Unterwasseranstrich der Yacht: Antifouling richtig malen (Anleitung)

Ein Beitrag von

Jonathan Buttmann

Jonathan besegelte zusammen mit seiner Frau Claudia von 2013 bis 2019 die Welt. Sie ließen 25.000 Seemeilen im Kielwasser und befuhren ganze drei Jahre lang ihr Traumrevier: den Pazifik. Neben der klassischen Barfußroute besuchten sie vor allem auch abgelegenere Ziele wie die Osterinsel, die Tuamotus, Kiribati, Tuvalu und die Marshallinseln. 2023 veröffentlichten sie das Buch über ihre Reise „Sieben Farben Blau“. Jonathan arbeitet als Journalist rund um das Thema Segeln und Reisen und ist Referent und Organisator verschiedener Seminare und Vorträge. Seit 2020 ist Jonathan Mitglied der BLAUWASSER.DE-Redaktion.

Optimaler Schutz durch korrektes Streichen von Antifouling

Alle Jahre wieder… Das Auftragen von frischem Antifouling ist ein fester Bestandteil der regelmäßigen Wartungsaufgaben für Yachteigner. Antifouling muss periodisch aufgefrischt oder erneuert werden, denn es verliert über die Zeit an Wirkung, trägt sich ab oder fängt im schlimmsten Fall sogar zu blättern an. In der Folge nimmt der Bewuchs durch Algen, Pocken und andere Meereslebewesen zu, beeinträchtigt die Performance der Yacht und greift im späteren Verlauf auch die Schutzschicht des Unterwasserschiffs an. Ein sorgsames Auftragen von Antifouling kann diesen Prozess maßgeblich verlangsamen, sodass die Yacht gut geschützt durch die nächste Etappe oder Saison kommt.

Höchste Zeit für einen neuen Anstrich! ©Sönke Roever

Im Folgenden möchte ich aufzeigen, wie Antifouling effizient aufgetragen wird. Gleich vorab: In diesem Beitrag geht es nicht um die Wahl des richtigen Antifoulings. Eine wichtige Voraussetzung ist natürlich zu wissen, welches Antifouling am besten zum Yachttyp, Fahrtgebiet und Einsatzzweck passt. Zudem muss zuvor die benötigte Menge an Antifouling ermittelt werden, auch diese ist abhängig von Fahrtgebiet und Einsatzzweck.

Bei der Antifoulingwahl muss auch das Fahrtgebiet berücksichtigt werden. ©Sönke Roever

Schutzausrüstung beim Antifouling-Malen

Antifouling dient dazu, ungewünschte Lebewesen vom Unterwasserschiff fernzuhalten. Das geschieht in der Regel durch Beimischung einer toxischen Kupferverbindung oder eines vergleichbaren Biozids. Diese Gifte sind auch für den Menschen gesundheitsgefährdend und können darüber hinaus allergische Reaktionen auslösen. Auch die in der Farbe enthaltenden Lösungsmittel sind gesundheitsschädlich. Folglich ist darauf zu achten, Haut- und Augenkontakte mit dem neuen und alten Antifouling zu vermeiden und möglichst wenig Staubpartikel und Lösungsmitteldämpfe einzuatmen.

Gefahrenkennzeichnung auf einer Farbdose. ©Sönke Roever

Empfohlen wird daher das Tragen eines Overalls entweder mit Kapuze oder einer separaten Kopfbedeckung, einer Schutzbrille und Handschuhe. Ausrangierte Kleidung, die danach weggeworfen werden kann, geht theoretisch auch. Doch Achtung: Die Kleidung sollte nach Möglichkeit nicht fusseln, damit keine Fasern der Kleidung im frischen Antifouling eingearbeitet werden.

Bei Arbeiten unter dem Boot besteht die Gefahr, mit Antifouling in Kontakt zu kommen! Ein Anzug schützt davor. ©Sönke Roever

Tipp: Gummihandschuhe sind feiner als handelsübliche Bauhandschuhe und machen den Umgang mit Pinseln und Rollern einfacher. Zudem sind sie wasserdicht und können sich dadurch auch nicht mit Farbe vollsaugen. Dafür reißen sie jedoch recht leicht. Ein guter Kompromiss sind die dickeren Gummihandschuhe für den Haushalt.

Beim Antifoulingauftragen ist Schutzkleidung wichtig. ©Sönke Roever

Für den Atemschutz eignen sich Staubmasken, besser sind jedoch spezielle Lackierermasken, die auch die Lösungsmitteldämpfe herausfiltern. Sollte, trotz Schutzes, ein Farbspritzer auf die Haut oder in die Augen kommen, schnell mit reichlich Wasser spülen.

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Das Material zum Auftragen des Antifoulings

Zum Auftragen von Antifouling eignen sich am besten Farbrollen, auch Farbwalzen genannt. Doch aufgepasst: Einige Farbrollen lösen sich durch die im Antifouling enthaltenen Lösungsmittel auf. Die Folge ist nicht nur ein erheblicher Rollenverschleiß, sondern auch etliche unschöne Rollenreste und Fussel, die am frisch gestrichenen Unterwasserschiff haften. Die Rollen müssen daher am besten lösungsmittelresistent sein. Im Zweifel lieber noch einmal beim Verkäufer der Farbe nachfragen, ob sich die Lackierwalzen mit dem Antifouling vertragen.

Lieber ein paar Lackierwalzen mehr einplanen. ©Sönke Roever

Auch sonst ist Rolle nicht gleich Rolle. Mit Lammfellwalzen geht es schneller vorwärts, da sie mehr Farbe aufnehmen können. Schaumstoff- oder Mohairwalzen ergeben dafür eine glattere Oberfläche. Mit größeren Rollen lassen sich zwar schneller größere Flächen abarbeiten, dafür wird es schwieriger in den Rundungen. Für ein besonders glattes Finish kann auch mit einem Farbkissen nachgearbeitet werden.

Wer unsicher ist, sollte zunächst auf einer kleinen Fläche mit verschiedenen Rollen ausprobieren, wie das gewünschte Ergebnis erreicht werden kann. Doch so viel vorweg: Antifouling ist keine aufwendige Bootslackierung, bei der ein perfektes Hochglanzfinish angestrebt wird. Kleine Unebenheiten sind akzeptabel. Das gilt vor allem für selbstpolierendes Antifouling, da sich durch das langsame Abtragen der Farbe im Wasser der Unterwasseranstrich über die Zeit von selbst glättet.

Beim Rumpf liegt das Augenmerk mehr auf der Optik als beim Unterwasserschiff. ©Sönke Roever

Zur Rolle gehören passende, mehrfach verwendbare Steckbügel. Hier empfiehlt es sich, etwas längere zu nehmen. Das macht nicht nur das Streichen des Kiels einfacher, es ermöglicht zudem, mehr Abstand von der Farbe zu halten.

Tipp: Auch wenn die Steckbügel mehrfach verwendbar sind, sollte lieber einer mehr angeschafft werden. Damit kann im Arbeitsprozess eine abgenutzte Rolle mit dem Bügel erstmal zur Seite gelegt werden, während mit einer anderen weitergearbeitet wird. Angetrocknete Rollen lassen sich später, beispielsweise durch einen Schlag mit dem Bügel gegen einen der Bootständer oder den Rand einer alten Farbdose, spritzfrei und ohne lästiges Beschmieren der Handschuhe abschlagen.

Sind alle Materialien vor Ort, kann es losgehen. ©Sönke Roever

Passend zur Breite der Rollen werden Farbwannen benötigt. Um Verunreinigungen und chemische Reaktionen der Farbe zu vermeiden, sollte generell nicht direkt aus der Dose gestrichen werden. Am einfachsten ist es, für jeden Anstrich eine neue Farbwanne einzuplanen. Farbwannen können mehrfach verwendet werden, dann müssen sie jedoch nach dem Anstreichen gesäubert werden. Getrocknete Farbreste bröckeln sonst beim nächsten Anstrich in die Farbe.

In der Wanne kann die Farbe erst einmal abgerollt werden, sodass die Rolle nicht übersättigt ist. ©Sönke Roever

Tape (Maskingtape) wird zum Abkleben des Wasserpasses und weiteren Bereichen, die nicht mit der Farbe in Berührung kommen sollen, benötigt. Hier nicht sparen! Wichtig: Das Abklebeband sollte Lacke vertragen können und vor allem auch rückstandslos wieder zu entfernen sein. Billiges Malerkrepp ist ungeeignet. Ein gutes Tape kann auch für mehrere Anstriche auf dem Bootsrumpf bleiben und muss nicht immer wieder neu aufgebracht werden.

Hochwertiges Tape für Lackierarbeiten ist meist blau, gelb oder grün. ©Sönke Roever

Für die Feinarbeiten, wie beispielsweise den Wellenaustritt oder Wellenbock, wird noch ein Pinsel benötigt. Dieser sollte für Lacke geeignet sein und nicht haaren. Antifouling muss ausreichend aufgerührt werden, dazu werden Umrührstäbe benötigt.

Tipp: Bei Dosen mit mindestens 2 Litern Inhalt können auch gut Rühraufsätze benutzt werden, die in einen Akkuschrauber gespannt werden.

Sollte das alte Antifouling Schäden oder Rückstände von Pocken und Algen aufweisen, fehlen noch Schleifpapier und Schleifbock. Hierfür ist es ratsam, Schleifpapier zum Nassschleifen zu verwenden, es reduziert die Staubbildung. Für härtere Bewuchsfälle eignen sich alternativ Spachtel, Spezialschaber oder Ziehklingen.

Mit der Ziehklinge kann hartnäckiger Schmutz entfernt werden. ©Sönke Roever

Zu guter Letzt fehlt noch ein altes Marmeladenglas mit Deckel. Darin kann ein wenig Farbe aufgehoben werden, mit der später beim Kranen die letzten verbleibenden Stellen ausgebessert werden können. Besonders am Kiel oder den Stützen verbleiben immer einige wenige Ecken, die am aufgebockten Boot nur schwer gestrichen werden können.

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Rahmenbedingungen

Das richtige Wetter zum Antifouling-Streichen

Für den perfekten Antifoulinganstrich muss auch das Wetter im Auge behalten werden. Generell sollte nach ein paar Tagen mit stabilem und trockenem Wetter Ausschau gehalten werden. Zu viel Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen beeinträchtigen die Haftung des Antifoulings. Auch die vom Hersteller empfohlene Mindesttemperatur der Umgebung muss eingehalten werden.

Gut geschützt vor Regen in der Halle arbeiten. Das macht die Planung einfacher. ©Sönke Roever

Hallenlieger haben hier einen klaren Vorteil, doch aufgepasst: Hallen bleiben länger kalt. Die schweren Bleikiele der Yachten wirken in der Halle wie Eiswürfel im Glas. Während draußen schon frühlingshafte Temperaturen herrschen, kann es in der Halle noch viel zu kalt für einen Anstrich sein.

Ein im Freien stehendes Boot wärmt sich durch die vorbeistreichende Luft wesentlich schneller auf. ©Sönke Roever

Der richtige Zeitpunkt zum Antifouling-Streichen

Damit Antifouling und Grundierung optimal funktionieren, müssen die vom Hersteller vorgegebenen Zeitintervalle beim Malen eingehalten werden. Das gilt sowohl für die Überstreichintervalle als auch für den Zeitpunkt des Zu-Wasser-Lassens. Kritisch ist hier nicht nur der Zeitpunkt, ab wann ein Boot nach dem letzten Anstrich zu Wasser gelassen werden kann. Wichtig zu beachten ist auch, wie lange die Yacht nach dem letzten Anstrich noch im Trockenen liegen darf. Prinzipiell ist es besser, diesen Abstand eher kurz zu halten. Es ergibt keinen Sinn, Antifouling zum Ende einer Saison aufzutragen, um im Frühjahr schneller ins Wasser zu kommen.

In dieser Tabelle aus der Anleitung von Seajet sind die Überstreichintervalle in Abhängigkeit von der Temperatur angegeben. ©Seajet

Auch die Tageszeit ist wichtig. Im deutschen Frühjahr eignet sich am besten der späte Vormittag zum Arbeitsbeginn, dann ist es schon ausreichend warm. Um nächtliche Temperaturschwankungen und Feuchtigkeit durch Taubildung zu vermeiden, darf der letzte Anstrich des Tages nicht zu spät erfolgen. Das Antifouling sollte möglichst noch am Nachmittag ordentlich trocknen.

Wie viele Personen benötige ich zum Antifouling-Streichen?

Ein Unterwasserschiff zu streichen kann problemlos auch allein erledigt werden, doch mit mehr Leuten macht es nicht nur mehr Spaß, es geht auch schneller. Demzufolge wird es auch einfacher, Überstreichintervalle einzuhalten.

Bei Arbeiten am Unterwasserschiff ist jede helfende Hand willkommen. ©Sönke Roever

Helfende Hände und ein zweiter Blick sind auch beim Abkleben des Wasserpasses von Nutzen. Nicht zuletzt hilft eine weitere Hand auch bei kleineren Unfällen wie beispielsweise Farbspritzern am Rumpf oder einem aus der Hand gefallenen Pinsel.

Vorbereitung des Unterwasserschiffs für das Malen mit Antifouling

Zunächst sollten alle Opferanoden entfernt werden. Falls das nicht möglich sein sollte: am besten abkleben. Übergestrichene Anoden funktionieren nicht mehr!

Aufschraubte Anoden entfernen und die Halterungen am Rumpf abkleben, sie müssen später wieder eine leitende Verbindung mit dem Rumpf haben. ©radiopelicano.de

Der Untergrund des Unterwasserschiffs muss gut vorbereitet sein, damit das Antifouling optimal haftet. Üblicherweise wird das Unterwasserschiff beim Kranen in der Werft mit einem Hochdruckreiniger gereinigt. Verbleibende Verunreinigungen, beispielsweise durch Seepocken oder Seegras, müssen manuell entfernt werden.

Die Arbeit mit dem Hochdruckreiniger erledigt meist ein Mitarbeiter der Marina beim Kranen. ©Sönke Roever

Mit ziemlicher Sicherheit muss im Bereich der Ständer oder Schlaufen des Krans nachgearbeitet werden. Im besten Fall reicht Abbürsten, alternativ muss mit Schleifpapier, Ziehklingen oder Spachteln gearbeitet werden.

Wichtig: Pocken sollten möglichst rückstandslos entfernt werden. Nicht nur die Farbe haftet schlecht an Pockenresten, sie enthalten auch ein Hormon, das neue Pocken zum Ansiedeln anregt.

Nicht nur die Farbe haftet schlecht an Pockenresten, sie enthalten auch ein Hormon, das neue Pocken zum Ansiedeln anregt. ©Sönke Roever

Ein intakter Untergrund muss nicht zwangsläufig angeraut werden, er muss aber trocken, fett- und staubfrei sein. Ein leichter nasser Anschliff mit Schleifblock und Schleifpapier zum Nassschleifen stellt jedoch sicher, dass nichts übersehen wurde und der Untergrund optimal vorbereitet ist. Lose Farbschichten und Blasen müssen in jedem Fall mit Schleifpapier (Nassschleifen) und Spachtel entfernt werden. Scharfe Kanten an kleineren Abblätterungen sollten dabei mit Schleifpapier geglättet werden.

Aufgepasst: Wenn das vorhandene Antifouling gerissen ist oder gar abblättert, sollte es komplett entfernt werden. Andernfalls wird der neue Anstrich nicht richtig haften und das Arbeitsergebnis mit Sicherheit nicht zufriedenstellend sein.

Hier muss ein komplett neuer Farbaufbau her. ©Sönke Roever

Wichtig: Dreck oder Staub, die im Zusammenhang mit Antifouling entstehen, sind giftig. Antifouling gehört nicht in die Natur, geschweige denn in das Grundwasser. Unbedingt den Umweltschutz am Arbeitsplatz beachten und jeden Dreck fachgerecht entsorgen. Sollte der Untergrund nicht fest und sorgfältig zu reinigen sein, am besten eine Plane unterlegen!

Antifoulingreste gehören nicht in die Umwelt. Hier werden sie in einer Kiste gesammelt. ©Sönke Roever

Abkleben des Unterwasserschiffs für das Malen mit Antifouling

Wie bei jeder Malerarbeit ist es am einfachsten, alle Bereiche, die nicht überstrichen werden sollen, zunächst abzukleben. Bei der Arbeit am Unterwasserschiff sind das in der Regel der Wasserpass und die Propellerwelle. Der Propeller selbst lässt sich auch gut durch eine Plastiktüte schützen. Borddurchlässe und Geber, wie Sumlog oder Echolot, sind in der Regel unproblematisch, hier hilft Antifouling eher gegen ungewünschten Bewuchs. Aufgepasst mit dem Schaufelrad der Logge, es kann durch Antifouling blockieren.

Ein Streifen Tape neben dem Wellenbock schützt die Welle. ©Sönke Roever

Die größte Herausforderung beim Abkleben ist es, den Wasserpass möglichst wellenfrei, also gerade, abzukleben. Der Trick ist, auf Augenhöhe zu arbeiten und vorzugsweise in einem Stück statt in kleinen Abschnitten abzukleben. Das Klebeband wird zunächst an einem Punkt am Bug oder Heck sauber angeklebt, dann werden 1,5 bis 2 Meter abgerollt, möglichst straff gehalten, am nächsten Punkt verklebt und so weiter. Am Ende werden die Bereiche zwischen den Punkten durch leichtes Steichen verklebt. Im besten Fall begutachtet ein Helfer in etwas Abstand die Arbeit und gibt Tipps.

Das Abkleben des Wasserpasses erfordert Konzentration. ©Sönke Roever

Ist alles vorbereitet, kann es an den ersten Anstrich gehen. Sollte vom Hersteller des Antifoulings eine Grundierung vorgesehen sein, kann diese jetzt aufgebracht werden. Doch Achtung, ab dem Zeitpunkt des ersten Anstrichs müssen die Überstreichintervalle beachtet werden! Einige Hersteller empfehlen, die erste Schicht Antifouling aufzutragen, solange die Grundierung noch feucht ist.

Eine Grundierung kann das verbliebene Antifouling verhärten und die Anhaftung des neuen Antifoulings verbessern. ©Sönke Roever

Das Auftragen der Antifouling-Farbe auf den Rumpf der Yacht

Ein wichtiger und oft vergessener Punkt beim Arbeiten mit Antifouling ist das ausreichende Aufrühren. Die schweren Pigmente und Zusatzstoffe der Farbe setzen sich am Boden ab und brauchen eine Zeit, bis sie sich wieder mit dem Rest der Farbe verbinden. Antifouling erzielt nur gute Ergebnisse, wenn die Farbe zuvor so lange aufgerührt wurde, bis sie eine gleichmäßige Masse ergibt. Das kann mitunter einige Minuten dauern! Vernünftige Rührstäbe sind unerlässlich (siehe oben). Einfacher geht es mit dem Akkuschrauber und einem Rühraufsatz aus dem Farbhandel (Drehzahl beachten, Spritzgefahr!) 🙂

Ausreichend aufgerührtes Antifouling ist an der gleichmäßigen Farbe und Dichte erkennbar. ©Sönke Roever
Im nächsten Schritt wird ein Teil des Antifoulings in die Farbwanne gegeben und mit der Rolle aufgetragen. ©Sönke Roever

Je nachdem, wie schnell die Farbe verarbeitet wird, muss während der Verarbeitung noch einmal nachgerührt werden. Eine Verdünnung ist in der Regel nicht nötig. Lediglich beim Streichen von Antifouling in tropischen Regionen mit hohen Temperaturen kann das notwendig werden. Dort verdampfen die Lösungsmittel schneller.

Gleichmäßiges Auftragen ist wichtig beim Antifoulingstreichen. ©Sönke Roever

Am effizientesten und gleichmäßigsten hat sich beim Auftragen das Rollen im Kreuzverfahren erwiesen, also zunächst einmal waagerecht und dann nochmal senkrecht rollen. Stellen, die nicht mit der Rolle bearbeitet werden können, werden mit einem Pinsel nachgebessert. Auch „Lacknasen“ können mit dem Pinsel geglättet werden. Ist die erste Schicht aufgetragen, muss das Verarbeitungsintervall eingehalten werden, bis die nächste Schicht aufgetragen wird.

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Die stark beanspruchten Stellen, wie der Wasserpass oder die Kielsohle, bekommen eine Extra-Schicht Farbe. Wie viele Schichten aufgetragen werden müssen, ergibt sich aus der zuvor errechneten Antifoulingmenge für die Anwendung. Die Herausforderung dabei ist: Um optimalen Schutz zu erlangen, sollte die errechnete Farbmenge am Ende aufgebraucht und möglichst gleichmäßig auf dem Unterwasserschiff verteilt sein. Bessere Ergebnisse als ein dicker erzielen mehrfache dünne Anstriche.

Hinweis: Bitte keinen Schreck bekommen, wenn das Unterwasserschiff noch nicht den versprochenen Farbton hat, der echte Farbton des Antifoulings erscheint erst im Wasser.

Beim Streichen der Krümmung zum Kiel hilft ein Pinsel. ©Sönke Roever

Die Stellen unter den Ständern werden beim Zu-Wasser-Lassen gemalt, dafür, wie zuvor beschrieben, einen Rest des Antifoulings aufheben und am besten in ein Marmeladenglas mit Deckel füllen. Beim Auffrischungsmalen reicht das Ausbessern aus. Bei einer Grundüberholung sollten die Stützen nach und nach versetzt werden, um die Bereiche darunter nachzubessern.

Sicherheitshinweis: Das Versetzen der Stützen sollte nicht unterschätzt werden. Hier besteht akute Kippgefahr der Yacht. In jedem Fall das Werftpersonal um Hilfe bitten!

Auch die Standpunkte der Yacht unter dem Kiel müssen beim Kranen noch Farbe bekommen. ©radiopelicano.de

Tipp: Das Klebeband ist einfacher zu entfernen, wenn die Farbe noch nicht durchgetrocknet ist. Damit wird auch vermieden, dass Teile des frischen Antifoulings mit abgerissen werden. Das ist nach all der Arbeit sehr frustrierend, da davon meist gerade der sichtbare Wasserpass betroffen ist. Werkzeuge wie beispielsweise die Steckbügel können gut mit Verdünnung gereinigt und beim nächsten Mal wiederverwendet werden.

Frisch gestrichen und bereit zu neuen Abenteuern! ©Sönke Roever

Hinweis

Mit dem Inkrafttreten der Biozid-Durchführungsverordnung (ChemBiozidDV) am 1. Januar 2025 wird der Verkauf von biozidhaltigen Produkten neu geregelt. Davon betroffen sind auch Produkte, die dem Schutz und der Pflege von Yachten dienen, wie zum Beispiel Antifoulings. Für Segler ändert sich vor allem, dass biozidhaltige Produkte nur noch nach einem Verkaufsgespräch mit geschultem Personal gekauft oder bestellt werden können. Das bedeutet aber nicht, dass sie nicht mehr im Handel erhältlich sind – sie können weiterhin vor Ort gekauft werden, sofern das vorgeschriebene Beratungsgespräch stattgefunden hat. Frag am besten den Händler deines Vertrauens, ob er auch nach 2025 noch biozidhaltige Produkte verkaufen wird.

Der freie Zugang zu biozidhaltigen Produkten wie Antifoulings wird dadurch eingeschränkt, dass diese nur noch von Sachkundigen, also geschultem Personal mit einem um Biozide erweiterten Sachkundenachweis, verkauft werden dürfen. Diese Personen sind verpflichtet, den Käufer umfassend zu informieren – unter anderem über die richtige Anwendung, Risiken und Risikominderung, Lagerung und Entsorgung, Vorsichtsmaßnahmen für eine sichere Anwendung, vorbeugende Maßnahmen zur Schädlingsbekämpfung und weniger riskante Alternativen. Darüber hinaus muss sich der Verkäufer in einem Gespräch vergewissern, dass der Käufer die Produkte sachgerecht und im vorgesehenen Rahmen, beispielsweise für den Anstrich eines Unterwasserschiffes, verwendet und sie nicht zweckentfremdet oder umweltschädlich einsetzt.

Im Fachhandel erfolgt das Übergabegespräch persönlich vor Ort, im Versandhandel per Telefon oder Videochat. Das Abgabegespräch ist im Versandhandel vom Händler zu dokumentieren, um die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben nachweisen zu können.

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Fazit

Antifouling streichen gehört neben dem Ölwechsel vermutlich zu den häufigsten Wartungsarbeiten, die Yachtbesitzer selbst machen. Die Farbe ist relativ einfach zu verarbeiten und verzeiht kleinere Fehler. Letztendlich liegt ein Großteil der Arbeit unter der Wasseroberfläche verborgen und muss demzufolge nicht zwangsläufig perfekt aussehen.

Damit Antifouling langfristig haften bleibt und verlässlich vor Bewuchs schützt, muss der Untergrund sorgfältig vorbereitet und die Farbe korrekt aufgetragen werden. Nur so wird die Yacht ausreichend geschützt und bis zum nächsten Anstrich die optimale Segelperformance bieten.

Mehr Infos zum Thema gibt es auch bei SEAJET.

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Heribert Schreckenberg
Heribert Schreckenberg
2 Jahren her

Sehr schöner Bericht. Habe noch einen Rückenschonenden Tipp: auf JEDEN Fall zum Farbauftrag die Rolle auf einer Teleskopstange befestigen und auf Körpergrösse einstellen. Nebenbei spart es Auch Zeit

HPK
HPK
2 Jahren her

guter Beitrag mit viellen Tips und Tricks mit vielen Hintergrunddetails. Super Bilder dazu!

S. P.
S. P.
2 Jahren her

Kleiner Tipp. Im Malerfachhandel gibt es für kleines Geld Eimer mit 2,5 l bzw. 5l Fassungsvermögen und die zusätzlichen kl. Abstreifgitter. Das funktioniert besser als mit den abgebildeten Farbbehälter. Nach Gebrauch und Trocknung von verbleibenden Farbresten im Hausmüll entsorgen.

Thomas
Thomas
2 Jahren her

Wenn man zweimal aufträgt, haben sich verschiedene Farben des Antifoulings je Lage bewährt. Mit zwei Farben sieht man, ob die zweite Schicht auch flächendeckend aufgetragen ist. Bei gleichen Farben übereinander ist dies oft schwer zu erkennen.