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Birgit Hackl ist gemeinsam mit ihrem Partner Christian Feldbauer und Schiffskatze Leeloo 2011 in Kroatien in See gestochen und via Mittelmeer, Atlantik und Karibik zu ihrem Traumziel Südpazifik gesegelt. Dort ist ihre SY PITUFA seit 2013 zwischen Französisch-Polynesien, Cook Inseln, Tonga und Fidschi unterwegs. Birgit schreibt für diverse Magazine und hat auch schon zwei Bücher über ihre Reise veröffentlicht. „Richtung Horizont“ und „Auf Samtpfoten Richtung Horizont“ – eine Hommage an Schiffskatze Leeloo.
Eine Bord-Nähmaschine ist nützlich auf Langfahrt
Bevor mein Partner Christian und ich 2011 mit unserer Segelyacht PITUFA zu unserer Weltumseglung starteten, lasen wir allerlei Tipps für Segler und verschlangen die Bücher von Blauwasserseglern, die im Notfall beinahe alles an Bord aus eigener Kraft reparieren konnten. Wir stockten unseren Bestand an Ersatzteilen und Werkzeug dementsprechend auf.
Die Notwendigkeit, unterwegs Segel reparieren zu können, wurde natürlich auch erwähnt, also kauften wir in letzter Minute noch eine preiswerte, alte Pfaff-Nähmaschine. Damals ahnten wir noch nicht, zu was für einer unentbehrlichen Hilfe sie auf unserer Blauwasserreise werden würde!
Wir waren entsetzt, als ein riesiges und schweres Paket ankam – die Nähmaschine aus den 70er Jahren war unglaublich robust und komplett aus Metall. Wo sollten wir dieses Monster in unserer ohnehin schon überfüllten Blauwasseryacht aufbewahren? Da die Nähmaschine in keinen Schrank passte, entschieden wir uns schließlich, sie einfach auf ein Regal im Salon zu stellen und sie während Törns mit Leinen zu sichern.
Dort stand die Nähmaschine dann eine Weile, während ich anstehende Nähprojekte immer wieder verschob, aus Angst, mich mit diesem neuen Fachgebiet befassen zu müssen. Ich hatte Handarbeit immer als zu „mädchenhaft“ verweigert und keinerlei Erfahrung damit. Während einer besonders nassen Regenzeit 2012 in Panama mit permanent nassem Cockpit wurde der Leidensdruck so groß, dass wir endlich den gefürchteten Schritt taten und die Nähmaschine auspackten.
Nähen an Bord erfordert Geduld und Übung
Während ich skeptisch in der Anleitung blätterte, die eine aufgeputzte 70er-Jahre-Hausfrau zeigte, die mit langen, lackierten Fingernägeln Nadeln einfädelte und mit hohen Absätzen das Fußpedal drückte, ölte Christian den Motor und alle beweglichen Teile. Es stellte sich heraus, dass die Bedienung einer alten Nähmaschine viel einfacher ist, als ich befürchtet hatte: Es ist möglich, entweder gerade oder im Zickzack zu nähen – keinerlei Schnickschnack oder spezielle Programme erschweren den Prozess.
Nachdem wir Ober- und Unterfaden eingefädelt hatten, drückte ich zögerlich auf das Fußpedal und schon ging es los! Wir probierten verschiedene Materialien und gefaltete Lagen aus und waren von der Ausdauer der alten Nähmaschine sehr beeindruckt: Alles, was unter den kleinen Nähmaschinenfuß passt, wird genäht – Leder, acht Lagen Sunbrella und Persenningstoff, kein Problem!
Das erste Nähprojekt an Bord erfüllte zwar seinen Zweck, fiel jedoch aufgrund der fehlenden Erfahrung noch etwas schief aus und hatte ungleichmäßige Nähte. Immerhin, ein großes Stück Persenningstoff bedeckte von nun an unser altes, undichtes Bimini und verfügte über aufrollbare Seitenklappen, die nicht nur das Cockpit trocken halten, sondern auch Wasser sammeln konnten. Jetzt, zehn Jahre später, ist das Bimini-Cover trotz kleiner Unschönheiten immer noch im Einsatz.
Nach dieser positiven Erfahrung war mein Selbstvertrauen so aufgeblasen, dass ich dachte, ich könnte die Salonpolsterung erneuern. Es vergingen zwei Wochen (und jede Menge Flüche, Schweiß und gelegentliche Tränen), bis ich sie in einer schrittweisen Lernkurve von den rechteckigen zu den kniffligen, abgerundeten Exemplaren tatsächlich fertiggestellt hatte – jedes davon eine besondere Erfindung.
Wir waren froh, dass wir bereits reichlich Erfahrung mit der Nähmaschine hatten, als unser 30 Jahre alter Gennaker während einer Überfahrt von den Gambier-Inseln nach Tahiti kaputtging. Besonders, da wir ohne funktionsfähigen Motor unser Ziel vor der Ankunft einer bösen Front erreichen mussten. Die Reparatur in einem rollenden Salon draußen im Pazifik durchzuführen war eine eher unlustige Erfahrung mit Seekrankheitsfaktor, aber ein paar Stunden später waren wir wieder unterwegs!
Leichtwindsegel sind trotz ihrer enormen Größe relativ einfach zu reparieren, da sich das dünne Material leicht aufrollen und fest zusammendrücken lässt. Genau das ist der große Nachteil einer Haushaltsnähmaschine: Alles muss zusammengerollt werden, damit es in die Nähmaschine passt.
Daher kann mit einer Haushaltsnähmaschine in der Mitte eines großen Dacron-Segels keine Reparatur durchgeführt werden, im Randbereich hingegen schon, beispielsweise die durchgescheuerte Führung einer Achterlieksleine.
Segel-, Persenningstoff und Zubehör leiden unter Sonne und Salz
Das UV-Licht in den Tropen grillt alles an Deck unerbittlich. Nachdem wir die Reißverschlüsse am Lazybag, Kuttersegelsack und sogar an der Sprayhood austauschen mussten, entschieden wir uns, diese mit Stoffbahnen zu schützen. Mit Klettverschlüssen versehen, garantieren sie so eine lange Lebensdauer der Reißverschlüsse!
Lukenabdeckungen schützen nicht nur die Luken vor UV-Licht, sie beschatten auch das Innere des Bootes. Als die professionell gefertigten Abdeckungen Löcher bekamen, führte ich eine Reparatur nach der anderen durch, bis praktisch kein Originalmaterial mehr vorhanden war und ich diese knifflige Näharbeit selbst angehen musste.
Generell ist die salzige Meeresumgebung schädlich für Metall, Gummi und Kunststoff. Daher haben wir uns angewöhnt, Sonnenschutzabdeckungen für alles herzustellen, was zu groß oder sperrig ist, um unter Deck gelagert zu werden.
Der Grill sieht mit seiner blauen Haube an der Reling wie ein UFO aus, der Tank für das Beiboot hat einen enganliegenden Maßanzug bekommen und sogar der Schlauch unserer Außendusche am Heck trägt ein modisches Schlangenkostüm, damit das PVC nicht klebrig wird und sich verfärbt. Da unsere zusätzlichen Wasserkanister auf Deck stehen, brauchten sie ebenfalls Schutzbekleidung.
Welche Nähmaschine ergibt Sinn an Bord einer Yacht?
Handelsübliche, moderne Haushaltsmaschinen sind ideal, um das Innendekor an Bord zu verschönern, aber es fehlt ihnen die Durchschlagskraft für dicke Stoffe wie Segel oder Bimini. Die beste und bekannteste Marke für „heavy-duty“-Segelreparaturen ist sicher „Sailrite“, doch so eine professionelle Maschine kostet (inklusive Zubehör) über 1.000 Euro und wiegt 25 Kilogramm.
Wer nicht ganz so viel ausgeben möchte, sucht am besten so wie wir auf dem Gebrauchtmarkt eine alte Nähmaschine einer guten Marke wie Pfaff oder Singer – je einfacher und robuster, desto besser! Eine handbetriebene Maschine funktioniert sicher für kurze Nähte, bei umfangreicheren Reparaturen und Fertigungen bin ich aber froh, dass unsere Pfaff einen Elektromotor hat, der problemlos mit einem kleineren Inverter über die Bordnetzbatterien betrieben werden kann. Er hat 65 Watt. Bei 12 Volt fließt dann ein Strom von etwa 5,5 Ampere.
Die meisten Stoffe halten tropischer Sonne nicht stand, auch wenn sie für den Außenbereich deklariert sind. Sunbrella ist UV-resistent und verblasst kaum, ist aber anfällig für Abrieb, deshalb ergibt es Sinn, an exponierten Stellen Kantenschützer aufzunähen.
Achtung: Sunbrella schrumpft mit der Zeit, somit sollte man immer ein paar Extrazentimeter einrechnen! Lastwagenplanen aus PVC sehen weniger schön aus, sind aber bedeutend widerstandsfähiger.
Fazit
Eine robuste Nähmaschine ist oft recht groß und schwer und mag auf den ersten Blick auf einer meist sowieso schon überladenen Blauwasseryacht viel zu sperrig wirken. Spätestens in den Tropen wird sie jedoch zu einem nützlichen Ausrüstungsgegenstand. Unter der gnadenlosen südlichen Sonne zeigt sich sofort, wenn beispielsweise bei der Sprayhood, den Segeln oder dem Bimini mit dem falschen Garn gearbeitet wurde. Auch sonst wird man oft erst unterwegs feststellen, wo noch in puncto Sonnen- und Regenschutz nachgebessert werden muss. Wer dann eine Nähmaschine dabei hat, spart sich nicht nur den Gang zum Segelmacher oder Sattler, sondern auch bares Geld in der Bordkasse.
Super Post. Wir sind auf die Sailrite irgendwann umgestiegen. Unsere alte Singer war eine fürchterliche Diva. Die Sailrite ist da schon anders. Auf dem YouTube Kanal von Sailrite gibt’s tolle Videos die sehr gut die einzelne Projekte (wie Stackpacks, Polster l, Segelreparatur) detailliert beschreiben. Happy Sewing!