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Sönke hat 100.000 Seemeilen Erfahrung im Kielwasser und von 2007 bis 2010 zusammen mit seiner Frau Judith die Welt umsegelt. Er veranstaltet diverse Seminare auf Bootsmessen (siehe unter Termine) und ist Autor der Bücher "Blauwassersegeln kompakt", "1200 Tage Samstag" und "Auszeit unter Segeln". Sönke ist zudem der Gründer von BLAUWASSER.DE und regelmäßig mit seiner Frau Judith und seinen Kindern auf der Gib'Sea 106 - HIPPOPOTAMUS - unterwegs.
Galicien ist ein traumhaftes Revier zum Segeln und Chartern
Galicien ist der nordwestliche Zipfel Spaniens. Dieser Zipfel liegt sowohl am Atlantischen Ozean als auch am südlichen Ende der Biskaya. Viele Segler, die von Nordeuropa südwärts reisen, erleben in Galicien ihren ersten Landfall nach der Biskaya-Überquerung. Für Segler, die aus südlichen Gefilden kommen und nach Norden wollen, ist Galicien umgekehrt der Absprungort in Richtung Frankreich, England oder Irland bzw. zum Englischen Kanal.
Allerdings wäre es falsch, Galicien nur als Start- oder Zielort zu betrachten. Diese Ecke Spaniens hat so viel mehr zu bieten und man kann hier problemlos wochenlang, wenn nicht gar monatelang von Bucht zu Bucht tingeln und das spanische Leben genießen.
Es gibt nicht wenige Segler, die Galicien mit der Ostsee vergleichen, weil die Häfen und Ankerplätze so dicht beieinander liegen und die Auswahl entsprechend groß ist (ausführliche Hafenbeschreibungen folgen weiter unten). Der Vergleich hinkt allerdings dahingehend, dass das Revier landschaftlich ganz anders ist.
Maßgeblich geprägt wird das Revier durch verschiedene tief in das Land einschneidende, fjordartige Buchten, an deren Ende ein Fluss mündet – sie werden Rias genannt. Sie reichen stellenweise bis zu 12 Seemeilen tief in das Land und bieten jede für sich ein wunderbares, geschütztes Segelrevier. Zudem gibt es eine Handvoll Inseln, die ebenfalls lohnenswerte Ziele sind.
Von Norden – also über die Biskaya kommend – landen die meisten Yachten in Viveiro, Cedeira, Sada oder La Coruna an. Im Süden beginnt das Revier bei den Hafenstädten Baiona und Vigo. Dazwischen liegt etwa auf halber Strecke das berühmte Kap Finisterre – das „Ende der Welt“ und zugleich der mehr oder weniger westlichste Punkt Spaniens. Die Entfernung zwischen Viveiro und Baiona misst auf dem direkten Weg rund 160 Seemeilen.
Auf den ersten Blick hat Galicien eine exponierte Atlantikküste und das ist auch richtig. Wenn nicht gerade ablandiger Wind herrscht – was nicht allzu oft der Fall ist – kann die Atlantikdünung nerven. Selbst bei wenig Wind ist immer irgendwie eine Dünung vorhanden, die das Schiff mitunter ganz ordentlich zum Rollen bringt.
Und dennoch ist dieses Revier unglaublich beliebt, was an den angesprochenen Rias liegt. Der Reiz besteht darin, in diese fjordartigen Landschaften hineinzusegeln und das Land zu entdecken. Insbesondere die Ria de Arousa, die Ria de Pontevedra und die Ria de Vigo werden von vorgelagerten Inseln vor der Dünung aus dem Atlantik geschützt. Anders als bei einem Fjord, sind die Rias allerdings vergleichsweise flach.
In den Rias und entlang der Küste gibt es zahlreiche Häfen und Ankerbuchten. Es gibt kleine Fischerdörfer mit einfachen Häfen und gute Marinas eingebettet in eine Landschaft aus hohen bewaldeten Bergen und traumhaften Sandstränden. Und dann ist da natürlich auch noch das Kulinarische: Galicien ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt für seine Küche mit schmackhaften Tapas, die allerorten feilgeboten werden.
Und nicht zuletzt führt ein Teil des Jakobsweges durch Galicien. Er endet am Kap Finisterre und von dort sind es bis zum berühmten Pilgerort Santiago de Compostela gerade einmal 60 km. Von diversen Orten Galiciens gibt es eine gute Verkehrsanbindung hierher, sodass ein Besuch als Landausflug durchaus lohnt.
Zum Revier gehören auch ein paar Inseln, die als Nationalpark deklariert wurden. Um sie anzusteuern, muss im Vorwege eine Genehmigung beantragt werden, was sich allerdings in jeder Hinsicht lohnt. Vor allem die Islas Cies und die Isla Ons sind bei Seglern und Tagestouristen äußerst beliebt. Nadelwälder, Traumstrände und türkisfarbenes Wasser.
Zusammengefasst lässt sich sagen: Es ist ein einzigartiges Segelrevier, das insbesondere im Sommer immer eine Reise wert ist. Einziger Haken: Es gibt so unglaublich viel zu sehen, sodass man viel Zeit im Gepäck braucht. Wir hatten fünf Wochen Zeit und haben über 20 Ziele angesteuert, die ich nachstehend in einzelnen Beiträgen ausführlich beschrieben habe.
Wind und Wetter
Die Segelsaison geht für gewöhnlich von April bis Oktober. Der Wind kommt dann überwiegend aus westlichen bis nördlichen Richtungen und erreicht nur selten Sturmstärke. Das Klima ist relativ mild und im Sommer angenehm warm. Die Temperaturen liegen dann für gewöhnlich immer über 20 Grad und es regnet selten. Im Frühjahr und Herbst ist mit Nebel zu rechnen, der dann häufig auftritt. Aufgrund des hohen Schiffsverkehrs an der Küste ist dann besondere Vorsicht geboten.
Navigation
Im Großen und Ganzen ist die Navigation in diesem Seegebiet nicht sonderlich kompliziert. Allerdings gibt es zahlreiche Untiefen, sodass es von Bedeutung ist, den eigenen Standort verlässlich zu kennen, aber das sollte beim Segeln ja generell der Fall sein 🙂
Ich persönlich würde mich bei auflandigem Wind grundsätzlich mit genügend Abstand zur Küste bewegen. So bleibt noch Luft, wenn bei wenig Wind die Maschine ausfällt oder andere Probleme auftreten.
Der Kontakt zur Berufsschifffahrt hält sich in Grenzen, da Frachter weit draußen auf See – 20 Seemeilen vor der Küste – in einem eigenen Verkehrstrennungsgebiet fahren. Ansonsten verkehren viele Fischerreifahrzeuge im Gebiet. Sie sind nur teilweise mit AIS-Sendern ausgerüstet.
Seezeichen in Form von Tonnen sind eher Mangelware und nur selten anzutreffen, umso mehr Bedeutung sollte man ihnen dann beimessen. Entlang der Küste gibt es zahlreiche Leuchttürme, die eine gute Orientierung sind. In den Rias selbst ist viel Platz, um entspannt zu segeln, aber auch hier müssen die zahlreichen Untiefen im Auge behalten werden.
Stellenweise machen sich Gezeitenströme bemerkbar, vor allem in engen Passagen, wie beispielsweise in der Durchfahrt bei Ferrol auf dem Weg zum Ankerplatz bei Murgados.
In einigen Rias werden Muscheln gezüchtet. Es gibt große Farmen, die aus Holzflößen bestehen. Normalerweise kann zwischen ihnen durchgesegelt werden. Ein guter Ausguck ist dann aber unerlässlich.
Die Häfen in Galicien
Ausführliche Hafenbeschreibungen
Jeder der nachfolgenden Häfen wurde von einem unserer Autoren ausführlich besucht und beschrieben. Die Liste ist alphabetisch sortiert.
Klicke auf einen der Häfen, um mehr über die Gegebenheiten vor Ort zu erfahren.
Area de Secada
Ares
Baiona (Marina)
Camariñas
Cedeira
Combarro
Corme
Corrubedo
Ensenada da Barra
Ensenada de Liméns
Esteiro
Isla de Ons
Islas Cies
Islas Sisargas
Kap Finisterre
La Coruna
Marina de Cabo Cruz
Mugardos
Muros
Porto Novo
Praia de Sandia
Praia de Sardiñeiro
Sada
Diese Charter-Agenturen helfen dir, eine Yacht zu finden
Für eine deutschsprachige Beratung und die zuverlässige Buchung von Charteryachten in Galicien bei bewährten Anbietern können dir diese Firmen behilflich sein:
Charter-Stützpunkte, Mitsegelgelegenheiten und weitere Dienstleistungen (Anzeigen)
Diese Firmen betreiben vor Ort einen Charterstützpunkt und helfen dir die richtige Charteryacht zu finden. Andere haben ein attraktives Mitsegelangebot im Programm oder bieten interessante Dienstleistungen für Segler an.Anreise nach Galicien
Es gibt Flugverbindungen nach La Coruna, Santiago de Compostela und Vigo. Je nach Abflughafen sind nur Verbindungen mit einem Umstieg möglich. Auf dem Seeweg über die Biskaya von Frankreich kommend, sind es 340 Seemeilen (Brest/Camaret sur Mer) und von England 430 Seemeilen (Falmouth) bis nach La Coruna. Gute Alternativen für den Landfall sind Cedeira, Sada oder Viveiro. Im Süden ist der nächstgelegene Hafen in Portugal Viano do Castelo. Die meisten Yachten lassen ihn allerdings links liegen und kommen direkt von Porto (Leixoes), da die Ansteuerung von Viana do Castelo je nach Wind und Wetter schwierig sein kann. Viana do Castelo ist 25 Seemeilen entfernt, Porto 60 Seemeilen.
Kleine Ergänzung zu den Ankerplätzen: die Ria de Aldan bei Südwind Wir waren auf dem Weg von Vigo nach Norden mit “Frischlings-Crew” auf der Suche nach einem nach Süd geschützten Ankerplatz in der Nähe der Islas Cies. Wir sind in der Ria de Aldan fündig geworden – außer uns ist nur eine andere Yacht auf die Idee gekommen, dort zu ankern…absolut nichts los. Wir haben uns auf der Westseite der Ria vor den ersten großen Strand gelegt. Man fahre nordöstlich an der ersten großen Muschelfarm-Gruppe vorbei, dahinter gleich steuerbords zum Strand einbiegen. Achtung, da liegen in der Zufahrt südlich noch… Mehr lesen »