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Thomas „Tom“ Logisch kam schon als kleiner Junge zum Segeln; zunächst mit Freunden seiner Eltern auf dem Balaton, dem Plattensee. Dann mit einer Ixylon auf den Stauseen seiner thüringischen Heimat und ab 1990 erstmals auch auf der Ostsee. Ende der 1990-er Jahre gründete er sein eigenes Charterunternehmen an der Müritz. Seit einer Atlantiküberquerung im Rahmen der ARC 2001 betreut er Langfahrtsegler, heute rüstet er mit seiner Firma rund 50 Yachten im Jahr für Weltumsegelungen aus. Sein Heimatrevier bleibt die Ostsee.
Titelfoto: Marcus Hoffmann/stock.adobe.com
Wer aus Westen kommend die Boddengewässer ansteuert, trifft als erstes auf Hiddensee
Hiddensee ist eine langgezogene Insel westlich von Rügen. Sie ist 17 km lang, teils nur 20 Meter breit und die größte Insel im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Aufgrund ihrer ausgedehnten Flachwassergebiete im Süden und Nordosten finden hier zahllose Seevögel perfekte Lebensbedingungen. Das Besondere an Hiddensee ist jedoch die Tatsache, dass es hier bis heute keinen privaten Autoverkehr gibt. Bis auf Dorfpolizist, Arzt und Müllabfuhr wird hier alles, wie vor hundert Jahren, per Pferdefuhrwerk oder Fahrrad bewegt (bis auf ein paar wenige Elektrokarren für die Händler und die Post).
Zu DDR-Zeiten hat Hiddensee zahlreiche Intellektuelle, Andersdenkende und Systemkritiker angezogen, nicht wenige blieben gleich ganz auf der Insel. Die allgegenwärtige Stasi hatte es schwer mit den teils starrköpfigen Insulanern. Hiddensee war schon immer auch eine Insel der Künstler, vor allem Maler fühlen sich hier wegen des besonderen Lichts wohl.
Ich selbst war mit meinen Eltern schon im Sommer meines Geburtsjahres 1967 hier und bin seitdem ständig im Urlaub auf der Insel, auch im Winter. Die Insel, heute bis auf wenige Fischerboote ausschließlich vom Tourismus geprägt, verdankt ihren Reiz vor allem ihrer Lage abseits des Massentourismus auf Rügen.
Wer hierherkommen will, muss alles Gepäck per Fähre mitbringen. Das eigene Auto muss auf Rügen oder in Stralsund recht teuer geparkt werden. Zum Glück wollen das aber viele Urlauber nicht, sodass man auf Hiddensee noch seine Ruhe haben kann, auch im Hochsommer. Zumal dann, wenn die Tagesgäste am Abend die Insel wieder verlassen haben. Rappelvolle Strände, Strandbewirtschaftung, Eisverkäufer, Disko und Wellness – hier gibt es bisher zum Glück nichts davon. Man kann den Insulanern und ihren Gästen nur wünschen, dass dies noch lange so bleibt und sie nicht, wie die Einwohner von Sylt, dem Kommerz erliegen und weiterhin die Immobilienpreise in die Höhe treiben.
Auf Hiddensee gibt es vier Häfen zum Festmachen
Wer mit dem Segelboot kommt, ist als Besucher natürlich privilegiert. Er ist nicht auf die raren und oft auch teuren Unterkünfte der Insel angewiesen. Auch wenn die Liegeplatzkapazitäten beschränkt sind, die Insel bietet immerhin vier Anlegestellen: im Süden Neuendorf mit seinem ursprünglichen Charme und dem schönsten Strand – aber leider auch mit dem kleinsten Hafen. Weiter nördlich der Hauptort Vitte, der mit dem Fährhafen und dem privaten Seglerhafen Lange Ort gleich zwei Optionen bietet. Und ganz im Norden Kloster, wo die wenigen Liegeplätze im alten Hafen endlich durch die neu eröffnete Marina erweitert wurden.
Bis auf Lange Ort sind alle Häfen kommunal, und die Gemeinde hat jede Menge investiert, um den Standard zu erhöhen. Leider sind die Plätze in der Saison keinesfalls ausreichend. Zudem sind natürlich Heerscharen von Touristen zu Fuß und per Rad an den Molen unterwegs, was nicht jedermanns Sache ist. Etwas abseits vom Trubel, idyllisch inmitten grüner Natur, liegt nur die private Marina Lange Ort.
Chartercrews, die spät am Abend anreisen, nur einen kurzen Abstecher machen wollen oder tanken müssen, sollten es im Fährhafen Vitte probieren. Hier findet sich meistens noch ein Platz, im Sommer immer im Päckchen. Achtung, die Fischerboote fahren alle nachts raus, also nicht einfach längsseits gehen ohne die Erlaubnis einzuholen.
Vorsicht: die Navigation rund um die Insel ist kniffelig
Die Gewässer rund um Hiddensee sind von unendlichen Untiefen gekennzeichnet, oftmals fährt man durch Baggerrinnen und im Norden sind die Gewässer mit riesigen Unterwasserfelsen und Findlingen gespickt. Die Fahrwasser müssen strikt beachtet werden, denn direkt daneben ist es so flach, dass man fast überall stehen kann. Obwohl einige Zufahrten befeuert sind, ist das Navigieren bei Nacht nur wirklichen Revierkennern zu empfehlen. Der unkundige Skipper wird mit hoher Wahrscheinlichkeit aufsitzen, schlimmstenfalls auf einem Stein.
Insbesondere die privat betonnte Zufahrt in die Marina Lange Ort ist mit größter Vorsicht zu befahren, und man beachte hier wirklich alle Tonnen. Das allabendliche Hafenkino zeigt jedoch, dass dies nicht jedem Skipper gelingt. Der weiche Schlickboden hält eine aufgelaufene Yacht sehr fest, ohne Schlepphilfe geht es manchmal gar nicht mehr zurück.
Unterwegs auf Hiddensee: Tipps für die Insel
Frühmorgens bietet sich eine Wanderung um die Steilküste der Nordseite Hiddensees oder durch das Dorf Grieben in die Naturschutzgebiete am Bessin an. Der bekannte Leuchtturm Dornbusch sollte natürlich auch nicht fehlen, von hier oben kann man insbesondere am Morgen die Kreidefelsen vom dänischen Mön sehr gut sehen.
Am späten Nachmittag, wenn es in der Saison schon wieder leerer wird (die letzten Tagestouristen müssen abends zurück nach Rügen und Stralsund), kann man noch durch Kloster bummeln, das Gerhard-Hauptmann-Haus und sein Grab neben der Inselkirche besuchen und den Abend in einer der vielen Gaststätten ausklingen lassen.
Je nach Wetterlage lohnt sich natürlich ein Sprung ins saubere Ostseewasser. Hierfür braucht man nicht einmal Badebekleidung, denn auf Hiddensee gibt es trotz Kurortstatus bis heute zum Glück keine Badeordnung. Man kann baden, wie man möchte: FKK-Zonen gibt es genauso wenig wie Textilstrände, nur Hunde sind fast überall ausgesperrt.
Doch Vorsicht, statt des Strandvogts kommt heute der Kurkartenkontrolleur. In den kommunalen Häfen wird die Kurabgabe natürlich mit kassiert, in Lange Ort nicht. Die Marina ist in Privathand und gehört damit nicht zur Gemeinde. Deshalb ist die Verwunderung oft groß, wenn die Segler dann am Strand zum ersten Mal von der Kurabgabe hören. Zum Beispiel, wenn sie sich am Abend mit Picknickkorb in der Hand Richtung Strand aufmachen, um hier den einmalig schönen Sonnenuntergang zu erleben.
Alles in allem ist Hiddensee heute ein toller Ort, um das Meer, das Licht und die saubere Luft zu genießen – egal zu welcher Jahreszeit. Aber Vorsicht, viele Crews verfallen der Insel und liegen tagelang in einem der Häfen, ohne ans Weitersegeln zu denken. Und auch wenn heute bis zu 3.000 Übernachtungsgäste und zahllose Tagesgäste die Insel bevölkern – es ist hier niemals voll. Wer danach sucht, wird immer sein ruhiges Strandplätzchen finden. Zum Glück eröffnen sich die schönsten und ruhigsten Plätze nicht dem eiligen Touristen, sondern nur dem Ruhe suchenden Urlauber.
Auch beim Einkaufen fehlt es auf der Insel an nichts
Auf Hiddensee gibt es mehrere gute Einkaufsmöglichkeiten. Zum Bunkern eignet sich am besten der Edeka-Supermarkt in Vitte, der mittlerweile in zweiter Generation geführt wird und über ein immens vielfältiges Angebot verfügt (in der Saison täglich geöffnet). In Neuenkirchen gibt es nur einen kleinen Kaufmann im Ort, mit allerdings durchaus gutem Angebot. In Kloster bekommt man in zwei kleinen Supermärkten alles, was Seglers Herz begehren könnte. Bargeld gibt es nur an einem Geldautomaten an der Sparkassenfiliale in Vitte, unweit des Hotels Godewind.
Die Häfen auf Hiddensee und Rügen
Weitere Liegeplätze bei Rügen
Hier findest du eine interaktive Übersicht weiterer Liegeplätze im Revier "Rügen". Klicke einfach auf einen der Marker, um mehr zu erfahren.
Ausführliche Hafenbeschreibungen
Jeder der nachfolgenden Häfen wurde von einem unserer Autoren ausführlich besucht und beschrieben. Die Liste ist alphabetisch sortiert.
Klicke auf einen der Häfen, um mehr über die Gegebenheiten vor Ort zu erfahren.
Hafen/Marina Vitte (Rügen/Hiddensee)
Hafen/Marina Neuendorf (Rügen/Hiddensee)
Hafen/Marina Kloster (Rügen/Hiddensee)
Charter
Auf Hiddensee selbst gibt es keinen Charterbetrieb. Nicht viel mehr als ein oder zwei Tagesetappen entfernt gibt es dagegen reichlich Gelegenheit, ein Boot chartern zu können. Zum Beispiel in Breege auf Rügen sowie in Stralsund oder Greifswald – beide Städte liegen ebenfalls am Bodden. Etwas weiter entfernt liegen die Charterflotten von Rostock und Warnemünde.
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Hallo Tom,
auch chartern ist möglich auf Hiddensee: https://surfundsegelhiddensee.de/pages/yachtsegeln
VG
Georg