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Jimmy Cornell ist Buchautor und einer der erfahrensten Segler weltweit mit über 200.000 Seemeilen im Kielwasser. Seine unzähligen Reisen führten ihn über alle Ozeane der Welt einschließlich dreier Weltumseglungen sowie Reisen in die Antarktis, nach Patagonien, Alaska, Grönland oder durch die Nordwest-Passage. Jimmy ist zudem Organisator zahlreicher populärer Blauwasser-Rallyes.
Allgemeine Anforderungen bei der Wahl der Segelcrew
Ein kluger Skipper sollte eine ganze Reihe von Kriterien bedenken, wenn er eine Crew für eine lange Reise oder eine Ozeanüberquerung zusammenstellt. Gleich vorweg: Die wichtigsten Aspekte sind Crewstärke, Segelerfahrung, Fitness, Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit in Bezug auf die Mitseglern und den Skipper.
Segelt man nur zu zweit, muss der Skipper sicherstellen, dass die andere Person im Notfall allen Anforderungen an Bord genauso gewachsen ist wie er selbst. Viele Paare, die allein unterwegs waren, haben gerade auf langen Schlägen eine dritte Person an Bord als hilfreich empfunden, da man sich dann die Wachen teilen und im Notfall auf eine zusätzliche Hand zählen kann. Dies ist ein Punkt, den man schon frühzeitig mit potenziellen Mitseglern besprechen sollte, um auch kurzfristig um Verstärkung bitten zu können.
Unabhängig davon, dass viele Langzeitsegler bereits im Herbst ihres Lebens stehen, sollten Gesundheit und allgemeine Fitness generell ganz oben auf der Prioritätenliste stehen. Dies gilt vor allem auf Langtörns, wenn ärztliche Hilfe nicht ohne Weiteres zur Verfügung steht. Gerade nach einer langen, für unser städtisches Leben so typischen bewegungsarmen Phase sollte man sich körperlich fit machen, bevor man die Leinen loswirft.
In den vielen Jahren, in denen ich Rallyes veranstaltet habe, habe ich immer wieder die Teilnehmer zu diversen Themen befragt, so auch Erick Bouteleux. Er hob hervor, wie wenige Segler sich offenbar über die große Bedeutung körperlicher Fitness an Bord einer Yacht im Klaren sind: „Du musst Dich körperlich sowie geistig auf diese Lebensweise, die sehr anspruchsvoll sein kann, vorbereiten.“
Die Crew ist aus meiner Sicht einer der häufigsten Gründe für das Scheitern von Langstreckentörns. Daher habe ich nachstehend einmal diverse Meinungen, Kommentare und Vorschläge von Seglern zusammengetragen, die an meinen Umfragen teilgenommen haben. Mehr als die Hälfte der in den Umfragen berücksichtigten Boote wurde von Paaren in einer Zweiercrew geführt, die nur von Zeit zu Zeit aufgestockt wurde. Dies ist eine Konstellation, die von den meisten Befragten bevorzugt wurde.
Die Crewstärke
Interessanterweise ergab eine weltweite Studie 2016, dass immer mehr Boote auf einer Blauwasserreise von Paaren durchgeführt werden. Im Schnitt werden Yachten derzeit mit einer Crewstärke von 2,7 Personen an Bord gesegelt. Noch höher war der Anteil der Boote mit Paarbesatzung in den drei transatlantischen Rallyes, die ich bis 2016 organisierte. Von den 70 teilnehmenden Booten wurden 61 von Paaren gesegelt, 40 von ihnen ohne weitere Crew, 13 mit Kindern und 8 mit zusätzlichen Crewmitgliedern.
Bill McLaren, der mit seiner Frau Brenda um die Welt gesegelt war, hält die Vorteile einer Paarcrew auf Langzeitfahrt für immens, aber nur unter der Voraussetzung, dass beide das Boot beherrschen. „Man braucht nur eine ordentliche Seekoje, die Wacheinteilung ist einfach und man hat keine Verantwortung gegenüber einer größeren Crew.“
Nancy Zapf stimmt dem zu: „Weniger ist mehr. Je mehr Personen sich auf kleinem Raum befinden, desto mehr Probleme kann es geben. Außerdem hat die moderne Technik mit Autopilot, Windsteueranlage, GPS, elektronischen Seekarten, Radar und AIS das Leben einer kleinen Crew viel leichter gemacht.“
So sieht das auch Dave McCampbell: „Das Wachegehen würde natürlich durch zumindest ein drittes Crewmitglied erleichtert und man käme zu etwas mehr Schlaf, aber der Mehraufwand, eine weitere Person unter Deck und im Cockpit unterzubringen und zu verpflegen, wäre deutlich größer. Deshalb ist das Segeln zu zweit für uns die bessere Lösung, vor allem auch, weil wir so keinerlei Rücksicht auf die Törnerwartung und Sightseeingplanung anderer nehmen müssen.“
Tere Batham ergänzt: „Michael und ich haben uns auf langen Reiseabschnitten nur auf uns allein verlassen. Wenn wir noch andere an Bord hatten, dann ohne größere Erwartungen. Wir waren uns stets sicher, dass wir das Boot jederzeit sicher zu zweit handhaben könnten und dass zusätzliche Personen an Bord eher eine belastende Verpflichtung denn ein wirklicher Vorteil wären.“
Alison Wicks stimmt dem zu: „Im Team als Ehepaar zu segeln, ist wunderbar – solange nichts schiefgeht.“ Und es ging etwas schief. Auf der 3.000 Seemeilen langen Strecke von Galapagos nach Französisch Polynesien lag ihr Mann John für fünf Tage mit einer starken Durchfallerkrankung flach, bis Antibiotika das Problem lösten. Er erholte sich nur langsam. Ein Musterbeispiel für die Notwendigkeit guter Vorbereitungen. Selbst wenn beide Segler an Bord sich jederzeit in allen Bereichen gegenseitig ersetzen können, ist es gerade in Notfällen wichtig, dass das Boot auch für den Einhandbetrieb ausgerüstet ist.
Das sieht auch Kurt Braun so: „Wir sind generell der Überzeugung, dass ein zusätzliches Crewmitglied an Bord eher ein Stolperstein und nur selten eine wirkliche Hilfe ist. Persönliche Konflikte, die normalerweise nicht zum Problem würden, entladen und verschärfen sich auf See. Unser Ideal ist ein Boot, das von einem Ehepaar gesegelt wird, aber zugleich für das Einhandsegeln geeignet ist.“
Ich fragte deswegen die Segler nach der idealen Zusammensetzung der Crew neben dem Skipper. Eine klare Mehrheit bestätigt einen Trend in meiner Umfrage: 30 Befragte halten eine Person plus Skipper für ideal, 18 hielten zwei zusätzliche Mitsegler für gut, sechs stimmen für drei, einer für vier und ein einziger sogar für fünf zusätzliche Crewmitglieder.
Bill Stocks möchte sich nicht festlegen, da die Stärke der Mannschaft auch immer von der Größe des Bootes abhängig ist: „Auf einer kleineren Yacht kommen Mann und Frau bestens klar, für ein größeres Boot kann eine zusätzliche Hand sehr hilfreich sein.“ Um eine Bestätigung gebeten, antwortet er: „Ich würde sagen, dass unser 40-Fuß-Boot leichter für zwei Personen auszurüsten ist als für ein zusätzliches Crewmitglied.“
Nancy und Burger Zapf, die auf ihrer HALEKAI die Welt umrundet haben, pflichten dem bei. „Wir segelten nur zu zweit, ohne Crew. Das Boot ist ein enger Raum und selbst die besten Freunde können auf Dauer ein Problem kriegen. Je mehr Leute, desto mehr Probleme.“
Eigenschaften der Crewmitglieder
Die Umfrageteilnehmer wurden von mir außerdem gebeten, sich zu ihren eigenen Crewerfahrungen zu äußern, und die Antworten reichten von „alles perfekt“ bis zu „die Hölle“. Phil Gibbins sagt: „Die beste Mannschaft besteht aus Freunden, die ihr Geld mit der Überführung von Schiffen verdienen. Bei denen musst Du Dich um nichts kümmern, was einen Törn sehr angenehm und stressfrei macht.“
Barry Esrig hingegen meint: „Ich weiß von vielen Reisen, bei denen persönliche Konflikte und Unerfahrenheit der Crew zu Katastrophen geführt haben. Deshalb ist es so wichtig, dass Du genau weißt, aus welchen Persönlichkeitstypen Deine Crew besteht und über welche Erfahrung jeder Einzelne verfügt.“
Diese Meinung wird von mehreren Paaren geteilt. So auch Ståle Larsen. Er ist der Ansicht: „Ich habe Erfahrung mit nicht zur Familie gehörigen Seglern, die so taten, als hätten sie Erfahrung, aber in schwerem Wetter zeigte sich, dass das nicht stimmte. Lange Zeit auf einem Boot mit Leuten, mit denen man nicht verwandt ist, kann Stress und Ärger bedeuten. Familienmitglieder kennen sich gegenseitig gut und Stresssituationen verursachen normalerweise keine ernsten Probleme. Segeln mit der Familie ist das Beste.“
Antti Louhija stimmt dem zu: „Familienmitglieder und gute alte Freunde sind am besten, weil sich alle untereinander gut kennen. Wechselnde Mitsegler können immer für unerwartete Komplikationen sorgen.“ Wenige Menschen wissen das besser als John und Amanda Neal, die ihre MAHINA TIARE III seit vielen Jahren als Ausbildungsschiff laufen lassen. Zahlende Segler kommen an Bord für Trainingskurse im Blauwassersegeln und in Seemannschaft.
Saundra Gray betont, es ist „wichtig, gut mit der Crew zu kommunizieren, wenn man eine lange Reise plant, und herauszufinden, was jeder sich von der Erfahrung erwartet. Wer Gäste auf einem langen Törn dabeihaben will, sollte sie vorher gut kennenlernen.“
Für Doug Decker ist das wichtigste Kennzeichen einer guten Gastcrew, dass alle gut miteinander harmonieren. Auch Roger Swanson rät: „Hol Dir gute Freunde an Bord. Die Kameradschaft in der Crew war in meinem Seglerleben einer der wichtigsten Faktoren. Auch wenn es um Sicherheit geht, denn zu den größten Gefahren auf einem langen Schlechtwetterschlag zählen Ermüdung, Verletzungen oder Erkrankungen.“
Dale Norley, ein erfahrener Überführungsskipper, ist davon überzeugt, dass eine dreiköpfige Mannschaft auf langen Törns ideal ist. „Diese erlaubt viele Ruhephasen und auf den Nachtwachen kann man auch mal allein sein. Freiräume für sich allein zu haben, ist gerade auf langen Reisen sehr wichtig. Zu viele Leute mit ihren persönlichen Macken an Bord erhöhen das Risiko für Spannungen und Konflikte. Sorge als Skipper dafür, dass in der Crew Einvernehmen darüber besteht, worauf es auf einem langen Hochseetörn ankommt.“
Es ist unverzichtbar für einen sicheren und erfolgreichen Törn, dass Vertrauen in die Crewmitglieder besteht, Vertrauen, dass diese in einer Krise nicht panisch werden und fragen, wenn sie Zweifel in Bezug auf irgendetwas haben, was sie während ihrer Wache sehen oder hören. Das ist, meiner Meinung nach, vielleicht genauso wichtig wie Erfahrung.“
Bruce Andrieux, der während dieser Umfrage mit wechselnden Crews von Frankreich nach Tahiti segelte, hat die Erfahrung gemacht, dass mit wechselnden Crews alles gut gehen kann, wenn man ein paar Regeln beachtet: „Rede Klartext, wenn es darum geht, was Du von einer Crew erwartest. Wenn Du keinen Raucher an Bord haben möchtest, dann nimm auch keinen mit, selbst dann nicht, wenn er verspricht, unterwegs nicht zu rauchen. Wenn Du auf der Route Crewwechsel brauchst, stelle sicher, dass die Neuzugänge vom Rest der Mannschaft akzeptiert werden.“
Jim Patec würde nur in einem Notfall eine zusätzliche Crew anheuern: „Ich bevorzuge es, nur zu zweit unterwegs zu sein, obwohl das ein größeres Schlafdefizit bedeutet. Der beste Mitsegler ist für mich der Partner, der zweitbeste ein guter Freund. An dritter Stelle stehen die Kinder, die einem zwar die üblichen Eltern-Kind-Spannungen bescheren, aber doch zu einer wunderbaren Verbundenheit beitragen, die gerade auf einem Boot entsteht. Was wechselnde Crews angeht, habe ich in den letzten acht Jahren gute Erfahrungen gemacht, aber es hat am besten funktioniert, wenn der Altersunterschied zwischen Skipper und Mannschaft nicht größer als zehn Jahre war.“
Auch Jim Thomsens Einstellung zu wechselnden Crews ist ambivalent: „Wir hatten mal auf einem langen Törn einen Mitsegler an Bord. Wir waren schon lang befreundet, er war sehr kompetent, also alles in allem eigentlich die ideale Verstärkung, zumal wir alle auch besser ausruhen konnten. Trotzdem war diese Reise nicht so angenehm wie die anderen, als wir nur zu zweit waren. Wir haben dann beschlossen, alle langen Passagen allein zu fahren, weil wir einander auf Wache vertrauen und Katie ist entspannter, wenn sonst niemand dabei ist.“
Die Herausforderung Crewwechsel
Für Dave Ungless ist der Crewwechsel das größte Problem: „Gebuchte Flüge erzeugen einen Termindruck, der Dich zwingt, zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Hafen zu sein. Alle unsere harten Törns in rauem Wetter und Sturm hatten mit Terminen von Crewmitgliedern zu tun, die wir unbedingt einhalten mussten. Ohne diesen Stress hätten wir bessere Segelbedingungen abwarten können, aber der Druck, pünktlich den Zielhafen zu erreichen, hat uns zu außerordentlichen Risiken gezwungen.“
Die Sicherheit an Bord im Zusammenhang mit der Crew
Im Dezember 2017 lief eine Yacht unter vollen Segeln auf der Luvseite von Tobago in der Karibik auf Grund, nachdem der Skipper über Bord gegangen und seine Frau das Schiff verlassen hatte. Die 44-Fuß-Yacht wurde von dem polnischen Ehepaar Stanislaw Dabrowny, 74, und Elzbieta Dabrowna, 67, über den Atlantik gesegelt. Sie hatten die Kanaren im November verlassen und befanden sich ungefähr 400 Seemeilen vor Barbados, als Stanislaw beim Bergen des Spinnakers über Bord ging.
Er trug offenbar weder eine Schwimmweste, noch war er eingepickt. Seine Frau kam allein mit dem Boot nicht zurecht und rief ihre Tochter per Satellitentelefon an. Schließlich wurde eine Rettungsoperation organisiert und sie wurde von Bord geholt. Das Boot wurde unter vollen Segeln verlassen.
Unter dem Eindruck dieses tragischen Unfalls beschloss ich, alle segelnden Paare zu fragen, ob sie irgendwelche Vorkehrungen für den Fall getroffen hatte, dass der erfahrenere Segler, üblicherweise der Skipper, nicht mehr einsatzfähig war.
Die Mehrheit der Teilnehmer an den transatlantischen Odysseen waren segelnde Paare. Ich hatte diverse Probleme auf solchen Booten mitbekommen und fragte diejenigen, die an der neuesten Umfrage teilnahmen, ob ihre Boote darauf ausgelegt seien, von einer kleinen Crew gesegelt zu werden. In fast allen Fällen waren die Boote sorgfältig für diesen Zweck ausgerüstet worden.
Patti und James Hunt waren unter den ersten Paaren, die antworteten. Sie hatten 1995 meine zweite AVENTURA gekauft. „Seither sind wir unter Segeln in 73 Ländern gewesen und haben über 45.000 Meilen zurückgelegt. Die meiste Zeit waren wir nur zu zweit. Es war nie ein Problem, weil AVENTURA bewusst dafür gebaut und ausgerüstet war, mit geringer Crewstärke angenehm und effizient segelbar zu sein.“
Pete Goss, unterwegs mit einer Garcia Exploration 45, gab an: „Wir mussten nicht wirklich etwas ändern, weil das Schiff werftseitig bereits auf Sicherheit ausgelegt ist. Ich denke, das Wichtigste beim Zweihandsegeln ist, bei den Wachen flexibel zu sein, so dass individuelle Stärken genutzt werden. Wir sind immer zusammen bei Sonnenauf- und untergang und zu den Hauptmahlzeiten. Dazwischen sind wir ziemlich entspannt, denn als Anfängerin macht Tracey nicht gerne Nächte, also schlafe ich nach dem Abendessen, mache dann den Großteil der Nacht und hole tagsüber Schlaf nach.“
Saundra und Charlie Gray, die bei der Millennium Odyssey um die Welt dabei waren, erklärten, dass die „SEA GEM darauf ausgelegt ist, einhand gesegelt zu werden, aber glücklicherweise mussten wir das nie, und wir haben als Team gut funktioniert. Vieles kann schiefgehen auf einem langen Törn, und umsichtige Planung ist unumgänglich. Regelmäßige Wartung ist ebenfalls wichtig, alles muss einwandfrei funktionieren und Ersatz muss vorhanden sein. Charlie war so fixiert darauf, Ersatz für alles zu haben, dass ich ihn schon geneckt habe, wo denn der Ersatz für mich sei.“
Bill Rouse, der ebenfalls eine lange Reise um die Welt gemacht hat, sagt: „Den größten Teil unserer zehnjährigen Weltumsegelung haben Judy und ich alleine gemacht. Wir sind große Freunde des Amel-Konzepts, das auf segelnde Paare ausgelegt ist, die sicher und bequem reisen wollen. Das Design beinhaltet ein geschütztes und trockenes Cockpit, in dem alles vom Steuermann erreichbar ist. Der Steuermann kann in Nullkommanichts Groß und Genua bergen, und das zweiteilige Ausbaumsystem kann fast jeder bedienen, sogar unsere 12-jährige Enkelin.“
Bill McLaren erklärt: „Unsere Blauwasseryacht ist ausgerichtet auf kleine Crews. Alles kann von einer einzigen Person erledigt werden, und wer immer Wache hatte, hat allein gewendet, gerefft oder was auch immer. Um das Groß zu reffen, mussten wir nach vorn an den Mast, was das Reffen einfacher macht, und man ist auch daran gewöhnt, sich auf dem Vordeck aufzuhalten. Ich finde, das trägt zur Sicherheit bei, denn das Vordeck kann sich gefährlich anfühlen, wenn man nur im Notfall dorthin geht.“
Doug und Judy Deckers haben ihre Yacht LIMERENCE ebenfalls gut vorbereitet: „Wir hatten eine Rollfock, aber kein Rollgroß, was wir bedauert haben. Alle Leinen führten zu einer elektrischen Winsch im Cockpit. Aus Sicherheitsgründen haben wir den Traveller des Großsegels aus dem Cockpit auf das Kajütdach verlegt. Wir hatten zwei Autopiloten, einen hydraulischen und einen am Steuerrad als Ersatz.“
Auf Burger und Nancy Zapfs HALEKAI „sind alle Segel Rollsegel und können vom Cockpit aus bedient werden – Groß, Genua und Fock. Ich wünschte, wir hätten auch elektrische Winschen gehabt, denn auf einem 50-Fuß-Boot hat man deutlich mehr Segel in der Hand als bei 40 Fuß. Unser Cockpit war durch ein festes Sprayhood und ein Dach geschützt. Auf See haben wir nie Ölzeug getragen oder Seestiefel, auf 120.000 Seemeilen auf See. Jeder langfristige Fahrtensegler, den wir kennen, besorgt sich letztendlich irgendwann irgendeine Art von Cockpit-Schutz.“
Jose Prieto betont: „Ich habe die TUTATIS so ausgerüstet, dass sie von einer Person gesegelt werden kann, und habe Sandra beigebracht, wie sie im Notfall alle Manöver allein machen kann. In kritischen Momenten waren wir immer beide im Cockpit. Ich bringe einige Erfahrung als Pilot mit. Vor jeder Passage mache ich ein Sicherheitsbriefing und gehe mit Sandra durch, was sie im Notfall zu tun hat.“
Die Bootsgröße ist ein entscheidender Faktor für Jim und Katie Thomsen. „Einer der Gründe, warum wir uns für die 40-Fuß Hallberg Rassy entschieden haben, war das einfache Handling. Man kann vom Steuer aus leicht die Winschen und alle Schoten erreichen. Eine weitere Entscheidung war das Rollgroß. Ich hatte noch nie eins gehabt und ich war skeptisch. Wir entschieden uns für das elektrisch betriebene Rollgroß und es hat sich als perfekt erwiesen. 50.000 Seemeilen und wir hatten nie ein Problem. Das Gute an der Sache war, dass es so einfach zu reffen war, wenn nur einer von uns Wache hatte, man musste nur einen Knopf drücken. Auf den Nachtwachen konnte Katie reffen und ausreffen, wie die Bedingungen es erforderten, und musste mich nicht wecken.“
Hugh Fraser erklärt: „Brendas Sicherheit war für mich immer alles entscheidend. Als ich SCOTIA gebaut habe, habe ich aus vielen Jahren Segelerfahrung in der Nordsee geschöpft; ich habe also Sicherheitsleinen in 75 Zentimetern Höhe und ein tiefes Cockpit designt, und alles bis auf Spinnakerbaum und Anker kann vom Cockpit aus bedient werden.“
Ståle und Annelise Larsen segeln seit 30 Jahren zusammen und haben sechsmal den Atlantik auf verschiedenen Viking Crusaders überquert. „Alle unsere Boote waren für kleine Crews gebaut und ausgerüstet und auch in schlechtem Wetter gut zu segeln. Annelise macht an Bord alles, was ich auch mache, sie steuert, refft und navigiert. Wäre ich außer Gefecht, könnte sie das Boot problemlos allein segeln.“
Umgang mit Crewausfall
Soweit so gut, aber wie sind die Crews für den Notfall vorbereitet? Das war eine weitere Frage, die mich umtrieb, und so habe ich diesen Aspekt ebenfalls mithilfe der befragten Langstreckensegler untersucht. Jeder wurde befragt, welche Vorkehrungen für den Notfall bestehen, falls einer der Beteiligten nicht einsatzfähig ist. Aus den Antworten geht hervor, dass alle Paare dieses Szenario diskutiert und sich darauf vorbereitet haben.
Jamie Utzschneider, der gerade eine Weltumsegelung auf dem Katamaran SOPHIE mit seiner Frau Jenna und ihren zwei Kindern Hazel und Leo vollendet hat, betont: „Es ist unverzichtbar, dass beide Teile eines Paares das Boot im Notfall alleine handeln können. Jenna kann das Boot vollständig allein segeln. Sie kennt es sehr gut und hat die SOPHIE schon häufig geskippert, ohne dass ich an Bord war, sowohl bei Regatten als auch bei medizinischen Notfällen.“
Hugh Fraser ist ebenfalls der Meinung, dass jeder in der Lage sein sollte, das Boot allein zu handeln, nicht nur im Notfall, sondern jederzeit. „Wir haben vor 15 Jahren ein Rollgroß eingebaut und haben es nie bereut. Brenda kann kinderleicht reffen und muss dazu auf See nicht auf Deck gehen. Wir haben auch genug Treibstoff für 1.500 Seemeilen bei vier Knoten Fahrt. So können wir mit einem Notfallszenario umgehen.“
Mike Beilan kommentierte: „Sue und ich können unsere INFINI beide allein handeln. Wir haben eine Auswahl Vorsegel für alle Wetterbedingungen und ein dreifach reffbares Groß. Wir haben meistens unsere Windselbststeuerung oder den Autopiloten benutzt, um nicht ständig ans Steuer gekettet zu sein. Wir haben auch gelegentlich Mann-über-Bord-Manöver geübt, um den Ablauf draufzuhaben.“
Doug Decker erklärt: „Auf LIMERENCE nehmen wir persönliche Sicherheit sehr ernst. Wir tragen nachts Schwimmwesten und Sicherheitsgurte und sind auch bei schönem Wetter immer eingepickt.”
Bill McLaren gibt zu, dass „Jane keine Expertin in puncto Bootsysteme oder Navigation ist, aber sie kennt sich ausreichend gut aus, um VAGRANT ohne fremde Hilfe heimzusegeln. Wir sehen das ein wenig wie Paare, die kleine Flugzeuge fliegen, wo der Co-Pilot genug lernt, um das Flugzeug wieder zu landen. Glücklicherweise mussten wir das nie ausprobieren.“
Stu Conway gesteht ebenfalls, dass „ich zu Anfang deutlich mehr Segelerfahrung hatte, und als wir uns auf hohe See wagten, hielt Julie die Taschenlampe und reichte mir die Werkzeuge. Aber im Lauf der Reise lernte sie Segeltrimm, übernahm Wachen, erschloss sich die Kommunikation und übernahm Navigationsaufgaben. Sie stellte das, was ich tat, zur Diskussion, und wir trafen Entscheidungen gemeinsam. Wie bei vielen segelnden Paaren begann und endete ich als Skipper, Julie begann als Decksjunge und endete als Admiral.“
Dave Ungless sagt: „Ich sehe mich immer als Skipper und als den Erfahreneren, aber das ist tatsächlich fraglich. Als wir zum Beispiel von Hawaii aus Richtung British Columbia unterwegs waren, hat es uns in einem wirklich üblen Sturm auf die Seite gelegt. Ich wurde in der Kabine herumgeschleudert und dachte, ich hätte mir das Bein gebrochen. Marie ignorierte mit Gemütsruhe meine Schmerzensschreie und holte in Eigenregie die Segel ein, sodass wir vor Topp und Takel laufen konnten; sie ermittelte unseren Kurs und stellte den Autopiloten ein, bevor sie sich um mich kümmerte. Ich schätze, das ist Selbstvertrauen und Erfahrung, aber das hatten wir nie geübt.“
Dave McCampbell hatte „Glück, dass Sherry Computerspezialistin, erfahrene Seglerin, Navigatorin, Kommunikatorin und körperlich recht stark für eine Frau ist. Ich mache mir also keine großen Sorgen über ihre Fähigkeit, das Boot zu handeln, wenn ich es nicht kann. Wir legen Wert darauf, dass wir beide alle Aufgaben an Bord beherrschen, sodass einer allein zurechtkommt, wenn der andere nicht einsatzfähig ist.“
Als ich Gary Goodlander dieselbe Frage stellte, war die Antwort eindeutig: „Carolyn ist mit mir zusammen, weil sie ein wundervoller Mensch ist, nicht, weil sie eine großartige Seglerin ist. Es ist ein Fehler, von der eigenen Frau zu erwarten, dass sie alles an Bord selbst kann. Ich kann nicht nähen, kochen, Essen einkochen oder sofort Freunde finden, sie kann das. Sie ist mir in vielen Dingen überlegen. Wir sind, wer wir sind, und wir lieben uns, und das ist genug.”
Fazit
Bei der Zusammenstellung der Crew spielen viele Aspekte eine Rolle und es wird beim Lesen der vorstehenden Zeilen schnell klar, dass es keine allgemeingültigen Regeln dafür gibt. Allerdings sind einige interessante Tendenzen klar erkennbar, beispielsweise dass die Zweiercrew für viele Paare die angenehmere Crewkonstellation darstellt. Nicht zu verachten sind zudem: die gleichwertige Schiffsführung (Stichwort „Co-Pilot“), die Einhandtauglichkeit der Yacht und die Bedienung des Bootes aus dem sicheren geschützten Cockpit heraus.
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