Ein Beitrag von
Sönke hat 100.000 Seemeilen Erfahrung im Kielwasser und von 2007 bis 2010 zusammen mit seiner Frau Judith die Welt umsegelt. Er veranstaltet diverse Seminare auf Bootsmessen (siehe unter Termine) und ist Autor der Bücher "Blauwassersegeln kompakt", "1200 Tage Samstag" und "Auszeit unter Segeln". Sönke ist zudem der Gründer von BLAUWASSER.DE und regelmäßig mit seiner Frau Judith und seinen Kindern auf der Gib'Sea 106 - HIPPOPOTAMUS - unterwegs.
Der Impeller in der Seewasserpumpe des Bootsmotors ist ein Verschleißteil
Der überwiegende Teil von Bootsmotoren wird durch das die Yacht umgebende Seewasser gekühlt. Dabei wird das Wasser mit einer Impellerpumpe entweder direkt durch den Motor gepumpt oder es kühlt in einem Wärmeübertrager das Kühlmittel eines zweiten, inneren Kühlkreislaufs. Der Impeller ist ein Schaufelrad aus Gummi in der Impellerpumpe, das durch eine Verbindung mit dem Motor angetrieben wird.
Über die Zeit verschleißt der Impeller und die Flunken des Schaufelrads brechen, wodurch weniger Wasser transportiert und die Kühlwirkung reduziert wird. Mehr noch, Bruchstücke oder gänzlich abgerissene Flunken geraten in das weiterführende Kühlsystem und können wichtige Kühlkanäle verstopfen. In der Folge wird der Motor überhitzt und muss, um Folgeschäden zu vermeiden, sofort gestoppt werden. Unschön, wenn so etwas in einer Gefahrensituation oder ohne Ersatzimpeller an Bord auf hoher See geschieht.
Theoretisch kann ein Impeller mehrere Jahre genutzt werden, bevor die Flunken rissig werden oder brechen. Üblicherweise wird in der Betriebsanleitung von Bootsmotoren die Kontrolle des Impellers der Seewasserpumpe nach einer vorgegebenen Zeit von Betriebsstunden des Bootsmotors oder mindestens einmal im Jahr empfohlen. Der Wechsel des Impellers am Bootsmotor ist jedoch recht einfach zu bewerkstelligen und die Kosten für einen neuen Impeller inklusive der erforderlichen Dichtung liegen im unteren zweistelligen Bereich. Viele Yachteigner kontrollieren den Impeller der Seewasserpumpe daher im Winterlager nicht nur, sondern tauschen ihn prophylaktisch gleich aus.
Vorbereitungen zum Tausch des Impellers am Bootsmotor
Bevor mit dem Tausch des Impellers begonnen wird, sollte ein neuer Impeller bereitliegen. Dieser wird üblicherweise im Set mit einer neuen Papierdichtung und einem Schmiermittel geliefert.
Es gibt verschiedene Varianten von Impellern, daher muss darauf geachtet werden, dass der Impeller zu der Seewasserpumpe des Bootsmotors passt. In der Regel wird im Handel der Motortyp angegeben, zu dem der Impeller passt. In unserem Beispiel nehmen wir den Tausch an einem Motor von Volvo Penta vor. Typ MD2030D.
Übrigens: Wie auch beim Tausch des Dieselfilters oder Ölfilters muss das Ersatzteil nicht zwangsläufig vom Hersteller sein. Es gibt auch passende (meist preiswerte) Impeller-Sets von anderen Herstellern.
Zum Tausch des Impellers in der Seewasserpumpe des Bootsmotors wird prinzipiell kein Spezialwerkzeug benötigt. Es reicht ein passender Schraubendreher, um die Schrauben am Deckel der Impellerpumpe zu lösen, und eine Wasserpumpenzange, um den Impeller aus dem Pumpengehäuse zu ziehen. Im Handel sind zum Lösen des Impellers auch spezielle Impeller-Abzieher erhältlich, in unserem Beispiel wird eine einfache Wasserpumpenzange genutzt.
Der Tausch des Impellers am Bootsmotor Schritt für Schritt erklärt
Soll der Impeller getauscht werden, während die Yacht im Wasser liegt, muss zunächst das Seeventil des Kühlkreislaufs des Motors geschlossen werden. Bei geöffnetem Seeventil kann sonst unkontrolliert Wasser ins Boot laufen, wenn die Impellerpumpe geöffnet wird. Unabhängig davon, ob die Yacht im Wasser liegt, sollten Lappen und eine Dose zum Auffangen des Wassers bereitliegen. Etwas Restwasser wird in jedem Fall aus der Impellerpumpe laufen. Im ersten Schritt werden die Schrauben an der Impellerpumpe gelöst, die den Deckel auf der Pumpe fixieren.
Da die Schrauben auf der Impellerpumpe recht klein sind und gerne in der Bilge verschwinden, werden sie am besten mit dem Schraubenzieher nur angelöst und danach kontrolliert mit der Hand herausgedreht.
Nachdem alle Schrauben gelöst sind, kann der Deckel der Impellerpumpe abgenommen werden.
Tipp: Damit nichts verloren geht, alle Teile in einer Dose sammeln. Am besten gleich zwei Dosen bereitstellen. Eine für die Teile und eine für den anfallenden Abfall.
Bevor es mit dem eigentlichen Impellerwechsel weitergeht, kann der Deckel schon gereinigt werden. Auch der Deckel der Impellerpumpe verschleißt durch den ständigen Kontakt mit dem Impeller. Gerade bei Seglern im Watt kann das, durch den hohen Sandanteil im Seewasser, mitunter recht schnell passieren. Ein wenig Abrieb ist normal, sollte der Deckel der Impellerpumpe jedoch deutlich eingelaufen sein, muss auch er getauscht werden. Deckel für Impellerpumpen können einzeln nachbestellt werden.
Tipp: Deckel ohne Prägung können auch einfach umgedreht und andersherum wieder eingebaut werden, wenn eine Seite verschlissen ist.
Als nächstes kann ein erster Blick auf den Impeller der Seewasserpumpe geworfen werden. Sind noch alle Flunken dran, kann mit dem Ausbau weitergemacht werden.
Fehlen Flunken am Schaufelrad des Impellers, wird die Arbeit leider aufwendiger. Um sicherzustellen, dass Teile des Kühlsystems nicht verstopft werden, müssen zunächst die Reste des Impellers im Kühlkreislauf gefunden werden. Bei Bootsmotoren mit Zweikreiskühlung reicht es meist, die Kappe des Wärmetauschers abzunehmen, da sich die Teile oft vor dem Rohrbündel sammeln.
Achtung: Beim Abnehmen der Kappe des Wärmetauschers tritt das Kühlmittel des inneren Kühlkreislaufs aus. Je nach Bauart des Bootsmotors müssen die Lichtmaschine oder andere Teile gegen Wasser geschützt werden und in jedem Fall nach dem Zusammenbau Kühlmittel vom inneren Kühlkreislauf nachgefüllt werden.
Nun kann der Impeller herausgezogen werden. Am besten funktioniert das mit einer Wasserpumpenzange oder dem genannten Abzieher. Mit zwei Schraubenziehern gelingt der Ausbau auch, es besteht aber die Gefahr, dass das Impellerpumpengehäuse beschädigt wird.
Lässt sich der Impeller zunächst nicht herausziehen, hilft leichtes Wackeln. Festes Zudrücken mit der Zange und Zerren hilft hingegen nicht, da damit der Impeller nur noch fester auf die Welle gedrückt wird.
Im nächsten Schritt muss die alte Papierdichtung vom Pumpengehäuse entfernt werden. Auch hier ist Vorsicht angesagt, um die Dichtfläche nicht durch Kratzer zu beschädigen.
Das Innere der Impellerpumpe muss gereinigt und auf Verschleiß inspiziert werden. Wie der Deckel kann auch die Rückseite im Inneren der Impellerpumpe verschleißen. Ist alles in Ordnung, kann mit dem Einbau des neuen Impellers begonnen werden. Dazu werden der neue Impeller und das Innere der Pumpe zunächst mit dem Schmiermittel eingeschmiert. Das Schmiermittel dient dazu, dass der neue Impeller keinen Schaden nimmt, wenn die Pumpe im Trockenzustand anläuft. Darüber hinaus lässt sich der Impeller mit dem Schmiermittel leichter in die Impellerpumpe einbauen.
Jetzt kann der neue Impeller mit einer leichten Drehbewegung in die Pumpe geschoben werden. In welche Richtung sich die Flunken zusammendrücken, ist nicht so wichtig, spätestens beim Start drehen sie sich in die richtige Richtung. Von Beschädigungen dabei ist nicht auszugehen, auch beim Abschalten des Motors kann es vorkommen, dass der Motor „rückwärts schwingt“ und damit auch die Impellerpumpe kurzzeitig in die falsche Drehrichtung antreibt.
Wichtig: Die Papierdichtung nicht vergessen, bevor der Deckel wieder aufgeschraubt wird! Bei einem Impeller-Set sind meist zwei Dichtungen enthalten, um verschiedene Pumpentypen abzudecken. Benötigt wird nur eine.
Tipp: Wird die Papierdichtung leicht angefeuchtet, hält sie ohne Festhalten auf dem Pumpengehäuse.
Im nächsten Schritt kann der Deckel aufgesetzt und mit den Schrauben per Hand fixiert werden.
Tipp: Bei einer schwer zugänglichen Impellerpumpe den Deckel zunächst mit einer längeren Schraube grob fixieren oder mit einem Band sichern und dann die Schrauben eindrehen.
Wurden alle Schrauben in Deckel der Impellerpumpe eingesetzt, müssen sie gleichmäßig festgezogen werden. Dazu wird immer über Kreuz nacheinander die jeweils gegenüberliegende Schraube festgezogen.
Achtung: Bei Impellerpumpen gehören Schrauben aus Messing zum Standard, diese können leichter brechen als herkömmliche Schrauben. Damit sie nicht brechen, besser nicht zu fest anziehen und später korrigieren, falls Wasser austreten sollte.
Liegt die Yacht im Wasser, kann jetzt das Seeventil geöffnet und der Motor gestartet werden. Nun den Motor laufen lassen und nachschauen, ob Kühlwasser am Auspuff austritt und die Temperatur nach Erreichen der Betriebstemperatur stabil bleibt. Während des Laufs kann auch kontrolliert werden, ob die Impellerpumpe dicht ist. Falls nicht, die Schrauben am Deckel der Impellerpumpe mit Gefühl nachziehen. Zum Abschluss die Motorstunden zum aktuellen Impellerwechsel im Wartungsheft oder Logbuch notieren, um den nächsten Impellerwechsel nicht zu verpassen 😉
Fazit
Der regelmäßige Austausch des Impellers der Seewasserpumpe am Bootsmotor ist wichtig, da ein unbemerkter Verschleiß schnell unangenehme Folgen haben kann. Die Kosten eines Impellerwechsels sind überschaubar und die Arbeit ist auch ohne professionelle Hilfe machbar.
Meine Empfehlung lautet daher, den Impeller in den vorgegebenen Zeitintervallen nicht nur zu kontrollieren, sondern auch gleich zu tauschen. Falls der ausgebaute Impeller keine Schäden aufweist, reist er bei mir als „Notimpeller“ in der Ersatzteilkiste mit und landet erst nach dem folgenden Wartungsintervall im Abfall, wenn er durch den nächsten ausgebauten und intakten Impeller ersetzt wird.
Ganz tolle Anleitung. Hatte letztes Frühjahr einen defekten Impeller am Generator. Da hatte ich die Gelegenheit dem Monteur zuzugucken. Es war genau so, wie jetzt in dieser Anleitung. Den nächsten Impeller werde ich selber wechseln. Herzlichen Dank für diese einfach verständliche Schritt für Schritt Anleitung.
Egal wie oft ich schon Impeller gewechselt habe, man kann immer noch was dazulernen. Danke für deine tolle Anleitung! Einen kleinen Ergänzungstipp hätte ich noch: Wenn der Deckel einmal aufgeschraubt wurde – und sei es nur zwecks Impellerinspektion zum Saisonstart – dann ist die Papierdichtung hinüber. Bevor ich also eine neue Dichtung einbaue, fertige ich mir jeweils aus meiner alten SBF-Prüfungsseekarte eine Ersatzdichtung davon an. Die ist technisch genauso gut und man hat immer einen “Dichtungsvorsprung” falls der alte Impeller auch unter der Lupe keine Risse an den Flunkenansätzen zeigt und weiterverwendet werden kann. Beste Grüße.
Moin zusammen!
Hier noch ein kleiner Tipp, für alle Impeller die sich nicht so leicht wieder einsetzen lassen oder bei Motoren, wo die Wasserpumpe nur sehr schwer zugänglich ist. (z.B. beim Yanmar 75/100/110 PS).
Vor dem Einsetzen schnürst du die Impeller Flügel etwa im oberen Drittel mit einem Kabelbinder soweit zusammen, bis sich der Impeller leicht, etwa bis zur Hälfte einsetzen lässt. Dann knipst du den Kabelbinder mit dem Seitenschneider durch und schiebst den Impeller das letze Stück vollständig hinein.
beste Grüße von den Fiji Inseln
Stefan
SV Lola
Prima gemacht weil verständlich inkl. Bilder und gute sinnvolle nachvollziehbare Anmerkungen. Das Beste ist, dass ich mir das jetzt auch selber zutraue!
Bei schwer zugänglichen Pumpen kann es helfen, statt der Deckelschrauben Stehbolzen einzusetzen. Der Deckel lässt sich dann sicher aufsetzen und wird mit Muttern verschraubt.