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Gemeinsam mit ihrem Mann Martin und dem fünfjährigen Lagotto Romagnolo Rüden „Bode“ besegelt Tanja auf der Segelyacht ALOHA SPIRIT während zwei bis drei Monaten pro Jahr die kroatische Adria – immer auf der Suche nach der perfekten Work-Sail-Balance. Ihr ultimatives Ziel aber ist es, eines Tages auf eigenem Kiel auf den British Virgin Islands einzulaufen. Dem Ort, wo vor sechs Jahren anlässlich der Hochzeitsreise ihr Segelfieber entfacht wurde.
Titelfoto: ©️Marga Keyl
Hunde segeln auf vielen Yachten mit
Früh morgens ein beherzter Sprung ins kühle Nass, an Deck eine sanfte Meeresbrise um die Nase wehen lassen und beim Landgang mal wieder Leute in ausgelassener Stimmung treffen – nicht nur Skipper und Crew freuen sich auf die langersehnten Segelferien, auch manche unserer treuen Vierbeiner sind dafür durchaus zu begeistern. Und tatsächlich kann ein Hund an Bord eine große Bereicherung sein. Ein Segeltrip mit Hund ist aber auch mit Einschränkungen und Kompromissen verbunden.
Bevor „Fiffi“ nun kurzerhand mit ins Segelgepäck gepackt wird, sollte deshalb gut überlegt werden, ob man mit der geplanten Reise tatsächlich Mensch und Tier einen Gefallen tut. Für einen einwöchigen Chartertörn mit einer Anreise per Flugzeug ist unsere Fellnase, auch wenn es schwerfällt, bei Familie/Freunden oder der heimischen Tierpension besser aufgehoben. Steht indessen ein mehrwöchiger Törn, beispielsweise im Mittelmeer, an, kann diese Segel-Auszeit gut auch mit Hund geplant werden.
Der Charakter des Hundes spielt eine gewichtige Rolle
Wie beim Menschen ist auch beim Hund der Charakter entscheidend dafür, ob er sich als gutes Crewmitglied eignet. Ein wasserbegeisterter Draufgänger mit Agility-Qualitäten wird sich tendenziell schneller und besser an Bord eingewöhnen als ein eher ängstlicher Zeitgenosse, der schon in der Straßenbahn auf Panikmodus umstellt.
Tipp: Es ist von großem Vorteil, in heimischen Gewässern vorab einen Probelauf zu machen. Fühlt sich der Hund wohl auf dem Wasser? Kommt der Hund problemlos aufs Boot und kann er gegebenenfalls Gangway und Niedergang eigenständig bewältigen?
Das Segeln mit Hund kann mit Formalitäten verbunden sein
Ebenfalls in die Entscheidung miteinzubeziehen sind die Einreise- und Rückreiseformalitäten. Für EU-Länder reicht hier in der Regel der Heimtier- und Impfausweis mit Mikrochip-Identifikation und Nachweis einer gültigen Tollwutimpfung aus. Beim Bereisen von Tollwut-Risikoländern wie beispielsweise Montenegro ist zusätzlich vorgängig ein sogenannter Titer-Test (Tollwutantikörpertest) vorzunehmen, der eine Durchlaufzeit von mehreren Wochen benötigt. Auch muss hier das Tier beim Wiedereintritt in die EU beim Zoll formal angemeldet werden. Weitere Informationen gibt es dazu beim Deutschen Tierschutzbund e.V.
Fünf wichtige Tipps für das Segeln mit Hund
Steht der Entscheid fest, dass der Hund bei der nächsten Segelreise als Crew mit an Bord darf, helfen diese fünf wichtigen Tipps für ein harmonisches und unvergessliches Segelerlebnis mit der Fellnase an Bord.
Tipp 1: Schwimmweste für den Hund
Sicherheit geht vor – das gilt auch für den Segelhund. Eine Hundeschwimmweste ist aber nicht nur für Notfälle ein Muss an Bord. Beim Badeplausch rund ums Schiff kann der Entdeckergeist des Hundes gut durch das Einklinken einer 10–20 m langen Schwimmleine im Zaum gehalten werden. Und ein praktischer Tragegriff an der Weste hilft sicher vom Beiboot auf den Steg und wieder zurück, auch bei Ebbe und/oder höheren Kai-Mauern.
Tipp 2: Umgang mit dem Hund bei ruppiger See
Unser Vierbeiner benötigt an Bord ein sicheres Plätzchen, an dem er sich wohlfühlt, auch wenn die See mal ruppig wird oder das Boot Lage schiebt. Bewährt hat sich hier ein nicht zu groß dimensioniertes, formstabiles Hundebett, das je nach Situation im Lee oder Cockpitzentrum platziert wird. Bei uns trägt der Hund auf See meistens ein Geschirr und ist mit einer Sicherungsleine eingepickt.
Solange die Crew dann auch bei rauer See ruhig bleibt und für „Fiffi“ ab und an gar ein Leckerchen bereithält, bleibt Hund auch bei rauer See einigermaßen gelassen. Ansonsten verschläft unser Vierbeiner oftmals den größeren Teil des Segeltags und wird erst wieder aktiv, wenn er Landluft schnuppert.
Tipp: Steht ein Schlag mit mehr Welle an, reduzieren wir die gleichzeitige Futtermenge und verteilen sie stattdessen auf mehrere kleinere Fütterungen pro Tag. Ausreichend Wasser sollte selbstverständlich immer zur Verfügung stehen.
Tipp 3: Kleine und große Hunde-Geschäfte auf See
Auch ein Hund hat seine Bedürfnisse. Und hier sind wohl auch die größten Kompromisse im Segelalltag zu verorten. Wohl gelingt es einigen Hundehaltern, ihrem Vierbeiner die Verrichtung des Geschäfts auf dem Boot beizubringen. Erfahrungsgemäß ist das aber kein einfaches Unterfangen, da der Hund das Boot schnell als sein Zuhause annimmt und Frauchen/Herrchen dann mit vorwurfsvollen Augen anschaut nach dem Motto „hier darf ich doch nicht!“.
Die Dauer der Törns muss demnach oft den Bedürfnissen des Hundes angepasst und entsprechende Pipi-Stopps müssen eingeplant werden. Tatsächlich sind Hunde aber auch hier sehr anpassungsfähig und schaffen auch mal locker einen Schlag von sechs bis sieben Stunden. Nach einem kurzen (!) Ankerschluck der Crew springen sie dann freudig ins Dingi oder aufs Stand-up-Paddle-Board und lassen sich für die erste Gassi-Runde am neuen Ankerplatz an Land chauffieren.
Tipp 4: Die Beschäftigung mit dem Hund an Bord
Nebst dem einen oder anderen ausgedehnten Spaziergang an Land stehen beim Segelhund vor allem Wasseraktivitäten hoch im Kurs. Beim Schwimmen und Stand-Up-Paddeln lässt sich der Bordhund wunderbar integrieren.
Wichtig: Auf Wurfspiele und Apportieren im Salzwasser sollte verzichtet werden, da sich ein Zuviel an Salzwasser empfindlich auf den Hundemagen auswirkt und zu Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall führen kann. Stattdessen fordert beispielsweise eine Leckerchen-Suche an Deck die Spürnase und sorgt für einen abwechslungsreichen, spannenden Bordalltag.
Nach dem ausgiebigen Bad im Salzwasser sollte der Hund mit Süßwasser abgespült werden. Das schützt einerseits das Fell und verhindert andererseits, dass Salz und Sand ihren Weg an Deck und ins Boot finden.
Tipp 5: Praktisches für den Landgang mit Hund
Bei der Wahl der Törn-Destinationen lohnt es sich, einen Blick auf die Hundefreundlichkeit im jeweiligen Land zu werfen. Während Hunde beispielsweise in Italien in Restaurants nicht gerne gesehen sind, sind die Kroaten absolute Hundefans. Nicht selten wird der Bordhund hier ausgiebig begrüßt und kriegt bereits einen Napf Wasser vorgesetzt, bevor die Crew überhaupt eine Bestellung aufgeben kann. So oder so gehören ein Faltnapf und eine große Flasche Wasser bei jedem Landgang ins Gepäck.
An heißen Tagen sollten zudem die Bodentemperaturen im Blick behalten und vom Landgang strapazierte Pfoten durch das Einreiben mit Vaseline gepflegt werden. Mit in die Bordapotheke gehört auch eine Tinktur gegen Zecken und Flöhe. Das vom heimischen Tierarzt empfohlene Mittel hat sich bei unserem Racker bislang bewährt. Alternativ werden in vielen Ländern auch spezielle Zecken-Halsbänder angeboten.
Wer darüber hinaus längere Wanderungen oder Stadtbesichtigungen bei hohen Temperaturen plant, sollte sich Gedanken über den Sonnen- und Hitzeschutz machen. Ein kurzer Sommerschnitt hilft bei Hitze ungemein, aber: Auch Hunde kriegen Sonnenbrand! Schutz bieten kann eine Kühl- und Sonnenschutzweste. Diese wird ausgiebig mit Wasser benässt, schützt den Hund beim Tragen vor zu starker Sonneneinstrahlung und hilft ihm gleichzeitig, die eigene Körperwärme besser zu absorbieren.
Fazit
Wenn der Hund schlussendlich beim Segeln die Ohren im Wind flattern lässt, der Marinero zum dritten Mal vorbeischaut – nicht um Steg- oder Bojengebühren zu kassieren, sondern um den Hund nochmal zu kraulen – und der Racker abends gemütlich dösend im Cockpit liegt, ist das der beste Beweis, dass das Leben an Bord auch für unsere Fellnasen ein tolles Erlebnis ist. Mit ein bisschen Organisation und Rücksichtnahme auf ihre Bedürfnisse sind Hunde super Mitsegler und das Segeln mit vier Pfoten ist ein unvergessliches Segelabenteuer.
Sehr informativ geschrieben! Mit tollen Tips und Tricks, für einen gelungenen Turn mit “Fellnasen”. Tanja und Martin wünschen ich noch viele erlebnisreiche Seemeilen mit Bode, und hoffe, dass die Drei eines Tages auf den British Virgin Islands zusammen “Gassi” gehen können. 😉
Ein tolles und wichtiges Thema. Es tut immer weh, ein Familienmitglied nicht mitnehmen zu dürfen. Sehr gut geschrieben! Wie ist denn eure Erfahrung mit den Hundepfoten auf dem Deck? Wird es für den Hund je nach Wetterlage nicht entweder zu heiß oder zu rutschig? Habt ihr Erfahrungen mit Hundesocken oder -schuhe gemacht?
Wenn du selbst barfuß nicht mehr auf dem Deck laufen kannst, sollte der Hund das auch nicht tun. Sonst kann es, wie beim Asphalt, zu unschönen Verbrennungen kommen.
…und dann muss der Hund im Hafen gaaanz schnell an Land, und natürlich muss er sofort pinkeln und zwar an den nächsten Pfahl, auf dem unsere Bugleine liegt. Ist mir im dänischen Hafen neulich wirklich passiert. Lecker! Und der Besitzer? “Was willst Du eigentlich…??” Auch von angepinkelten Wasserschläuchen wurde mir schon berichtet. Gehören Hunde denn wirklich an Bord, ist das artgerechte Tierhaltung? Naja, dafür zum Frühstück immer nur Eier von freilaufenden Hühnern 😉
Das ist Erziehungssache (also auch die Erziehung der Besitzer) und hat jetzt nichts speziell mit Hund an Bord zu tun. Das gibt’s auch in der Stadt. Solange der Hund an Bord glücklich ist, ist das artgerechte Tierhaltung. Und wenn doch mal was auf den Steg geht, dann sollte das selbstverständlich sofort und anständig weggespült werden.
Unser Hund ist immer dabei. Er bewacht das Boot und hält ungebetene Gäste fern. Soweit möglich, gehen wir natürlich mit ihm an Land. Wenn es nicht passt: wir haben auf dem Vorschiff etwas Kunstrasen ausgelegt. Das hat er gut akzeptiert und läßt sich mit einer Pütz Wasser leicht reinigen.
Seit Jahren, verstärkt seit der Corona Krise, entwickeln sich Marinas immer mehr zu Verwahranstalten von Bordhunden.
Windhunde und große Hunde sind tagelang auf den Booten anzutreffen.
In vielen Fällen ist die Grenze einer artgerechten Tierhaltung überschritten.
Da auf dem Boot wenig Platz vorherrscht, liegen die Tiere auf dem Steg vor dem Bug.
Wer an Land möchte, startet zum Spiessrutenlauf. Worte wie “Er tut nichts” muntern so richtig auf.
Ich bin der Meinung, dass die Leitungen der Häfen zukünftig mehr Regelungen erlassen und auch sicherstellen müssen.
Hunde, Kinder, Falschparker. Alles furchtbar. Am Ende wird noch gelacht.
Spießrutenlauf für Spießer? Das geht nicht. Bitte dringend mehr Regelungen!
Vielen Dank, das hilft mir sehr mich / uns vorzubereiten!