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Michael ist seit über 20 Jahren als Journalist und Fotograf auf dem Wasser tätig. Der studierte Geograf hat weltweit Reisereportagen in mehr als 100 Charter- und Blauwasserrevieren produziert. Zudem haben den Hamburger viele Segelreisen und seine frühere Tätigkeit als Charter- und Überführungsskipper rund um den Globus geführt. Zusammen mit Sönke Roever ist er die treibende Kraft von BLAUWASSER.DE und ein beliebter Referent auf Bootsmessen und diversen Seminaren (siehe Termine).
Wer in Saint-Martin chartert, hat Optionen für jeden Törncharakter
Die dunkelbraunen Augen von John strahlen, seine Mundwinkel grinsen und durch seine Zahnlücke pfeift er ein breites „Wellcome to Sint Maarten, let’s go.“ Auf den Straßen plätschern die Rinnsale des letzten Schauers dahin, dunkle Wolkenfetzen türmen sich am Himmel auf, hin und wieder blendet das Sonnenlicht durch die getönten Fenster des klimatisierten Chevrolets.
Die einspurige Inselstraße ist voller Autos und Leben, man hupt, steht im Stau, vertreibt sich die Zeit mit Reden, „Rushhour“, sagt John und zuckt gelassen die Schultern. Auf der Wasserseite ziehen Segelboote, große Motoryachten und moderne Marinas vorbei, gegenüber Duty-free-Shops, Casinos, ein Harley-Davidson-Händler und ein Fußballstadion.
Die Insel ist so etwas wie das Mallorca der Karibik
Das erklärt die Basisleiterin unseres Charterunternehmens mir und der jetlaggeplagten Crew beim Check-In. Durch ein Schaufenster blickt sie von ihrem mit reichlich Papier und Ersatzteilen bedeckten Schreibtisch direkt auf die an den Holzstegen von Port Lonvilliers vertäuten Yachten des Stützpunktes. „Hier im französischen Teil St. Martin geht es zum Glück etwas ruhiger zu, die vielen Kreuzfahrer, der Flughafen und all die zollfreien Geschäfte liegen im holländischen Teil Sint Maarten“, erzählt sie. Die Zweistaateninsel gilt als die größte Shopping Mall der Karibik und lockt damit etwa eine Million Besucher pro Jahr an, so viele wie keine andere im Inselbogen der kleinen Antillen.
Schon auf Saint-Martin ist die Auswahl der Ziele groß
Zu Hause in Hamburg hatten wir bei Nebel und Nieselregen zusammen gesessen und von warmen Passatwinden und rauschenden Atlantikwellen geträumt, von weißen Sandstränden, grünen Palmenwäldern und relaxten Beachbars. Als die Temperaturen wenige Tage später den Gefrierpunkt erreichten, wurde gebucht.
Jetzt, am Abend der Ankunft, sitzen wir im T-Shirt und mit einem gekühlten Heineken in der Hand unter einem sternenklaren Himmel auf der Terrasse unseres Katamarans LADY HELEN, einer Belize 43. „Junge, was haben wir das gut“, grinst Hans bis über beide Ohren und knotet einen leuchtenden Gummiköder an seine neue, zollfreie und goldglänzende Angelrolle.
St. Martin ist klein, im Vergleich zu Mallorca ist das Eiland mit seinen etwa sechs Seemeilen Durchmesser sogar winzig. Dennoch könnte man hier Tage verbringen, die Empfehlungsliste für die Insel ist lang: Die beiden Badeinseln in der Orient Bay sind einen Besuch wert, die Vollmondparty in der Friar’s Bay und auch der Bilderbuchstrand der einsamen Happy Bay.
Wir könnten auch in der Marina von Marigot festmachen und an der Promenade des gleichnamigen Ortes Riviera-Feeling auf Karibisch erleben. Oder auf Tintamare, einer unbewohnten Robinsoninsel in einem Marine Park, an einer der kostenlosen Murings festmachen.
Auf nach Anguilla – einer der kleinsten Karibikstaaten
„Vielleicht sparen wir uns die langen Atlantiketappen auch ganz?“, fragt Saskia, nachdem sie sich mittels der Seekarten einen Überblick verschafft und die nur wenige Seemeilen entfernten Inseln Anguilla und St. Barth entdeckt hat. „Kommt nicht in Frage“, protestiert Hans und wedelt mit der Nachtfahrerlaubnis. „Damit können wir sogar noch die Inseln von Saba bis Antigua schaffen.“ Doch das wären zusammen zehn Inseln und acht Nationen in neun Tagen. Ich winke ab, „no way“, auch wenn die Entfernungen nicht das Problem und die einzelnen Etappen auch ohne Nachtfahrerlaubnis zu schaffen wären.
Road Bay, Anguilla. Hinter der Eingangstür des hölzernen, hellblau gestrichenen Kolonialbaus am Strand von Sandy Ground Village herrschen Temperaturen wie in Hamburg. Die Klimaanlage brummt, der Boden ist gewienert, der Schreibtisch aufgeräumt. Hier werden die Formalitäten erledigt. „Passports, Crewlist and ship’s paper, please“, bittet die in einer steif gebügelten, weißen Bluse gekleidete Grenzbeamtin.
Der winzige Inselstaat liegt nur dreieinhalb Seemeilen von St. Martin entfernt, hat 12.000 Einwohner und belegt in der FIFA-Weltrangliste den drittletzten Platz. Für Segler aber herrschen hier die strengsten und teuersten Regeln des Reviers: Nachts muss in zwei vorgeschriebenen Buchten geankert werden, und für die als Marinepark ausgewiesenen vorgelagerten Inseln muss ein Cruising Permit beantragt werden. „Puh“, schlottere ich nach viel Papierkram und zahlreichen Stempeln, „der Tagesbesuch hier kostet uns mal eben gute 100 US-Dollar.“
Jedes Ziel ein neues Land – Ein- und Ausklarieren gehört hier mit zum Erlebnis
Dafür dürfen wir jetzt aber auf Sandy Island und den Prickly Pear Cays Robinson spielen. Unter schattigen Palmen bohren wir unsere Zehen in den watteweichen Sand der einsamen Inseln, gehen baden, schnorcheln und Muscheln sammeln. Die Seele fängt an zu baumeln, schneller als erwartet, „so viele Traumstrände in so kurzer Zeit, das hätte ich nicht erwartet“, freut sich Hans.
Mit der untergehenden Sonne im Rücken geht es zurück nach Road Bay, Revierführer-Papst Chris Doyle beschreibt den Ankerplatz als einen der angenehmsten der nördlichen Leeward Islands – aufgrund der entspannten Atmosphäre im Ort, des schönen Sandstrandes und der kleinen, aber feinen Auswahl an Bars und Restaurants. Recht hat er, das erfahren wir im Roy’s Bayside Grill. Hier lassen wir uns bei Mondschein und Meeresrauschen Hummersuppe, Tunfischsteak und Lammkotelett servieren.
Neuer Tag, neue Insel, neues Land. Auf dem Weg zum nahe gelegenen Saint-Barthélemy (Kurzform: St. Barth) bleiben die Wassertiefen flach, der Wellengang ebenfalls, und vom Passatwind ist hinter der Abdeckung von St. Martin nur wenig zu spüren. Die Insel ist in der FIFA-Rangliste nicht mal erwähnt, dafür aber im Lissabonner EU-Vertrag. Dort steht geschrieben, dass das französische Überseedepartement auch in Zukunft ein Teil der Europäischen Union bleiben soll – was aber nicht bedeutet, dass EU-Bürgern das lästige Ein- und Ausklarieren erspart bleibt. Die Behörden jedoch sind hier modern und effizient, man füllt seine Grenzpapiere an Computerterminals aus.
St. Barth – das Ibiza der Karibik
Die Insel selbst ist ein sympathisches Unikum, so etwas wie das Ibiza der kleinen Antillen: lebendig, trendy und chic. Und sie ist sehr beliebt bei den Stars und Sternchen, dem Jetset und der Megayacht-Szene. Das pittoreske Hafenörtchen Gustavia ist ein exklusives Shopping-Paradies mit 200 überwiegend hochwertigen und liebevoll gestalteten Läden, einem Yachtclub, Szene-Bars und mondänen Restaurants.
Es gibt teuren Bordeaux und seltene Uhren von Cartier zu kaufen, und über dem Ort an den Klippen kleben noble Villen mit Swimmingpools. „Irre, was die hier für Geschäfte haben“, schwärmt Saskia, „so viele gute Labels finde ich nicht einmal in der Hamburger Innenstadt.“
In der Saison ist das kleine Hafenbecken zugeparkt mit viel Edelstahl und Glas und die Liegegebühren erreichen St.-Tropez-Niveau. Selbst die Ankerplätze in der Bucht davor sind kostenpflichtig.
Doch die Insel kann auch anders. In der sichelförmigen Anse du Colombier im Norden sind Segler und Naturliebhaber unter sich, die Bucht ist nur mit dem Boot zu erreichen. Auch die von steilen Klippen eingeschlossene und mit Palmen gesäumte Anse de Grande Saline ist noch unbebaut und zum Bleiben schön. Hans aber drängt: „Wir wollen weiter, endlich richtig segeln und nicht nur rumdümpeln.“
Sommer, Sonne, Passatwind – und Fisch
„Kurs Süd“, heißt somit das nächste Kommando, „hoch mit den Tüten, wir fahren nach Oranjestad“, sage ich. Winschen ächzen, Wellen gurgeln, der aufgefrischte Passatwind bringt den 13-Meter-Kat ordentlich auf Trab. Die blauen Atlantikwellen werden größer, die Wassertiefen auch, hinter der 100-Meter-Linie stürzt das Meer ab in die Tiefe. „Das riecht nach Fisch“, freut sich Hans und lässt die Leine von der Rolle. Das Groß ist aufgefiert und drückt gegen die Saling, die Genua zieht, der Autopilot surrt. Neun Knoten ohne Schräglage, auf dem Herd dampft die Espressokanne und es gibt belegte Baguettes.
„Fisch, Fisch“, brüllt Hans plötzlich und die Ruhe ist vorbei. „Wir müssen Fahrt aus dem Schiff nehmen, so bekomme ich das Biest nie rein.“ Was folgt, ist Schwerstarbeit: Kurswechsel, Genua einholen, drillen. Dann zappelt ein riesiger Wahoo an Deck, erst die Winschkurbel bringt ihn zur Ruhe. „Zum Glück kein Barrakuda“, freut sich der gelernte Biologe und erklärt, dass die schwere Fischvergiftung Ciguatera genau in diesen Breiten auftritt, insbesondere bei Fischen, die, wie der Barrakuda, an Riffen jagen.
St. Eustatius – auch die Holländer haben hier als Kolonialmacht geherrscht
Die nächsten Etappen heißen Oranjestad, Basseterre und Charlestown. „Was erwartet uns da?“, will meine Crew wissen. „Ein Kulturschock“, sage ich, „oder besser gesagt: Karibik unplugged.“ Abseits der ausgetretenen Touristenpfade werden die Inseln eher selten besucht, auch, weil den meisten die dafür notwendige Strand- und Palmen-Kulisse fehlt.
In den Ortschaften mit ihren bunten Kolonialstilhäusern und schiefen Fensterläden kann man dafür Frauen in farbenfrohen Kleidern bei der Hausarbeit beobachten und fröhliche Kinder in gebügelten Schuluniformen beim Jagen über die Straße. Gackernde Hühner, die durch verwilderte Vorgärten und durch brüchige Zäune hindurch fliehen, einen fliegenden Händler, der mit der Machete Kokosnüsse aufschlägt. Und Anzugträger mit dunklen Sonnenbrillen, die ihren Geschäften nachgehen.
Jetzt, am späten Abend von Tag fünf der Reise, erreichen wir mit unserer Charteryacht den kleinsten der drei Orte, Oranjestad auf St. Eustatius. Im 18. Jahrhundert war die Insel als der Golden Rock bekannt, damals lagen hier Hunderte Segelschiffe vor Anker, das zum Königreich der Niederlande gehörende Eiland war das Handelszentrum der Westindischen Inseln.
Heute liegen hier selten mehr als eine Handvoll Yachten und an der Wasserfront gibt es nur ein paar einfache Gästehäuser. „Die Regierung macht zu wenig für den Tourismus, schließlich haben wir keinen einzigen Strand“, erklärt der Fremdenführer Filipe das Dilemma der Insel „die meisten Touristen hier sind Taucher.“ Die nämlich finden an den Steilwänden der schroff in die Tiefe abstürzenden Vulkaninsel riesige Canyons, Wracks, Haie und Rochen.
Nevis ist bei Yachten beliebt
Basseterre ist mit 20.000 Einwohnern der größte der drei Orte und Hauptstadt vom Inselstaat St. Kitts und Nevis. Neben einem riesigen Kreuzfahrtterminal gibt es auch einen Yachthafen.
Zum Bleiben verführt Basseterre jedoch nicht, „es ist viel zu wuselig und zu laut“, findet Saskia. Die Ankerbuchten am Südzipfel der Insel dagegen sind schön und einsam, in der Majors Bay kann man sogar wild lebende Affen füttern. Richtig karibisch wird es dann aber erst wieder wenige Seemeilen weiter südwärts auf Nevis.
Pinney’s Beach ist drei Seemeilen lang und bei Yachties sehr beliebt. Gleich neben dem Four Seasons Hotel liegt deren beliebteste Landmarke: das Sunshine’s Beach Bar & Grill. Die offene Terrasse ist bunt beflaggt und in den Rastafarben grün, gelb und rot gestrichen. „Dort gibt es den bekanntesten Rumcocktail der Insel, den Killer Bee“, hatte ein amerikanisches Seglerpaar in Charlestown erzählt.
Pünktlich zum Sonnenuntergang um halb sechs bohren wir schon wieder unsere Zehen in den warmen Sand, in den Gläsern klirren die Eiswürfel und im Hintergrund scheppert der Sound alter Reggae-Größen aus den Boxen. Die untergehende Sonne malt ihr purpurrotes Wolkengemälde in den Himmel, danach werden gegrillte Lobster serviert, „besser kann es nicht mehr werden, hier bleiben wir“, fasse ich zusammen, was alle denken.
Fazit: Mehr Abwechslung und mehr Karibik geht nicht
Doch die Zeit drängt, wir müssen wieder gen Norden aufbrechen, in zwei Tagen geht es bereits zurück nach Hamburg. Antigua und Barbuda im Osten müssen warten bis zur nächsten Reise, Montserrat ebenfalls. Voraus liegen 50 Seemeilen bis zum Zwischenstopp auf der verlassenen Insel Ile Furche. Die Atlantikwelle rollt von der Seite heran, es ruckelt und stampft, im Navitisch fliegen die Münzen und Scheine der letzten Tage durcheinander: US-Dollar und Antillen-Gulden, Euromünzen und Ostkaribische Dollar.
Die Reisepässe haben viele exotische Stempel bekommen und im Logbuch stehen die Koordinaten einsamer Inseln, postkartenschöner Strände, bunter Schnorchelplätze und lebensfroher Ortschaften. Und in meinem Reisetagebuch fehlt nur noch ein letzter Eintrag: Karibischer kann eine Karibikreise nicht sein.
Yachtcharter auf St. Martin
Allgemein
Baie de Marigot, Oyster Pond, Anse Marcel, Cole Bay – die Liste der Häfen mit Stützpunkten von Charterunternehmen ist lang auf St. Martin. Viele internationale Flottenbetreiber bieten hier Charteryachten an, dazu kommen ein paar wenige lokale Unternehmen. Das liegt nicht nur an den guten Versorgungsmöglichkeiten und den vielen internationalen Flugverbindungen. Vor allem das nahe Segelrevier der Leeward Islands macht St. Martin als Ausgangshafen interessant.
Die Charterfirma The Moorings hat in der kreisrunden Marina Fort Luis in der Baie de Marigot ihre Basis, die Firma ist in Bezug auf Yachttourismus in der Karibik einer der Pioniere. Der Stützpunkt in der modernen Marina bietet alle Einrichtungen und die lebendige Küstenpromenade davor reichlich Einkaufs- und Ausgehmöglichkeiten.
Flotte und Basis
Insgesamt stehen auf der Basis von The Moorings Yachten von 40 bis 51 Fuß zur Verfügung. Davon sind rund ein Drittel Katamarane vom Typ Leopard Catamarans, die anderen Schiffe sind Monohulls vom Hersteller Beneteau. Wegen des geringeren Tiefgangs muss hier niemand auf einen Katamaran umsteigen, alle Plätze des Reviers sind auch mit einer Kielyacht zu erreichen. Der große und freie Lebensraum an Deck aber ist ein starkes Argument für einen Katamaran in einem Revier wie der Karibik.
Die Preise bei The Moorings sind immer inklusive Beiboot mit Außenborder, Bettwäsche und Handtüchern, Friendly Skipper, Wasser & Eis und The Moorings Grundpaket. Wer möchte, kann sich auch von einem The Moorings-Profiskipper durch das Revier führen lassen. Auch weitere Extras wie ein SUP-Board oder Kajaks können am Stützpunkt ausgeliehen werden, von einem externen Anbieter vor Ort auch Tauch- und Angelausrüstung. Hier geht es zu den aktuellen Verfügbarkeiten und Preisen.
Der Transfer zwischen dem Flughafen Juliane und der Basis dauert nur zehn Minuten und kostet etwa 20 Euro mit dem Taxi.
Weitere Infos und Buchung
Das deutsche Buchungsbüro von The Moorings hat seinen Sitz in Bad Vilbel nahe Frankfurt. Telefon: +49 6101 55791 528
E-Mail: info@moorings.de
Internet: www.moorings.de
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