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Dr. Stefanie Kamke ist Frauenärztin in Bremen und seit ihrer Jugend begeisterte Seglerin. Mit ihrem Partner segelt sie im Urlaub auf der gemeinsamen Swan 48 VELLAMO, mit der er als Skipper für den Kojencharteranbieter SEGELWEGE unterwegs ist. Dazwischen ist sie immer wieder auf anderen Yachten und in wechselnden Revieren anzutreffen. Stefanie gehört als medizinische Beraterin und Autorin zur BLAUWASSER.DE-Stammredaktion.
Allgemeine Infos zum Hafen/Marina Henningsvaer
Die Hafenstadt Henningsvaer liegt verteilt über einzelne Schären an der Südspitze der Lofoteninsel Austvagøya. Früher eine der wichtigsten Fischersiedlung der Lofoten, verlagerte sich der Fischfang über die Jahrzehnte zunehmend an andere Orte. Die Einwohnerzahl der Stadt hat sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts nahezu halbiert, was dem Ort an einigen Stellen anzusehen ist, aber den Charme von Henningsvaer mit ausmacht. Zwar ist Fischfang nach wie vor eine Einnahmequelle, aber der Tourismus ist zunehmend im Kommen.
Erst 1983 erhielt Henningsvaer durch zwei geschwungene Brücken eine Landverbindung zum Rest der Lofoten und wird inzwischen liebevoll „Venedig des Nordens“ genannt. Eingebettet zwischen Schären und Berglandschaft ist der Ort damit der fotogenste der Lofoten. Täglich pilgern diverse Touristen vom Parkplatz am Anfang des Ortes zur Hafenmole, um Fotos zu machen. Mit einem Liegeplatz im Hafen von Henningsvaer hat man also die schöne Aussicht gleich mitgebucht.
Die Ansteuerung erfolgt durch den betonnten Schärengarten, bevor es hinter der Mole auf Finnholmen links in den tiefen Einschnitt der Stadt hineingeht. Es gilt, die Karte gut mit den Gegebenheiten vor Ort abzugleichen, um im richtigen Moment nach Backbord einzubiegen. Beachtenswert ist, dass die Hafenmole erst seit Anfang 1934 existiert und bis dahin das Hafenbecken kein Becken, sondern ein Sund war, der zwischen den beiden länglichen Inseln von Henningsvaer hindurch lief. Die Mole wurde über fünf Jahre hinweg von Hand gebaut, was nicht nur in Anbetracht der Steingrößen beachtlich ist.
Liegeplätze im Hafen/Marina Henningsvaer
Mit dem Bergmassiv im Rücken und der Hafenmole im Blick geht es in den Ort hinein. Rechter Hand, auf halber Strecke zwischen der Einfahrt und dem Ende des Beckens, gibt es einen Schwimmsteg der Marina Henningsvaer, an dem zentral im Ort angelegt werden kann. Neben den vorhandenen Motor- und Fischerbooten passen noch etwa zwei Yachten längsseits an den Steg.
Wer das Panorama der Stadt genießen möchte, der fährt allerdings bis zum Ende des Beckens durch und macht an einem der drei Gästestege des Hafens Henningsvaer vor der Mole fest. Hier liegt einem der gesamte Ort vor dem eindrucksvollen Bergpanorama zu Füßen.
Infrastruktur im Hafen/Marina Henningsvaer
Wie fast überall auf den Lofoten erfolgt die Bezahlung der Hafengebühren über VIPPS oder Go Marina. Strom und Wasser am Steg sind inklusive. Viel mehr ist in Henningsvaer auch nicht zu holen. Duschen, Waschmaschinen oder hafennahe Toiletten sucht man vergebens. Etwa 15 Minuten vom Hafen entfernt, gibt es neben dem großen Parkplatz am Ortseingang ein Gebäude mit WCs, das tagsüber von Besuchern des Ortes frequentiert ist. Restmüll und Öl- oder giftige Abfälle können in Henningsvaer am Anfang der Hafenmole in Containern entsorgt werden.
Die Vorräte der Kombüse können in Henningsvaer problemlos aufgestockt werden. Ein gut sortierter Supermarkt liegt an der Hauptstraße und hat nicht nur Nahrungsmittel und Drogerieartikel im Angebot, sondern ist gleichzeitig auch eine kleine Apotheke und Postamt. Für Diesel steht zwar beim Hafen ein Tank an Land, der allerdings so heruntergekommen aussieht, dass wir nicht getestet haben, ob er funktioniert. Wer die Möglichkeit hat, tankt besser in Svolvaer.
Neben dem Supermarkt gibt es in Henningsvaer noch einige kleinere Geschäfte. Nicht nur der typische Souvenirladen mit Postkarten, Kuscheltieren, Tassen und Kitsch ist hier zu finden, sondern auch mehrere hübsch hergerichtete Geschäfte mit lokalen Artikeln. So zum Beispiel eine Kerzenzieherei, welche direkt aus der Werkstatt ihre in vielen Formen und Farben hergestellten Kerzen verkauft. Oder der kleine Laden mit „Dingen, die Norweger lieben“, wie das Schild am Eingang besagt. Beides liegt unmittelbar neben dem großen, etwas karg wirkenden zentralen Platz im Ort.
Das Kulinarische kommt in Henningsvaer auch nicht zu kurz. Entlang der Hauptstraße oder an der Holzsteg-Promenade, der auf Stelzen auf die Felsränder gebauten Häuser, sind viele Cafés und Restaurants zu finden. Eins wie das andere mit schönem Blick auf den Ort und die Bergkulisse.
Sehenswertes rund um den Hafen/Marina Henningsvaer
Sehr lohnenswert ist ein Spaziergang durch den Ort am späten Abend oder im Sommer gar in der Nacht, wenn die Mitternachtssonne knapp über den Bergen im Norden ihren Kreis zieht. Das tiefstehende Licht taucht Henningsvaer in einen Farbzauber. Durch die Geschichte der Stadt stehen hier alte, fast schon verfallene Holzhäuser neben wunderschön hergerichteten, schmuck sanierten Gebäuden und strahlen im Abendlicht in einer einmaligen Stimmung.
Wer genauer hinschaut, findet in der Stadt verteilt insgesamt 25 kleine Informationstafeln mit Karte oder Bild, einem kurzen Text und einem QR-Code. Jede dieser Tafeln informiert auf Norwegisch über die Historie des Ortes, an dem sie hängt. Über den QR-Code können die Texte zusätzlich in Englisch oder Deutsch gelesen werden.
An der Nordwestseite von Henningsvaer liegt die alte Kaviarfabrik, von der aus man einen wunderbaren Blick nach Norden über die Stadt hat. Die Fabrik ist inzwischen eine Art modernes Museum, die Künstler wie Ai Weiwei ausstellt, und ist einen Besuch wert.
Auf den entgegengesetzten Ausläufer der Stadt im Südosten lohnt der Gang ebenfalls. Dort liegt Henningsvaers Kunstrasen-Fußballplatz, der durch ein 2017 im Geo Geographics veröffentlichtes Foto zu einiger Berühmtheit gelangte. Der Platz selbst wirkt beim Besuch nicht besonders eindrucksvoll. Spektakulär wird es erst, wenn man das Fußballfeld und seine Lage von oben betrachtet. Aber auch sonst belohnt der Weg auf die Felsnase mit einer schönen Sicht auf die Schären und die Hafenmole.
Tagsüber (oder bei Mitternachtssonne auch spätabends) ist ein Ausflug auf das Festland empfehlenswert. Der Gang über die geschwungene Brücke am Ortseingang von Henningsvaer lässt bereits einen schönen Blick über die Inseln der Stadt, die Häuser, das Wasser und die vorgelagerten Schären zu. Wanderfreudigen sei der Aufstieg auf den Berggipfel südöstlich des Festvågtind ans Herz gelegt. Die ersten Kilometer aus der Stadt heraus führen an der Straße entlang über beide Brücken bis unter den Hang des Berges. Auf dem Weg dorthin sind die auf den Lofoten typischen Trockenfischgestelle zu sehen, die von Februar bis in den Juni hinein mit Fisch behangen sein können. Der Anblick der ohne Kopf auf den Stangen hängenden getrockneten Fische ist beeindruckend.
In der langgezogenen Linkskurve hinter der zweiten Brücke beginnt dann rechter Hand der Wanderweg, der auf den ersten Blick kaum zu sehen ist. Beim Blick den Hang hinauf kann man aber hier und da Menschen beim Auf- oder Abstieg in der Ferne erkennen. Am Anfang gibt es blaue Markierungen, denen es zu folgen gilt, weil schon mit diesen der Weg einer Kletterpartie gleicht.
Höher den Berg hinauf ändert sich die Umgebung und ein Trampelpfad führt weg vom Geröllfeld hinein in eine fast tropisch anmutende Landschaft. Auf dem Gipfel angekommen erfreut nicht nur ein See den verschwitzten Wanderer, sondern der Ausblick über den Vestfjord und die Inselwelt Henningsvaers belohnt für den mitunter steilen Aufstieg.
Nach dem nicht minder abenteuerlichen Abstieg und dem Fußmarsch zurück in den Ort lässt sich der Abend gemütlich in einem der Restaurants oder an Bord mit Blick auf die erklommene Bergkulisse und die Häuser von Henningsvaer genießen.
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