Decksbelag: Kork als nachhaltige, pflegeleichte Alternative zum Teakdeck

Ein Beitrag von

Jonathan Buttmann

Jonathan besegelte zusammen mit seiner Frau Claudia von 2013 bis 2019 die Welt. Sie ließen 25.000 Seemeilen im Kielwasser und befuhren ganze drei Jahre lang ihr Traumrevier: den Pazifik. Neben der klassischen Barfußroute besuchten sie vor allem auch abgelegenere Ziele wie die Osterinsel, die Tuamotus, Kiribati, Tuvalu und die Marshallinseln. 2023 veröffentlichten sie das Buch über ihre Reise „Sieben Farben Blau“. Jonathan arbeitet als Journalist rund um das Thema Segeln und Reisen und ist Referent und Organisator verschiedener Seminare und Vorträge. Seit 2020 ist Jonathan Mitglied der BLAUWASSER.DE-Redaktion.

Kork als Alternative zu Kunststoff und Teakholz

Zu den schönen Linien einer Yacht gehört für viele Eigner auch ein ansprechendes Deck. Über ein Jahrhundert lang war ein Teakdeck diesbezüglich das Maß der Dinge. Doch im Zeitalter von Nachhaltigkeit und Umweltschutz wandelt sich das und so sind Decks aus Kunststoff mit Teakdeckoptik bereits seit vielen Jahren eine Alternative.

Eine eher junge Alternative sind zudem Decks aus Kork, die zunehmend in Mode kommen. Aus gutem Grund: Kork ist als Decksbelag nicht nur pflegeleicht und wesentlich einfacher zu verlegen als Teakholz, er ist auch kostengünstiger. Zwar ist er etwas teurer als die gängigen Decksbeläge aus Kunststoff, dafür aber deutlich komfortabler und angenehmer in der Haptik.

Gerade bei Badeplattformen ist der komfortablere Decksbelag Kork beliebt. ©Yachtcork

Diesem Trend folgend, soll hier einmal betrachtet werden, was ein gutes Korkdeck ausmacht und was es leisten kann. Gleich vorweg: Kork hat mehr oder minder nur positive Eigenschaften und entsprechend positiv fällt die Betrachtung auch aus.

Kork wird aus der Rinde der Korkeiche gewonnen. ©CarlosCaetano/stock.adobe.com

Kork als Rohstoff

Der natürliche Rohstoff Kork wird seit der Antike verwendet und auch heute noch vielseitig eingesetzt. Am bekanntesten ist wohl der nach dem Rohstoff benannte Korken als Flaschenverschluss; Kork ist aber auch in Dichtungen, Blasinstrumenten, Schuheinlagen, Dämmungen und vielen weiteren Anwendungsbereichen zu finden. Großflächig kommt Kork auch als Fußbodenbelag, Tapetenersatz und zu guter Letzt auch als Decksbelag auf Yachten zum Einsatz.

Kork ist angenehm weich. ©AndreasKoch/stock.adobe.com

Vereinfacht gesagt, könnte Kork als ein natürlicher Hartschaum bezeichnet werden. Er besteht aus einer wabenartigen Struktur mit mikroskopisch kleinen Zellen, die mit Luft gefüllt sind. Interessant für den Einsatz auf Decks ist, dass in Kork über 50 Prozent Suberin enthalten ist. Suberin ist ein wasserabweisender Stoff und es macht Kork extrem witterungsbeständig.

Als „wasserdichter“ Verschluss von Flaschen wird Kork schon seit Jahrhunderten genutzt. ©SteveKukrov/stock.adobe.com

Das Gute am Rohstoff Kork ist auch, dass es sich um einen nachwachsenden Rohstoff handelt. Kork ist die Rinde der Korkeiche und diese wächst innerhalb von nur neun Jahren wieder vollumfänglich nach. Und mehr noch: Eine regelmäßig abgeschälte Korkeiche hat eine annähernd doppelt so lange Lebenszeit wie eine nicht abgeerntete. Ein klares Pro also in Richtung Nachhaltigkeit gegenüber Teak. Zum Vergleich: Der nur langsam nachwachsende Tropenbaum Teak muss zur Nutzung komplett abgeholzt und dann wieder nachgepflanzt werden.

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Eigenschaften von Decksbelägen aus Kork

Widerstandsfähigkeit

Kork zeichnet sich durch eine hohe Beständigkeit gegen typische maritime Umwelteinflüsse wie Salzwasser und UV-Strahlung aus. Die spezielle Zellstruktur und natürliche Zusammensetzung von Kork sorgen dafür, dass er quasi nicht verwittert. Zudem ist er feuerfest und unempfindlich gegenüber Stößen und Kratzern. Flecken, beispielsweise durch Getränke, lassen sich leicht mit Wasser und milden Reinigern entfernen.

Seewasser und Sonne sind kein Problem für Kork. ©Yachtcork

Solange ein Korkdeck nicht starken mechanischen Belastungen durch scharfkantige Gegenstände ausgesetzt wird, hält es über viele Jahre oder gar Jahrzehnte. Ähnlich wie bei einem Teakdeck wird die Oberfläche über die Zeit ergrauen. Das ist jedoch kein Problem, die Oberfläche kann jederzeit aufgefrischt oder partiell unkompliziert repariert werden.

Tipp: Ein Korkdeck ergraut in unbehandeltem Zustand schneller, daher empfiehlt es sich, eine spezielle Beschichtung aufzubringen. Eine Beschichtung schützt das Deck, ohne die Grundeigenschaften wie Haptik oder Oberflächenstruktur negativ zu beeinflussen.

Feuchtigkeit

Durch den im Kork enthaltenen Stoff Suberin ist ein Korkdeck wasserabweisend. Es nimmt so gut wie keine Feuchtigkeit auf, verändert sich also auch nicht bei Regen oder überkommender See.

Temperatur

Kork ist temperaturausgleichend, das heißt, er speichert weder Wärme noch Kälte. Im Gegensatz zu Decksbelägen aus Kunststoff oder Teakholz ist Hitze kein Problem, auch bei starker Sonneneinstrahlung kann das Deck oder die Badeplattform noch barfuß betreten werden. Umgekehrt ist ein Deck aus Kork bei Kälte hilfreich. Die isolierenden Eigenschaften des Materials ergeben eine zusätzliche Wärmedämmung.

Anders als Decks aus Teakholz oder Kunststoff erwärmt Kork sich kaum bei Sonneneinstrahlung. ©Yachtcork

Haptik

Das Oberflächengefühl von Kork wird oft als sehr angenehm beschrieben. Kork ist im Vergleich zu anderen Deckbelägen eher weich und bietet mehr Geh- und Sitzkomfort. Gerade auch bei Kälte wird das Sitzen, beispielsweise auf einer mit Kork belegten Cockpitbank, deutlich angenehmer empfunden als auf Kunststoff oder Holz. Außerdem ist Kork bei Nässe rutschfest. Egal ob unbehandelt oder beschichtet, es ist kein weiterer Antirutschbelag notwendig.

Viele Segler sitzen beim Steuern gerne auf den Duchten. Kork bietet Sitzkomfort. ©Yachtcork

Schalldämmung

Die weiche Struktur des Korks hat noch einen weiteren Vorteil: Sie absorbiert den Schall. Lästige Trittgeräusche an Deck oder nächtliche Schritte von Nachbarliegern im Päckchen werden maßgeblich reduziert. Auch ein starker Regen an Deck ist mit Kork nicht unbedingt mehr ein Grund zum Aufwachen.

Gewicht

Nicht nur auf Performance ausgerichtete Segler vermeiden gern jedes unnötige Gramm Gewicht an Deck. Gegenüber Teak bringt Kork nur knapp die Hälfte des zusätzlichen Gewichts auf das Deck der Yacht.

Korkdecks können Teakdecks ähnlichsehen, sind aber deutlich leichter. ©Sönke Roever

Nachhaltigkeit

Wir haben es schon angesprochen, Kork ist nicht nur ein nachwachsender Rohstoff, er ist auch äußerst langlebig. All das sind wichtige Punkte in Richtung Nachhaltigkeit. Darüber hinaus ist er sehr energieeffizient. Kork nimmt mehr CO2 auf, als er produziert, ein wertvoller Beitrag für die Umwelt.

Die Rinde der Korkeiche wächst in neun Jahren nach. ©rh2010/stock.adobe.com

Realisierung eines Korkdecks auf einer Yacht

Die Vermessung der Yacht für das Yachtdeck aus Kork

Damit das Deck später passend verlegt werden kann, wird die gesamte Decksoberfläche millimetergenau mithilfe eines speziellen Messsystems dreidimensional erfasst. Über eine Design-Software kann dann im Rechner das Deck modelliert werden. Für die eigentliche Vermessung kann zeitlich etwa ein Tag angesetzt werden.

Tipp: Selbst, wenn nur Teile des Decks belegt werden sollen, lohnt es sich trotzdem, gleich die gesamte Yacht zu vermessen. Dann können später unkompliziert weitere Teile des Decks hinzugefügt werden.

Aus solchen Platten können Korkdecks gefertigt werden. ©Yachtcork

Das eigenständige Vermessen und Erstellen von Schablonen kann auch der Eigner übernehmen. Das empfiehlt sich jedoch nur bei unkomplizierten Decks mit wenig Aufbauten oder kleinen Teilen wie Cockpitbänken oder Badeplattformen.

Das Design des Yachtdecks aus Kork

Anhand der Messdaten kann am Computer ein Modell zum Belägen des Decks erstellt werden, mit dem dann das Design entworfen wird. Das Design mit Kork ist weniger kompliziert als mit Teak, da er als Werkstoff nicht so starr und gut an gebogene Decks anpassbar ist.

Beim Design werden verlegefertige, verfugte Platten geplant, die bereits an das Deck mit all seine Ausschnitten für beispielsweise Winschen oder Püttingeisen angepasst sind. Dabei sind verschiedene Designvarianten möglich, wie beispielsweise ein Stabdesign, ähnlich einem Teakdeck, verschiedene Muster, Stabbreiten oder Laibungen und vieles mehr. Auch Grafiken oder der Schiffsname können in den Kork eingearbeitet werden.

Beispiel für ein Modell für anzufertigende Deckselemente. ©Yachtcork

Der Bau des Yachtdecks aus Kork

Die gesamte Fertigung des Decksbelags sollte vorab beim Hersteller erfolgen. Idealerweise werden alle Teile verlegefertig gefugt, geschnitten und konfektioniert. Dieses Vorgehen seriöser Hersteller garantiert eine gleichbleibende Qualität des Korkdecks ohne optische Schwankungen über die gesamte Decksfläche.

Bei diesem Hersteller erfolgt der Zuschnitt durch computergesteuerte Maschinen. ©Yachtcork

Das Verlegen des Yachtdecks aus Kork

Wurden die Module vorgefertigt, ist das Verlegen eines Korkdecks um einiges einfacher als die Verlegung eines Teakdecks. Handwerklich geschickte Eigner können diese Arbeit in Eigenregie durchführen. Hilfreich ist, wenn der Hersteller dazu eine entsprechende Anleitung mit dem Deck zusammen mitliefert.

Aus verschiedenen Platten wurde das Korkdeck dieser Yacht zusammengesetzt. ©Yachtcork

Die einzelnen Korkplatten werden dann einfach nach dem vorgegebenen Muster aufgeklebt. Ein wenig mehr Arbeit steckt eventuell in der Vorbereitung des Untergrundes, diese hängt jedoch stark von der vorhandenen Situation ab. Klassische GFK-Decks müssen meist nicht großartig vorbehandelt werden. Wichtig ist nur, dass das Deck in einem guten Zustand ist, also dicht und ohne Schäden oder Abblätterungen.

Farbe und Antirutschstrukturen im vorhandenen Decksmaterial können in den meisten Fällen einfach mit dem neuen Korkdeck überklebt werden. Farbbeläge, die Sand oder ähnliche Zusätze enthalten, müssen jedoch entfernt werden.

Wichtig: Bei Yachten aus Stahl oder Aluminium sollte darauf geachtet werden, dass im Bereich des zu verklebenden Decks keine Korrosion zu finden ist. Vorhandener Rost oder Alukorrosion würden unter dem Kork sonst weiter blühen.

Bei dieser Yacht werden die fertigen Module im Winterlager aufgeklebt. ©Yachtcork

Generell ist es empfehlenswert, das Deck auch bei einem gutem Ausgangszustand leicht anzuschleifen und einen Primer aufzubringen. Darauf werden dann der Kleber aufgetragen und die eigentlichen Module aufgeklebt. Lediglich die Randfugen müssen mit der Hand nachgezogen werden.

Achtung:
Beim Arbeiten im Winterlager mit niedrigen Außentemperaturen müssen unbedingt die Verarbeitungshinweise des Klebers beachtet werden. Je nach Hersteller sind üblicherweise Temperaturen über zehn Grad Celsius und ein nicht zu feuchtes Klima nötig, um eine optimale Verbindung zu erreichen.

Diese Korkdeck-Module werden mit Sandsäcken beschwert und angedrückt. ©Yachtcork

Der Zeitplan für die Umrüstung auf ein Yachtdeck aus Kork

Wurde das Deck vom Hersteller entsprechend vorbereitet, geht die Arbeit mit den vorgefertigten Modulen schnell. Im Normalfall sind fünf bis acht Arbeitstage erforderlich, wobei abhängig von den Umgebungsbedingungen (beispielsweise Temperatur, Luftfeuchtigkeit) noch individuelle Trocknungs- und Aushärtezeiten zu berücksichtigen sind. Die Randfugen sollten mit etwas zeitlichem Abstand gezogen werden, wenn die Verklebung des Decks vollständig ausgehärtet ist.

Wurden die fertigen Decksmodule angedrückt, müssen sie noch aushärten. ©Yachtkork

Die Kosten für die Umrüstung auf ein Yachtdeck aus Kork

Preislich liegt ein Deck aus Kork zwischen einem Teakdeck und einem Kunststoffdeck in Teak-Optik. Das Korkdeck ist zwar etwas teurer als ein Decksbelag aus Kunststoff, hat dafür aber die besseren Material-Eigenschaften. Vor allem aber ist es das nachhaltigere Produkt.

Bei der Preisgestaltung wird in der Regel zwischen den Decksmodulen, dem Vermessen und dem Verlegen differenziert. Das Deck kann relativ einfach nach Quadratmetern berechnet werden. Das Verlegen und Vermessen ist sehr individuell und variiert je nach Schiffstyp, Zustand und Eigenarbeit des Eigners.

Die verlegefertigen Module einer Yacht. ©Yachtkork

Die Pflege eines Yachtdecks aus Kork

Wie geschildert ist ein Korkdeck ein sehr unempfindlicher Decksbelag, der unter anderem durch die wasserabstoßende Eigenschaft keine Verschmutzungen ins Material eindringen lässt. Dennoch werden sich im Alltag auf See oder in der Marina oberflächliche Verschmutzungen ergeben. Diese können im Regelfall ganz einfach mit Wasser (auch Seewasser) und einer Bürste entfernt werden.

Bei hartnäckigeren Schmutzanhaftungen am Deck aus Kork hilft die Hinzunahme von natürlichen Seifen. Ergraute Decks – egal ob natürlich belassen oder beschichtet – können bei Bedarf einfach abgeschliffen werden. Hierbei wird nur ein sehr dünner Teil der Oberfläche (etwa ein Zehntel Millimeter) abgetragen. Schon das führt zu einem weitestgehend ursprünglichen Aussehen der Farbe und Oberflächenstruktur.

Vorher-Nachher-Vergleich: das Deck einer Yacht vom Typ ETAP 35i. ©Yachtcork

Fazit

Kork ist ein moderner, zukunftsweisender Schiffsbelag. Ein Korkdeck kann jedoch auch problemlos das traditionelle, klassische Design eines Holzdecks aufweisen. Den Designwünschen des Eigners sind fast keine Grenzen gesetzt. Ein Deck aus Kork ist aus natürlichen Rohstoffen, die ressourcenschonend und nachhaltig gewonnen und verarbeitet werden.

Darüber hinaus bieten Korkdecks unvergleichlichen Komfort, sind angenehm weich, temperaturausgleichend und schalldämmend. Außerdem ist ein Deck aus Kork vergleichsweise einfach, relativ schnell und preiswert realisierbar. Das alles lässt wenige Fragen offen und so ist ein Korkdeck eine echte Alternative für Eigner.

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