durch den Zusatz 3 x 24 ausgewiesen. Das bedeutet, dass hier sogar drei Tage kostenlos gelegen werden darf. An diesen Plätzen herrscht meist Kanaltiefe.

An diesem kostenlosen Liegeplatz in Amsterdam gibt es gegen ein Entgelt (Bezahlautomat) zusätzlich auch Trinkwasser und Strom. ©radiopelicano.de

Befähigungsnachweise

Für das Führen eines Sportboots mit einer Länge von weniger als 25 Metern reicht in den Niederlanden der Sportbootführerschein See (ausgestellt nach dem 1. Januar 1974). Für das Funkgerät ist, wie in Deutschland, der Funkschein SRC (Short Range Certificate) und das Mitführen der Frequenzzuteilungsurkunde mit MMSI vorgeschrieben.

Wichtig: Das Mitführen der aktuell gültigen Verkehrsvorschriften für niederländische Gewässer in gedruckter Form ist vorgeschrieben. Die Regelungen sind im Wateralmanak Teil 1 des Verlag ANWB abgedruckt.

Auf der Stehenden Mastroute wird diese interessante Brückenkonstruktionen passiert. ©radiopelicano.de

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Fazit

Die südliche Stehende Mastroute ist zwar nicht so idyllisch und ländlich wie die nördliche. Außerdem wird sie stärker von der Berufsschifffahrt frequentiert. Dennoch ist sie ein Erlebnis. Gerade die Nachtfahrt durch Amsterdam und das Delta von Zeeland waren ein absolutes Highlight für mich und meine Mitseglerin.

Es werden viele Brücken auf der Stehenden Mastroute passiert! ©radiopelicano.de

Ein weiterer Vorteil der südlichen Stehenden Mastroute ist, dass mit dieser Route das vielbefahrene Seegebiet vor Rotterdam und weite Teile der Nordsee unkompliziert umfahren werden können. Wer es eilig hat, sollte sich jedoch nicht allein auf diese Variante verlassen, wir hingen zähneknirschend drei Tage vor einer defekten Brücke vor Amsterdam fest. Laut Aussage der einheimischen Segler ein Wartungsproblem der südlichen Route, das leider eher häufiger als seltener wird. Mit etwas Zeit im Gepäck ist jedoch auch dies kein Problem, da man ja meist an einem schönen Ort mitten im abwechslungsreichen Holland liegt.

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Maik
Maik
5 Monaten her

Hallo Jonathan, dein Artikel über die (südliche) stehende Mastroute habe ich mit großem Interesse gelesen und ich finde ihn sehr gut und informativ. Ich war in diesem Revier im Juni/Juli 2024 mit meinem Boot (Tiefgang 2,1 m / Masthöhe 21 m) unterwegs und würde gerne einige Tipps geben und Ergänzungen hinzufügen. – Amsterdam: Die Nachtfahrt bzw. Passage durch Amsterdam ist derzeit nicht, bzw. nur eingeschränkt möglich. Die Brücke bei Schiphol (Schipholbrug, in de A9) ist derzeit (bis 31.03.2025) nur für Boote bis 6,25 m Höhe möglich. Das dürfte dann für Segler kaum machbar sein, ggf. für Motorboote. Gleichzeitig benötigt man… Mehr lesen »

Uwe Gersch
Uwe Gersch
4 Monaten her

Ich empfehle für die SMR die Seite waterkaart.net bzw die dazugehörige App für iPhone und wohl auch für Android. Die SMR ist ein gezeichnet, Öffnungszeiten der Brücken und Schleusen sind ersichtlich und am Ende dieser Zeiten stehen ggfls relevante Schifffahrtsberichte zu Einschränkungen, Sperrungen etc. Es gibt auch eine Option über Leiden. Dort liegt man im kommunalen Passantenhaven mitten in der Stadt. Ist natürlich nicht ganz ruhig, aber dafür voller Leben. Noch besser fand ich den Besuch von Gouda. Habe ich bisher immer mit billigem Käse von Aldi für die WG verbunden, aber ein voller Tag dort lohnt sich m.E. mindestens… Mehr lesen »

Angelika
Angelika
4 Monaten her

Hallo Jonathan, wir sind vor zwei Jahren die stehende Mastroute von Delfzijl nach Breskens gefahren. Es war wunderschön, kann ich nur empfehlen. Zu Amsterdam war es damals so, dass man ein Konto in den Niederlanden haben musste. Wäre auch gerne bei Nacht durch Amsterdam gefahren. Die Driebondsbrug war gesperrt und wurde nur bedient wenn Schiffstransporte gefahren sind, dort konnte man sich anmelden und das hat super geklappt. Jetzt ist dei Brücke wieder geöffnet. Wer Zeit hat macht diese Strecke! (Segelboot Tiefgang 1,49, Masthöhe 17 Meter) Wer Lust hast kann ja mal auf https://www.segelyacht.online schauen.