Ein Beitrag von
Hauke segelt, seit er sechs Jahre alt ist. Dabei kennt er die Regattabahn genauso wie das Fahrtensegeln – egal, ob Offshore oder auf der heimischen Elbe. Hauke ist Segelmachermeister, Riggtechniker und Inhaber von Elbesegel in Hamburg. Elbesegel ist eine klassische Segelmacherei, aber auch offizieller Service- und Vertriebspartner für Seldén-Riggs und Furlex-Rollanlagen.
Ein Rodkicker ist Baumstütze und Trimmhilfe zugleich
Ein Rodkicker kann die Dirk und den Baumniederholer am Rigg ersetzen. Rodkicker sind gerade bei modernen Yachten zum Standard geworden, da sie die Bedienung des Großsegels deutlich vereinfachen. Ein Rodkicker wird unterhalb des Baumes und am Mastfuß, wo im Normalfall der Baumniederholer angeschlagen ist, montiert. Er dient als Trimmhilfe, die den Baum wie ein klassischer Baumniederholer nach unten ziehen kann, um damit die Form des Großsegels zu beeinflussen.
Ein Rodkicker kann jedoch im Gegensatz zum Baumniederholer den Baum auch nach oben drücken und stützen. Eine Dirk ist folglich nicht mehr nötig, da der Rodkicker beim Bergen oder Reffen des Großsegels den Baum stützt und somit ein unkontrolliertes Herunterfallen des Baumes auf Deck verhindert.
Im Prinzip besteht ein Kicker aus zwei ineinandergeschobenen Rohren, die mittels einer außen angebrachten Niederholtalje und einer Drahtseilkonstruktion im Inneren zusammengezogen werden. Gleichzeitig wird beim Zusammenziehen auch eine Feder im Inneren zusammengedrückt, die beim Fieren der Niederholtalje die Rohre wieder auseinanderdrückt.
Die Feder bei einem Rodkicker arbeitet mit Gasdruck. Das bedeutet, dass beim Zusammenziehen Gas im Inneren der Feder verdichtet und Druck aufgebaut wird. Eine Gasdruckfeder kann über die Zeit verschleißen und an Kraft verlieren, dann muss sie getauscht werden. Diese Fotoanleitung beschreibt, wie der Tausch der Gasdruckfeder im Rodkicker gelingt. In unserem Beispiel verwenden wir einen Seldén Rodkicker Typ 10.
Hinweis: Im Handel sind Gasdruckfedern nicht nur für unterschiedliche Typen von Rodkickern erhältlich, sondern auch in den verschiedenen Abstufungen 700, 600, 1.200, 2.500 und 5.000 Newton (N). Je höher die Newton-Angabe umso stärker kann die Feder den Baum nach oben drücken. Zudem gibt es Gasdruckfedern, die etwas stärker oder schwächer federn, sie sind mit dem Zusatz „Standard“ oder „Hart“ versehen.
Der Tausch der Gasdruckfeder im Rodkicker Schritt für Schritt erklärt
Bevor mit dem Tausch der Gasdruckfeder begonnen werden kann, muss der Rodkicker an Bord demontiert werden. Um einen Rodkicker von Mast und Baum zu lösen, müssen die Bolzen herausgezogen werden. Die Bolzen sind durch Splinte gesichert.
Damit nichts verloren geht, am besten die Bolzen und alle weiteren Teile in einer Box oder einer Dose sammeln. Die Splinte sind nur für die einmalige Verwendung gedacht. Sie müssen beim Zusammenbau erneuert werden.
Im nächsten Schritt wird die Talje, also die Leine mit Flaschenzug zum Bedienen des Rodkickers, demontiert. Sie ist am oberen Ende an ein Drahtseil geschäkelt, das ins Innere des Rodkickers führt.
Hier wurde der untere Block der Talje des Rodkickers mit einem Splint gesichert.
Nach der Demontage kann der Rodkicker geöffnet werden, indem die zwei Arretierungsknöpfe (schwarze Plastikpins) möglichst gleichzeitig hereingedrückt werden.
Nach dem Lösen können die Profile auseinandergezogen werden. Im Normalfall lassen sich die Profile mit der Hand auseinanderziehen.
Zum Vorschein kommen der Drahtzug und die Gasdruckfeder. Die Gasdruckfeder kann einfach herausgezogen werden. Bei unserem Anschauungsobjekt sieht sie allerdings gar nicht mehr gut aus!
Diese Gasdruckfeder reagiert gar nicht mehr (drückt nicht mehr heraus) und muss dringend getauscht werden.
Hinter der Gasdruckfeder verbirgt sich ein Rohr als Distanzstück, das ebenfalls herausgeholt werden muss. In einem neuen Gasdruckfeder-Satz sind Feder und Distanzstück enthalten.
Jetzt die schwarzen Endbeschläge an der Gasdruckfeder abschrauben.
Der untere Endbeschlag muss von der alten Gasdruckfeder gelöst werden.
Ist der Endbeschlag der alten Gasdruckfeder gelöst, kann er auf die neue geschraubt werden. Das Gewinde vorher fetten, damit es sich nicht festsetzt. Zum Fetten eignet sich am besten salzwasserresistentes Fett.
Danach kann der Endbeschlag auf die neue Gasdruckfeder aufgeschraubt werden.
Bevor es weitergeht, unbedingt kontrollieren, ob die Längen des alten und neuen Rohrs übereinstimmen.
Stimmt die Länge des neuen Rohrs, kann es unterhalb des Drahtes in das Profil eingesetzt werden. Es ist wichtig, dass beim Einsetzten des Rohres auf die Position des Drahtes geachtet wird.
Nun den zweiten (neuen) Endbeschlag auf die neue Gasdruckfeder schrauben. Auch hier das Fetten des Gewindes nicht vergessen.
Jetzt kann die neue Gasdruckfeder mit der Seite, auf die eben der Endbeschlag geschraubt wurde, zuerst in den Rodkicker geschoben werden. Wichtig: Der Draht muss im Spalt des Endbeschlags laufen!
Im Anschluss kann das innere Profil auf den verbliebenen Endbeschlag geklickt werden.
Nun kann der Rodkicker wieder zusammengeschoben werden. Damit der Draht nicht aus der Fuge springt, sollte er dabei immer auf Spannung gehalten werden.
Damit ist der Austausch der Gasdruckfeder abgeschlossen und der Rodkicker kann wieder an Bord montiert werden.
Anmerkung: Es ist kaum möglich, die Funktion der neuen Gasdruckfeder vor dem Anbau des Rodkickers zu testen, da er sich nur sehr schwer von Hand zusammenschieben lässt. Der erforderliche Druck wird sonst über den Hebel vom Großbaum ausgeübt.
Die Gasdruckfeder eines Rodkickers ist auch einzeln erhältlich und lässt sich relativ einfach in Eigenregie tauschen. Dadurch muss ein defekter Rodkicker nicht zwangsläufig ersetzt werden, sondern kann verhältnismäßig kostengünstig repariert werden.
Passende Ersatzteile gibt es hier: www.gotthardt-yacht.de
Eine fabelhafte Beschreibung! Nur: Ob ich mir das allein zutraue, da bin ich nicht so sicher! Auf einer Comfortina 32 hätte diese Reparatur schon vor Jahren gemacht werden müssen. Ich vermute, dass der Rodkicker durch das Liegen im Hafen mit festgezurrter Großschot durch dauernde Überlastung kaputtgegangen ist. Bei einer Dirk hätte man beim Verlassen des Bootes ein Augenmaß gehabt, wie stark man den Baum festsetzen darf, der Rodkicker konnte dieses Augenmaß nicht vermitteln, also wurde wahrscheinlich wochen- und monatelang zu fest angeknallt, damit der Baum nicht wackeln sollte. Leider vermisse ich in Ihrem Beitrag eine Bemerkung über einen schonenden Umgang… Mehr lesen »
Hallo,
Ich habe gerade das Problem, dass nach dem Winterlager die 3 Jahre alte Gasfeder nicht mehr komprimieren lässt – also umgekehrtes Problem.
Wer hat hier vielleicht noch einen Tipp um sie wieder gängig zu machen ?