Ein Beitrag von
Sönke hat 100.000 Seemeilen Erfahrung im Kielwasser und von 2007 bis 2010 zusammen mit seiner Frau Judith die Welt umsegelt. Er veranstaltet diverse Seminare auf Bootsmessen (siehe unter Termine) und ist Autor der Bücher "Blauwassersegeln kompakt", "1200 Tage Samstag" und "Auszeit unter Segeln". Sönke ist zudem der Gründer von BLAUWASSER.DE und regelmäßig mit seiner Frau Judith und seinen Kindern auf der Gib'Sea 106 - HIPPOPOTAMUS - unterwegs.
Das Problem
Nahezu jeder Skipper kennt wohl das Problem, dass die Pumpeneinheit der Bordtoilette mit der Zeit schwergängig wird. Das ist ein normaler Vorgang. Glücklicherweise lässt sich das Problem mit Bordmitteln ziemlich einfach beheben, indem man die Pumpe bzw. einen darin befindlichen O-Ring neu fettet. Das dauert keine fünf Minuten und reicht meistens für die ganze Saison. Mehr noch: Blauwassersegler, die eine Langfahrt oder Weltumsegelung unternehmen, können sich mit der nachstehenden Methode unkompliziert und schnell in den entlegensten Zipfeln der Welt selbst helfen.
Diese Methoden würde ich vermeiden
Bevor ich detailliert aufzeige, wie die Pumpe gefettet wird, möchte ich kurz darauf hinweisen, dass man in Internetforen auch von anderen Lösungen liest. Beispielsweise wird dort geraten Baby-Öl, Olivenöl, Rapsöl oder gar Waschmittel in die WC-Schüssel zu gießen und durch zu pumpen. Ja, es stimmt, dass diese Variante kurzfristig zu einem Erfolg führen kann, weil das Schmiermittel dabei auch im Pumpengehäuse landet und die Wände desselbigen „ölt“. In den meisten Fällen ist der Erfolg allerdings nur von kurzer Dauer und das Gros des Mittels der Wahl landet außenbords – was insbesondere im Falle des Waschmittels auch eine ziemliche Umwelt-Sauerei ist 🙂
Alternativ gibt es im Handel Produkte wie das WC-Öl von Yachticon. 100 ml kosten zwischen sieben und neun Euro. Das Öl arbeitet nach dem gleichen Prinzip: Es wird in die Schüssel gegeben und durchgepumpt. Ich persönlich halte diese Variante für relativ kostspielig, da es für eine vernünftige Ölung nicht mit ein paar Tropfen getan ist.
Meine favorisierte Methode
Vor dem Hintergrund favorisiere ich ganz klar die nachstehende Methode. Ich wende sie bei uns an Bord seit nunmehr 40.000 Seemeilen an, ohne dass der O-Ring in der Pumpe je getauscht werden musste. Alles, was dafür benötigt wird, ist ein 24er-Maulschlüssel oder ein guter Engländer (bzw. Verstellschlüssel) sowie etwas seewasserbeständiges Fett oder Vaseline.
Wie gesagt: Der ganze Vorgang dauert keine fünf Minuten und es lohnt sich, diese Wartung von Zeit zu Zeit durchzuführen. Bevor ich aufzeige, wie das geht, möchte ich noch kurz auf zwei Dinge hinweisen. Erstens: Bitte unbedingt bei längeren Reisen das zugehörige Ersatzteil-/Servicekit mitführen, falls doch mal ein größeres Problem auftritt (Baujahr der Toilette beachten). Und zweitens: Es dauert vermutlich länger, die nachstehende Anleitung zu lesen als den Vorgang durchzuführen. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Fetten!
Schritt 1: Vorbereitung
Mit etwas Übung gelingt die Wartung, ohne dass Wasser von der Toilette in das Boot läuft. Dennoch lege ich immer zwei Lappen vor der Pumpe aus: Einen direkt am Fuß des Gehäuses und einen auf dem Fußboden darunter. Hinweis: Das Wasser, das austritt, befindet sich im oberen Teil des Pumpengehäuses. Dabei handelt es sich um das Seewasser zum Spülen, das von außen angesaugt wird, und nicht um das Wasser aus der WC-Schüssel. Ein kleiner, aber nicht ganz unwichtiger Unterschied. 😉
Schritt 2: Das WC spülen
Um sicher zu gehen, dass nur sauberes Wasser im WC ist, spüle ich die Toilette immer erst einmal mit Seewasser durch. Dann stelle ich den Umschalthebel auf „leer pumpen” und pumpe eine Weile (mindestens zehn Hübe), damit (fast) kein Wasser mehr im System ist. Nach dem letzten Hub wird der Pumpenhebel maximal herausgezogen und nicht in den Kolben zurückgeschoben. Im Anschluss werden die Seeventile (Zulauf und Ablauf) geschlossen. Bitte nicht vergessen! 🙂
Schritt 3: Das Pumpengehäuse öffnen
Wie gesagt: Den Pumpenhebel ganz nach oben ziehen. Dies bewirkt, dass die Pumpeneinheit/-scheibe knapp unter dem Pumpendeckel steht und sich nur minimal Wasser darüber befindet, das ins Schiff laufen könnte.
Mit einem 24er-Maulschlüssel wird die Plastikmutter am Deckel des Pumpengehäuses gelöst. Alternativ kann ein Verstellschlüssel genutzt werden. Die Mutter sollte sich leicht lösen lassen. Wer das zum ersten Mal macht, sollte sich die Stellung des Deckels markieren, um später zu wissen, wie weit die Mutter wieder angezogen werden muss. Ein Überdrehen der Mutter/des Deckels kann zum Bruch des Gehäuses führen. Es ist nun mal aus Kunststoff und nicht aus Metall. 🙂
Nach dem Lösen mithilfe des Schraubenschlüssels kann die Mutter bzw. der Deckel der Pumpeneinheit einfach mit der Hand herausgedreht werden. Dies schont das Plastik.
Nach dem vollständigen Lösen des Deckels selbigen entlang der Schubstange nach oben schieben.
4. Pumpeneinheit herausnehmen
Wie gut auf dem Foto zu sehen ist, steht noch ein wenig Wasser über der Pumpeneinheit. Das ist kein Problem. Mit einem kleinen Trick gelingt es, den Pumpenhebel aus dem Pumpenschacht zu nehmen, ohne dass das Wasser im Boot landet (sofern die Seeventile geschlossen wurden!). Hierzu wird der Pumpenhebel schräg gekippt. Das Wasser läuft dann in den Pumpenschacht und nicht ins Schiff, wie das nachstehende Foto verdeutlicht.
5. Pumpeneinheit reinigen
Die ausgebaute Pumpeneinheit wird nun am O-Ring vom alten Fett befreit – sofern überhaupt noch welches da ist 🙂
6. Pumpeneinheit fetten
Nach dem Reinigen wird der O-Ring der Pumpeneinheit neu gefettet. Ich verwende hierfür seewasserbeständiges Winschenfett. Es funktioniert in der Regel aber auch mit jedem anderen Bootsfett, solange es seewasserbeständig ist. Viele Eigner schwören diesbezüglich übrigens auf Vaseline. Lediglich mit Stevenrohrfett habe ich nicht immer gute Erfahrungen gemacht.
Wer zudem das Problem hat, dass beim Pumpen Wasser am Kopf der Pumpe austritt, sollte zusätzlich den Pumpenstab einfetten. Damit wird auch die Dichtung am Pumpenkopf geschmiert und in der Regel der Wasseraustritt gestoppt.
7. Pumpeneinheit wieder einsetzen
Nach dem Fetten wird die Pumpeneinheit vorsichtig wieder eingesetzt. Dabei sollte darauf geachtet werden, den Pumpenhebel wieder in der ausgezogenen Position zu lassen. Ihn in das Gehäuse zu schieben, ist allerdings ohnehin schwierig, da die Seeventile geschlossen sind.
8. Pumpengehäuse wieder zuschrauben
Abschließend wir das Pumpengehäuse wieder verschraubt. Wichtig: Die Mutter nicht zu weit anziehen. Das kann zum Bruch am Gehäuse führen! In den meisten Fällen reicht es, die Mutter/den Deckel mit der Hand anzuziehen und mit dem Schraubenschlüssel nur leicht nachzuziehen. „Handwarm” – wie man so sagt – reicht aus! Sofern die Stellung der Mutter beim Ausbau markiert wurde, ist ja ohnehin bekannt, bis wohin bzw. wie stark sie angezogen werden muss.
9. Fazit
Mit diesen wenigen Schritten lässt sich eine schwergängige Bordtoilette schnell und unkompliziert wieder gangbar machen. Wie gesagt, das Lesen dieses Beitrags dauert länger als die eigentliche Arbeit. Mit etwas Übung dauert der Vorgang keine fünf Minuten und erspart eine Menge andere Arbeit. Meiner Erfahrung nach reicht es, einmal pro Saison zu Beginn die Arbeit in Angriff zu nehmen. Ich habe es gerade wieder hinter mir. Im Vergleich zu sonst habe ich diesmal allerdings fast eine Viertelstunde gebraucht. Aber dafür gibt es nun auch die ganzen Fotos und diesen Beitrag. 🙂
Viel Spaß beim Fetten…
Meine Toilette saugt wenig Wasser an. Nur wenn ich bsckbord Lage schiebe spült sie gut. Any ideas?
Ist das die Seite auf der sich dir Toilette befindet?
Klemens, hast Du oben meine Muschel-Blockade gelesen ? Bei Lage könnte sich der Muschelgrieß auf die Seite legen und dann den Fluss etwas durchlassen
mfG jr-DELLE
Kann auch daran liegen, dass Du den O-Ring unten am Pump-Hebel im Gehäuse mal wechseln müsstest (Ersatzteil-Kit). Fetten reicht nicht mehr, wenn der zu alt ist. Habe ich gerade gemacht. Klo saugt jetzt wieder einwandfrei Wasser an.
Hallo Sönke.
Danke für diesen lehrreichen Beitrag. Werde ab jetzt eine kleine Tube Vaseline zu meiner Packliste hinzufügen. Denn oft gehen die Pumpen auf den Charterschiffen so schwer das man Angst hat, das der Hebel abbricht.
Danke für den Beitrag :-). Wir machen das genauso, verwenden aber ausschließlich Siikonfett. Das ist sehr langlebig (haftstark) und greift im Gegensatz zu Fetten auf mineralischer Basis Kunststoffe nicht an.
gleich ausprobiert, danke!!
Lieber Sönke
Ich bin per Zufall auf Deine Seite gestossen und ich freue mich ausserordentlich, dass endlich einmal jemand nicht nur ‘gscheit’ daherredet, sondern das Ganze auch noch mit deutlichen Fotos unterstreicht. Ich bedanke mich für Deine Bemühungen und habe jetzt keine Angst vor der Toilette mehr.
Ahoi Sönke, so habe ich noch nie gefettet – guter Beitrag.
Bisher habe ich immer die Membrane zwischen Abgang und Fäkalienschlauch frei gelegt und diese Membrane vom Wasserstein gesäubert, der die Membrane versteift. Dann war wieder alles Leichtgängig. Diese Arbeit wird sich durch das Fetten vom O-Ring nicht ersetzten lassen – oder ?
jr-DELLE
Wasserzulauf-Probleme ? Bei uns hatte sich eine Muschel in das Pumpsystem so eingeschlichen, dass das daraus entstandene Granulat die Wasserregulierung immer mehr erschwerte, also über den Ansaugschlauch zum Einlaufschlauch. Als nichts mehr ging, fanden wir wir wie unten per Ausbau diesen Übeltäter. Seit dem haben wir im Ansaugschlauch ein Sieb eingebaut. Dort wird wohl die Muschel nicht gemörsert, also ist es eine Maßnahme, die sinnvoll ist
meint jr-DELLE – http://www.DEIN-Globus.com
Ganz tolle Hilfe, tausend Dank!!!
perfekte Anleitung, vielen Dank !!
Funktioniert perfekt. ACHTUNG – nur Siliconfett (O-Ring Fett oder ähnliches verwenden. Ich verwendete See Wasser geeignetes Marinefett (Motorzubehör – meist auf Mineralölbasis). Solches greift alle Silikon Dichtungen an, wodurch immer mehr Wasser aus dem Pumpenkopf spritzt. Neue Pumpe eingesetzt – Silikonfett aus dem Sanitärbereich verwendet – keine Probleme mehr.
Ich würde gerne den Griff vom Pumpenhebel lösen, um das Servicepack zu installieren. Wie bekommt man diesen Griff von der Edelstahlstange gelöst?
Zum verwendeten Fett:
Nachzulesen in den Jabsco Geboten : “Das mit dem Klo, das geht so !”
……Gebot 7: Du sollst nur mit Vaseline fetten !
Nur mal so “……….
Danke!!!
Ein Träumchen. Haben wir am Wochenende gemacht, läuft wie geschmiert! Super Artikel und das Lesen hat wirklich länger gedauert als die Durchführung! Vielen Dank!
Danke Dir, Sönke!
Gute Anleitung. Hätte ich schon längst machen sollen.
Statt der kurzfristigen Öl-Lösungen!
Weniger Aufwand mittel- und langfristig.
Läuft nun leichter, leiser und wohl auch funktionsgerechter.
Habe Autol Super Lontime Fett genommenen.
Erst nachher von der Jabsco Präferenz Vaseline gelesen.
Wird dann an der anderen Pumpe verwendet (und an allen Fensterdichtungen sowieso)
Peace, fair winds and following seas
Ich kann nur Danke sagen. Natürlich gleich mal schnell gemacht.
Wenn es doch nur mehr Menschen gäbe, die in dieser Klarheit Problemlösungen beschreiben können!
Besten Dank!
Jürgen Büsing
Danke, danke, danke! Super Beschreibung, gelesen getan, funktioniert wieder einwandfrei!
Isabelle und Daniel, an Bord der ” llve the planet” , gerade in ” Granvik” bei Öland
Danke für die tolle Anleitung.Wir haben uns in Augsburg bei dem sehr informativen Vortrag kennengelernt. Habe dann eine Bavaria 38 ocean gekauft und wohne jetzt in Breege auf Rügen. Bin viel auf der Ostsee unterwegs und zur Zeit im Götakanal.
Danke für die vielen Infos.
Carina Lange aus Breege
Danke Carina! Das freut uns. Gute Zeit auf dem Göta-Kanal 🙂
Hallo, ich brauche neue Schläuche für meine Jabsco Seewassertoilette, bin aber nicht sicher welche Durchmesser ich brauche. Könnt Ihr mir bitte einen Tip geben, vielleicht auch, wo ich die einigermaßen günstig bekomme?
Die bekommst du beim Schiffsausrüster. Dazu bitte mit einer Schieblehre den Durchmesser an den Anschlüssen messen.
Wenn du keinen Geruch haben möchtest : Nimm die teuren von Vetus, bei günstig kaufst du mehrfach 🙂
Moin Sönke,
So vielen Dank für diese so hilfreiche Anleitung. Funktionierte super.
Sehr gerne. Freut mich 🙂
Perfekter praktischer Beitrag mit wie üblich bester Bebilderung. Danke.