Revier-Info: Flensburger Förde, Als Sund und Geltinger Bucht

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Sönke Roever

Sönke hat 100.000 Seemeilen Erfahrung im Kielwasser und von 2007 bis 2010 zusammen mit seiner Frau Judith die Welt umsegelt. Er veranstaltet diverse Seminare auf Bootsmessen (siehe unter Termine) und ist Autor der Bücher "Blauwassersegeln kompakt", "1200 Tage Samstag" und "Auszeit unter Segeln". Sönke ist zudem der Gründer von BLAUWASSER.DE und regelmäßig mit seiner Frau Judith und seinen Kindern auf der Gib'Sea 106 - HIPPOPOTAMUS - unterwegs.

Das Revier: kurze Distanzen und Abwechslungsreichtum

Sie fühlen sich an, als ob sie ein Revier wären. Die Rede ist von der Flensburger Förde, dem Als Sund und der Geltinger Bucht. Der Grund dafür? Sie liegen so dicht beieinander. Von Flensburg an der gleichnamigen Förde bis nach Dyvig – einem äußerst beliebten Ziel vieler Segler – im Herzen des Als Sundes sind es gerade mal 30 Seemeilen. Dazwischen reihen sich unzählige Häfen und Ankerplätze aneinander. Es ist ein Mikrorevier, das viel Raum zum Entdecken bietet.

Weiter Horizont, schöne Städte, schmale Fahrwasser, idyllische Küsten – das Revier bietet alles. ©Michael Amme

Die Flensburger Innenförde selbst ist etwa 17 Seemeilen lang, die breite Außenförde acht, die Nordufer sind dänisch, die Südufer deutsch. Eine komplette Umrundung der Insel Als ist 45 Seemeilen lang, die Dänische Südsee ist vom Ende der Außenförde 15 Seemeilen entfernt. Zwischen Dänemark und Deutschland herrscht freier Grenzverkehr und es finden – wenn überhaupt – nur äußerst sporadisch Kontrollen statt.

Segeln auf dem Als Sund – mitunter sportlich, aber ohne große Wellen. ©Sönke Roever

Wie gesagt: Auf engstem Raum liegt hier alles ganz dicht beieinander und genau das macht den Reiz dieses Reviers aus. Kurze Tagesetappen sind genauso möglich wie längere Schläge. Und wenn einmal das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht und plötzlich den Törn verleidet, kann jederzeit rechts ran gefahren und ein passender Hafen gefunden werden. Deshalb ist das Revier gleichermaßen beliebt bei Familien-Crews, Einsteigern und alten Hasen.

Navigation & Seemannschaft

Die Innenförde und die Gewässer zwischen dem Festland und der Insel Als sind auch bei viel Wind durch die nahen Landmassen sehr gut geschützt. Die weitläufige Außenförde gilt zwar offiziell schon als Seerevier, aber auch hier segelt man einigermaßen behütet. Generell lässt sich sagen, dass die Förde bis an die Ufer tief ist – allerdings liegen dort viele Steine.

In Ufernähe gibt es viele große Steine. ©Sönke Roever

Im Großen und Ganzen gibt es vier wichtige Flachstellen (was nicht bedeutet, dass an anderen Stellen bedenkenlos durch die Gegend gefahren werden kann), an denen Yachten regelmäßig auflaufen.

In der Förde selbst entdeckt man fast nur Sportboote, erst im Kleinen Belt trifft man auch auf Berufsschiffe. ©Michael Amme

In der Flensburger Innenförde liegt ein ausgedehntes Flach bei Holnishaken zwischen den roten Tonnen 6 und 8. Insbesondere an der Tonne Nummer 6 ist das Wasser gleich daneben nur noch einen halben Meter tief. Diese Tonne trägt daher auch den Spitznamen „Schwiegermutter“. Das liegt auf der Hand: Eine Schwiegermutter schneidet man nicht, zumindest nicht ungestraft 😉

Die berühmte Tonne „Schwiegermutter“. ©Michael Amme

Außerdem gibt es an der deutschen Küste ein großes Flach beim Leuchtturm Kalkgrund, der das östliche Ende der Geltinger Bucht markiert. Er wird nördlich umrundet – gleichwohl es einige ortskundige Skipper gibt, die wissen, wo man südlich über das Flach gelangt. Hiervon möchte ich dringend abraten – sofern man nicht absolut ortskundig ist. Stichwort: „Große Steine“.

Leuchtturm Kalkgrund. ©Michael Amme

Außerdem gilt es, am Eingang zum Alsfjord aufzupassen, da sich in unmittelbarer Nähe zur Marina Sonderborg ein weiteres Flach befindet (die rote Tonne gehört an Backbord passiert). Das gleiche gilt für die Nord-Untiefentonne auf halber Strecke im Als Fjord beim Abzweig nach Augustenborg. Sie markiert die Untiefe Snogbæk Hage.

Insgesamt gibt es sehr viele Seezeichen und Feuer in diesem Revier. Man ist geneigt zu behaupten, dass es vorbildlich ausgeschildert ist. Daher ist dieses Revier auch ideal zum Üben und für die Ausbildung.

Untiefe Snogbæk Hage. ©Sönke Roever

Strömungen und Wasserstandsänderungen können normalerweise in diesem Teil der Ostsee vernachlässigt werden, sie treten nur bei starken und anhaltenden Winden auf. Einzig im Als Sund setzt relativ konstant ein Strom von ein bis zwei Knoten nach Norden. Das kann übrigens von Bedeutung sein, wenn man weiß, wann in Sonderburg die Klappbrücke öffnet …

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Wetter

Zu jeder Jahreszeit darf mit gutem Segelwind gerechnet werden, leider kann es auch im Hochsommer immer wieder zu Starkwind und Regen kommen. Lange Regenperioden sind selten, es muss aber mit kurzfristigen Temperaturschwankungen gerechnet werden.

Der Dreiklang aus Sommer, Sonne und Segeln ist leider in keinem Revier der Welt garantiert. ©Michael Amme

Wind aus Westen bringt meist Wolken und mehr Regen mit sich, bei Ostwind gibt es viel Sonne und etwas kühlere Temperaturen. Egal zu welcher Jahreszeit man unterwegs ist, wetterfeste Kleidung gehört mit an Bord.

Häfen und Ankerplätze

Entlang der Flensburger Förde, der Geltinger Bucht und der Insel Als gibt es über zwei Dutzend Häfen (liegen vor Heckpfählen) und über ein Dutzend sehr gut geschützte Ankerplätze (besonders geschützt und beliebt ist das Ankern an den Ochseninseln, im Als Sund und bei Dyvig).

Tagesausklang im behüteten Als Sund vor Anker. ©Sönke Roever

Wer es mit dem Ankern nicht so hat, findet hier reizvolle Törnziele: Gerne angesteuert werden die Marina in der Innenstadt von Flensburg (gute Versorgung, sehenswerte Stadt und ein beliebter Beach Club „Flensburger Beach“ direkt vorm Bug beim stadtnahen Yachthafen), Glücksburg (nette Umgebung, Yachtschule und bei Regen Zuflucht in der Saunalandschaft „Fördeland Therme“), Langballigau (hübsches Dorf, gemütlicher Hafen), Høruphav (kleiner Hafen – alternativ gegenüber vor den Steilklippen ankern), Sonderborg (Altstadt, Marina, Stadthafen, viel zu entdecken) und Dyvig (Pilgerort der Fahrtensegler im Sommer).

Das Angebot und der Standard der Hafenanlagen im Revier ist vorbildlich. ©Michael Amme

Die Liegepreise für eine 40-Fuß-Yacht liegen in der Hochsaison um die 25 bis 30 Euro, sie sind in Dänemark etwas höher als in Deutschland. Das gleiche gilt für Proviant und gastronomische Angebote. Allerdings ist es bei deutschen Crews nicht sonderlich verbreitet, in Dänemark essen zu gehen („Einmal Hot-Dog satt bitte“) – vielmehr sind die Häfen abends übersäht mit grilllustigen Seglern, die bei Bier, Wein und Wurst an einfachen Holztischen über die Tageserlebnisse auf dem Wasser fachsimpeln und schwärmen, während die Kinder Krebse angeln oder sich an dänischem Softeis laben :-).

Ankerlieger bei den Ochseninseln. ©Sönke Roever

Charter

Natürlich ist es am einfachsten, das Revier von den vielen Charterstützpunkten rund um Flensburg zu erkunden. Wer mehr segeln möchte oder mehr Zeit hat, erreicht diese Ecke der Ostsee aber auch locker von Kiel (etwa 40 Seemeilen), Fehmarn/Heiligenhafen (etwa 50 Seemeilen) oder einem der nahen dänischen Ausgangshäfen.

Das Angebot an Charteryachten rund um die Flensburger Förde ist groß und abwechslungsreich. ©Michael Amme

Die Yachten im Charterbetrieb sind meist zwischen 30 und 50 Fuß groß, Katamarane gibt es so gut wie keine. Für die sind, ebenso wie für die 50-Fuß-Klasse, viele der kleinen Häfen nur eingeschränkt geeignet. Ein Schlauchboot ist an der Ostsee keine Selbstverständlichkeit, auch Außenbordmotoren müssen dazu gebucht werden. Möglichst rechtzeitig, die verfügbare Anzahl ist meist begrenzt.

Wenn nichts anderes vereinbart ist, werden Charterschiffe in der Ostsee in der Regel ohne Bettzeug, Bettwäsche und Handtücher angeboten. Neben dem Sportbootführerschein See ist auf der Ostsee eine Funklizenz und ein Pyroschein (letzterer kann meist auch durch Schnelleinweisung vor Ort erworben werden) erforderlich.

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Für eine deutschsprachige Beratung und die zuverlässige Buchung von Charteryachten für einen Törn durch die Flensburger Förde und den Als Sund bewährter Anbieter können diese Firmen behilflich sein:

Diese Anbieter betreiben vor Ort einen Stützpunkt

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Ankern und Grillen am Strand gegenüber von Høruphav. ©Sönke Roever

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Prof.Dr.Dirk Loose
Prof.Dr.Dirk Loose
5 Jahren her

Ich kann nach Segel-Erfahrungen in den Skandinavischen Gewässern seit 1966 sagen, dass diese zu den schönsten in Europa zählen.

Adam
Adam
1 Jahr her

Snogbæk Hage ist ‘ne Ost-Kardinal, nicht Nord