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Michael ist seit über 20 Jahren als Journalist und Fotograf auf dem Wasser tätig. Der studierte Geograf hat weltweit Reisereportagen in mehr als 100 Charter- und Blauwasserrevieren produziert. Zudem haben den Hamburger viele Segelreisen und seine frühere Tätigkeit als Charter- und Überführungsskipper rund um den Globus geführt. Zusammen mit Sönke Roever ist er die treibende Kraft von BLAUWASSER.DE und ein beliebter Referent auf Bootsmessen und diversen Seminaren (siehe Termine).
Titelfoto: ©Michael Amme
Egal ob Ostseeküste oder Bucht von Riga: Die Segelszene in Lettland ist bunt und aktiv. Das junge und moderne Land hat mit großem Aufwand seine Sportboothäfen modernisiert und bietet spannende Segelziele.
Viele Erzählungen der Letten beginnen mit den Worten „In der Sowjetzeit …“. Kein Wunder, das Land war bis zum Eintritt in die Europäische Union 2004 viele Jahrzehnte lang Teil der Sowjetunion. Auch Julija Jaunrodzina nutzt diesen Satzanfang: „In der Sowjetzeit war das Segeln an der Ostseeküste verboten und selbst in der Bucht von Riga wurde das sehr strikt gehandhabt“, erzählt sie. „Dadurch haben wir hier im Land eine ganze Generation, die keine Möglichkeit hatte, segeln zu lernen.“ Heute aber sind in dem Land mit nur 1,9 Millionen Einwohnern bereits über 400 Yachten registriert, „in Wirklichkeit aber sind es mehr“, sagt Julija, „weil viele, die ihr Boot in Finnland oder Schweden kaufen, die Kosten und Mühen der Ummeldung scheuen.“
Julija spricht wie fast alle jungen Leute und Fachkräfte im Land fließend Englisch und hat fünf Jahre für die EU in Brüssel gearbeitet. Heute arbeitet sie für die Riga Planungsregion und ist für das Marketing des Projekts East Baltic Coast zuständig. Ihre Chefin, Inga Brieze, erklärt das Projekt so: „Das ist ein von der EU gefördertes Gemeinschaftsprojekt von Estland und Lettland zum Ausbau der maritimen Infrastruktur von Sportboothäfen. Dadurch sind in den letzten fünf Jahren über 10 Millionen Euro in die Modernisierung von Marinas geflossen.“
Gemeinsam mit Julija und Inga mache ich mich mit Schiff und Auto auf den Weg, Lettlands Ziele für Segler zu erkunden. Wir wollen die Häfen und Servicemöglichkeiten des Landes erkunden, die Segelszene treffen und herausfinden, was ein Besuch mit der Yacht in Lettland zu bieten hat.
Lettland bietet zwei ganz unterschiedliche Reviere
Das Land liegt zwischen Litauen und Estland in der Mitte der drei Baltischen Staaten und kann für Segler relativ leicht in zwei getrennte geografische Bereiche eingeteilt werden: Ganz im Westen ist die etwa 100 Seemeilen lange Ostseeküste mit ihren drei Häfen Liepaja, Pavilosta und Ventspils. Hinter der etwa 30 Seemeilen langen Meerenge zwischen der estnischen Insel Saarema und der hafenlosen Nordküste von Lettland öffnet sich die etwa 50 mal 50 Seemeilen breite und offene Bucht von Riga, die neben den fünf Sportboothäfen der Metropole weitere sieben Hafenorte bietet, die auch mit großen Kielyachten besucht werden können.
Die Reise beginnt an der lettischen Ostküste in Skulte
Wir beginnen unsere Reise an der Ostküste des Golfs von Riga in Skulte, 23 Seemeilen von der Hauptstadt entfernt. Hier sind die letzten Arbeiten für einen zusätzlichen Sportbootbereich in vollem Gange, eine neue Spundwand wird in den lehmigen Meeresboden gehämmert und an Land das neue Sanitärgebäude gebaut.
Gegenüber, vor den Hallen einer Schiffswerft, liegen ein halbes Dutzend Yachten an einer alten Schwimmsteganlage, hier hat auch eine kleine Segelschule ihre Optimisten für die Kinder des Ortes liegen. „Bei schlechtem Wetter dürfen die auch im Schutz der großen Hafenmole trainieren“, erzählt der Hafenkapitän, der hier im Hafen bis zu 140 Meter lange Frachtschiffe empfängt, die hauptsächlich Holz und Getreide für den Export laden.
Vom kommerziellen Hafen ist in dem abgeknickten Seitenarm des Sportbootbereichs nichts zu spüren, auf einem Willkommensschild werden die Besucher aufgefordert, sich per WhatsApp oder E-Mail beim Hafenmeister anzumelden. Vor dem Hafen gibt es ein Gemeindehaus mit einem kleinen Café, dazu bietet der ruhige und weitläufige Ort ein paar Einkaufsmöglichkeiten. Auf dem kurzen Weg zum Strand laufen wir durch einen dichten Wald, vorbei an einem Campingplatz mit Restaurant, dieser Weg ist auch Teil eines sehr langen Wanderweges entlang der gesamten Küste Lettlands.
Salacgriva: Modern, aufgeräumt und einladend
Nur 35 Seemeilen weiter nördlich findet sich erneut die gleiche Kombination aus kommerziellem Hafen mit Sportbootbereich. Mit dem Unterschied, dass in Salacgriva die Modernisierungsarbeiten bereits abgeschlossen sind.
Zu der neuen Schwimmsteganlage hat die Stadt noch eine Hafenpromenade spendiert, und in dem supermodernen Hafengebäude sind Sanitäranlagen im Hotelstil, Saunabereich, Aufenthaltsraum, Küchenzeile und Waschmaschine untergebracht. Auch hier finden sich im Untergeschoss wieder ein Dutzend nagelneue Optimisten und Laser für den segelnden Nachwuchs des Landes, das ganze Ambiente des Hafens und Ortes wirkt aufgeräumt und einladend.
Im supermodernen Pizzarestaurant nebenan treffen wir den Hafenkapitän Ivo Istenais zum Mittag. „In der Saison muss man hier unbedingt reservieren, das Lokal ist mittlerweile überregional bekannt“, erzählt der Hafenchef mit Dreitagebart, während die mit original italienischen Zutaten belegte Ofenpizza serviert wird. Ganz im Gegensatz zum neuen Hafen, in dem trotz Hauptsaison nur eine einzige Yacht liegt. „Wir haben gerade erst alles fertiggestellt und eröffnet“, erklärt Ivo den besonderen Anblick, „in Zukunft heißen wir Dauerlieger und Besucheryachten gleichermaßen willkommen.“
Jeden Freitag in der Saison wird die Promenade am Hafen zum Konzertplatz. „Immer zum Sonnenuntergang gibt es hier ein Konzert, die Band spielt dann auf einem unserer Hafenpontons“, freut sich Ivo über das von der Gemeinde organisierte und für die Besucher kostenlose Angebot.
Kuivizi ist der naturnahe Hafen zum Entspannen
Mit dem Auto brausen wir durch endlose Kiefern-, Fichten- und Buchenwälder die flache Küstenstraße weiter Richtung Norden. Nur wenige Seemeilen vor der Grenze liegt auch der Hafen von Kuivizi. Die kleine und sehr gut geschützte Hafenanlage liegt direkt hinter dem Strand in einer privaten Hotel- und Bungolowsiedlung, die reichlich Urlaubsatmosphäre versprüht und ideal für ein paar ruhige Tage in landschaftlich sehr schöner Umgebung ist.
Die alte Hansestadt Riga ist eine wahre Ostseeperle
Bevor wir von Riga aus mit der Yacht den Westteil der Bucht von Riga ansteuern, verbringen wir einen Tag in der 630.000-Einwohner-Metropole. Um es gleich vorweg zu nehmen: Diese am Flusslauf Düna gelegene alte Hansestadt ist eine wahre Ostseeperle. Ja, die etwa 60 Seemeilen bis in den Scheitel der Bucht von Riga erscheinen bei der Planung einer Ostseerunde auf den ersten Blick wie ein Umweg. In diesem Fall aber trifft ein bekannter Sinnspruch direkt ins Schwarze: Umwege erhöhen die Ortskenntnis.
Riga bietet auf dem acht Seemeilen langen Flusslauf bis ins Zentrum der Stadt gleich fünf mögliche Yachthäfen. Der Besucher aber wird sich für einen der beiden direkt im Zentrum der Stadt liegenden Yachthäfen entschieden. Die Andrejosta Marina am Ostufer war bis zur Eröffnung des neuen City Yacht Club am Westufer der zentrale Anlaufpunkt der Stadt. Wer das laute Treiben der vielen Clubs und Bars rund um das Hafenbecken zu anstrengend findet, der kann nun auch in der neuen, ruhigen und sehr modernen Anlage gegenüber festmachen. Beide Häfen sind mit zehn bis 15 Minuten Gehzeit etwa gleich weit vom historischen Zentrum der Stadt entfernt.
Gemeinsam mit Julija stapfe ich durch die engen Kopfsteinpflastergassen, vorbei an Reisegruppen, die vor mittelalterlichen Häusern der Hansezeit haltmachen. „Die Stadt ist immer voll mit Touristen“, erzählt Julija und zeigt mir mit Begeisterung die Sehenswürdigkeiten der Stadt: Domplatz, Schwarzhäupterhaus, St. Petrikirche, Nationales Kunstmuseum, Zentralmarkt, Nationaloper, Parlament, Nationalbibliothek, die Reste der alten Stadtmauer und die drei Brüder, den ältesten Wohnhauskomplex aus dem 15. Jahrhundert. „Für uns Letten aber ist das Freiheitsdenkmal am Eingang zur Altstadt am wichtigsten.“ Kein Wunder, hat das Land doch eine unendlich lange Liste wechselnder Fremdherrschaften durch Deutsche, Schweden, Polen und Russen hinter sich.
An Bord der Segelyacht NIRVANA, einer alten Gib Sea 442 von 1987, machen wir uns am nächsten Morgen bei warmem Sommerwetter auf den Weg zur Westküste der Bucht von Riga. Skipper Janis Albertins ist als Sohn eines Fischers mit dem Meer verwurzelt, „ich konnte mir aber nie vorstellen, dass man sich Segeln zum Vergnügen leisten kann.“ Der heutige Systemadministrator mit eigener kleiner IT-Firma hat das Segeln bei der Sail Training Association Latvia gelernt, die seit 2003 junge Menschen zum Segeln bringt und ausbildet. „Jetzt gebe ich das Wissen weiter an die nächste Generation“, sagt er und zeigt auf die beiden 19-jährigen Studenten Anastasija und Michail, die als Crew ebenfalls mit an Bord sind.
Hinter dem Stadtzentrum wechseln sich auf dem breiten und tiefen Fluss Industrieanlagen, Verladepiers, Hafenkräne und grüne Uferabschnitte ab, an den Kaimauern liegen Kreuzfahrtschiffe, Arbeitsboote und große Ozeanriesen, hin und wieder passiert eine Yacht unseren Kurs.
Die Bucht von Riga ist weit, offen und ohne navigatorische Hindernisse
Hinter dem roten Leuchtturm auf der Mole, der die Zufahrt in die Flussmündung schützt, zerren Michail und Anastasija die Segel hoch. Mit sieben Knoten zieht das betagte, aber seetüchtige Schiff durch das dunkelblaue Wasser der überwiegend um die 40 Meter tiefen Bucht von Riga. Janis übergibt die Verantwortung der jungen Generation und nutzt die Zeit der 26 Seemeilen langen Überfahrt nach Engure für seine Arbeit. „Hier in der Bucht von Riga ist die Herausforderung überschaubar, es gibt keine Untiefen und nur wenig Verkehr.“
An Backbord zieht mit Jurmala ein Nahziel von Riga vorbei, „die Zufahrt durch die kleine Flussmündung ist aber versandet und wir müssen noch warten, bis wieder gebaggert wird“, erklärt er die aktuelle Situation dieses attraktiven Ziels. Später werde ich diesen mondänen Urlaubsort, der eine Art riesiges Strandbad ist, zusammen mit Julija mit dem Auto besuchen. „Wir nennen es auch Wooden Monaco“, wird sie mir erklären, während ich die herrliche Holzhausarchitektur bewundern werde, „ein Apartment mit 100 Quadratmetern kostet hier schnell über eine halbe Million Euro.“ Auch die Dichte an SUV’s und teuren Sportwagen dürfte im Land nirgends größer sein als hier. Dagegen ist der mit neuen Schwimmstegen und neuem Sanitärgebäude ausgestattete und etwas abseits an einem extrem idyllischen Flusslauf gelegene Yachthafen geradezu bescheiden.
Same, same but different: Engure
Nach vier Stunden zügiger Fahrt unter Gennaker erreichen wir Engure, „der einzige Hafen in Lettland, der nicht in einer Flussmündung liegt“, weiß Janis zu berichten. Mit dem Heck steuert er den Schwimmsteg an, am Bug fädelt Michail die Vorleine in das Auge einer roten Muringtonne, diese Festmachmethode ist hier in Lettland am weitesten verbreitet.
Am Steg werden Begrüßungen und Umarmungen ausgetauscht, immer mehr Yachten erreichen den schön neben einem Strand gelegenen Hafen, morgen startet hier eine Wochenendregatta. An Bord der Yachten, ein Mix aus betagten und neuen Serienyachten zwischen neun und 14 Metern, genießen die mit erstaunlich vielen jungen Leuten bestückten Crews den stahlblauen Sommerabend beim Fachsimpeln, Sundowner oder erledigen kleinerer Reparaturarbeiten.
Am Strand nebenan schmettern junge Mädchenteams bei einem Beachvolleyballturnier den weißen Lederball über die aufgespannten Netze und auf dem Hafengelände steht etwas verlassen vor einem alten Werftgebäude die Negativform eines Katamarans. Beim Gang durch den Ort schlendere ich an zwei Supermärkten vorbei und entdecke, dass das Preisniveau der Produkte der mir überwiegend unbekannten Marken vergleichbar mit dem in Deutschland ist.
Wie fast alle kleinen Küstenorte ist auch das 1.500-Seelendorf Engure weitläufig und ohne richtigen Ortskern, es gibt ein Kulturhaus, eine Bibliothek und ein kleines Fußballstadion, einen szenigen SUP-Verleih mit Galerie, ein Kaffeehaus, einen Friseursalon und drei Restaurants. Wir entscheiden uns für das Karff, ein unerwartet stylisches Restaurant mit moderner Holzdielenterrasse und toll angerichteten Tellern mit Grillspezialitäten. Die vollbesetzten Tische versprühen Großstadtflair in der Provinz, symbolhaft für ein Land im Aufbruch, in dem die planwirtschaftliche Vergangenheit trotz einiger baulicher und atmosphärischer Erinnerungen schon lange Schnee von gestern ist.
Roja und Mersrags an der Westküste sind klein, ruhig und beschaulich
Die beiden weiteren Häfen an der Westküste des Golfs von Riga liegen nah beieinander, nach Mersrags sind es von Engure nur zehn Seemeilen, von dort aus bis nach Roja Port noch einmal 16 Seemeilen. Beides sind kleine, ruhige und beschauliche Orte wie Engure, wieder beide mit Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten, mit modernisierten Steganlangen für etwa zwei Dutzend Yachten und sehr hilfsbereiten Hafenmeistern.
In Roja ist auch heute noch eine Fischereiflotte zuhause und in Mersrags gibt es eine Bootswerft, die sich auf Holzarbeiten spezialisiert hat. Wer in diesen Häfen festmacht, genießt wahlweise die entspannt ruhige Atmosphäre, ausgedehnte Spaziergänge durch die nahen Wälder oder die endlosen Sand- und Strandlandschaften gleich neben den Hafenanlagen.
Liepaja im Westen ist die drittgrößte Stadt des Landes
Ganz anders zeigen sich die Gegebenheiten entlang der Westküste des Landes. Hier ist die Küste der weiten und offenen Ostsee zugewandt, wer bei seiner Ostseerunde über Polen und Litauen kommt, macht seinen ersten Landfall in Lettland vermutlich in Liepaja, mit 80.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt des Landes. So auch Michael Surovcik aus Hamburg, der mit seiner knapp neun Meter langen SEAHAWK 2 seit vier Wochen unterwegs ist. „Wir kommen heute aus Klaipeda“, erzählt der 38-Jährige, „die Küste hat uns hier mit ihren Dünen, Wäldern und Sandstränden auf Anhieb viel besser gefallen als in Litauen.“
Auch er hat sein Schiff in der neuen Marina hinter dem großen Industriehafen mitten im Zentrum der Stadt vertäut. Der Besucherstrom der Yachten hat sich in den letzten 14 Jahren verdoppelt, „70 Prozent der etwa 400 Gastlieger kommen dabei aus Deutschland“, erzählt Karlis Kints, der hier schon seit 2007 als Hafenmeister arbeitet. „Ich bin für die Segler dabei auch so eine Art Touristenbüro und empfehle ihnen, was genau man hier machen kann.“ Zum Beispiel das Restaurant Spikes, das mit Fischspezialitäten, eigener Brauerei und abendlicher Livemusik direkt am Hafenkanal liegt. Oder den sensationellen Stadtstrand mit Dünenlandschaft und Strandcafé, der mit seiner endlosen Weite Nordseeflair versprüht.
Ventspils hat einen modernen Industriehafen
Wer seine Ostseerunde dagegen im Uhrzeigersinn plant, macht seinen ersten Landfall in Lettland aus Norden kommend in Ventspils. Mit 40.000 Einwohner ebenfalls ein großer Hafenort mit einem modernen Industriehafen, der Yachthafen hat mit Hilfe des Investitionsprogramms neue Steganlagen, ein neues Hafengebäude und einen 35 Tonnen Travellift bekommen. „Wir führen hier alle Arten von Werftarbeiten durch und haben auch ein großes Außenlager für Yachten“, erklärt Hafenmeister Linards Volks.
Pavilosta ist so etwas wie das Ibiza Lettlands
Das eigentliche Highlight für jeden segelnden Lettland-Besucher ist die Begegnung mit Girts Vagotins-Vagulis in Pavilosta, dem dritten Hafen an der offenen Ostseeküste Lettlands. Der Hafenmeister ist eine Frohnatur, der jeden Tag im Jahr mit Elbsegler-Mütze und blau-weiß-gestreiftem Oberteil zur Arbeit kommt und beinahe akzentfrei Deutsch spricht. „Ich habe schon immer deutsches Fernsehen geguckt und kenne jede Sendung von Stefan Raab“, erklärt der in dem kleinen Hafenort geborene vierfache Familienvater, der auch ein Semester Lehramt in Hildesheim studiert hat.
In seinem hölzernen Tuckerboot schippert er durch den Hafen mit seinen drei Anlegeoptionen und wundert sich über die Verwandlung seines ehemals ruhigen Heimatortes. „Wir sind jetzt ein hippes Urlaubsziel geworden“, erzählt der studierte Pädagoge und BWLer, der zudem gerade einen Doktortitel anstrebt. „Mitte der 90er Jahre kamen hier wegen der guten Wellen die ersten Surfer. Ihr Lifestyle und ihre Zeltcamps haben hier so eine Chillout-Atmosphäre geschaffen, die dann auch viele Künstler angezogen hat. Aber seit zwei, drei Jahren geht es hier richtig ab und jeder möchte jetzt hier ein Haus haben.“
An schönen Sommertagen kommen in das 850-Seelen-Dorf zwei- bis dreitausend Besucher, es gibt coole Lokale, Surfschulen und mit dem OTTO-Hotel das erste 4-Sterne-Haus im Ort. Antal Libiete vom Touristenamt der Stadt freut sich über die Verwandlung des ehemaligen Fischerortes, „die Leute sagen: Statt nach Ibiza fahren wir jetzt nach Pavilosta.“
Jeder, der schon einmal auf Ibiza war, weiß, dass dieser Vergleich hinkt. Trotzdem: Pavilosta ist ein herrlich entspannter Urlaubsort mit cooler Atmosphäre und tollen Freizeitmöglichkeiten, dazu gibt es hier eine professionelle Yachtwerft mit 20-Tonnen-Kran und Winterlager.
Fazit: Lettland hat sich schick gemacht für segelnde Touristen
Am Tag darauf geht es von Riga aus zurück nach Deutschland, das Ende der Rundreise ist erreicht, ein Fazit notwendig. Fast alle Sportboothäfen des Landes haben sichtbar von dem EU-Programm profitiert und bieten einen tollen Standard für Besucher.
Noch immer werden vermutlich viele, die bei der Planung einer großen Ostseereise nach attraktiven Zielen suchen, Lettland meist nur als Transitziel auf dem Schirm haben. Verständlich, wenn man nur die geografischen Gegebenheiten berücksichtigt, die den weit nach Süden ragenden Golf von Riga als eine Sackgasse erscheinen lassen. Völlig unverständlich dagegen, wenn man Riga und Pavilosta, Liepaja und Engure und die vielen kleinen anderen Perlen des Landes kennengelernt hat. Und noch viel unverständlicher, wenn man die junge, aufgeschlossene und engagierte Segelszene des Landes getroffen hat und weiß, dass man hier aufs Herzlichste empfangen wird.
Weiterführende Infos
Auf der Website von East Baltic Coast gibt es nicht nur viele Neuigkeiten über das Revier (Lettland und Estland), sondern auch einen kompletten Hafenführer aller Häfen mit Hafenplan, Beschreibung, Foto und teilweise auch einem Video von den Hafenanlagen und der Hafeneinfahrt.
Diese Artikelproduktion wurde unterstützt durch:
Hinweis: Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder. Die Verwaltungsbehörde des Programms haftet nicht dafür, wie diese Informationen verwendet werden.
Wir haben diesen Sommer gerade die Ostseerunde mit ausgiebigen Besuchen de r hier aufgeführten Häfen gemacht. Ihre Beschreibungen sind zutreffend, mit einer Ausnahme: Skulte. Dies war ein Hafen, den wir nur als Nothafen wieder anlaufen würden. Mit 2m Tiefgang konnten wir nur an der Pier steuerbord einlaufend festmachen. Wir kamen nur mit viel Glück vom Werftgegenstände runter, da abends ein Rolltor nur durch Anruf geöffnet wurde. Selbst ein einheimischer Segler fragte uns, warum wir ausgerechnet in diesen verfallenen Hafen kommen. Auch die Ortschaft ist wenig interessant, ausser man findet sozialistische Bauweisen schön. Wir werden Lettland auf jeden Fall wieder besuchen,… Mehr lesen »
Hallo Ute,
danke für deine Nachricht. Ja, Skulte ist jetzt vielleicht nicht das Topziel des Landes. Wenn die Arbeiten für den neuen Anleger und das Sanitärgebäude abgeschlossen sind, wird die Situation aber deutlich besser sein. Und das mit dem Tor stimmt, ist aber so gemeint: mit einem Telefonanruf wird das geöffnet, das hat auch bei uns problemlos geklappt.