Lösungen und Tipps für Segler mit Sehschwäche

Ein Beitrag von

Matthias Maus

Fasziniert von den Möglichkeiten der modernen Augenheilkunde spezialisierte sich Matthias Maus bereits 1992 auf das Gebiet der refraktiven Laserchirurgie und gilt damit als Pionier des Augenlaserns in Deutschland. Als Blauwassersegler, Augenarzt und Operateur blickt er auf mehr als 30 Jahre Erfahrung zurück. In seiner Tätigkeit als verantwortlicher Augenarzt für die deutsche und österreichische Sporthilfe verhalf er auch vielen Top-Seglern zu einem Leben ohne Brille.

Neben Brillen und Kontaktlinsen gibt es noch andere, wesentlich komfortablere Lösungen, um Sehschwächen zu korrigieren

Eine eingeschränkte Sehkraft ist nicht nur lästig und störend, beim Segeln kann sie in bestimmten Situationen sogar gefährlich werden. Eine Kurzsichtigkeit von minus zweieinhalb Dioptrien bedeutet zum Beispiel, dass man in der Ferne nur noch weniger als fünf Prozent sehen kann. Oder einfacher ausgedrückt: Bei einer Sehschwäche von minus zweieinhalb Dioptrien sieht man ab einer Entfernung von 40 Zentimetern nicht mehr scharf. In einer kritischen Situation beim Segeln kann das fatale Folgen haben, besonders wenn gleichzeitig die Brille nicht zu finden ist oder eine Kontaktlinse nicht richtig sitzt!

Bei einer Sehschwäche können Hindernisse auf See erst zu spät erkannt werden ©Sönke Roever

Was viele nicht wissen: Brillen und Kontaktlinsen bieten heute längst nicht mehr die einzigen Möglichkeiten, die Sehstärke zu korrigieren. Vor allem im professionellen Regattasport, wo gutes Sehen entscheidend für den Erfolg ist, greifen Segler längst auf alternative Methoden zurück. Aber auch im privaten Bereich bietet es sich an, die oft lästige Brille für die Nähe oder die Ferne loszuwerden. Ich möchte daher im Folgenden darstellen, welche Alternativen die moderne Augenheilkunde heute bietet und ob und für wen sie in Frage kommen.

Kontaktlinsen sind klein und gehen auch an Land schon mal verloren. ©RealPeopleStudio/stock.adobe.com

Korrektur einer Sehschwäche durch Femto-LASIK

Die moderne Femto-LASIK ist das wohl bekannteste Augenlaser-Verfahren und gleichzeitig der Goldstandard der refraktiven, also die Brechkraft verändernden Chirurgie. Unter Brechkraft ist die strahlenbrechende Wirkung eines abbildenden optischen Systems zu verstehen. Die Einheit hierfür ist die Dioptrie. Die Femto-LASIK ist mit bisher über 100 Millionen Eingriffen weltweit der häufigste chirurgische Eingriff in der westlichen Welt und gilt als das sicherste und präziseste Verfahren in der Augenheilkunde.

Bei der Femto-LASIK wird die Sehstärke unter Zuhilfenahme eines Lasers korrigiert. ©sehkraft

Mit einem Excimer-Laser wird die Form und damit die Brechkraft der Hornhaut so verändert, dass die Fehlsichtigkeit anschließend korrigiert ist. Anders als bei Brillen und Kontaktlinsen kann die Fehlsichtigkeit an jedem Punkt der Hornhaut auf tausendstel Millimeter genau korrigiert werden und dadurch auch Werte von hundertstel Dioptrien. Darüber hinaus können auch so genannte optische Fehler höherer Ordnung wie Nacht- und Kontrastsehen optimiert werden, was beispielsweise bei Nachtwachen sehr entspannend ist. Der schmerzlose Eingriff dauert sieben Minuten, nach vier bis sechs Stunden sind auch das Brennen und die Tränen verschwunden. Nach einer Kontrolle am nächsten Tag kann schon wieder segeln gegangen werden.

Schon am nächsten Tag kann entspannt und ohne Brille abgelegt werden. ©Sönke Roever

Die Femto-LASIK kommt bei einer Fehlsichtigkeit von minus zwölf bis plus sechs Dioptrien und einer Hornhautverkrümmung von weniger als acht Dioptrien in Frage. Soll zusätzlich eine Lese- oder Gleitsichtbrille getragen werden, kann die Monovision, eine Sonderform der Femto-LASIK, eine Lösung sein. Dabei wird das nicht dominante Auge für die Nähe und das führende Auge für die Ferne optimiert. Das Gehirn bildet daraus ein einheitliches Bild, das durch die erweiterte Tiefenschärfe in allen Entfernungen gut gesehen werden kann. Diese Möglichkeit muss jedoch individuell getestet werden.

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Korrektur einer Sehschwäche durch refraktiven Linsenaustausch

Eine weitere Möglichkeit, Fehlsichtigkeit und Alterssichtigkeit zu korrigieren, ist der refraktive Linsenaustausch. Dabei wird die funktionsgestörte Linse, die sich nicht mehr auf nahe Objekte einstellen kann, durch eine individuell berechnete, hochleistungsfähige künstliche Linse ersetzt. Moderne Trifokallinsen, zum Beispiel von Zeiss, ermöglichen dann wieder gutes Sehen in allen Entfernungen. Diese Methode wird in der Regel ab dem fünfzigsten Lebensjahr angewandt.

Die Fernsicht, die Instrumente im Cockpit, das Smartphone – nach einem refraktivem Linsentausch ist alles wieder scharf. ©Sönke Roever

Die Operation ist identisch mit der des Grauen Stars, dauert etwa zehn Minuten und wird unter Narkose durchgeführt. Auch hier kommt ein hochmoderner Femtosekundenlaser zum Einsatz, der die Operation für das Auge deutlich schonender macht. Beide Augen können an zwei aufeinander folgenden Tagen operiert werden. Danach muss auf Naharbeiten wie Lesen und Computerarbeit für zehn Tage verzichtet werden. Ein kurzer Törn ist bereits nach zwei Wochen wieder möglich und nach der Abschlussuntersuchung nach sechs bis acht Wochen steht auch einer Blauwasserreise nichts mehr im Wege. Der Sicherheitsgewinn ist nicht nur beim Segeln erheblich, denn auch der unangenehme Vergrößerungseffekt beim Blick nach unten durch die Gleitsichtbrille entfällt. Ein weiteres Pro: Für alle, die gerne selbst Hand anlegen, funktioniert das Nahsehen beim Basteln jetzt auch über Kopf.

Eine refraktive Linse kann im Gegensatz zur Brille nicht von der Nase rutschen. ©Sönke Roever

Übrigens: Das Charmante am refraktiven Linsenaustausch ist, dass er auch der Entstehung des Grauen Stars im Alter vorbeugt. Menschen, die bereits an Grauem Star leiden, können so vom Grauen Star und gleichzeitig von der Brille befreit werden.

Korrektur einer Sehschwäche durch implantierbare Kontaktlinsen (ICL)

Für diejenigen, die unter sehr hoher Fehlsichtigkeit leiden, kann die Implantation einer flexiblen Kontaktlinse, der ICL, die optimale Lösung sein. Dabei wird eine individuell berechnete Linse zusätzlich zur körpereigenen Linse implantiert, um die Fähigkeit des Auges, sich auf nahe Objekte einzustellen, zu erhalten. Kurzsichtigkeit bis minus achtzehn Dioptrien, Weitsichtigkeit bis plus zehn Dioptrien und zusätzlich eine Hornhautverkrümmung bis zu sechs Dioptrien können so schonend und dauerhaft korrigiert werden. Die künstliche Linse sitzt hinter der Iris, ist nicht zu spüren und auch für das Gegenüber unsichtbar.

Kontaktlinsen können auch implantiert werden. ©Anastassiya/stock.adobe.com

Dieses Verfahren wird seit über zwanzig Jahren angewendet und ist äußerst standardisiert und sicher. Der Eingriff wird unter Narkose durchgeführt und dauert etwa eine Viertelstunde. Danach sollte man sich vierzehn Tage lang schonen. Wie beim refraktiven Linsenaustausch erfolgt nach sechs bis acht Wochen eine Abschlussuntersuchung, nach der problemlos wieder in See gestochen werden kann.

Drei Tipps für Segler mit Brille oder Kontaktlinsen

Wer weiterhin mit Brille oder Kontaktlinsen auf Yachten unterwegs sein möchte, sollte die folgenden Tipps beachten.

Ersatzbrillen mitnehmen

Auf jeden Fall sollte eine Ersatzbrille mitgenommen werden, falls die Hauptbrille über Bord oder anders verloren geht. Auch Kontaktlinsenträger können ihre Linsen verlieren und sollten eine zusätzliche Brille mitnehmen. Bei Flugreisen zu einem Segeltörn gehört die Brille ins Handgepäck, falls das Gepäck unterwegs verloren geht oder nicht rechtzeitig vor Törnbeginn eintrifft.

Brillenträger sollten Ersatzbrillen an Bord haben. ©Sönke Roever

Die richtigen Kontaktlinsen zum Segeln

Zum Segeln sind weiche Kontaktlinsen am besten geeignet. Harte (formstabile) Kontaktlinsen sind zwar grundsätzlich weniger schädlich für die Augen, aber wegen des höheren Verlustrisikos zum Segeln weniger geeignet. Für längere Törns empfehle ich Tageslinsen. Zum einen entfällt damit das lästige Reinigen und zum anderen hat das Auge jeden Tag eine frische Kontaktlinse, wodurch die Infektionsgefahr sinkt. Wenn möglich, die Tragezeiten einhalten und versuchen, den Augen zwischendurch eine Pause zu gönnen. Bei kurzen Wachwechselintervallen ist es auch kein Problem, kurz mit den getragenen Kontaktlinsen zu schlafen. Dies sollte aber nicht zur Regel werden. Generell lieber zu viele Tageslinsen oder Wochen-/Monatslinsen mitnehmen, falls unterwegs welche verloren gehen.

Tageslinsen sind beim Optiker erhältlich. ©NewAfrica/stock.adobe.com

Antibiotische Augentropfen mitnehmen

Kontaktlinsenträger sollten auf jeden Fall antibiotische Augentropfen mitnehmen. In seltenen Fällen kann es unter den Kontaktlinsen zu einer Infektion kommen, die ohne entsprechende Behandlung zu bleibenden Narben und im schlimmsten Fall zur Erblindung des betroffenen Auges führen kann. Augenärzte können dazu beraten und entsprechende Rezepte ausstellen.

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Drei Tipps zur Pflege und zum Schutz der Augen beim Segeln

Bei einem Fremdkörper im Auge spülen oder Augensalbe verwenden

Gelangt auf hoher See ein Fremdkörper ins Auge, sollte zunächst mit Wasser gespült werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Süß- oder Salzwasser handelt. Auf jeden Fall nicht heftig reiben, da dies zu Verletzungen der empfindlichen Hornhaut führen kann. Hat sich der Fremdkörper bereits auf der Hornhaut festgesetzt und lässt sich nicht durch Spülen entfernen, hilft am besten eine Behandlung mit einer Augensalbe. Diese kann antibiotisch oder rein pflegend sein, wie beispielsweise Bepanthen Augen- und Nasensalbe. Wird die Salbe alle zwei Stunden als kleiner, etwa ein Zentimeter langer Strang auf das Unterlid aufgetragen, weicht der Bereich der Hornhaut, auf dem der Fremdkörper sitzt, langsam auf und der Fremdkörper wird schließlich mit den Tränen herausgespült. Wer keine Augensalbe zur Hand hat, kann auch neutrales Speiseöl verwenden.

Salbe hilft bei einem festsitzenden Fremdkörper im Auge. ©revers_jr/stock.adobe.com

Beim Segeln Sonnenbrille tragen

Eine Sonnenbrille ist beim Segeln besonders wichtig, da das Wasser die Sonne reflektiert und dadurch die UV-Belastung der Hornhaut deutlich erhöht wird. Im schlimmsten Fall droht eine Verblitzung der Hornhaut (Schneeblindheit ist das gleiche), die einen Segler bis zu zwei Tage lang komplett außer Gefecht setzen kann. Der medizinische Fachbegriff dafür ist Keratokonjunktivitis photoelectrica. Eine Verblitzung erkennt man an starken Schmerzen, extremer Lichtempfindlichkeit und der Schwierigkeit, die Augen öffnen zu können. Dann hilft nur noch Dunkelheit und Augensalbe, bis die Verblitzung, eine Entzündung der Hornhautoberfläche, abgeheilt ist.

Bei Törns mit viel Sonne darf eine hochwertige Sonnenbrille nicht fehlen! ©Sönke Roever

Die Augen regelmäßig untersuchen lassen

Ein Sehverlust, sei es durch einen zu hohen Augeninnendruck (Glaukom), den Grauen Star (Katarakt) oder eine altersbedingte Durchblutungsstörung der Netzhautmitte (AMD oder Makuladegeneration), tritt meist schleichend ein. Daher wird oft erst spät bemerkt, wenn die Sehschärfe eingeschränkt ist. Aus augenärztlicher Sicht ist es sinnvoll, ab dem 45. Lebensjahr alle zwei Jahre eine Augenuntersuchung durchführen zu lassen. Das hilft, gutes Sehen zu erhalten.

Ab Mitte vierzig sollten die Augen regelmäßig untersucht werden. ©sehkraft

Fazit

Eine Sehschwäche ist nicht nur lästig, beim Segeln kann das Übersehen von Hindernissen zu einer echten Gefahr werden. Klassische Sehhilfen wie Kontaktlinsen oder Brillen sind an Bord oft unpraktisch. Sie rutschen zum Beispiel im falschen Moment von der Nase oder erfüllen nicht die Anforderungen, wie das Beobachten eines Plotters in der Nähe und anderer Segler in der Ferne. Hier kommen moderne Behandlungsmöglichkeiten aus der Augenheilkunde ins Spiel, die nicht nur das Tragen einer Brille, sondern auch das Problem des Grauen Stars überflüssig machen können. Ein relativ kleiner operativer Eingriff kann heute zu einer deutlich klareren Sicht beim Segeln führen.

Weitere Infos zum Thema und eine fachkundige Beratung gibt es hier:
www.sehkraft.de

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