Mensch über Bord mit Todesfolge: Empfehlungen zur Seemannschaft

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Die studierte Journalistin aus Flensburg segelt seit ihrem zwölften Lebensjahr. Seit fast zehn Jahren leidenschaftlich auch auf großen Yachten, gerne auch auf Langfahrten, Atlantiküberquerungen und Überführungen. Sie ist Inhaberin des Sporthochseeschifferscheins sowie des RYA Yachtmaster Ocean. Darüber hinaus ist Maren RYA Cruising Instructor (Segellehrerin). Seit 2020 hat sie ein eigenes kleines Fahrtenboot – eine Cross 25.

Was war beim Unfall auf der Flensburger Förde passiert?

Ein Untersuchungsbericht der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) befasst sich mit einem Todesfall auf der Flensburger Förde. Was war passiert? Auf der Höhe von Holnishaken geht der Skipper einer Ausbildungsyacht bei Decksarbeiten auf dem Vorschiff einer 40-Fuß-Yacht über Bord. Er trägt keine Rettungsweste und ist auch nicht mit einer Lifeline gesichert.

Der tödliche Unfall ereignete sich auf der Flensburger Förde. ©Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) – Bericht 138/22

Neben dem über Bord gefallenen Skipper sind fünf Mitsegler an Bord der Ausbildungsyacht vom Typ Salona 44. Ihnen gelingt es, schnell zum Skipper zurückzufahren und ihn ans Heck der Yacht zu bringen, sie scheitern jedoch daran, den Skipper zurück an Bord zu holen. Zur Unterstützung geht eines der Crewmitglieder in das fünf Grad Celsius kalte Wasser. Da der Mitsegler nicht angeleint ist, verliert er den Kontakt zum Boot.

Archivbild der Unglücksyacht. ©Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) – Bericht 138/22

Im weiteren Verlauf der Rettungsaktion kann der Mitsegler unterkühlt gerettet werden. Dabei verlieren die an Bord befindlichen Personen den Blickkontakt zum Skipper. Dieser wird später von einem Helikopter gerettet. Die Reanimationsversuche an Bord des Hubschraubers bleiben jedoch erfolglos.

Am Unglücksort trifft ein Helikopter ein. ©Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) – Bericht 138/22

In einem ausführlichen Bericht schildert die BSU auf 138 Seiten den Unfallhergang und gibt Empfehlungen ab, wie solche tragischen Vorfälle auf Segelyachten verhindert werden können.

Wie kam es zum Mensch-über-Bord-Unfall auf der Flensburger Förde?

Das Tragen von Rettungswesten und das Einpicken beim Gang aufs Vorschiff gehören zu den Grundsätzen der guten Seemannschaft und werden auch so vom Betreiber der verunfallten Segelyacht gefordert. Dadurch können sich Segler vor dem Überbordgehen und Ertrinken schützen. Diese Schutzmaßnahmen wurden laut BSU nicht umgesetzt.

Darüber hinaus gab es vor Törnbeginn nur eine unvollständige Sicherheitseinweisung an Bord der Ausbildungsyacht. Obwohl an Bord vorhanden, hatten die fünf Crewmitglieder keine Kenntnisse über die Bergeschlaufe und andere Bergungsausrüstung. Die gute Seemannschaft sieht zudem das Einteilen von Notrollen und die Durchführung einer Person-über-Bord-Übung vor. Beides fand zu Törnbeginn nicht statt. Alle Beteiligten agierten spontan und handelten in der Notsituation bestmöglich ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten entsprechend.

Die Karte zeigt den Track der Bergungsaktion. ©Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) – Bericht 138/22

Probleme beim Befestigen der Badeleiter als Wiedereinstiegsmittel und ihr anschließendes Sinken sowie Schwierigkeiten beim Lösen der Rettungsmittel von der Reling erschwerten das Rettungsmanöver zusätzlich. Ein mangelhaftes Crewmanagement, eine niedrige Wassertemperatur von nur fünf Grad Celsius sowie die Ermüdung des Skippers und Kleidung, die nicht den Wetterbedingungen entspricht, trugen laut BSU zusätzlich zum Unfall mit Todesfolge bei.

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Was können Segler aus dem Mensch-über-Bord-Vorfall hinsichtlich der Seemannschaft lernen?

Viele Faktoren haben zu dem tragischen Unfall in der Flensburger Förde geführt. Im Rahmen der Untersuchung hat die BSU daher aufgeschlüsselt, was Skipper, Eigner und Betreiber daraus lernen können, um solche Fälle künftig zu vermeiden:

Auf Segelyachten ist laut BSU das Risiko tödlicher Mensch-über-Bord-Unfälle höher als beispielsweise auf Motoryachten. Werden die Grundsätze guter Seemannschaft und sichere Arbeitsweisen nicht konsequent umgesetzt, kann das schwere Folgen haben. Durch konsequentes Tragen der Rettungsweste und Einpicken kann das Risiko, aber auch die Schwere eines möglichen Unfalls reduziert werden. Dies gilt nicht nur bei schlechten Wetterbedingungen (Wind, Seegang, Kälte), sondern auch während Manövern und speziell für den Gang aufs Vorschiff. Diese seemannschaftlichen Prinzipien sollten von allen Personen an Bord umgesetzt werden.

An der Rettung beteiligt sich auch das Seenotrettungsboot WERNER KUNTZE. ©Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) – Bericht 138/22

Die BSU rät, dass Skipper ihre Mitsegelnden ermutigen und befähigen, Arbeiten auf dem Vorschiff eigenständig durchzuführen. Für den Skipper bietet dies die Möglichkeit, aus dem Cockpit heraus die Übersicht über die Situation zu behalten. Die Anwendung eines Crewmanagements, wie es auch in der Berufsschifffahrt üblich ist, sowie die Implementierung einer Sicherheitskultur an Bord (beispielsweise das Festlegen von Notrollen) kann solchen Unfällen laut BSU zusätzlich vorbeugen.

Wenn sich zur Unterstützung der über Bord gefallenen Person eine weitere Person ins Wasser begibt, kann das dramatische Folgen haben. Daher rät die BSU, die Sicherheit der Hilfeleistenden an Bord zu beachten und dafür zu sorgen, dass diese sich nicht selbst in eine weitere Notsituation begeben.

Statistiken der BSU zeigen, dass meistens die mit der Bootsführung betraute Person über Bord geht. Daher ist es notwendig, dass alle Crewmitglieder in der Lage sind, in einer Notsituation zielführend zu handeln. Deshalb ist das Trainieren von Notfällen, das Festlegen von Notrollen und die umfassende Einweisung in das Sicherheitsequipment der Yacht vor Törnbeginn die einzige Möglichkeit, sich auf einen solchen Unfall vorzubereiten.

Über die Ausrüstungspflicht von Ausbildungsyachten hinaus sollte jede andere Yacht auch über Mittel und Verfahren zur Rettung von Personen aus dem Wasser verfügen. Zudem sollte gemäß den Empfehlungen der BSU jedes Crewmitglied die Verfahren und Manöver kennen und umsetzen können. Und nicht zuletzt sollte es Wiedereinstiegsmittel geben, die aus dem Wasser bedient werden können, um zurück an Bord zu gelangen.

Außerdem weist die BSU darauf hin, dass in einem Seenotfall alle Rettungsmittel schnell erreichbar sein müssen. In der Nähe des Steuerstandes aufbewahrt, müssen sie schnell und einfach zu lösen sein.

Fazit

Ein gewisses Unfallrisiko an Bord von Segelyachten gibt es immer. Umso wichtiger ist es, dass die Prinzipien der guten Seemannschaft stets eingehalten werden. Diese umfassen neben dem Tragen von Rettungswesten und dem Einpicken auch die umfassende Sicherheitseinweisung vor Törnbeginn und das Trainieren von Notfällen. Darüber hinaus ist es wichtig, dass der Skipper Aufgaben delegiert und stets den Überblick über die Situation behält. Die Sicherheit der Personen an Bord hat dabei oberste Priorität. All das hat der detaillierte Untersuchungsbericht der BSU zum Seenotfall mit schweren Folgen auf der Flensburger Förde gezeigt.

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