Katamaransegeln Ostsee: Toller Törn mit einer Excess 11

Ein Beitrag von

Sönke Roever

Sönke hat 100.000 Seemeilen Erfahrung im Kielwasser und von 2007 bis 2010 zusammen mit seiner Frau Judith die Welt umsegelt. Er veranstaltet diverse Seminare auf Bootsmessen (siehe unter Termine) und ist Autor der Bücher "Blauwassersegeln kompakt", "1200 Tage Samstag" und "Auszeit unter Segeln". Sönke ist zudem der Gründer von BLAUWASSER.DE und regelmäßig mit seiner Frau Judith und seinen Kindern auf der Gib'Sea 106 - HIPPOPOTAMUS - unterwegs.

Mit einem Katamaran auf der Ostsee segeln? Wir wollen es wissen!

Die Ostsee ist eines der schönsten Segelreviere weltweit. Sie ist abwechslungsreich, landschaftlich reizvoll und unglaublich weitläufig. Alle paar Seemeilen gibt es einen Yachthafen oder Ankerplatz. Dominiert wird die Szene von Einrumpfyachten. Gleichzeitig wächst aber der Markt für Katamarane und Marinabetreiber reagieren zunehmend darauf.

Fristen Katamarane auf der Ostsee ein Schattendasein? ©Sönke Roever

Es stellt sich also die Frage, ob es möglich ist mit einem Katamaran auf der Ostsee einen schönen Segeltörn zu erleben, wenn man die Annehmlichkeiten von Marinas mit nutzen möchte. Ist das Revier dann für diesen Schiffstyp geeignet? Ich möchte es wissen und gehe zusammen mit Freunden für ein paar Tage mit einem sportlichen Katamaran vom Typ Excess 11 auf Törn.

Wir sind mit einem sportlichen Katamaran vom Typ Excess 11 auf Törn. ©Sönke Roever

Für unser viertägiges Experiment sind zwei Dinge wichtig, erstens das Revier. Zweitens der Schiffstyp. Als Revier wählen wir bewusst die Dänische Südsee aus. Da sind die Häfen etwas kleiner, etwas verwinkelter und etwas voller als anderswo. Zitat von Mitsegler Lars: „Wenn wir das ausprobieren, müssen wir dahin gehen, wo es am herausforderndsten ist.“

Beim Katamaran ist uns wichtig, dass er hoch am Wind segelt. Von vielen Katamarantörns unterschiedlichster Couleur weiß ich, dass genau das bei vielen Katamaranen eine Herausforderung ist. Auf der Ostsee ist es unabdingbar, wenn der Segelspaß nicht zu sehr ins Hintertreffen geraten soll. Dafür sind die Winde in diesem Revier einfach zu wechselhaft. Außerdem sollte der Katamaran nicht zu groß sein. Was wollen wir mit einem 50-Fuß-Katamaran in kleinen dänischen Häfen? Das ist mit einem Einrumpfboot dieser Länge schon herausfordernd genug.

Die Segeleigenschaften der Excess 11 überraschen uns positiv. ©Sönke Roever

Nach etwas Recherche finden wir die bereits erwähnte Excess 11 in Flensburg. Hier sitzt die Firma BM-Yachting, ein Yachthändler, der sich unter anderem auf den Vertrieb von Performance-Katamaranen der Marke Excess spezialisiert hat. Der moderne 37-Fuß-Kat, der optisch einiges hermacht, wurde von der Werft zusammen mit Architekten des Offshore-Rennspezialisten VPLP Design entwickelt. Er ist 11,42 Meter lang, 6,59 Meter breit und hat einen Tiefgang von gerade mal 1,15 Metern. Die Masthöhe ist mit 17,27 Metern ostseetauglich und die Verdrängung von nur neun Tonnen spricht schon auf dem Papier für schnelles Segeln bei leichten Winden.

In Flensburg startet der Katamarantörn auf der Ostsee

Der Törn geht gut los. Wir verlassen die Marina Sonwik bei Flensburg und nehmen Kurs auf die Geltinger Bucht. Dabei deutet der Kat schon mal an, was möglich ist. Bei zehn Knoten scheinbarem Wind sind mit Großsegel und Selbstwendefock schon knapp sechs Knoten Fahrt drin. Wie soll das erst werden, wenn wir den Code Zero rausholen?

Vorerst bleibt der Code Zero noch im Sack. Dennoch begeistert mich auch so schon, wie schnell die Excess 11 anspringt und wie leicht sie auf dem Ruder liegt. Dabei vermittelt sie ein wassernahes Gefühl, weil die beiden Steuerstände ganz am Heck sind und die See unmittelbar dahinter rauscht. „Geht ab!”, steht auch Mitsegler Jan die Begeisterung ins Gesicht geschrieben.

Die beiden Steuerstände sind bei der Excess 11 am Heck. ©Sönke Roever

Wir segeln aus der Flensburger Förde. Die legendären Ochseninseln bleiben an Backbord, die Nordspitze von Holnis mit der berühmten Fahrwassertonne „Schwiegermutter“ bleibt an Steuerbord. Etliche Segelyachten, deren weiße Segel die Förde spicken, tun es uns gleich. Sommer, segeln, Sonnenschein. Das geht gut los!

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Erster Stopp mit der Excess 11: Sønderborg

Vor dem Bug öffnet sich die Geltinger Bucht und wir beschließen kurzerhand, nach Sønderborg zu segeln. Da gibt es eine große Marina. Das ist ein guter Start, um herauszufinden, wo man in so einem typischen Ostseehafen mit einer elf Meter langen und sieben Meter breiten Yacht bleiben kann. Außerdem ist Sønderborg immer einen Stopp wert. Die kleine Hafenstadt ist das Tor zum Alssund, hat eine lange Seefahrertradition und ich finde es immer wieder schön dort festzumachen.

Gutes Segeln bei wenig Wind auf der Flensburger Förde. ©Sönke Roever

Die Sonne steht tief, als ich den Bug durch die Hafeneinfahrt in die Marina steuere. Mitsegler Jan steht auf dem Salondach und scannt die Stegköpfe ab. „Guck mal dort, Sönke“, sagt er, während er mit seinem Finger nach Südosten zeigt, „da passen wir gut an den Stegkopf.“ Gesagt, getan. Fender raus, Leinen klar. Ein paar Minuten später sind wir fest.

Im Hafen von Sønderborg gibt es genug Raum zum Manövrieren. ©Markus Luckey

Wir setzen uns auf das Salondach. Mit Kaltgetränk und Buchtblick. Während die Sonne beim Untergehen alles in rotes Licht taucht, sage ich zu meinen Mitseglern: „Ich finde bemerkenswert, dass ich noch nie so viel beim Manövrieren von anderen Seglern beobachtet wurde wie eben. Ich habe das Gefühl, dass sie alle ob der Breite des Kats Hafenkino wittern.“ Lars nickt und antwortet lachend: „Haben wir ihnen aber nicht geboten.“ Stimmt! Wieso auch? Mit den beiden 30-PS-Motoren ließ sich die Excess 11 in der Abendflaute sehr gut auf dem Teller drehen und punktgenau rückwärts an die Pier steuern. Vielleicht war es aber auch nur ein ungläubiges Staunen der Stegnachbarn, weil sie sich gefragt haben, was wir uns vor Törnbeginn auch gefragt haben. Mit einem Kat in dieses Revier, geht das? Hier in Sønderborg lautet die Antwort auf jeden Fall schon mal “Ja”.

In Sønderborg machen wir am Stegkopf fest. ©Sönke Roever

Dyvig und die Mjels Vig sind weitere Ziele auf dem Törnplan mit der Excess 11

Die nächsten Stopps zeigen ebenfalls, dass sich die Ostsee gut mit einem Katamaran bereisen lässt. Es ist bereits Anfang September und die Ostseesaison neigt sich dem Ende zu, aber die Häfen entlang unserer Route sind allesamt noch sehr gut gefüllt. Trotzdem bekommen wir überall einen Liegeplatz, selbst im Kleinod Mjels Vig, wo es grundsätzlich nur sehr wenige Plätze gibt.

Segler, die die Mjels Vig kennen, schätzen den idyllischen Ort. ©Sönke Roever

In der Mjels Vig fahren wir spontan von der Seite quer hinter die Pfähle und legen längsseits am Stegkopf an, weil die Boxen allesamt nicht breit genug sind. Mitunter ist also ein wenig Kreativität gefragt. Der Hafenmeister sieht es gelassen und meint: „Wir finden hier für jede Yacht einen Platz.“ Dann überlegt er kurz und ergänzt: „Einen Tarif für Katamarane haben wir allerdings nicht, sind 30 Euro okay?“ Ja, klar, das sind sie.

Vertäut in der Mjels Vig. ©Sönke Roever

Die Mjels Vig begeistert mit landschaftlicher Idylle, einer kleinen Steganlage und einem einladenden Clubhaus. Hier zeigt die dänische Südsee, warum sie ein so beliebtes Segelrevier darstellt. Viele Segler meiden den Hafen, weil ihnen die Navigation durch die schmale Fahrrinne zu waghalsig erscheint und mit Dyvig eben um die Ecke ein anderer attraktiver Hafen aufwartet. Ich sehe das gelassen. Mit einem Tiefgang von 1,15 Metern allemal.

In der Dänischen Südsee gibt es attraktive Fahrwasser. Hier der Eingang nach Dyvig. ©Sönke Roever

Aus Liegeplatzneugier verholen wir uns zum Frühstück nach Dyvig – eineinhalb Seemeilen weiter. Genauer gesagt in den Teil des Hafens vor dem Dyvig Badehotel. Dort können wir problemlos längsseits festmachen. Eigentlich wollten wir den gegenüberliegenden Teil der Bucht besuchen und beim Dyvig Bådelaug anlegen, aber da gibt es keinen einzigen Platz, wo es möglich ist, weil im gesamten Hafen die Pfähle so eng stehen, dass wir mit der Excess 11 nicht zwischen ihnen hindurchpassen. Es gäbe auch zwei Plätze zum Längsseitsanlegen, aber da liegen bereits ein Traditionssegler und eine große Motoryacht.

Im Dyvig Badehotel ist man auf den Besuch breiterer Yachten eingestellt. ©Sönke Roever

Ich muss attestieren, dass das die Ausnahme ist, weil es in Dänemark und Schweden zuhauf Marinas gibt, in denen man irgendwo längsseits festmachen kann. Außerdem gibt es immer wieder Liegeplätze mit weit auseinanderstehenden Pfählen. Von daher sollte man immer irgendwo, irgendwie mit einem Katamaran unterkommen.

Bei der Liegeplatzwahl hilft, dass Katamarane wenig Tiefgang haben. Dadurch stehen auch die Plätze der Marinas zur Verfügung, die mit gängigen Einrumpfyachten aufgrund des Tiefgangs gemieden werden. Mehr noch: Da die meisten Katamarane aufgrund der Bauform bei Wellengang sehr ruhig auf dem Wasser liegen, besteht bei passendem Wetter auch eine Liegeplatzalternative vor dem Hafen. Ich mag das Ankern sehr. Die Ruhe, die Freiheit und den Blick über die See, ein gutes Beiboot als Landverbindung vorausgesetzt. Auf einem geräumigen Katamaran wie der Excess 11 kann es easy verstaut werden.

Rund um den Alssund gibt es viele attraktive Ankermöglichkeiten. ©Sönke Roever

Katamaran-Segelspaß im Alssund mit der Excess 11

Am dritten Törntag geht es durch den Alssund. Es weht ein sportlicher Südostwind. Wir wollen nach Höruphav und müssen kreuzen. Was bei den meisten Einrumpfbooten sehr gut funktioniert, stellt bei vielen Katamaranen eine große Herausforderung dar. Umso begeisterter bin ich, dass das bei der Excess 11 sehr gut klappt. Wir schaffen es, zwischen 45 und 50 Grad am scheinbaren Wind zu segeln. Dabei beschleunigt die Excess 11 immer wieder auf über sechs Knoten! Interessant ist dabei, wie leicht sich das Boot steuern lässt und wie schnell es für einen Kat anspringt, wenn der Wind ein paar Knoten zulegt. “Yeah!” und “Cool!”, kommentiert Mitsegler Markus kurz und knapp, was alle an Bord denken.

Die Excess 11 macht Spaß beim Segeln. ©Sönke Roever

Nicht, dass das falsch rüberkommt: Die Einrumpfboote segeln uns beim Kreuzen bis auf einen Holzjollenkreuzer allesamt weg. Aber das ist egal, weil das Segeln mit der Excess 11 Spaß macht, weil sie so leichtfüßig segelt. Das bestätigt auch ein Segler, der, unmittelbar nachdem er vor unserem Bug mit seiner Yacht durchgegangen ist, wendet und daraufhin mit einer Bootslänge Abstand vorbeisegelt. „Ich wollte nur mal gucken“, ruft er und winkt, „so ein Sportgerät hatten wir neulich im Mittelmeer gechartert. Schönes Ding!“

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Die Bucht von Stevning Nor

Sechs Wenden später steuern wir die Bucht von Stevning Nor an. Ein winziger Hafen, den nur wenige Segler kennen. Drei andere Yachten sind schon da. Wir entdecken einen Platz am Stegkopf. Diesmal ist das Anlegen etwas sportlicher. Der Wind hat zugelegt, weht ablandig. Da geht die Excess 11 mit ihrem hohen Freibord und geringem Tiefgang seitlich auf Drift. Da muss ich dann schon etwas beherzter manövrieren und die beiden Gashebel auch mal im höheren Drehzahlbereich bedienen. Aber das ist bekanntlich bei nahezu allen Katamaranen so.

Stevning Nor ©Sönke Roever

Als wir fest sind, merke ich einmal mehr, dass die anderen Crews im Hafen unser Wassersportgefährt bestaunen. Wahrscheinlich gibt der moderne Katamaran mit dem futuristischen Design für viele Segler in diesem Revier ein ungewohntes Bild ab.

Katamarane überzeugen mit ihrem Raumangebot. Hier der Salon der Excess 11. ©Sönke Roever

Bei Steggesprächen treffen wir oft auf Segler, die uns um den Platz und Komfort an Bord beneiden. Etwa, wenn wir alle problemlos um den Cockpittisch passen. Oder wenn wir von den geräumigen Kabinen und Nasszellen mit heißen Duschen berichten. Und nicht zuletzt auch, wenn wir es uns bei lauen Temperaturen unter dem Sternenhimmel auf dem Bugnetz gemütlich machen.

Am letzten Abend vor Anker versinkt die Sonne gleißend rot in der Ostsee. ©Sönke Roever

Ankern mit dem Katamaran bei Høruphav

Sterne gibt es auch am letzten Abend. Statt den Yachthafen Høruphav anzusteuern, entscheiden wir uns spontan fürs Ankern vor der kleinen Steilküste von Torsthoved gegenüber. Der Wind weht schwach, die Sonne steht tief und rot über der Ostsee und wir genießen die Szenerie, während Steaks auf dem Bordgrill brutzeln und kalte Getränke munden. „Das war heute wieder ein toller Segeltag“, denke ich leise, „wie gut, dass es morgen noch einen gibt.“ Ich muss zugeben, dass die Excess 11 es mir angetan hat. Das sportliche Segeln und das agile Seeverhalten begeistern mich. Viele der typischen Fahrtenkatamarane weisen ein solches Seeverhalten nicht auf. Hier ist das anders. Gerne würde ich noch länger mit der Excess 11 die dänischen Gewässer und Häfen erkunden.

Der Sternenhimmel über dem Kat begeistert beim Ankern. ©Sönke Roever

Noch einmal Katamaran-Segelspaß auf der Ostsee

20 Seemeilen liegen am letzten Tag noch vor uns. Es weht mit 15 Knoten aus östlicher Richtung. Wir setzen das Großsegel und den Code Zero. Die Geltinger Bucht ist übersäht mit Yachten. Noch einmal richtig Sonne. Noch einmal Sommer. Noch einmal segeln – überwiegend raumschots. Da ist die Excess 11 in ihrem Element, da geht sie ab, da springt sie über die Acht-Knoten-Marke, da können die anderen Yachten nicht mithalten. Was für ein Segelspaß.

Boxenstopp in der Marina Minde ©Sönke Roever

Boxenstopp mit der Excess 11 in der Marina Minde

Am Mittag nehmen wir Kurs auf die Marina Minde. Auf der Pier steht ein Segler, der uns zuwinkt. Er zeigt auf eine Box, deren Pfähle sehr weit auseinanderstehen. In der Mitte prangt ein grünes Schild. Das passt. Ich manövriere den Katamaran mit seinen zwei Maschinen rückwärts zwischen die Pfähle und an die Pier. Wer regelmäßig mit Katamaranen fährt, weiß, wie viel Spaß das macht und wie unkompliziert das dank der zwei Motoren geht.

Sehr breite Boxen sind in den dänischen Marinas (noch) nur selten zu finden. ©Sönke Roever

Eine so breite Box, wie hier in der Marina Minde, finden wir nicht in allen Häfen. Während unseres kurzen Törns sind wir Hunderten Segelyachten mit nur einem Rumpf begegnet, aber auch fünf Katamaranen. Es ist ein sehr kleines, zartes Pflänzchen, das hier langsam auf der Ostsee wächst, aber es wächst! Die Excess 11 liefert auf jeden Fall sehr gute Argumente dafür und mittelfristig werden noch mehr Marinabetreiber darauf reagieren, dass mehr und mehr Katamarane die Ostsee besegeln und ihre Häfen besuchen.

Homerun zur Flensburger Förde ©Sönke Roever

Fazit zum Ostseesegeln mit einem Katamaran Excess 11

Schließlich sind wir wieder in der Marina Sonwik. Im Kielwasser unserer Tour bleiben die Erinnerungen an vier großartige Segeltage zurück. Segeltage mit einem faszinierend-sportlichen Katamaran, der viel Platz und Komfort bietet. Dabei haben uns insbesondere die Segeleigenschaften positiv beeindruckt. Ich bin mir sicher, dass wir in Zukunft noch mehr Katamarane auf der Ostsee treffen. Das Pflänzchen wächst und die Excess 11 ist ein sehr gutes Argument dafür.

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