Diebstahl von und Einbrüche auf Yachten. So gelingt die Eigentumssicherung.

Ein Beitrag von

Dirk Hilcken

Dirk Hilcken ist Koordinator Vertrieb und Underwriting bei Europas führendem Anbieter von Yachtversicherungen Pantaenius und hat in seinen rund 20 Jahren so einiges gesehen, was schwimmt und Eigner gern abgesichert wissen möchten. Hier immer die richtige Einschätzung zu finden, geht nur mit eigener Erfahrung auf möglichst vielen Kielen. Groß geworden auf dem elterlichen Segelboot, war es lange vor allem das Dickschiff-Regattasegeln im Team, das Dirk faszinierte. Nach einem Intermezzo, das unter großer Maschine in die USA und die Karibik führte, ist der Hamburger heute öfter mit dem Pantaenius-Sicherungs-RIB auf Klassiker-Regatten anzutreffen. Und für den Notfall wartet der von seinem Vater gebaute Holz-Opti stets segelklar im Keller.

Jedes zehnte Delikt ist Diebstahl, Einbruch oder Vandalismus

Ungläubig steht ein Eigner-Ehepaar im Cockpit ihrer Yacht. Der Niedergang ist aufgebrochen. Das Schott liegt im Cockpit. Unter Deck herrscht Chaos. Schränke, Schapps und Fächer wurden geöffnet, der Inhalt im Schiff verteilt. Wertgegenstände, wie Fernglas, Satellitentelefon, GPS, Rettungswesten oder die erst kürzlich erworbene, noch unbenutzte Schwerwetterkleidung, fehlen. Die Eigner sind entsetzt …

Diebstahl, Einbruch und Vandalismus machen rund zehn Prozent der Schäden bei Yachtversicherungen aus. ©Pantaenius

Solche Fälle sind leider kein Einzelfall. Jedes Jahr werden alleine in Europa über 10.000 Boote und Yachten als gestohlen gemeldet. Zum Diebesgut gehören auch hochwertige Navigationselektronik, Ausrüstung oder gar Motoren und Motorenteile sowie Trailer.

Dieser Plotter kann schnell entwendet werden, da er nicht fest verbaut wurde. ©Sönke Roever

Und auch wenn die Zahlen seit Jahren rückläufig sind, machen Diebstahl, Einbruch und Vandalismus immer noch rund zehn Prozent der gemeldeten Schäden bei Yachtversicherungen aus. Dabei geht der Löwenanteil dieser Schäden auf das Konto professioneller Täter. Insbesondere Außenborder und hochwertiges Equipment stehen ganz oben auf der Beschaffungsliste der Diebesbanden. Und trotzdem sind Yachteignern nicht in jedem Fall die Hände gebunden. Mit der richtigen Prävention lässt sich viel erreichen.

Fehlende Prävention. Dieser Plotter wurde entwendet. ©Sönke Roever

In der Vergangenheit gab es vereinzelte Vorfälle, in denen Abenteurer mit großen Plänen und kleinem Reisebudget eine Yacht stahlen, um ihre Blauwasserträume zu verwirklichen. Diese verkappten Romantiker sind jedoch schon längst durch organisierte Banden abgelöst worden. Yachtdiebstahl hat sich als kriminelle Disziplin gewissermaßen professionalisiert. Der Diebstahl größerer Yachten hat dabei gleichzeitig etwas abgenommen. Heute werden zum Großteil Beiboote, schnellere Motorboote, Außenborder und hochwertiges Equipment entwendet.

Eine Diebstahlanzeige, wie sie beispielsweise in Marinas aushängt. ©MCS

Die Schadenfälle häufen sich in Regionen, in denen eine besonders große Anzahl von Booten und Yachten auf engem Raum zusammenkommt. Ob in Skandinavien oder im Mittelmeer macht dabei fast keinen Unterschied. Viele Marinas und Charterbasen reagieren auf diesem Umstand schon länger durch entsprechende Sicherheitsvorkehrungen und schränken den Zugang durch Unbefugte bestmöglich ein.

Eingeschränkter Zugang: Gut gesicherte Steganlage in einer Marina. ©Sönke Roever

Gerade Reviere an der Grenze zum Südosten Europas gehören jedoch nach europäischen Standards zu den besonders gefährdeten Regionen. Weiter abseits der ausgetretenen Pfade findet Yachtdiebstahl zwar ebenfalls statt, hier handelt es sich jedoch wesentlich häufiger um Delikte nach dem Motto: Gelegenheit macht Diebe.

Wann greift die Kaskoversicherung?

Sollte es trotz geeigneter Sicherungsmaßnahmen zum Diebstahl kommen, greift meist die Kaskoversicherung. Voraussetzung hierfür ist jedoch in der Regel, dass es sich um einen Einbruch handelt, die Gegenstände mit einer handelsüblichen Vorrichtung vor Diebstahl geschützt waren oder, im Fall von Beibooten oder auch Rettungsinseln und anderen üblicherweise an Deck gelagerten Gegenständen, fest mit dem Schiff verbunden beziehungsweise vertäut waren.

Schlauchboot und Außenborder wurden am Heck einer Yacht mit einem Drahtschloss gesichert. ©Sönke Roever

Egal also, ob auf großer Fahrt oder während des nächsten Chartertörns, Skipperinnen und Skipper sollten die wichtigsten Vorsichtmaßnahmen kennen, um ihren Versicherungsschutz nicht zu gefährden und es den Dieben letztendlich möglichst schwer zu machen. Denn die suchen in der Regel vor allem nach leichter Beute.

Praktische Tipps zum Einbruch- und Diebstahlschutz

Mechanische Sicherheitsmaßnahmen

Es gibt eine Vielzahl von verschiedenen mechanischen Sicherheitsmaßnahmen, die in unterschiedlichen Ausführungen und Preisklassen im gut sortierten Fachhandel erhältlich sind.

Außenborder

Bei kleineren Außenbordern, die mit Knebelschrauben am Heckkorb befestigt werden, ist die Sicherung mit einem Bügelschloss eine gängige Methode. Die Kunststoff- oder Aluminiumflügel an den Schrauben oder das Bügelschloss sind jedoch mit einem Bolzenscheider oder Eisspray relativ leicht zu knacken.

Dieser Außenborder ist leichte Beute. Das Dingi hängt über dem Steg und das Schloss ist einfach zu knacken. ©Sönke Roever

Eine bessere Lösung ist ein Kappenschloss, das die gesamte Flügelmutter umschließt und aus hochfestem Edelstahl gefertigt ist. Alternativ ist eine Schienenverriegelung, die über beide Knebelschrauben geht, sehr effektiv.

Dieser Außenborder wurde mit einer Schienenverriegelung gesichert. ©Sönke Roever

Größere Außenborder, die fest mit dem Schiff verschraubt sind, bieten von Natur aus einen guten Schutz. Da die Schrauben in der Regel in das Innere des Schiffes führen, muss der Dieb zuerst in das Boot steigen, um die Schrauben zu öffnen.

Die Erfahrung hat außerdem gezeigt, dass es einen Partner braucht, um die Kontermuttern zu lösen. Dies hindert Kriminelle jedoch nicht daran, trotzdem zuzuschlagen. Deshalb verlangen die Versicherer oft zusätzlichen Schutz, wie beispielsweise sogenannte Schließbolzen, die nur mit bestimmten Werkzeugen oder einem Schlüssel geöffnet werden können.

Ein Wachhund kann natürlich auch eine Alternative sein 😉 ©Sönke Roever

Backskistensicherung

In den Backskisten, die immer verschlossen gehalten werden müssen, sollten nach Möglichkeit keine hochwertigen Geräte gelagert werden. Da herkömmliche Vorhängeschlösser leicht zu knacken sind, konstruieren einige Hersteller Backskisten mittlerweile so, dass sie von innen verschlossen werden können. Darüber hinaus gibt es spezielle Einbauschlösser für Backskisten, die oft auf amerikanischen Motorbooten zu finden sind. Ein Blick über den eigenen Tellerrand hinaus nach Übersee kann sich also durchaus lohnen.

Klassiker: Das Vorhängeschloss an der Backskiste. ©Sönke Roever

Elektronische und akustische Sicherheitsmaßnahmen

Neben mechanischen Lösungen können auch elektronische Lösungen als Ergänzung nützlich sein – beispielsweise in abgelegenen und bei Nacht einsamen Yachthäfen. Da können akustische Alarmsysteme eine effektive Investition sein, um Einbrecher abzuschrecken und Aufmerksamkeit zu erregen.

Beispiel für ein akkustisches Alarmsystem. Es löst aus, wenn der PIN an der Leine gezogen wird. ©Sönke Roever

Neben einer Alarmanlage können auch sogenannte Reise-Alarmanlagen eingesetzt werden. Das sind kleine, batteriebetriebene Kästen, an denen ein Band befestigt ist, das in einer Buchse mit einem Kontaktstift steckt. Wird der Kontaktstift aus der Buchse gezogen, weil aus irgendeinem Grund am Band gezogen wird, geht ein lauter Alarm los. Das Band könnte beispielsweise an der Luke zum Niedergang, am Schlauchboot-Festmacher oder an einer quer über das Cockpit gespannten, im Dunkeln unsichtbaren Angelleine befestigt werden.

Dieses Hinweisschild soll abschrecken. ©Sönke Roever

Ortung als Sicherheitsmaßnahme

Auch Ortungssysteme haben sich in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. Je nach Anbieter übertragen diese neben Daten des Bordsystems wie Ladezustände der Batterien oder den Levels und den verschiedenen Tanks an Bord vor allem den gegenwärtigen Standort der Yacht per Satellit oder Mobilfunknetz. Während GSM-Sender (Mobilfunknetz) für Küstenregionen meist ausreichen, stößt ihre Leistungsfähigkeit auf offener See aufgrund der begrenzten Empfangsreichweite schnell an Grenzen. Da wäre ein satellitengestütztes System dann ratsamer.

Beispiel für ein Ortungssystem. ©Hersteller.

Egal, ob ich mich für ein mobilfunkbasiertes oder satellitengestütztes System entscheide, kann das System nach den eigenen Bedürfnissen konfiguriert werden. Zum Beispiel kann festgelegt werden, in welchen Zeitabständen der Aufenthaltsort übertragen werden soll. Sowohl GSM- als auch GPS-Sender bieten zudem häufig die Möglichkeit, einen Alarm zu programmieren, der ausgelöst wird, wenn die Yacht aus einem vorab definierten Radius entfernt wird.

Beispiel für einen versteckten Sender auf einer Yacht. ©Sönke Roever

Achtung: Viele dieser Sender lassen sich durch Störsender „jammen“, sodass eine Ortung der gestohlenen Yacht unmöglich wird. Einige spezialisierte Hersteller bieten hier Abhilfe durch spezielle Sender, die sich mehrerer Sendetechnologien bedienen und sich nicht durch elektronische Hilfsmittel aufspüren lassen. Dazu gehört natürlich auch, beim Einbau darauf zu achten, dass der Sender an einem versteckten Ort an Bord installiert wird.

Dieser Niedergang wurde nur mit einem einfachen Vorhängeschloss gesichert. ©Sönke Roever

Generell ist ein Ortungssystem sehr hilfreich, um eine gestohlene Yacht oder einen größeren Außenbordmotor aufzuspüren. Bei der Auswahl des Systems ist es hilfreich, darauf zu achten, dass das Gerät mehrere Monate autark – also unabhängig von einer externen Energiequelle – betriebsbereit ist und somit regelmäßig Positionsdaten übertragen kann. Am Markt gibt es einige Systeme, die mit einem eigenen Akku versehen sind und einige Jahre lang sendebereit sind.

Wer das Schiff verläßt sollte Luken ordnungsgemäß verschließen. ©Sönke Roever

Fazit

Letztendlich geht es bei allen aufgezeigten Methoden primär um Abschreckung. Und in den meisten Fällen gelingt das auch, da es sich bei den Übeltätern nicht selten um Kleinkriminelle oder Einmaltäter handelt, die versuchen, eine schnelle Beute zu machen.

Diese Yacht wurde für das Winterlager vorbereitet. Wertvolle Ausrüstung ist an Deck nicht mehr zu sehen. ©Sönke Roever

Ziel sollte es dabei sein, Diebstahl von vornherein zu verhindern. Dazu gehört beispielsweise, dass beim Verlassen der Yacht keine Wertsachen an Bord zurückgelassen werden. Abnehmbare Beschläge, Winschkurbeln und Schoten können sicher im Schiff verstaut werden. Wertgegenstände wie Laptops oder Ferngläser sollten nicht sichtbar unter Deck liegengelassen werden und Aufbaugeräte, wie Plotter oder Fishfinder, die nicht fest eingebaut sind, sollten beim Verlassen der Yacht abgenommen werden. Und nicht zu Letzt gehören Niedergänge, Backskisten und Luken fest verschlossen und der Hauptschalter der Batterie ausgeschaltet.

Ach ja, und bitte keine Schlüssel an Deck oder im Cockpit verstecken. Jedes noch so ausgeklügelte Versteck ist den Profis längst bekannt. 🙂

Beratung zum Thema

Pantaenius Yachtversicherungen

Seit 50 Jahren bietet Pantaenius Eignern, Skippern und Crews ausgezeichneten Versicherungsschutz. Über 100.000 Kunden machen das Unternehmen zu Europas führendem Spezialisten für Yachtversicherungen.
Subscribe
Informiere mich bei
guest
1 Kommentar
Älteste
Aktuellste Likes
Inline Feedbacks
View all comments
Roth
Roth
2 Jahren her

MIR WURDEN ZWEIMAL LUKEN VON AUSSEN AUFGEBROCHEN. DIE PLASTIK VERRIEGELUNGEN SIND ZUMINDEST NACH JAHREN OFFENBAR NICHT MEHR STEIF GENUG. ALSO HABE ICH DIE ÄUSSEREN KLEINEN GRIFFE WEGGEFEILT! Seitdem Ruhe. Ist übrigens eine IslandPacket45.