Ausprobiert: Elektro-Außenborder Mercury Avator 7.5e

Ein Beitrag von

Sönke Roever

Sönke hat 100.000 Seemeilen Erfahrung im Kielwasser und von 2007 bis 2010 zusammen mit seiner Frau Judith die Welt umsegelt. Er veranstaltet diverse Seminare auf Bootsmessen (siehe unter Termine) und ist Autor der Bücher "Blauwassersegeln kompakt", "1200 Tage Samstag" und "Auszeit unter Segeln". Sönke ist zudem der Gründer von BLAUWASSER.DE und regelmäßig mit seiner Frau Judith und seinen Kindern auf der Gib'Sea 106 - HIPPOPOTAMUS - unterwegs.

Der Avator 7.5e von Mercury hat einige interessante Features zu bieten

Mit dem Avator 7.5e hat Mercury einen elektrischen Außenborder im Programm, bei dem im Vergleich zu den meisten E-Außenbordern der Akku nicht extern, sondern im Gehäuse des Motors untergebracht ist. Damit erinnert der Avator 7.5e optisch an einen klassischen Außenbordmotor – gleichwohl in seinem Inneren logischerweise ein E-Motor untergebracht ist. Der Clou: Der Akku ist mobil. Das erlaubt zum einen mehrere Akkus zu verwenden, um die Reichweite zu erhöhen, und zum anderen den Akku unabhängig vom Standort des Außenbordmotors wieder aufzuladen.

Und auch bei der Bedienung erinnert der elektrische Außenborder Avator 7.5e von Mercury an einen klassischen benzingetriebenen Außenbordmotor, da er sowohl mit der integrierten Steuerpinne als auch mit einer externen Fernschaltung bedient werden kann. Allerdings ist das Design wesentlich ansprechender als das Design klassischer Außenbordmotoren.

Im Test haben wir das Modell Avator 7.5e ausprobiert. ©Sönke Roever

Darüber hinaus ist im Gehäuse des Avator 7.5e eine Anzeige zu finden, auf der sich jederzeit der Akkuladestand, die noch zur Verfügung stehende Reichweite bei aktuellem Verbrauch und die Geschwindigkeit ablesen lassen.

Unterm Strich sind das genug Gründe, sich einmal näher mit dem Avator 7.5e zu befassen und ihn aus Fahrtenseglersicht auszuprobieren. Dazu haben wir im Hamburger Yachthafen unser Redaktions-Schlauchboot aufgebaut, den Avator 7.5e montiert, Probefahrten unternommen und dem Hersteller Löcher in den Bauch gefragt. Was dabei herausgekommen ist, findest du in diesem Beitrag.

Die Komponenten des Avator 7.5e Elektro-Außenbordmotors

Zum Lieferumfang gehören standardmäßig der Motor, die Halterung, der Akku und das Ladegerät. Darüber hinaus gibt es optionales Zubehör für den Avator 7.5e von Mercury. Dazu zählen eine Tasche mit Rollen, ein Akku-Rucksack, ein Hebegurt, zusätzliche Akkus, ein schnelleres Ladegerät und Zubehör zur Fernsteuerung, wie beispielsweise ein Schalthebel oder eine externe Daten-Anzeige.

Zum Standard-Lieferumfang gehören Motor, Halterung und Akku. ©Sönke Roever

Der Hersteller Mercury gewährt neben der klassischen EU-Garantie eine dreijährige Korrosionsgarantie, die sich auch auf die Bedienelemente und das Zubehör erstreckt. Die Avator-Akkus sowie das Ladezubehör werden mit einer zweijährigen eingeschränkten Werksgarantie angeboten.

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Die technischen Daten des Avator 7.5e Elektro-Außenbordmotors

Die Bezeichnung 7.5e lehnt sich an die Leistung des Außenborders an. Der Wert bezieht sich auf die Leistung am Propeller – dort kommen 750 Watt an. Die zugehörige Ausgangsleistung am Akku liegt entsprechend höher bei 916 Watt. Das ist wichtig zu verstehen, wenn man verschiedene Hersteller und Modelle vergleicht, da manche Hersteller die Ausgangsleistung als Angabe verwenden.

Der Avator 7.5e hat eine Leistung von 750 Watt am Propeller. ©Sönke Roever

Der mitgelieferte Lithium-Akku hat eine Spannung von 48 Volt und eine Kapazität von einer Kilowattstunde (kWh), was im Umkehrschluss etwa 50 Minuten Fahrspaß bei Volllast erlaubt. Außerdem erfüllt der Akku den IP-Standard 67, was aussagt, dass der Akku staubdicht und gegen zeitweiliges Untertauchen geschützt ist.

Der Lithium-Akku hat eine Kapazität von einer Kilowattstunde. ©Sönke Roever

Der Avator 7.5e von Mercury wiegt 16,7 Kilogramm ohne und 19,5 Kilogramm mit der Schraubhalterung für ein Außenborderbrett. Die Batterie wiederum wiegt 7,7 Kilogramm. Demzufolge beträgt das Gesamtgewicht aus Motor, Halterung und Akku in Summe 27,2 Kilogramm.

Wenn die Halterung vom Motor abgenommen wird, wiegt er 2,8 Kilogramm weniger. ©Sönke Roever

Je nach Bauart des Bootes, an dem der elektrische Außenbordmotor betrieben werden soll, stehen drei verschiedene Ausführungen zur Auswahl, was sich auf die Länge der Welle beziehungsweise des Schaftes bezieht. Die kürzeste Variante misst 15 Zoll beziehungsweise rund 38 Zentimeter (Kurzschaft). Der Normalschaft ist 20 Zoll oder gut 50 Zentimeter lang. Der Langschaft wiederum ist 25 Zoll lang, was etwa 64 Zentimetern entspricht.

Der bürstenlose Elektromotor sitzt unter dem Akku-Fach. ©Sönke Roever

Der Elektromotor arbeitet nach Herstellerangabe bürstenlos. Im Zusammenspiel mit dem Propeller ist mir aufgefallen, dass der Avator 7.5e zügig anspringt und die Leistung schnell in Schub umwandelt. Das gilt gleichermaßen für das Beschleunigen und das Aufstoppen. Bei unserer Testfahrt war am Avator 7.5e der Standard-Propeller montiert. Er hat eine Steigung (Pitch) von 7 Zoll und einen Durchmesser von 12,7 Zoll. Alternativ gibt es auch Versionen mit 9 oder 11 Zoll Steigung.

Praktisch: Die Motortasche hat Rollen. ©Sönke Roever

Der Avator 7.5e Elektro-Außenbordmotor in der Praxis

Aufgrund seiner Bauform erinnert der Elektro-Außenbordmotor von Mercury an einen klassischen Außenbordmotor, der mit Benzin betrieben wird, und unterm Strich ist das Handling sehr ähnlich – mal davon abgesehen, dass das Design des Avator 7.5e wesentlich ansprechender ist. Wir haben den Mercury-Motor analog zu einem klassischen Außenborder einfach mit der mitgelieferten Halterung am Schlauchboot-Heck angeschraubt.

Der E-Außenborder wird mit einer klassischen Halterung am Heck des Beiboots fixiert. ©Sönke Roever

Die Halterung hat einen Klappmechanismus, sodass der Motor unkompliziert hochgeklappt werden kann. Außerdem ist es möglich, den Avator 7.5e von der Halterung zu trennen, sodass diese beispielsweise am Beiboot verbleiben kann.

Halterung und Motor lassen sich unkompliziert trennen. ©Sönke Roever

Statt Benzin in den Außenborder einzufüllen, haben wir den Akku eingesteckt. Dazu wird eine Klappe an der Oberseite geöffnet. Der Rest ist einfachstes „Plug & Play“. Mit anderen Worten: Hat man mehrere Akkus zur Verfügung, kann ein leergefahrener Akku in wenigen Sekunden ausgetauscht werden.

Der Akku des Avator 7.5e kann unkompliziert gewechselt werden. ©Sönke Roever

Vor dem Ablegen haben wir uns zudem angeschaut, ob sich das Gerät in der Bedienung von benzingetriebenen Außenbordern unterscheidet. Dabei sind uns zwei Dinge aufgefallen: zum einen die fehlende Schaltung und zum anderen das Display.

Die Schaltung beziehungsweise der Vorwärts-Rückwärts-Fahrtwechsel erfolgt nicht über einen typischen Umstellhebel, sondern über einen drehbaren Handgriff, mittels dessen am Ausleger Gas gegeben wird. Er hat eine Neutralstellung. Dreht man den Handgriff in die eine Richtung, fährt der Motor vorwärts, dreht man ihn in die andere Richtung, fährt der Motor entsprechend rückwärts. Über die Einstellungen im Systemmenü kann die bevorzugte Drehrichtung für Vorwärtsfahrt festgelegt werden. Das ist praktisch.

Die Bedienung erfolgt mit Steuerpinne und drehbarem Griff. ©Sönke Roever

Die Steuerpinne – der Ausleger – wurde so konzipiert, dass sich sowohl der Drehwiderstand als auch der seitliche Winkel und die Höhe einstellen lassen. Das erlaubt eine komfortable Bedienung aus allen Positionen. Durchdacht ist dabei auch, dass sich die Steuerpinne so zusammenklappen lässt, dass sie einen praktischen Tragegriff ergibt.

Die Steuerpinne dient auch als praktischer Tragegriff. ©Sönke Roever

Das Farbdisplay kommt mit großen Ziffern daher und ist bei direktem Sonnenlicht sehr gut ablesbar. Bei der Standard-Ausführung mit Steuerpinne ist das Display im Außenborder integriert. Für Konsolenboote gibt es zwei Optionen: ein verstellbares Sockel-Display oder eine bündig einpassbare Variante.

Im großen Display können verschiedene Angaben abgelesen werden – hier die Restfahrzeit in Minuten. ©Sönke Roever

Auf dem Display können der Füllstand des Akkus in Prozent, der Energieverbrauch in Kilowatt und die daraus resultierende Restlaufzeit in Minuten angezeigt werden. Außerdem wurde von Mercury in den E-Außenborder Avator 7.5e ein GPS-Modul integriert. Daher können auf dem Display auch die Geschwindigkeit in Knoten und die geschätzte Restreichweite in Seemeilen abgelesen werden.

Beim Test haben wir ein klassisches Weltumsegler-Schlauchboot aus Hypalon mit Aufblas-Kiel und festem Bretterboden eingesetzt. Es ist knapp drei Meter lang und wir waren im Yachthafen und auf der Elbe bei teils kräftigem Gegenwind unterwegs. Mit zwei Personen im Beiboot haben wir eine GPS-Geschwindigkeit (SOG) von vier Knoten erreicht.

In der Spitze erreichen wir bei der Testfahrt mit zwei Personen vier Knoten. ©Sönke Roever

Klar, ins Gleiten kommt man mit dem Avavtor 7.5e nicht, aber dennoch fand ich den Vortrieb ganz beeindruckend, insbesondere, wenn man bedenkt, dass die Leistung von 750 Watt am Propeller nur etwa einer Pferdestärke (PS) entspricht. Viele Benzinaußenborder auf Yachten haben deutlich mehr PS. Hier hat Mercury beim Propeller-Design ein gutes Händchen bewiesen. Das merkt man auch beim Aufstoppen. Es geschieht schnell und griffig.

Für Freunde des Smartphones ist vermutlich interessant, dass eine kostenlos Mercury-Marine-App heruntergeladen werden kann. Die App enthält eine Bibliothek mit Tutorials und eine Händler-Liste. So kann bei einem Problem gegebenenfalls fachkundige Unterstützung kontaktiert werden. Über ein Zusatzmodul, das sich Mercury-SmartCraft-Connect nennt, kann außerdem eine Drahtlosverbindung zwischen App und Avator 7.5e aufgebaut werden. Das erlaubt, Zusatzfunktionen wie eine GPS-Karte oder eine visualisierte Reichweitenschätzung zu aktivieren.

Es ist möglich, das Smartphone mit dem Motor zu koppeln. ©Brunswick GmbH

Nach dem Test haben wir den Avator 7.5e testweise am Heckkorb unseres Redaktionsbootes verstaut. Vorher hing dort ein benzingetriebener Zweitakter. Hinsichtlich Größe, Platzbedarf und Gewicht unterscheiden sich beide Varianten kaum. Somit kann der Elektro-Außenborder von Mercury gut als nachhaltige Alternative genutzt werden. Alternativ lässt er sich auch bedenkenlos in einer Kabine in der optional erhältlichen Tasche lagern – schließlich können bei einem E-Außenborder kein Öl, Benzin oder Kühlwasser auslaufen. 🙂

Ein möglicher Lagerort: Außenborderbrett am Heckkorb. ©Sönke Roever

Das Laden der Akkus des Avator 7.5e Elektro-Außenbordmotors

Der 1.000-Watt-Akku wird über ein mitgeliefertes 110-Watt-Ladegerät mit integrierter Spannungs- und Stromüberwachung aufgeladen. Auf einer Yacht mit 12-Volt-Bordnetz fließt dann ein Strom von rund neun Ampere über einen Zeitraum von etwas über neun Stunden. In Summe ergibt das auf 12 Volt bezogen eine Entnahme von 80 Amperestunden. Da das Ladegerät bisher nur mit 230 Volt Haushaltsstrom betrieben werden kann, müsste eine Ladung aus dem Bordnetz über einen Inverter erfolgen. Idealerweise erfolgt die Ladung im Hafen mit Landstrom. Wer schneller laden möchte, kann optional ein 230-Watt-Ladegerät erwerben.

Der Akku wird mit einem 230-Volt-Ladegerät geladen. ©Sönke Roever

Fazit

Elektro-Außenbordmotoren sind umweltfreundlich und nachhaltig. Sie verbrauchen keine fossilen Brennstoffe, müssen bei längerer Lagerung nicht „leergefahren“ werden und sind zudem äußerst sauber, da sie ohne Schmiermittel und Kraftstoff auskommen. Diesbezüglich ist der Avator 7.5e von Mercury ein Elektro-Außenbordmotor, der überzeugt.

Läuft. ©Sönke Roever

Wer als Blauwassersegler am Ankerplatz lebt und mit dem Beiboot schnell und häufig lange Strecken zurücklegen möchte, braucht bei der Beiboot-Motorisierung sehr viel Leistung. Dafür ist der Avator 7.5e eher nicht gedacht. Vielmehr ist der Mercury-Motor eine ansprechende Lösung für Fahrtensegler, die bisher einen Benzin-Außenborder am Heck mitführen, um hier und dort ihr Beiboot zu bewegen. Für sie kommt der Avator 7.5e als umweltfreundliche Motorisierung beim Buchtenbummeln und Ankern in Frage. Besonders hervorzuheben sind dabei die integrierte Plug-and-Play-Akku-Lösung, der Vortrieb im Verhältnis zur Leistung, das lichtstarke Display und das ansprechende Design.

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Joachim
Joachim
1 Jahr her

Was kostet der Motor komplett, bzw. Die verschiedenen Varianten?

Stefan
Stefan
1 Jahr her
Reply to  Joachim

Der Avator 7.5e startet bei EUR 3.560,- EUR unverbindlicher Preisempfehlung, weitere Preise erfahren Sie bei Ihrem Mercury – Partner vor Ort

Torben
Torben
1 Jahr her

Moin, bei 1000Wh und 916W max. sollte die Fahrzeit doch eher 65min. bei Vollgas sein, oder?
Grüsse

Stefan
Stefan
1 Jahr her
Reply to  Torben

Moin Torben, rein rechnerisch hast Du natürlich recht, aber wie so oft unterscheiden sich Theorie und Praxis, weshalb wir uns entschieden haben, in unseren Publikationen von “ca. einer Stunde” zu sprechen.