Revierbericht: Mit der Yacht zur Osterinsel (Rapa Nui) segeln

Ein Beitrag von

Claudia Clawien

Die Diplom-Pädagogin ist zusammen mit ihrem Mann Jonathan von 2013 bis 2019 auf der 35-Fuß-Stahlyacht INTI von Deutschland bis zu den Marshallinseln im Pazifik gesegelt – eine Reise über 21.000 Seemeilen. Claudia liebt das Leben über Wasser ebenso wie das unter Wasser, das nächtliche Segeln unter dem unendlichen Firmament, die Kunst der Improvisation und die Begegnungen mit Menschen jeglicher Couleur.

Titelfoto: ©radiopelicano

Die Osterinsel liegt in den Weiten des Südpazifiks

Kaum ein besiedelter Ort auf dieser Welt liegt abgelegener als die Osterinsel – Rapa Nui. Und obwohl die Insel zu Chile gehört, liegt sie 2.000 Seemeilen von der chilenischen Festland-Küste entfernt. Auf der anderen Seite – im Westen – liegen die Gambier Inseln, 1.400 Seemeilen entfernt. Da wundert es nicht, dass dieser kleine, kaum 24 Kilometer lange Klecks Land in den Weiten des größten Ozeans der Erde unwirtlich anmutet. Dennoch wird er immer präsenter auf den Routen der Blauwassersegler.

Seglern, die die Südspitze Südamerikas umrundet haben und sich auf dem langen Weg in Richtung Französisch-Polynesien befinden, bietet die Osterinsel einen komfortablen Zwischenstopp. Yachten aus dieser Richtung machen immer noch den Großteil der Yachten aus, die vor der Osterinsel den Anker werfen. Allerdings kommen zunehmend auch Yachten aus Panama oder Ecuador auf der Osterinsel an. Auf der einen Seite ist die Fahrt zur Osterinsel kürzer als die klassische Route zu den Marquesas-Inseln, auf der anderen liegt die Insel außerhalb des Zyklongürtels, was eine frühere Anfahrt im Jahr ermöglicht.

Ein magischer Ort im Südpazifik, um den sich viele Geschichten ranken. ©radiopelicano

Der Weg zur Osterinsel

In Jimmy Cornells Segelbibel „Segelrouten der Welt“ empfiehlt er, die Tour von Panama zur Osterinsel zwischen November und März einzuplanen, da zu dieser Zeit keine Stürme auftreten und die Konvergenzzone sich weiter nördlich, abseits der Route, befindet.

Das Stück von Panama bis in die südlichen Passatwinde gilt als eines der schwierigsten bei einer Pazifiküberquerung. Und auch uns fällt es schwer voranzukommen, als wir im Dezember mit unserer Stahlyacht INTI von Panama aus zur Osterinsel starten. Wir versuchen zu kreuzen, bewegen uns jedoch eher rückwärts als in die gewünschte Richtung. Der Wind kommt aus Süd und bläst uns unerbittlich auf die Nase, darüber hinaus setzt eine starke Strömung gegenan. Sind wir etwa schon im Humboldtstrom? Laut Strömungskarten soll dieser erst weiter südlich einsetzen.

Raues Wetter kurz vor dem Ziel. ©radiopelicano

Nach rund 1.000 gesegelten Seemeilen, von denen nur die Hälfte in die richtige Richtung führen, entschließen wir uns, nach Ecuador abzudrehen, um unsere schwindenden Dieselvorräte aufzufüllen. Vor Ecuador erreichen wir allerdings endlich den Südostpassat. Anfangs segeln wir noch hart am Wind, doch mit jeder Seemeile, die wir weiter nach Süden zurücklegen, können wir die Segel weiter aufmachen. Kurz vor dem Landfall auf Rapa Nui, nach insgesamt 2.000 Seemeilen, müssen wir sogar das Vorsegel ausbaumen.

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Unterwegs auf der Osterinsel

Die Hauptstadt Hanga Roa fühlt sich nach einer Mischung aus Western- und Südsee-Kulisse an. Pferde laufen über den Weg, Menschen mit Blumen im Haar verschenken ein Lächeln. Das allgegenwärtige Gitarrenspiel und der polynesische Gesang begleiten uns überall hin und über all dem schwebt einmal mehr die Erkenntnis, dass Stress in Polynesien ein Fremdwort ist.

Landfall Osterinsel nach 23 Tagen auf See. ©radiopelicano

In Hanga Roa befindet sich die einzige Hauptstraße der Osterinsel mit etlichen Einkaufsmöglichkeiten. Es gibt hier sowohl Souvenirs (Öle der Tiaré-Pflanze, Moai-Statuen aus allen möglichen Materialien, Stoffe und schwarze Perlen), als auch Obststände, Bäckereien, Lebensmittelgeschäfte und sogar einen Biobauern.

Außerdem kann man in Hanga Roa gut essen gehen, die Preiskategorien sind allerdings sehr unterschiedlich. Wahlweise gibt es eine Empanada (gefüllte Teigtasche) in der Bäckerei, fangfrisches Sushi, ein exklusives Menü mit Meerblick oder einfach nur Hamburger mit Pommes.

Weit entfernt, mitten im Südpazifik. Keine Hektik, kein Stress. ©radiopelicano

Die Steinstatuen wachen über die Osterinsel

Und genauso stressfrei wie Hanga Roa erleben auch wir die Osterinsel. Gemütlich grasen Kühe am Straßenrand. Vulkane erheben sich majestätisch und irgendwie kuschelig durch den grünen Grasbewuchs über die Landschaft. An den Küsten finden sich Familien zusammen, fischen, grillen, singen, tanzen.

Der beeindruckende Krater des Vulkan Rano Kao. ©radiopelicano

Die Osterinsel ist reich an Geschenken für ihre Besucher. Touren über die Insel ermöglichen einen Einblick in diese einzigartige Kultur, beispielsweise dem Entstehungsort der Moai-Statuen. Ruhig und solide wachen die Moai-Gruppen über Rapa Nui, mal in kleiner, mal in größerer Anzahl.

Interessant ist auch die im südpazifischen Raum einzigartige Bildschrift. Das Rapa Nui-Museum widmet sich dem Erhalt des kulturellen Erbes der Osterinsel. Ein Besuch lohnt sich, der Eintritt ist frei.

Weltberühmtes Wahrzeichen der Osterinsel sind die Moai- Statuen. ©radiopelicano

Vom Cockpit am Ankerplatz aus können wir die Moai-Statuen bestaunen oder den einzigen Palmenstrand der Insel, Anakena, bewundern.

Das Tapati-Festival auf der Osterinsel ist ein Highlight

Das jährlich im Februar stattfindende Tapati-Fest bringt Leben auf die beschauliche Insel. Unzählige neugierige Touristen reisen an, um dieses besondere Event mitzuerleben. Die großen Hotels sowie kleineren Pensionen sind in dieser Zeit ausgebucht, sogar das ein oder andere Kreuzfahrtschiff bootet seine Gäste für einen Abend auf die Insel aus, um sie an diesen einmaligen Tanz- und Gesangswettbewerben teilhaben zu lassen.

Das Tapati ist eines der größten polynesischen Feste. ©radiopelicano

Bei diesem Festival geht es darum, eine Königin zu küren. Zwei stehen zur Auswahl und in den unterschiedlichen Wettbewerben werden von ihren Teams Punkte gesammelt. Die Wettkämpfe überbieten sich an Dramatik, angefangen beim eher harmlosen Pferde- oder Kanurennen bis hin zum Rodeln auf einem Bananenbaum den Vulkanberg herunter, einem Triathlon im Vulkansee in kleinen Kanus, anschließendem Lauf mit Bananenstauden über beiden Schultern um den See, dann ohne Bananen und noch einmal im Bötchen durch den See.

Vom Ankerplatz aus verfolgen wir ein Kanurennen beim Tapati-Fest. ©radiopelicano

Wir stolpern völlig unbedarft auf dieses Fest und haben viel Spaß. Dem abschließenden Umzug durch Hanga Roa, der Farandula, mit Musik und Tanz können wir schwer entkommen, auf einmal liegen wir in einer Badewanne voll Schlamm, danach werden unsere Körper liebe- und kunstvoll bemalt, Haarkränze und Baströcke geflochten und ab geht es auf die Parade. Eine Jury vergibt Punkte für das Outfit, für uns gibt es gerade mal 5 von 10 Punkten, aber mit den polynesischen Schönheiten mit Muschel-BHs und Blumenkränzen im Haar und den athletischen, eingeölten Kerlen können wir leider nicht mithalten.

Die INTI-Crew auf dem Tapati-Festival! ©radiopelicano

Die Ankerplätze rund um die Osterinsel

Auf viele Segler wirkt es abschreckend, dass es keine geschützte Bucht gibt, geschweige denn eine Lagune, die ruhiges Ankern verspricht. Notgedrungen müssen wir bei wechselnden Winden immer mal wieder den Ankerplatz wechseln. Etliche Geschichten von Booten, die nach Wochen auf See weder ankern noch anlanden konnten, kursieren in der Fahrtenseglerwelt.

Das stimmt so nicht. Fakt ist, dass es für jede Windrichtung einen Ankerplatz gibt, der zumindest vor Wind und Windsee schützt. Allerdings nicht unbedingt vor dem Schwell der Dünung. Es kann schon mal ordentlich rollen am Ankerplatz. Es lohnt sich, den Anker gut einzufahren.

Diese Yacht hat die Wetterverhältnisse in Rapa Nui unterschätzt. ©radiopelicano

Wir bleiben lange vor Ort und lernen jeden Ankerplatz der Insel kennen. Manchmal müssen wir allerdings tagelang an Bord ausharren. Schuld daran sind die Seebedingungen und die Tatsache, dass unser Dingi nur mit dem Zwei-PS-Motor ausgerüstet ist. Ein Beiboot mit einem schnelleren Motor macht es leichter.

Bei diesem Schwell am Ankerplatz ist Anlanden nur schwer möglich. ©radiopelicano

Ankerplatz Hanga Roa

Der Hauptankerplatz vor der Inselhauptstadt Hanga Roa bietet Schutz bei Süd- und Ostwinden. Der Ankergrund besteht hauptsächlich aus Sand, es gibt aber auch einige Steine. Die Tiefe beträgt 20 Meter und mehr.

Ankerplatz Anakena

Der Ankerplatz von Anakena, im Norden der Insel, ist gut geschützt bei südlichen Winden. Hier fällt der Anker gemütlich auf sechs Meter Tiefe in Sand, idyllisch vor dem einzigen Palmenstrand der Osterinsel. Anlanden ist an einem kleinen Anleger oder direkt am Strand möglich (Brandung beachten).

Der einzige Sandstrand der Osterinsel mit Moai-Kulisse: Anakena. ©radiopelicano

Ankerplätze Vinapu und Hotuiti

Die Ankerplätze von Vinapu und Hotuiti bieten guten Schutz bei Nordwinden. Besonders Vinapu ist gut geschützt und hat guten Ankergrund. Da in Hotuiti der Ankergrund sehr steinig ist, rät die chilenische Marine gerne vom Ankern in dieser Bucht ab. Bei guter Sicht und ruhigem Wetter lohnt sich aber dennoch ein Zwischenstopp, da man direkt vor Tongariki, der größten Ansammlung von Moais, ankert. Atemberaubend zeichnen sich die gewaltigen Steinstatuen vor Felswänden und Vulkankratern ab. Anlanden in Vinapu an einem Steg rechts von einigen Treibstofftanks. Anlanden in Hotuiti in einem kleinen Fischerhafen.

Idyllischer Ankerplatz vor Vinapu. ©radiopelicano

Einklarieren und Formalitäten beim Besuch der Osterinsel

Auf UKW-Seefunk-Kanal 16 meldet man sein Kommen bei „Pasqua Radio“, der Küstenwache beziehungsweise der chilenischen Marine, an. Sie weist die Besucher, sofern es möglich ist, an, vor der Hauptstadt Hanga Roa zu ankern. Bei schlechten Wetterverhältnissen gibt sie alternative, geschützte Ankerplätze bekannt.

Die Beamten sprechen überwiegend spanisch, fragen beim Anfunken Details zu Boot und Crew ab. Entweder erfolgt die Einklarierung auf dem eigenen Boot (Immigration, Zoll, Biosecurity) oder im Gebäude der Marine, rechts von Hanga Roa, in Richtung des kleinen Fischereihafen Hanga Piko. Die Aufenthaltsdauer beträgt 30 Tage. Ausklariert wird im Gebäude der Marine.

Der kleine Versorgungs- und Fischerhafen Hanga Piko. ©radiopelicano

Das Seewetter auf der Osterinsel

Die Osterinsel liegt an der südlichen Grenze der Passatwindzone, die Windstärke und Richtung kann also immer mal wieder wechseln. Von Dezember bis März sind Wind und See ruhiger. Die Insel liegt außerhalb des Zyklongürtels. Das Klima ist subtropisch mit Temperaturen von 15 bis 27 Grad Celsius. Die kühlsten Monate sind der Juli und der August.

Auch die Wolkenformationen vor der Osterinsel sind ein Schauspiel. ©radiopelicano

Nautische Begebenheiten beim Besuch der Osterinsel

Es kann vorkommen, dass es wegen der Wetterverhältnisse schwierig ist, an Land zu gelangen. In den Sommermonaten (Südhalbkugel) ist es erfahrungsgemäß ruhiger als in den Wintermonaten. Der Service der chilenischen Marine ist außerordentlich gut, sie sendet täglich einen ausführlichen Wetterbericht auf Spanisch aus. Mehr noch: Wenn ein Wechsel der Windrichtung zu erwarten ist, wird jede Blauwasseryacht über Funk angefunkt und aufgefordert, in eine von ihnen angegebene, geschütztere Bucht zu wechseln.

Wellen vor Hanga Roa. ©radiopelicano

Gut zu wissen – weitere Infos zur Osterinsel

Wasser: Gibt es bei den Tauchschulen im Hafen von Hanga Roa
Diesel: Eine Tankstelle befindet sich oberhalb des Hafens Hanga Piko, Richtung Flughafen
Proviantieren: In Hanga Roa befindet sich die einzige Hauptstraße. Hier gibt es frisches Obst und Gemüse und kleine Supermärkte
Internet: In Hanga Roa gibt es einen Laden des chilenischen Anbieters „Entel“. Hier können verschiedene Datenpakete gekauft werden. Es gibt ein Internetcafé in Hanga Roa links an der Straße zur Kirche hinauf. An einigen Plätzen gibt es kostenfreies, offenes Wifi.
Landeswährung: Chilenische Pesos
Geldautomaten: Banco del Estado und Santander in Hanga Roa
Sprachen: Spanisch, Rapa Nui
Touranbieter: Rapanuitravel hat auch Touren in deutscher Sprache im Programm.
Restaurants: „Club Sandwich“ einfach und gut (Burger, Hotdogs, Pommes) an der Hauptstraße, „Haka Honu“, chilenische Spezialitäten, Blick aufs Meer

Nach 23 Tagen auf See ist einer der gigantischen Burger von Clubsandwich genau das Richtige! ©radiopelicano

Autovermietung: Rentainsular
Eintritt zu den Sehenswürdigkeiten: Um die Sehenswürdigkeiten besuchen zu können, muss ein kostenpflichtiges Ticket für den Nationalpark Osterinsel gekauft werden. Das Ticket hat 10 Tage Gültigkeit, Kinder zahlen die Hälfte.
Museum: Museorapanui
Tauchschulen: „Centro de Buceos Octopus“ oder „Tortuga Hanga Piko“, im Hafen von Hanga Piko, beide auch deutschsprachig

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Frank
Frank
3 Jahren her

Vielen Dank für diesen wunderbaren, einfühlsamen Bericht!
Da überkommt den einfachen Chartersegler große Wehmut. Ihm wird wieder einmal schmerzlich klar, wie beschränkt er in seinen Möglichkeiten ist und dass es so wunderbare Orte gibt, die zwar mit einem Schiff unter Strapazen erreichbar sind – aber nicht für ihn. Andererseits wären sie vermutlich aber auch nicht so wunderbar, wenn Jeder einfach hin käme.
Weiter alles Gute!