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Sönke hat 100.000 Seemeilen Erfahrung im Kielwasser und von 2007 bis 2010 zusammen mit seiner Frau Judith die Welt umsegelt. Er veranstaltet diverse Seminare auf Bootsmessen (siehe unter Termine) und ist Autor der Bücher "Blauwassersegeln kompakt", "1200 Tage Samstag" und "Auszeit unter Segeln". Sönke ist zudem der Gründer von BLAUWASSER.DE und regelmäßig mit seiner Frau Judith und seinen Kindern auf der Gib'Sea 106 - HIPPOPOTAMUS - unterwegs.
Kraftstoff-Feinfilter-Wechsel am Bootsmotor – einfache Wartung mit großer Wirkung
Regelmäßige Filterwechsel sind ein wichtiger Bestandteil der Wartung eines Dieselmotors. Der Austausch der Filter in den vom Hersteller vorgegebenen Intervallen ist mitentscheidend für die Zuverlässigkeit und Langlebigkeit des Motors auf einer Yacht.
Nach wie vielen Betriebsstunden oder nach welchem Zeitraum ein Filterwechsel ansteht, kann im Handbuch des Motors nachgelesen werden. Es schadet aber auch nicht, die Filter einfach einmal jährlich im Winterlager zu wechseln. Filterwechsel sind kostengünstig und normalerweise unkompliziert in Eigenregie zu bewerkstelligen. An den meisten Motoren auf Yachten sind drei Filter zu finden. Es gibt die beiden Kraftstofffilter: Dieselvorfilter (meist mit Wasserabscheider) und Dieselfeinfilter (Hauptfilter) sowie einen Ölfilter.
Hinweis: Diese Fotoanleitung beschreibt, wie der Kraftstoff-Feinfilter aus- und eingebaut und mit möglichst wenig Aufwand und austretendem Diesel gewechselt werden kann am Beispiel eines Volvo Motors vom Typ MD2030. Die Vorgehensweise ist bei vielen anderen Motoren und Modellen identisch. Allerdings kann es sein, dass die Filter dort etwas anders aufgebaut sind und die Komponenten an anderer Stelle sitzen.
Vorbereitung des Kraftstoff-Feinfilter-Wechsels auf einer Yacht
Leider ist es kaum zu vermeiden, dass beim Wechsel des Kraftstoff-Feinfilters Diesel austritt, daher sollten Handschuhe getragen werden. Das lohnt sich auch, weil Dieselgeruch nur schwer von den Händen abzuwaschen ist. Abgesehen davon ist Diesel auch gesundheitsschädlich.
Mit einer Plastiktüte, die über den Filter gestülpt wird, kann der austretende Diesel erfahrungsgemäß gut aufgefangen werden. Wichtig ist dabei darauf zu achten, dass die Tüte dieselbeständig ist. Nicht dieselbeständige Tüten zersetzen sich sofort und der Diesel läuft aus. Alternativ kann auch eine Konservendose oder ein anderes dieselbeständiges Gefäß genutzt werden, sofern es vom Platz her unter den Filter passt. Bei dem Motor auf unserem Redaktionsboot haben wir den Platz dafür nicht. Einige Lappen oder Küchenkrepp sollte zusätzlich in greifbarer Nähe sein.
Den Kraftstoff-Feinfilter auf einer Yacht ausbauen
Bevor mit dem Ausbau des Filters begonnen wird, muss der Dieselhahn an der Hauptleitung vom Tank geschlossen werden. Damit wird verhindert, dass unnötig Diesel nachläuft. Der Kraftstoff-Feinfilter wird zunächst nur leicht angelöst. Dabei tritt für gewöhnlich noch kein Diesel aus.
Sollte der Filter zu fest sitzen, kann mit einem Filter-Abzieher oder einer (Öl-)Filter-Spinne nachgeholfen werden. Zur Not kann auch ein Schraubenzieher oder Dorn durch die dünne Metallwand des Kraftstoff-Feinfilters gedrückt werden, dessen Griff dann als Hebel zum Abschrauben genutzt werden kann.
Eine Plastiktüte wird um den Filter herumgelegt, mit der austretender Diesel aufgefangen wird. Besonders praktisch sind verschließbare Tüten.
Jetzt kann der Filter zusammen mit der Plastiktüte vollständig abgedreht werden, der überschüssige Diesel läuft dabei in die Tüte. Ohne die Tüte würde der Diesel in der Bilge landen.
Einen neuen Kraftstoff-Feinfilter auf einer Yacht einbauen und die Leitung entlüften
Zunächst den neuen Filter aufdrehen und den Dieselhahn wieder öffnen. Wichtig: Den neuen Filter nicht mit Gewalt aufdrehen. „Handwarm“ reicht.
Durch den Filterwechsel ist Luft im Kraftstoffsystem und dieses muss entlüftet werden. Zum Entlüften muss als erstes die Entlüftungsschraube des Kraftstoffsystems geöffnet werden. Sie lässt sich am einfachsten mit einem Steckschlüssel lösen. Wo die Entlüftungsschraube zu finden ist, steht im Handbuch des Motors.
Das eigentliche Entlüften erfolgt durch manuelles Bedienen der Kraftstoffförderpumpe, die sonst im Betrieb vom Motor angetrieben wird.
Achtung! Nicht den Motor zur Entlüftung starten! Das ist definitiv keine gute Idee. Dabei kann er dauerhaft beschädigt werden! Bitte unbedingt in der Anleitung des Motors nachsehen, wie die Entlüftung erfolgt.
Jetzt muss so lange manuell gepumpt werden, bis an der Entlüftungsschraube Diesel austritt. Der Pumpvorgang kann durchaus einige Zeit in Anspruch nehmen, da zunächst der Filter wieder mit Kraftstoff gefüllt werden muss.
Sollte die Kraftstoffpumpe beim manuellen Pumpen sehr wenig oder keinen Diesel fördern, liegt es meist am Stand der Nockenwelle des Motors. Dann muss die Nockenwelle etwas weitergedreht werden. Das kann händisch durch Drehen der Mitnehmerscheibe an der Vorderseite erreicht werden, weil das Drehen der Mitnehmerscheibe sämtliche Teile im Motor bewegt.
Tipp: Bei manchen Herstellern gibt es eine Markierung am Motor für den optimalen Förderpunkt der Kraftstoffförderpumpe.
Wenn das Entlüften funktioniert, tritt als Ergebnis Diesel an der Entlüftungsschraube aus. Dieser Dieselaustritt kann leider nicht vermieden werden. Im Gegenteil. Er zeigt an, dass erfolgreich entlüftet wurde.
Wichtig ist, dass der austretende Diesel „blasenfrei“ ist. Es darf also keine Luftblase im Filter und der Leitung zurückbleiben, da diese später zu Komplikationen im Motorbetrieb führen kann. Nach dem Entlüften wird die Lüftungsschraube wieder geschlossen und der Motor kann gestartet werden.
Tipp: Nach den ersten Betriebsminuten kontrollieren, ob Diesel am Filter austritt. Sollte das der Fall sein, ist er nicht fest genug angezogen. Läuft der Motor nicht rund oder geht er gar aus, muss noch einmal entlüftet werden.
Fazit
Filterwechsel am Dieselmotor sind mit etwas Übung schnell erledigt und wichtig für eine lange Lebensdauer und den zuverlässigen Betrieb des Motors. Mit der richtigen Vorbereitung und Technik lässt sich auch die lästige „Dieselsauerei“ in Schach halten.
Ganz ohne austretenden Diesel geht es leider nicht, aber im Vergleich zu einem plötzlichen Motorausfall durch einen verstopften Filter in einer ungünstigen Situation ist ein bisschen jährliche Putzarbeit beim Filterwechsel sicherlich die bessere Option.
Moin Sönke, lässt sich die nervige Entlüftungsprozedur verkürzen, wen man in den neuen Filter etwas Diesel, z.b. den in der Tüte aufgefangen gibt oder spricht was dagegen?
Moin Carsten,
exakt so mache ich das seit 30Jahren bei meinem Volvo TMD31:
Das neue Filter randvoll mit “frischem” Diesel füllen, Gummiring leicht mit Motoröl bestreichen – Filter vorsichtig einschrauben. und nur von Hand fest ziehen.
Ich musste noch niemals entlüften!!
Da bei mir sehr wenig Platz oben vorhanden ist, um den Delfi 624 mit frischem Diesel möglich voll aufzufüllen, habe ich mir eine Laborflasche (mit feinem, beweglichen Schwanenhals) angeschafft. Damit erreiche ich den Kopf des Filters prima und kann so das Ganze maximal auffüllen. Auch damit kann ich bestätigen, dass entlüften beinahe nicht mehr notwendig ist. Der Motor ist ein VP MD21B und hat schon über 6000 h, läuft immer noch pefekt mit seinen bald 35 Jahren.
https://www.hsk-handel.de/Laborflasche-Spritzflasche-leer-100-ml-aus-Kunststoff
Die größte Herausforderung dabei ist, dass dann die Filterfunktion umgangen wird, weil der Diesel auf der falschen Seite des Filters eingefüllt wird. Wenn er dabei nicht hundertprozentig sauber ist, kann der Folgeschaden erheblich sein. Ich halte daher von dieser Vorgehensweise nicht allzu viel 🙂
Danke für die tolle Anleitung!
Gerne. Freut uns, wenn sie dir gefällt.