Ein Beitrag von
Michael ist seit über 20 Jahren als Journalist und Fotograf auf dem Wasser tätig. Der studierte Geograf hat weltweit Reisereportagen in mehr als 100 Charter- und Blauwasserrevieren produziert. Zudem haben den Hamburger viele Segelreisen und seine frühere Tätigkeit als Charter- und Überführungsskipper rund um den Globus geführt. Zusammen mit Sönke Roever ist er die treibende Kraft von BLAUWASSER.DE und ein beliebter Referent auf Bootsmessen und diversen Seminaren (siehe Termine).
Navigation
Zu dieser zentralen Inselgruppe der Ägäis gehören etwa 25 bewohnte und unzählige kleinere Inseln, die sich auf ein Seegebiet von etwa 100 mal 120 Seemeilen verteilen. Start- und Zielhafen der meisten Charteranbieter ist Athen im Nordwesten des Reviers. Wer mit der eigenen Yacht anreist, kommt meistens aus dem Saronischen Golf (ca. 50 Seemeilen), von Kreta (ca. 60 Seemeilen) oder aus dem Inselreich Dodekanes (ca. 70 Seemeilen).
Wer ab Athen chartert, sollte, wenn der Meltemi-Wind aus Nord- bis Nordwest weht, reichlich Zeit für die Rückfahrt einplanen. Zudem sollte man auf den Gegenwindetappen möglichst früh am Morgen starten, wenn der Wind noch nicht volle Stärke erreicht hat.
Die Navigation ist kein Kinderspiel, aber auch kein Hexenwerk.
Die Navigation ist verhältnismäßig einfach, die nächste Insel meist in Sichtweite. Alle Hafeneinfahrten sind befeuert, viele Kaps mit Leuchtfeuer ausgestattet – Navigation und Landfall sind somit auch nach Einbruch der Dunkelheit möglich. Besondere Vorsicht ist bei Meltemi auf den Leeseiten der Inseln geboten: Die Windgeschwindigkeiten der Fallwinde erreichen hier schnell mal 7 bis 8 Beaufort.
Ein Höhepunkt im Revier: der Krater von Santorin
Wetter
In Bezug auf Wind und Wetter scheint Griechenland immer für eine Überraschung gut zu sein. Der berühmt-berüchtigte lokale Wind in der Ägäis heißt Meltemi. Dieser Nordwind bläst mit 4 bis 5 Beaufort, kann aber durchaus auch Starkwindstärke erreichen. Ansonsten weht der Wind in den frühen Morgenstunden am schwächsten, in den Nachmittagsstunden am stärksten und schwächt sich über Nacht wieder ab. Fallwinde und Düseneffekte können den Meltemi zusätzlich verstärken.
Sportliches Segeln im Meltemi
Anders ausgedrückt: Im April kann man schon mal zwei Wochen bestes Sommerwetter mit im Durchschnitt weniger als vier Beaufort haben. Im Mai kann der Wetterbericht für die Ägäis auch mal tagein, tagaus vor „thunderstorms“ warnen. Und in den Hochsommermonaten Juni, Juli und August pustet einem der Meltemi um die Nase – und der gönnt Seglerinnen und Seglern manchmal tagelang keine Verschnaufpause.
Gerade in der Nebensaison darf auch mit herrlich ruhigem Wetter gerechnet werden.
Verursacht wird der Meltemi durch das Druckgefälle zwischen einem Hitzetief in Kleinasien und dem Azorenhochkeil im westlichen Mittelmeer. Was auch bedeutet, dass hier auch bei Starkwind fast immer die Sonne scheint und Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad die Regel sind. In der Vor- und Nachsaison ist das Revier in der Regel wunderschön sonnig und milde, mit Wettereinbrüchen in Form von kühlen und feuchten Tiefdruckgebieten muss aber gerechnet werden.
Doch wie gesagt: Das sollte wissen, wer durch die Inselwelt der Kykladen kreuzen will. Der Wind gehört dazu wie ein alter Pope in seine Kirche. Wie die altertümlichen Säulen auf die Insel Delos. Und wie die einst bedeutende Kykladen-Hauptstadt Ermoupolis auf die Insel Syros.
Häfen und Ankerplätze
Jede Insel und jeder Ort hat in der Regel auch seinen eigenen Hafen. Diese kommunalen Hafenanlagen sind aber nicht zu verwechseln mit Marinas, die speziell für Sportboote ausgestattet sind (von denen es im Revier nur ganz wenige gibt). Wasser- und Stromanschlüsse sind somit ebenso wenig die Regel wie Muringleinen zum Festmachen.
Die Häfen der Kykladen sind immer authentisch und liegen zentral.
Der für den Skipper auffälligste Unterschied zu anderen Mittelmeerrevieren ist, dass er für jedes Hafenmanöver den Anker einsetzen muss. Längsseits festzumachen ist in den häufig kleinen und vollen Fischer- und Fährhäfen nicht möglich. Dafür aber liegt man stets zentral mitten im Ort, dazu auch preiswert, nicht selten sogar ganz umsonst. Denn die geringen Liegegebühren werden meistens gar nicht erst erhoben. Ebenfalls umsonst ist die schier unendliche Auswahl von Ankerbuchten. Jede Insel hat gleich mehrere davon zu bieten, sodass sich auch bei wechselhaftem Wetter immer ein geschützter Platz finden lässt.
Längsseits festmachen wie auf Ios ist eher eine Ausnahme.
Landgang
In den Kykladen jagt ein Highlight das andere, jeder Ort ist eine Sehenswürdigkeit für sich. Ein Sundowner im Viertel „Klein Venedig“ auf Mykonos gehört ebenso zum Pflichtprogramm wie das verrückte Nachtleben des jungen Publikums in der alten Chora von Ios-Stadt.
Am Abend ein Highlight: Mykonos
Nicht zu vergessen Santorin mit seinem postkartenschönen, am Kraterrand gelegenen Ort Thira: ein wahres Shoppingparadies. Im wahrsten Sinne des Wortes malerisch schön ist es in Naoussa auf Paros, der Hafen ist ein beliebtes Motiv jeder Malreisegruppe.
Zum Malen schön – Paros
Charter
Die größten Charterflotten, um das Revier der Kykladen zu erreichen, liegen in Athen, die meisten davon in der Kalamaki Marina (45 Seemeilen bis Kithnos). Näher dran ist der Ausgangshafen Lavrion (20 Seemeilen bis Kithnos), in dem immer mehr Flottenbetreiber ihre Yachten stationieren. Es ist aber auch eine Option, das Revier von Osten aus anzusteuern. Gerade zur Meltemi-Zeit erspart einem das den Gegenwindkurs zurück nach Athen. Auf der Insel Kos gibt es dafür das passende Charterangebot (ca. 80 Seemeilen bis Santorin).
Mittagessen auf Santorin mit Ausblick über die weitläufige Bucht
Auf den Kykladeninseln selbst ist das Charterangebot knapp, es gibt eine Basis auf Mykonos und Paros. Doch die Flugverbindungen dahin sind unstet und man muss gegebenenfalls mit der Fähre von Athen aus anreisen.
Diese Charter-Agenturen helfen dir, eine Yacht zu finden
Für eine deutschsprachige Beratung und die zuverlässige Buchung von Charteryachten für einen Törn durch die Kykladen bei bewährten Anbietern können diese Firmen behilflich sein:
Charter-Stützpunkte, Mitsegelgelegenheiten und weitere Dienstleistungen (Anzeigen)
Diese Firmen betreiben vor Ort einen Charterstützpunkt und helfen dir die richtige Charteryacht zu finden. Andere haben ein attraktives Mitsegelangebot im Programm oder bieten interessante Dienstleistungen für Segler an.Törntipp für 14 Tage ab/bis Athen oder Lavrion
1. Tag: Athen oder Lavrion – Loutra/Kithnos (48 oder 27sm). Ein Bad in den heißen Quellen gleich neben dem Hafen.
2. Tag: Loutra – Ermoupolis/Syros (28 sm). Bummel durch die prächtige Hauptstadt der Kykladen.
Das antike Delos
3. Tag: Ermoupolis – Delos – Mykonos Marina/Mykonos (26 sm). Tagsüber die Ruinen des antiken Delos bewundern, dann das Nachtleben von Mykonos.
4. Tag : Mykonos Marina – Naoussa/Paros (22 sm). Fotobummel durch den malerischen Fischerhafen.
Mykonos: ein Sehnsuchtsziel in den Kykladen
5. Tag: Naoussa – Myrsini/Schinousa (22 sm). Wanderung zum kleinen ursprünglichen Ort Myrsini auf der Bergkuppe.
6. Tag: Myrsini – Ios Hafen/Ios (19 sm). Tagsüber den Strand genießen, abends das verrückte Nachtleben in der Altstadt.
Ios
7. Tag: Ios Hafen – Thira/Santorin (20 sm). 300 Meter Kraterwand zum Ort Thira hochkraxeln, dann zum Sonnenuntergang weiter nach Oia.
8. Tag: Thira – Karavostasi/Folgeandros (29 sm). Baden, bummeln, aufs Wasser schauen. Oder die grandiose Chora auf den steil aus dem Meer ragenden Felsen besuchen.
Die Einheimischen sind entspannt und Seglern gegenüber aufgeschlossen.
9. Tag: Karavostasi – Ormos Vathy/Sifnos (25 sm). Baden, faulenzen und das Kloster Taxiarchis besuchen.
10. Tag: Ormos Vathy – Leivadion/Sérifos (18 sm). Mit dem Bus (oder 30 Minuten zu Fuß) hoch zur Chora und den Panoramablick über den Hafen genießen.
11. Tag: Leivadion – Ormos Fikiadha/Kithnos (24 sm). In der rundum geschützten Bucht an der feinen Sandbarre das Baden genießen.
12./13. Tag: Rückreise nach Lavrion oder Athen / Sicherheitstag.
Literatur & Seekarten
• Charterführer Kykladen, Edition Maritim
• Griechische Küsten – Häfen und Ankerplätze, Edition Maritim
• Hafenführer Ägäis – Griechenland, Zentralraum und Kykladen, See Verlag
• Törnführer Griechenland 2, Delius Klasing